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Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
Читать онлайн.Название Wyatt Earp Paket 3 – Western
Год выпуска 0
isbn 9783740962425
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Paket
Издательство Bookwire
Wyatt lauschte dem Klang der Stimme nach. Er hatte sie schon irgendwo gehört. Aber wo?
In Costa Rica?
Blitzartig kam ihm die Erkenntnis. Er hatte die Stimme dieses Mannes in jener fürchterlichen Nacht gehört, als er in Costa Rica der Gefangene Stilwells war. Er hatte die Stimme dieses Mannes im Dunkeln gehört und das Gesicht ihres Besitzers nicht sehen können.
Jetzt war es also ganz klar: Die Galgenmänner waren in Marana.
Und drüben am Fenster saß vielleicht der Big Boß! Jener Mann, den er seit Wochen jagte!
Wyatt tippte dem Mexikaner auf den Rücken.
Wie von einer Tarantel gebissen fuhr der herum und stierte den Marshal aus böse flackernden Augen an.
»Was ist denn mit dir los, Mensch? Was fällt dir ein!«
Wyatt nahm die Hände zusammen und sagte in salbungsvollem Predigerton: »Ich verzeihe Ihnen, mein Sohn. Sie sprechen keine guten Worte. Wir, die wir zu den vierzigtausend Heiligen der Jüngsten Tage zählen, haben Mitleid mit allen sündigen Menschen. Jawohl, auch mit dir.«
»Um Himmels willen«, krächzte der Mexikaner, »ein Quäker, auch das noch! Geh zum Teufel, Mensch.«
»Aber du irrst, mein Sohn«, entgegnete der Marshal ölig, »ich gehöre nicht zu den Quäkern.«
»Dann bist du eben ein Mormone!« entschied der Mexikaner. »Es ist mir auch völlig egal. Jedenfalls hast du mich angetippt. Und dafür sollte ich dir den Schädel einschlagen.«
»Nein, mein Sohn, das solltest du nicht. Du solltest mir im Gegenteil dankbar sein.«
»Ich hoffe es nicht, mein Freund.«
Da riß der Mexikaner den linken Arm hoch und wollte dem angeblichen Prediger den Lauf seines schweren Revolvers über den Schädel ziehen.
Aber dazu kam es nicht. Ein Schuß peitschte durch den Raum.
Verblüfft blickten die Männer an der Theke sich um.
Einer der beiden Männer, die am Fenstertisch gesessen hatten, war aufgestanden. Es war ein großer, schlanker Mensch mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Er hatte ein gutgeschnittenes Gesicht und trug einen scharfausrasierten schmalen Schnurrbart. Seine Augen waren pulvergrau und hart. Er trug einen dunkelbraunen Anzug, ein weißes Hemd und eine weinrote Samtschleife.
Noch hatte er den Revolver in der Hand, aus dessen Lauf sich ein dünner Rauchfaden kräuselte.
Es war der Mann, der den großen goldenen Ring mit dem eingravierten Dreieck trug!
Der Mexikaner krächzte: »Was ist denn los?«
»Ich habe die Absicht, meinen Brandy hier in Ruhe zu trinken, Mister«, entgegnete der Fremde.
»Hm«, knurrte der Mexikaner, »wie Sie meinen, ich bin nicht streitsüchtig.«
Er hob seinen Revolver auf, den die Kugel des anderen ihm aus der Hand gestoßen hatte, und stellte zu seiner Verblüffung fest, daß die Waffe immer noch gespannt war.
»Gefährlich, so ein Schuß«, meinte er.
Der Mann hatte sich wieder drüben am Fenster niedergelassen und trank seinen Brandy langsam aus.
Ihm gegenüber saß ein älterer Mann mit einem fuchsroten Vollbart. Er hatte ein brutales, verschlagenes Gesicht mit eingedrückter Sattelnase und kleinen Schweinsäuglein. Seine Schultern waren breit und verrieten Bärenkräfte.
Es war still geworden in der Schenke.
Da sagte der Georgier in die Stille hinein zu dem blonden Burschen: »He, Jonny, jetzt weiß ich, wo wir beide uns getroffen haben. Hahaha! Es war in Kansas City im Zuchthaus!«
»Was fällt dir ein, Mensch!«
»Doch, ich erinnere mich jetzt sogar ganz genau. Du hattest fünf Jahre wegen schweren Raubes und versuchten Totschlages abzubrummen, stimmt’s? Hahaha!«
Der semmelblonde Bandit wich ein paar Schritte zurück.
»Mensch, wie redest du mit mir?« krächzte er. »Nimm dich zusammen, sonst schlage ich dir deine Brille ein!«
»Ja, ja«, entgegnete Holliday, »so schlau warst du damals schon.«
Der Blonde wollte sich auf ihn stürzen, aber da stand drüben am Fenster der Mann wieder auf, der schon einmal eingegriffen hatte.
Wyatt wandte den Kopf kaum merklich und fixierte ihn unter halbgesenkten Augenlidern scharf. Aber es gelang ihm doch nicht, das Gesicht des anderen deutlich zu erkennen.
Die Hutkrempe warf bis zum Kinn einen dunklen Schatten auf das Gesicht des Fremden. Man sah nur seine Augen blinken. Es waren helle, kalte Augen. Und jetzt, als er die linke Hand hob, sah Wyatt wieder den Ring.
Aber er rief nicht den Blonden an, sondern wandte sich an den Keeper: »Ich bekomme noch einen Brandy!«
Aber irgend etwas in seiner Stimme schwang da mit, das den Blonden veranlaßte, von Doc Holliday abzulassen.
»Wir sehen uns noch einmal«, krächzte er dem Spieler zu und trollte sich zur Treppe zurück.
Der strähnige Bandit Jussuf Noriba ahnte sicher nicht, in welcher Gefahr er sich da gerade befunden hatte. Was hätte er wohl gesagt, wenn er gewußt hätte, mit wem er sich da eingelassen hatte!
Da rief hinten von dem Tisch des Fremden der rothaarige Mann: »Mir auch einen Brandy, Keeper!«
Beim Klang dieser Stimme wären die beiden Dodger beinahe zusammengezuckt. Sie kannten diese Stimme so genau wie ihre eigene. Und noch nach Jahren hätten sie sie wiedererkannt.
Es war die Stimme jenes Mannes, der in der Nacht oben am Roten See in den Silver Mountains für den Boß gesprochen hatte!
Also das war der Sprecher der Galgenmänner. Und somit war der Mann, der ihm gegenübersaß, der Große Boß.
Wie ein Glutstrom zuckte es durch die Brust des Marshals. Viele Wochen waren sie jetzt durch das Land gezogen. Von Stadt zu Stadt, von Kom Vo nach Costa Rica, von Tucson nach Tombstone, von Tombstone hinauf in die Blauen Berge, von dort nach Nogales, von Nogales nach Martini, dann hinauf nach Chiricahua, in die Silver Mountains und an den Roten See.
Der Marshal hatte lange Zeit den großen Bandenführer Ike Clanton für den Anführer der Bande gehalten. Aber nun stand also der richtige Mann vor ihnen, hier in diesem Raum.
Wyatt spürte seine Nerven bis in die Fingerspitzen.
Jetzt kam es darauf an, daß der Mann und auch sonst niemand hier sie erkannte!
Schließlich hatten sie oben am Roten See vor ihm und dem Halbkreis seiner Unterführer gestanden im grellen Licht des Campfeuers.
Und jetzt hatten sie als Verkleidung nur eine Brille im Gesicht!
Wyatt hatte zwar schon einige Worte gesprochen, aber da er seine Stimme etwas verstellt hatte, war er bis jetzt noch nicht erkannt worden.
Immer noch beobachtete er unter halbgesenkten Lidern den Mann drüben am Fenstertisch.
Er hatte seinen Brandy ausgetrunken und erhob sich.
Der Rotschopf, der gerade an seinem Getränk genippt hatte, folgte ihm sofort.
Die beiden verließen die Schenke.
Ich muß Ihnen folgen! hämmerte es im Hirn des Marshals.
Aber da sich sowohl der Mexikaner als auch der semmelblonde Bandit in der Schenke befanden, konnte er nicht sofort hinausgehen.
Doc Holliday ging auf die Hoftür zu.
Der Semmelblonde sah ihm nach.
Draußen neben der Tür blieb der Spieler sofort stehen.
Mit raschen Schritten folgte ihm der Semmelblonde.
Doc