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streichelt ihren Rücken, ihre Arme und zieht sie an sich.

      »Liebes«, flüstert er heiser, »wir haben heute verspielt. Es geht nicht. Die Zeit ist noch nicht reif. Ich mache dir keine Vorwürfe. Narren machen anderen für ihr Tun Vorwürfe. Ich hätte mich von dir nicht verleiten lassen sollen. Du kennst diese Römer nicht wie ich. Wie solltest du auch? Mit exotischen Maßstäben lassen sie sich nicht messen.«

      »Ich bin nicht exotisch!«

      Seine Stimme wird sehr zart. Als spräche er zu einem Kinde, als wolle er einen Schmerz, den er ihr angetan hat, fortstreicheln, sagt er sänftigend: »Sie sind hohl. Aber diese Höhlung ist von der fixen Idee des Republikanertums angefüllt. Sie wissen kaum noch, was Republik ist. Aber gerade darum klammern sie sich an diese Phrase. Wer regiert Rom? Ich. Aber das Wort Monarch – König meiden sie wie die Pest.«

      Er schweigt, hält sie in den Armen, wartet, daß ihr gespannter Körper sich löst, ihr Ärger verebbt. Als sie spricht, ist ihre Stimme noch voller Gegnerschaft.

      »Und wegen dieser Marotte soll unser gewaltiger Plan – ?«

      »Alles braucht seine Zeit der Reife«, bedenkt er.

      »Du hast die Armee!« ruft sie ungezügelt. »Schaff die Reife.«

      Er schüttelt den Kopf. »Auf Lanzen und Schwerter kann man kein Königtum bauen.«

      Sie lodert auf. »In Alexandrien warst du kühn.«

      Er lächelt. »Da galt es auch, dich zu erobern.«

      Doch ihr Sinn steht nicht auf Scherz und Galanterie. Sie setzt sich wieder, kauert sich unnahbar, igelig zusammen.

      Da beugt er sich zu ihr vor. Seine tiefliegenden Augen liebkosen sie, seine braunen Hände strecken sich nach ihr aus, seine Stimme ist eine Zärtlichkeit. »Kleo, nimm deinen durchleuchtenden Verstand zusammen. Vergiß deine Enttäuschung. Du verlangst, daß ich zu dir wie zu meinesgleichen spreche. Jetzt tue ich es. Ich –«

      »Ach, was nutzt das alles!« wehrt sie ergrimmt.

      »Aber, Liebste«, tadelt er sacht, »weil nicht alles gleich im ersten Ansturm gelingt!«

      »Gleich – ist ausgezeichnet!« höhnt sie. »Nun sag mir bloß noch, daß Rom nicht an einem Tage gebaut worden ist.«

      »Ich pflege nicht in Sprichwörtern zu reden«, verweist er kühl.

      Da springt sie wieder empor. »Herrgott, wohin verlieren wir uns! Wie aufgezogene Puppen radebrechen wir miteinander. Rede doch endlich rotes Blut, Gajus! Was soll nun geschehen? Was wird aus unserem Reich? Wir disputieren, als wären wir langbärtige Philosophen.«

      »Na, na!« scherzt er.

      »Sie reißen die Krone von deinem Haupte und wir sitzen hier und drechseln Worte. Was gedenkst du nun zu tun, nachdem alles mißlungen ist?«

      »Du übertreibst, Kleo. Alles ist nicht mißlungen. Wir haben die Dinge nur unklug überstürzt. Aber etwas haben wir erreicht.«

      »Was – bitte?« fordert sie messerscharf.

      »Ich habe den Gedanken des Königtums in die Massen geworfen«, sagt er langsam. »Den Keim ausgesät. Trotz allem. Die Idee lebt.«

      Sie will unterbrechen, doch er hemmt ihr Ungestüm mit einer leichten Bewegung der Hand.

      »Noch vor Monaten – vor Wochen noch, wäre der Gedanke einer Monarchie in Rom allen als glatter Irrsinn erschienen. Heute ist er schon eine Möglichkeit, eine –«

      »Ich will Wirklichkeit!«

      »Ich auch, Kind«, stimmt er eifrig zu. »Ich bin Zeit meines Lebens ein sehr realer Politiker gewesen.« Er lächelt überlegen. Es scheint, als gehöre dieses Lächeln nicht zu dem verfallenen Gesicht.

      Kleopatra hebt das Kinn, ihre Augen sind halb geschlossen. Spitz fragt sie: »Und was gedenkt der große Realpolitiker jetzt zu tun?«

      »Wenn du Geduld hast, will ich es dir sagen, Kleo. Ich werde tun, was ich immer tun wollte. Was ich bis zum letzten Panzerriemen vorbereitet habe. Wovon ich mich nur durch deine – meine Liebe zu dir habe abtreiben lassen. Ich ziehe in vier Tagen in den Partherkrieg.«

      Da wächst sie steil empor von ihrem Sitze. Es ist, als hätten seine Worte sie mit noch intensiverem Leben erfüllt. Fortgeweht ist ihre Keckheit, ihre harte Stimme, ihr unduldsamer Mund. Sie spricht wie eine Frau in höchster Angst.

      »Du willst erst nach Persien?!«

      »Ja.«

      »Das ertrage ich nicht! Hörst du! Das kann ich nicht ertragen.«

      Er beugt sich wieder zu ihr vor und packt sie in den Bann seiner strahlenden schwarzen Augen, das einzige an ihm, das stark und jung geblieben ist. »Kleo, du mußt es ertragen!«

      »Hier sitzen und harren –«

      »Nicht hier.«

      »Sondern?«

      »In Alexandrien.«

      Ihr Körper bebt vor Zorn und Verzweiflung.

      »Komm her«, sagt er weich.

      Sie rührt sich nicht. Ihr kleiner Körper zuckt und windet sich in Ungemach.

      Mit einem leisen Lächeln faßt er ihr Kleid, zieht sie an sich, zieht sie auf seinen Schoß, birgt sie in seine Arme wie ein klagendes krankes Kind. Flüstert zu ihr herab. Er ist zärtlich, wie ein Vater, gütig wie ein Freund, und bisweilen wird es die Stimme eines erschütterten Geliebten.

      »Sei vernünftig, du Klügste auf Erden. Sei doch bloß ein bißchen vernünftig. Komm, komm, weine nicht, mein geliebtes Mädchen. Begreif doch, so geht es nicht. Das hast du nun doch selbst gesehen. Sie sperren sich gegen mich und dich. Mit Gewalt kann man Verfassungen nicht erzwingen – nicht für die Dauer. Ich brauche noch eine große Tat. Eine gewaltige, hinreißende. Eine, die diese Plebejer begeistert, ihre Hirne umnebelt. Eine Alexandertat. Nur kriegerische Lorbeeren wirken auf diese stumpfen Gemüter. Bis nach Indien muß ich meine Legionsadler siegreich tragen. Und wenn ich dann mit den Schätzen Indiens beladen heimkehre, dann Geliebte, dann – wenn sie neben dem Kriegsruhm sehr reale greifbare Erfolge sehen – wenn ich dann meinen Triumph feiere – dann sollst du sehen, wie sie dem Könige zujubeln.«

      Sie liegt ganz still an seine Brust gebettet. Schluchzt nur noch vom Weinen nach.

      »Ich wollte es immer. Ich will mich vor dir mit meiner politischen Einsicht nicht brüsten. Ich bin ein alter Routinier. Du ein leidenschaftliches junges Weib. Dein Plan ist groß und herrlich. War er immer, wird er immer bleiben. Es handelt sich nur um das Tempo seiner Verwirklichung. Unser Weltreich, Kleo, wird, so wahr ich dich liebe und in meinen Armen halte. Dann, mit der Erde zu deinen kleinen herrlichen Füßen, wirst du mein Weib, alle unsere Träume werden Wahrheit.«

      Der Klang seiner Stimme ändert sich, wird härter, rauher. Es wird die Stimme des Staatsmannes. Der Geliebte ist verschwunden.

      »Aber hier kannst du nicht bleiben, während ich in Persien bin. Deine Anwesenheit arbeitet gegen uns. Erinnert sie stets an unseren Plan. Der muß tief und unbemerkt fortwuchern, wie ein Saatkorn

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