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Mister Cordy.«

      »Und vergessen Sie nicht, es darf niemand erfahren.«

      Wyatt lachte unergründlich. Dann ging er hinaus.

      *

      Am nächsten Morgen klebte vor der Tür der Wells-Fargo-Company ein großes Plakat. In riesigen schwarzen Lettern konnten die Leute da folgende Bekanntmachung lesen:

      Die Overland Deadwood – Midland fährt morgen, am 4. September, um elf Uhr, hier von der Station ab. Die Kutsche transportiert Diggergold im Werte von einhunderttausend Dollar. Ich reite als Gunman.

      Wyatt Earp

      Mit ungläubigen Gesichtern standen die Menschen in den Vormittagsstunden vor dem Plakat. Und bald darauf entdeckten sie auch eines drüben an der Posthalterei.

      Wyatt war mit seinem Falben in der Lowellstreet und ließ einen der Hinterhufe erneuern.

      Pat Henderson, der junge blondhaarige Schmied, hatte die Nagelspitzen abgezwickt und das Horn geglättet. Jetzt wischte er sich die Hände an seiner grünen Schürze ab und blickte den Marshal an. »Ich hielt es erst für einen üblen Scherz, als ich es heute morgen in aller Frühe las.«

      Wyatt prüfte die anderen Hufe und fand, daß sie noch gut in Ordnung waren.

      »Ich gehe morgens nämlich immer oben in die Kirche. Wir sind katholisch, meine Frau und ich. Und oben am Westende der Stadt haben wir Katholiken uns eine kleine Kapelle gebaut. Es ist natürlich kein Schmuckstück, aber Sie sollten sie sich mal ansehen, Mister Earp. Eine Menge frommer Sprüche haben wir da auch an den Wänden. Einer heißt: Du sollst deinen Nächsten…«

      »Den kenne ich«, erwiderte der Marshal. »Aber ich wäre nicht böse, wenn Sie mir erklären würden, was Sie mir sagen wollen.«

      Der Schmied hob den Kopf. »Dunc Blackburn ist der Bruder meiner Frau.«

      Das Gesicht des Missouriers wurde hart. »Tut mir leid für Sie, Blacksmith. Der Mann hat die Overland überfallen und einen Kutscher niedergeschossen.«

      »Ich habe es gehört. Die Männer im Sunset Saloon haben es erzählt. Was wird mit Dunc geschehen?«

      »Das ist nicht meine Sache, das muß der Richter entscheiden. Weshalb gibt er sich für Turkey Creek aus?«

      »Er ist…« Der Blacksmith hielt inne und besann sich. »Ich weiß es nicht. Es macht drei Dollar.«

      Wyatt zahlte und ritt davon.

      In der Hotelhalle kam ihm Greg

      Maxwell entgegen. »Mister Earp! Was haben Sie angestellt? Die ganze Stadt steht vor Ihren Plakaten. Was soll das? Cordy und ich wollten den Transport geheimhalten. Und nun das? Weshalb wollen Sie überhaupt als Gunman reiten? Ein Mann wie Sie ist zu schade für diesen Höllenjob. Vielleicht haben Sie noch nicht gehört, daß…«

      »Ich habe alles gehört, was mit dem Job zusammenhängt«, unterbrach ihn Wyatt.

      »Und was ist mit dem Job in meinem Lager!«

      »Suchen Sie sich einen anderen Mann, Mister Maxwell.«

      »Ich biete siebenhundert.«

      Der Missourier schüttelte den Kopf.

      »Tausend!«

      Wyatt nahm eine Zigarre aus der Tasche. »Ich habe bei Cordy angenommen, Mister Maxwell. Und ich will Ihnen auch sagen, weshalb: Als ich von Kansas heraufkam, hatte ich die Absicht, hier oben in den Goldgräberlagern irgendwo zu arbeiten. Der Job, den Sie mir anbieten, wäre genau das Richtige gewesen. Auch mit weniger Lohn, als Sie mir anfangs boten. Unterwegs traf ich einen Mann von der Wells-Fargo-Company, der mir den Job als Gunman anbot. Ich lehnte ab.«

      »Weshalb wollen Sie dann reiten?«

      »Der Agent gab sich alle Mühe, mich für die Linie zu gewinnen. Er war sogar eine Nacht bei mir im Lager. Ich wundere mich, daß Ihre Tochter Ihnen nichts davon erzählt hat…«

      »Sie ist eigenartig geworden, seit sie von Omaha zurückgekommen ist. Sehr eigenartig…«

      »Hören Sie weiter: Dieser Agent ritt am frühen Morgen zurück. Ich folgte ihm, als ich nach einer Weile das Geräusch eines Schusses hörte. Er lag quer über den Wagengeleisen, mit einer Kugel im Rücken. Er ist ermordet und ausgeplündert worden. Ein kleiner Mann, der mehrere hundert Meilen zurückgelegt hat, um mich für diesen Job anzuwerben. Ich bewundere diesen Mann, Mister Maxwell! Deshalb habe ich jetzt angenommen.«

      Der Bankier stieß die Luft geräuschvoll durch die Nase aus und umklammerte eine Stuhllehne. »Ich verstehe Sie, Mister Earp.« Er reichte dem Marshal die Hand und ging hinaus.

      Gegen Mittag kam der Sheriff ins Hotel. Er klopfte an Wyatts Zimmer.

      Mit hochrotem Kopf trat er ein. »Sie haben da ja einen höllischen Wirbel angerichtet, Earp. Die sechs Sitzplätze waren im Nu verkauft, und plötzlich gab es vor der Posthalterei eine Schlägerei um die Billetts. Ein Mann liegt drüben bei Doc Beverly. Sie haben ihm fast den Schädel eingeschlagen. Plötzlich gibt es mehr als zwei Dutzend Leute, die unbedingt mit der Kutsche rüber nach Midland müssen. Der Fall liegt natürlich auf der Hand: Jetzt, da die Leute wissen, daß ihr ganzes Geld transportiert wird, wollen sie am liebsten dabei sein. Das heißt, das hätten sie früher ja auch haben können. Aber sie bilden sich ein, die Fuhre sei jetzt sicher. Es sind Digger dabei, die ihr Camp jetzt gar nicht verlassen können; sie sind auf die schnelle Reise überhaupt nicht vorbereitet. Es gibt drüben in den Camps ein Höllentheater…«

      Wyatt hatte seine beiden Revolver gereinigt und frisch geölt. Jetzt schob er sie in die Halfter. »Es ist gut. Das ganze bringt mich auf eine Idee: Wir könnten das Gold doch auch an einem späteren Termin transportieren. Dann kann mitkommen, wer mitkommen will.«

      »Wie denn? Die Männer haben doch keine Pferde mehr. Sie haben doch fast alle ihre Gäule verkauft. Ein Pferd kostet in Deadwood mehr als zweihundert Dollar.«

      »Das ist doch Wucher.«

      »Natürlich ist es das. Aber der wilde Handel blüht, und niemand kann Einhalt gebieten.«

      »Und – was soll geschehen?«

      »Ich weiß es nicht. In dieser Stadt stimmt überhaupt eine Menge nicht Aber ich allein kann nichts ausrichten Der Major ist ein alter Mann. Eine Zeitlang hatten wir einen Town-Marshal, aber der lag eines Morgens vor dem Sunset Saloon mit einem Messer im Rücken.«

      »Es gibt also – um es klar zu sagen – hier Leute, die daran interessiert sind, daß einiges nicht stimmt.«

      »Genauso ist es.«

      Wyatt zog die Schultern hoch. »An wen wurden die sechs Sitzplätze in der Kutsche verkauft?«

      »Ich weiß es nicht. Ein Bursche aus den Camps hat, gleich als der Schalter geöffnet wurde, die Passage auf alle sechs Plätze bezahlt. Das ist nicht zu beanstanden.«

      »Kennt denn niemand den Mann?«

      »Nein. Mister Powell, der Posthalter, hat ihn heute zum ersten Male gesehen.«

      »Ich bekomme also die Passagiere erst morgen vormittag um elf Uhr zu Gesicht?«

      »Ja. Und wissen Sie, was ich denke?«

      »Ja, ich ahne es schon: Sie glauben, daß die Banditen die sechs Tickets haben aufkaufen lassen, um selbst mit der Kutsche zu fahren. Oder noch schlimmer: um die Kutsche leer fahren zu lassen. Denn auch Passagiere können einen Überfall stören.«

      »Genau das meine ich, Marshal«, versetzte der Sheriff schroff.

      »Dagegen läßt sich nichts unternehmen.«

      *

      Der Wirbel um den großen Geldtransport schien die ganze Stadt erfaßt zu haben.

      Der Name Wyatt Earp hatte wie eine Dynamitladung gewirkt.

      »Wyatt Earp reitet als Gunman!«

      Die einen waren

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