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DAS HAUS DER MONSTER - DIE MONSTER SIND ZURÜCK. Danny King
Читать онлайн.Название DAS HAUS DER MONSTER - DIE MONSTER SIND ZURÜCK
Год выпуска 0
isbn 9783958355125
Автор произведения Danny King
Жанр Языкознание
Серия Das Haus der Monster
Издательство Bookwire
»Ich hatte gehofft, dass der Fluch mittlerweile aufgehoben wäre. Die Zeit kann den Griff der Toten über diese Welt manchmal lösen, und wir mussten nun mal dringend verkaufen. Wir sind schließlich nur zwei alte Junggesellinnen und haben niemanden, der uns in unserem hohen Alter unterstützt.«
»Sie hatten gehofft?«, sagte ich empört. »Was für eine Art von Entschuldigung soll das denn bitte sein?« Doch die einzige Antwort, die ich erhielt, war Virginias Duftkerzenflackern und Millys Teeschlürfen. So vieles an dieser Sache ergab einfach keinen Sinn. »Wenn das Cottage jetzt schon so lange Zeit Ihnen gehört, warum ist der Bauer dann nie hinter Ihnen her gewesen?«
»Weil wir nie versucht haben, in dem Gebäude zu wohnen, es steht nur auf unserem Land«, erklärte sie, was ich lustig fand. Ich hatte bis dahin nicht realisiert, dass juristische Schlupflöcher auch in der Hölle galten. »Außerdem habe ich meine Kenntnisse der alten Bräuche dazu benutzt, eine keltische Schutz-Rune auf diese vier Wände zu zaubern. Nichts kann diese Schwelle überschreiten, solange diese über uns wacht.«
»Und es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, eine von denen auch auf mein Cottage zu zaubern?«, fragte ich und war nicht sicher, von welcher der beiden Schwestern ich mich gerade gekränkter fühlte.
»Doch, natürlich. Deshalb hat Ginny Ihnen doch das Schutzamulett gebracht. Oder etwa nicht?«, fragte Milly jetzt Virginia, die eisern darauf bestand, dass sie das getan hatte.
»Welches verdammte Amulett denn?«
Wie es schien, sprach sie dabei über die grässliche schwarze Vase, die Virginia mitgebracht hatte. Anscheinend war diese in Wirklichkeit eine Art übernatürliche Waffe, die dazu gedacht war, böse Geister fernzuhalten. Doch bisher hatte sie meiner Meinung nach herzlich wenig getaugt. Ganz im Gegenteil, kaum hatte Virginia sie zu uns gebracht, war der Bauer aufgetaucht.
»Das war nicht der Bauer. Das waren die anderen Geister, die im Haus wohnen. Sie fliehen stets infolge der Auferstehung des Meisters«, verkündete Milly dramatisch.
Die beiden hatten etwas ausgesprochen Verlogenes an sich. Vielleicht lag es an der späten Uhrzeit, vielleicht auch am widerlichen Geruch des schmelzenden Kerzenwachses, aber irgendetwas passte mir hier ganz und gar nicht. Ich zweifelte nicht daran, dass ein böser Geist zum Leben erwacht war, doch ich hatte meine Mühe damit, zu verstehen, warum er sich gerade an mich geheftet hatte und mir den ganzen Weg bis nach Rhiconich gefolgt war.
»Das Gebäude haben Sie vielleicht verlassen, aber Ihr Name steht dennoch auf dem Pachtvertrag. Sie können dem Bauern nicht entkommen, solange das Cottage noch rechtmäßig Ihnen gehört.«
Das erklärte zumindest, warum alle vorherigen Käufer die Pacht direkt zurückgegeben hatten, kurz nachdem sie diese erworben hatten – Stichwort Kaufreue – aber trotzdem: Warum hatte der Bauer seine Rachegelüste nie auf die Schwestern gerichtet? An dieser Geschichte war auf jeden Fall mehr dran als zwei Hühnereier und eine Kerze, die wie ein Pimmel aussah, da war ich mir sicher, aber im Moment war mir das alles egal. Ich wollte nur, dass mir der Bauer endlich vom Leib blieb, und wenn ich das durch die Rückgabe der Pacht erreichen konnte, dann war ich nur zu gern bereit dazu.
Es gab nur einen Haken – einen ziemlich eindeutigen.
»Ich fürchte, wir können Ihnen Ihr Geld nicht zurückzahlen. Das können wir uns leider nicht leisten«, sagte Milly nun ganz offen. »Aber wir wären dazu bereit, das Grundstück wieder zu übernehmen, damit der Fluch von Ihren Schultern genommen wird.«
Genau da begriff ich plötzlich alles. Was für ein riesengroßer Schwindel! Wie oft hatten sie die Pacht an diesem Haus schon verkauft, nur um sie dann fast augenblicklich ohne Geld-Rückerstattung wieder zurückzubekommen? Fünf oder sechs Mal? Wer brauchte bei einem so gewinnbringenden Schwindel wie diesem noch einen Mann im Haus? Aber eine Sache war mir weiterhin unklar. Wie hatten sie die Pacht zurückbekommen, nachdem Heike verschwunden war? Hatte sie ihnen diese praktisch vom Grab aus überschrieben?
Milly wirkte ungerührt, als ich sie danach fragte und sie mir erklärte, dass es eine Klausel in dem Vertrag gab, die es ihnen erlaubte, das Eigentumsrecht zurückzufordern, falls das Haus länger als fünf Jahre leer stand. Heike war zwei Wochen, nachdem sie durch die Haustür spaziert war, verschwunden, und fünf Jahre und einen Tag später hatten die Schwestern das Cottage wieder auf den Markt gebracht, damit der nächste arme Trottel es pachten konnte.
»Es steht schließlich auf unserem Grundstück, da ist es doch unser gutes Recht, dass wir unter solchen Umständen etwas daran verdienen«, erwiderte sie ohne einen Anflug von Scham. Dann wandte sie sich an Virginia und deutete auf eine der Schubladen des Sideboards. »Hol die Papiere für Mr. Black, damit er sie unterschreiben kann und wir die Sache umgehend hinter uns bringen können.«
Virginia holte daraufhin einen Ordner aus der Schublade und legte einige Rechtsdokumente vor mich, zusammen mit einem Füller. Milly hatte diese Prozedur augenscheinlich schon so oft wiederholt, dass sie mittlerweile ein alter Hase darin war. Es gab weder Formwidrigkeiten noch Gefühle. Für sie war das alles nur ein weiterer Arbeitstag, und sie war offenbar der Meinung, bereits alles unter Dach und Fach zu haben.
»Welche Wahl haben Sie denn schon?«, fragte sie, nahm dem Füller in die Hand und reichte ihn mir. »Unterschreiben Sie einfach und Sie sind wieder frei. Wenn Sie sich weigern, dann ergeht es Ihnen wie diesem deutschen Mädchen.«
Manche Hunde waren am wildesten, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen, und ich spürte, wie sich mir das Fell sträubte, sogar ganz ohne Mond.
»Angenommen ich hätte ein Gegenangebot?«, fragte ich und stand mit wutgeballten Fäusten auf. Doch die Schwestern waren offenbar auch darauf vorbereitet, denn ich hörte, wie hinter mir eine Schrotflinte geladen wurde.
Bis zu diesem Augenblick war ich bereit gewesen, das Cottage einfach als Verlust abzuschreiben und mich nicht zu sehr wegen des Geldes zu ärgern. Schließlich hatte ich genug gespart, um ein anderes Haus kaufen und an einem anderen Ort neu anzufangen zu können. Rachels und meine Bedürfnisse waren gering. Solange wir einander und ein Haus hatten, das wir unser Eigen nannten, waren wir glücklich.
»Verzeihen Sie mir, John, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass sich manche Männer unter diesen Umständen ein wenig aufregen, doch wir sind nur zwei schutzlose alte Jungfern, die der Gnade der Nacht ausgeliefert sind«, meinte Virginia und lächelte kokett, während sie die Waffe wie ein Profi an der Hüfte hielt.
Das hier hatte mich tatsächlich aufgeregt, denn das war Halsabschneiderei – auch wenn ich meinen Hals noch hatte – und ich war keiner, der so einfach aufgab, wie die Menschen von Thetford bezeugen konnten. Aber im Moment konnte ich nichts dagegen tun. Virginia könnte mich mit einem Drücken des Abzugs in zwei Teile reißen und es würde niemals von irgendwem hinterfragt werden. Ich war einfach nur ein Eindringling mitten in der Nacht und sie waren zwei ältere, in der Gemeinde bekannte und respektierte Schwestern. Der Fall würde sofort geschlossen werden und das Cottage wäre kurz darauf wieder in ihrem Besitz, sodass sie es in ein paar Jahren erneut verkaufen konnten, wenn nicht sogar sofort. Ich musste nun erst einmal meine Gedanken ordnen und mir etwas Zeit verschaffen, bevor ich etwas unternahm.
»Na schön«, sagte ich und griff nach den Papieren. »Ich werde sie meinem Anwalt zeigen und sie Ihnen dann morgen früh wieder zurückbringen. In Ordnung?«
Milly erklärte mir, dass das nicht nötig war. Ich müsste einfach nur unterschreiben und verschwinden. Doch rachedurstige Geister waren eine Sache, Grundstückshandel eine andere, also bestand ich darauf, mir erst einmal einen juristischen Rat einzuholen, bevor ich ihnen das Cottage überschrieb.
»Guten Abend, Ladys«, sagte ich und empfahl mich dann schnell. Virginia hielt die Waffe so lange auf mich gerichtet, bis ich an der Haustür angekommen war, und Milly sprach noch eine letzte Warnung aus, bevor ich in die Nacht hinaustrat.
»Trödeln Sie nicht zu sehr, denn Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit. Unterschreiben Sie die Papiere und bringen Sie sie zurück, erst dann werden Sie in Sicherheit sein.«
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