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dass Klimt offensichtlich immer wieder in Geldnöten war. Einerseits, weil er auch seine Mutter und zwei Schwestern erhalten musste, andererseits scheint er keine gute Hand für Geld gehabt zu haben. Bisweilen hatte er jedenfalls Schwierigkeiten seinen selbst auferlegten Verpflichtungen nachzukommen. Wirft man einen Blick auf seine Einnahmen, so zeigt sich allerdings, dass er ausgezeichnet verdiente. 1899 erhielt er für das Bildnis Serena Lederer die stattliche Summe von 17 000 Gulden – umgerechnet 35 000 Kronen, das sind rund 150 000 Euro.49 1905 betrug der Preis für ein Klimtporträt 5000 Gulden beziehungsweise 10 000 Kronen. 1908 verkaufte er das Bildnis der Emilie Flöge für circa 12 000 Kronen an das Niederösterreichische Landesmuseum. Im Vergleich dazu betrug das Monatsgehalt eines Hausdieners rund einhundert Kronen, das eines Lehrlings dreißig Kronen und die Miete einer kleinen Stadtwohnung belief sich auf rund vierzig Kronen.50

      Trotz seines ausgezeichneten Verdienstes – Klimt malte pro Jahr rund ein großes Frauenporträt und zwei bis drei Landschaften –, schienen die Zuwendungen an Mizzi immer wieder ein Problem zu sein. Offensichtlich hatte er auch immer wieder Schwierigkeiten die Miete für ihre Wohnung zu begleichen.

      Abgesehen von den immer wieder auftretenden finanziellen Nöten zeigte Klimt lebhaftes Interesse am Wohlergehen von Mutter und Kind. Aus seiner Korrespondenz mit Mizzi erschließt sich ein liebevolles und enges Verhältnis zu seiner Geliebten, die er an seinen ganz persönlichen Ängsten, gesundheitlichen Unpässlichkeiten, Alltagssorgen und Schaffenskrisen teilhaben ließ. Von seinen Sommerurlauben am Attersee, die er mit der Familie Flöge verbrachte, schrieb er Mizzi regelmäßig trotz seiner legendären Schreibfaulheit. Auch an seinen kleinen Sohn dachte er und fügte zu dessen erstem Geburtstag seinem Brief an Mizzi einige Zeilen direkt an ihn an:

      Mein liebes Gusterl! Ich gratuliere Dir von ganzem Herzen zu Deinem Geburtstag und wünsche Dir das Allerbeste für die Zukunft. Nun bist Du schon ein ganzes Jahr alt, das heißt also du bist schon ein ganz kleiner Mann von dem man verlangt daß er allein gehen kann, daß er Mama und Papa sagen kann oder lernt, daß er verschiedene Dinge höchsteigen verlangt und zwar mit dem Worte, Dinge welche er bis jetzt ohne das Wort zu nehmen unter gewisser Stille vor sich gehen ließ.

       Ich bin neugierig ob Du das Alles fein treffen wirst damit man dich ein feines Büblein nennen kann. Nochmals die besten Wünsche.51

      Auch drückte er immer wieder seine Freude an dem offensichtlich lebhaften Kind aus: »Daß der kleine ›Kerl‹ schlimm und lebhaft ist – ist ja gut, zeigt von Temprament, und ist viel besser, als so ein stilles ruhiges ›Hascherl‹ und du bist gewiß zufrieden, daß er ›aufzulösen‹ giebt.«52

      Eine Anekdote, die Klimt in seiner Rolle als Vater beschreibt, übermittelte Mizzi selbst in einem Gespräch mit ihrer Urenkelin.53 Als der kleine Gustav seine Mutter mit einem ihm zum Spielen überlassenen hölzernen Fleischschlögel spielerisch schlägt, legt der Vater seinen Sohn kurzerhand übers Knie. Der Kleine wies daraufhin dem Vater beleidigt die Tür.

      Die guten Vorsätze, Mizzi nie mehr nahezutreten, die Klimt anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft gefasst hatte, hat er nicht eingehalten. Mizzi schenkte ihm im Juni 1902 ein zweites Kind.

      Offensichtlich hatte Mizzi auch dieses Kind zu Hause im Beisein einer Hebamme entbunden. Der gesund geborene Otto starb nach zweieinhalb Monaten im September 1902. Wie lange die Beziehung Klimts zu Mizzi weiter bestand ist nicht klar. 1904 wurde das Haus in der Tigergasse abgerissen und Mizzi wohnte an verschiedenen Adressen, seit 1909 nachweislich in der Hernstorfertstraße 19 im 13. Bezirk.

      Zu seinem Sohn Gustav blieb die Beziehung aufrecht. Als dieser noch nicht achtzehnjährig zum Militär wollte und den Vater um sein Einverständnis und finanzielle Unterstützung bat, lehnte Klimt ab, denn er wollte, dass Gustav junior zuerst seine Berufsausbildung beendete. Da er aber seinen Sohn nie offiziell anerkannt hatte, blieb ihm die Möglichkeit einzugreifen verwehrt und der Sohn rückte ein. Die letzte Begegnung zwischen den beiden verlief also enttäuschend. Als der Sohn aus dem Krieg zurückkehrte, war der Vater bereits tot.

      Mizzi, die über lange Jahre eine besonders enge Beziehung zu Klimt hatte, zeigte offenbar stets Verständnis für seinen Drang nach Freiheit und fügte sich in ihr Schicksal einer heimlichen Geliebten. Noch Jahre nach ihrer Liebesbeziehung, als 95-jährige Frau erinnerte sie sich voll Liebe und Respekt an Klimt und sprach von seiner »auffallenden Erscheinung« und seinem guten, empathischen Wesen. Bescheiden nahm sie sich persönlich zurück, um seine Entwicklung als Künstler nicht zu behindern.

      Irgendwann brach Klimt den Kontakt zu Mizzi bis auf die monatlichen Zahlungen von einhundert Kronen ab, und vermied von da ab jedes persönliche Gespräch. Als Klimt im Sterben lag wurde sie nicht zu ihm vorgelassen. Mizzi und ihr Sohn Gustav erbten laut Testament die eher bescheidene Summe von 4000 Kronen.54 Nach Klimts Tod geriet Mizzi in große finanzielle Not und versuchte als Näherin und Schaffnerin ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. 1931 heiratete sie schließlich den zwanzig Jahre älteren, bereits pensionierten Straßenbahnkondukteur Leopold Graindl. Maria Zimmermann starb 1975 im Alter von 96 Jahren.

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