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Geschäft …«, begann Devin, doch Tess unterbrach ihn.

      »Wir können momentan nicht mehr abgeben, doch …«

      »Ihr müsst«, fuhr der Junge dazwischen.

      »Würdest du mich bitte zu Ende reden lassen?«, entgegnete Tess. »Ich schlage vor, dass wir – ihr und ich – morgen gemeinsam auf Essenssuche gehen.«

      »Nein.«

      »Wenn ihr mehr zu essen wollt, müsst ihr danach suchen«, klärte sie ihn auf.

      »Nein.«

      »Ich werde nicht mit einem Zehnjährigen debattieren.«

      »Ich bin elf.«

      Devin schmunzelte. »Egal.«

      »Alex, wir können nicht mehr abgeben, und müssen selbst Nachschub beschaffen. Also, hier muss es noch eine Menge zu essen geben. Auf Topsail Island wohnten Tausende, und ihr könnt doch nicht jeden Haushalt abgegrast haben.«

      »Es gibt hier nichts mehr zu essen«, widersprach Alex.

      »Und woher wollt ihr das so genau wissen?«

      Nun ließ er den Kopf hängen. Die Tatsache, dass er wohl oder übel Schwäche zeigen musste, nagte an seinem unreifen Gemüt, doch er wehrte sich dagegen, ihr die Wahrheit zu unterbreiten. »Ist eben so.«

      Tess machte einen Schritt auf ihn zu und sagte zu einem der anderen Jungen: »Worum geht es? Wir können euch helfen, aber das funktioniert nicht, solange wir nicht wissen, was hier genau gespielt wird.«

      Der Knabe, der nicht älter als acht sein konnte, wirkte nervös, als er sagte: »Die Männer haben es uns gesagt.«

      Der Anführer stieß ihn kräftig mit einem Ellbogen an und brüllte: »Halt die Klappe!«

      »Welche Männer?«, fragte Tess. »Alex spuck es einfach aus, wir können euch helfen.«

      Der Junge senkte abermals den Blick und murmelte etwas Unverständliches.

      »Tess, das führt zu nichts, dieser Kerl ist bestimmt geistig zurückgeblieben!«, knurrte Devin.

      Alex hob den Kopf und warf ihm einen wütenden Blick zu.

      Tess rückte dem Kleinen noch dichter auf den Leib. Als sie so nah war, dass er sie fast berühren konnte, gewann sie den Eindruck, er fürchtete sich vor ihrer Nähe.

      »Alex, wir können euch nicht noch mehr zu essen geben, aber wir können helfen, etwas zu besorgen. Bitte, es geschieht zu eurem Besten.«

      Nach einer beklommenen Pause berichtete der Junge ihr, dass vor einigen Tagen eine Gruppe von Männern aufgetaucht war, ungefähr ein Dutzend. Sie waren von Tür zu Tür gegangen, um Nahrungsmittel zu suchen. Er erwähnte auch ältere Teenager, die ihrer Gruppe zu Beginn angehört hatten und angeblich von den Männern entführt worden waren.

      »Wie viele haben sie denn mitgenommen?«, wollte Tess wissen.

      »Vier.«

      »Haben sie etwas zu euch gesagt?«

      »Sie haben uns davor gewarnt, irgendwo anders hinzugehen. Wir durften kein Essen mehr suchen, sie nahmen uns weg, was wir hatten, und behaupteten, dass dies jetzt ihr Revier war. Wir sollten uns nicht von der Stelle rühren, und sollten wir uns was zum Beißen besorgen, wäre es das Gleiche, wie ein direkter Diebstahl von ihnen.«

      »Wie lange ist das her?«

      »Zwei Wochen.«

      Tess suchte Devins Blick. Der zog lediglich eine Augenbraue hoch.

      »Wie könnt ihr uns da helfen? Diese Männer waren böse. Ich will nicht, dass sie zurückkommen und uns wehtun.«

      »Wir werden auf euch aufpassen. Für heute Abend bekommt jeder von euch noch eine Soldatenration, aber morgen gehen wir gemeinsam Nahrungsmittel suchen.« Das äußerte Tess mit gedämpfter Stimme, bevor sie eine Hand ausstreckte und Alex’ Schulter rieb. Dieses Mal entzog er sich nicht.

      Er nickte nur und sagte: »Gut.«

      »Devin, du hast gehört, wie unser Abkommen lautet. Hol den Jungs noch je eine Ration«, bat sie und wandte sich wieder an Alex. »Morgen brechen wir dann auf und besorgen uns etwas zum Essen.«

      »Was, wenn sie zurückkommen?«, fragte der Junge.

      »Na ja, das ist ganz einfach«, erwiderte Tess. »Wenn sie zurückkommen, legen wir sie um!«

      Außerhalb von Livermore, Colorado

      Als sie so dasaß und sich den Bauch rieb, wehte der Wind sanft durch Loris dickes, braunes Haar. Wieder ertappte sie sich dabei, Gefallen an dem alten Holzschaukelstuhl auf der Vorderterrasse ihres neuen Zuhauses zu finden. Travis und sie hatten die verlassene Ranch entdeckt, nachdem sie Horton und seinen Handlangern am internationalen Flughafen von Denver nur knapp entronnen waren. Einzig an diesen Momenten nachmittags auf der Veranda empfand sie so etwas wie Seelenfrieden. Sie hatte es aufgegeben, sich um richtigen Schlaf zu bemühen; zum Glück bot ihnen das Haus nicht nur Obdach, sondern war auch bestens mit Nahrung, Wasser, Medikamenten, Waffen und Melatonin ausgestattet. Letzteres ein natürliches Schlafmittel, das sie regelmäßig einnahm, um leichter zur Ruhe zu kommen, was ihr aber nur leidlich gut gelang. Schloss sie die Augen und dämmerte weg, wurde sie kurz darauf von wiederkehrenden Albträumen geplagt.

      Travis musste von Gott geschickt worden sein, denn ohne ihn wären sie und ihr ungeborenes Baby nicht mehr am Leben. Gleich nachdem sie das Haus fanden, hatte er damit begonnen, es für sie herzurichten. Zuerst hatte er sich zur Aufgabe gemacht, es im Rahmen seiner Möglichkeiten abzusichern und einen Geheimraum mit Vorräten bestückt, falls Horton oder andere ungebetene Gäste anrücken würden. Seine Bestandsaufnahme der Lebensmittel las sich erfreulich, doch sie waren trotzdem nicht unendlich; sie würden annähernd neun Monate lang davon zehren können, ehe man sie wieder aufstocken musste. Ein weiteres Plus des Anwesens bestand darin, dass die früheren Bewohner einen Garten und eine große Menge Saatgut hinterlassen hatten. Travis’ Schätzungen zufolge stand das Haus auf einem Grundstück von knapp zehn Morgen. Auf diesem Land befanden sich neben der Ranch – einem einstöckigen Haus mit Holzfassade – eine Scheune von zweitausend Quadratfuß und zwei kleinere Schuppen als Nebengebäude. Die Scheune, eine Metallkonstruktion, stand voller Arbeitsgeräte, darunter ein Traktor, je drei Quads und Schneemobile, zahllose Werkzeuge und andere Gegenstände, die sich als nützlich erweisen könnten. Auf diesen Ort gestoßen zu sein, kam einem Lottogewinn gleich. Selbst die Männerkleidung, die sie gefunden hatten, passte Travis wie angegossen, sodass er sich endlich seiner Marineuniform entledigen konnte. Lori war jedoch realistisch und wusste, dass ihr Glück nicht ewig dauern würde.

      Bislang unerwähnte Probleme, die unweigerlich zur Sprache kommen mussten, waren ihre Schwangerschaft, das Befinden ihres Ehemanns David und ihres Sohnes Eric sowie Travis’ Verlobte. Über sie hatte er zwar nicht viel gesprochen, doch Lori glaubte, dass er ihretwegen krank vor Sorge war. Ihre Aufgabe für heute stand fest: Sie würden gemeinsam anfangen, sich diesen Problemen zu stellen und einen Plan schmieden, um sie anzupacken.

      Einer der Gründe für ihren beruflichen Erfolg hatte darin bestanden, dass sie niemals etwas unerledigt gelassen hatte. Standen noch irgendwelche Fragen offen, dann klärte sie diese. Die vergangenen Wochen waren für sie beide eine angenehme Flucht vor der Wirklichkeit gewesen, doch sie konnten sich nicht für immer hier verkriechen. Und sollte ihr Baby eine Chance erhalten, zu überleben, brauchten sie den Impfstoff R-59.

      ***

      Als die Sonne den Horizont berührte und ein weiterer Tag zu Ende ging, beschloss sie, das Gespräch mit Travis jetzt zu führen.

      »Ich bin müde«, meinte er, während er über einen großen Teller Nudeln herfiel, die sie gekocht hatte.

      Lori saß ihm gegenüber an einem kleinen, runden Esstisch in der Mitte der geräumigen, offenen Küche und stocherte in ihrer Mahlzeit nur herum. Die Themen diskutieren zu wollen machte sie nervös, aber sie wusste, dass daran kein Weg vorbeiführte. Aufgrund einer gewissen Art, die sie an sich

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