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Patrick aufpassen als bisher.«

      »Ich habe immer gut auf Patrick aufgepaßt.« Angela wurde immer zorniger. »Ich möchte wirklich wissen, was Ingo, Herr Frehner, über mich erzählt.«

      »Ich weiß nicht genau… Papa hat nur gemeint… Aber das ist doch egal! Bald wird Patrick wieder munter herumspringen, hat die Frau Doktor gesagt, und dann braucht Herr Frehner jemanden, der auf ihn aufpaßt.«

      »Ich laufe Herrn Frehner nicht nach«, sagte Angela, obwohl sie dies nur zu gern getan hätte.

      »Du kannst Patrick doch besuchen. Herr Frehner wird dann sehen, daß du Patrick magst.«

      Angela wandte den Kopf etwas ab. Andy sollte nicht sehen, daß dieser Vorschlag ihr gefiel. Sie würde Patrick ein Geschenk mitbringen. Alle sollten sehen, wie sehr sie Patrick liebte. Sie war ja nicht abgereist, da sie sich um ihn gesorgt hatte.

      »Patrick hat mir so gefehlt«, sagte sie daher heuchlerisch, als sie sich Andy wieder zuwandte. »Am liebsten würde ich gleich zu ihm in die Klinik gehen.«

      »Dazu ist es jetzt schon zu spät.«

      Prompt erschien Angelas Schmollmund. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du in die Klinik willst? Ich hätte dich begleitet.«

      »Ich wollte doch nur wissen, wie es Patrick geht. Ich hielt die Ungewißheit einfach nicht mehr aus. Und du, du hast nie nach ihm gefragt.«

      Angela schluckte die heftige Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. War das etwa ein versteckter Vorwurf? Sie sah ihn an, er jedoch lächelte unsicher. Angelas Mundwinkel bogen sich nach unten. Er war wirklich noch ein dummer Junge. Ingo war ein Mann! Sie unterdrückte einen Seufzer, nahm sich aber vor, noch einmal ihre Angel nach Ingo auszuwerfen. Ein Versuch würde sich lohnen.

      *

      Mit einem großen weißen Teddybär unter dem Arm betrat Angela Wunter die Klinik am See. Dem Portier nickte sie nur gnädig zu. Sie dachte nicht daran, sich von ihm aufhalten zu lassen, den Weg zur Kinderstation kannte sie schließlich. Ratlos stand sie dann jedoch auf dem Gang. In welchem Zimmer lag Patrick? Sie hatte vergessen, Andy danach zu fragen.

      »Kann ich Ihnen helfen?« Eine Schwester fragte es freundlich.

      »Ich will jemanden besuchen, sehen Sie das nicht?« fuhr Angela sie an.

      Die Schwester war noch jung, aber sie ließ sich von Angela nicht einschüchtern. Sie hielt ihrem Blick stand und erklärte: »Die Besuchszeit ist schon beendet.«

      »Wollen Sie damit etwa sagen, daß ich nicht mehr zu dem Kind kann?« Angela sah die Schwester empört an. Sie hatte bewußt die späte Nachmittagsstunde gewählt, weil sie hoffte, so Ingo zu begegnen. »Ich habe jetzt erst erfahren, daß es Patrick bessergeht.«

      »Sie wollen zu Patrick Frehner? Es wäre besser, wenn Sie morgen wiederkommen würden. Patrick hat heute bereits sehr viel Besuch gehabt. Er wird müde sein.«

      »Sie wollen mich nicht zu dem Kind lassen? Was fällt Ihnen ein! Ich bin die Mutter, das heißt, eigentlich bin ich die Tante, ich versuche jedoch, Patrick die Mutter zu ersetzen.« Angela hatte die Stimme erhoben, und so war man auf sie aufmerksam geworden. Dr. Astrid Mertens kam heran.

      »Schon gut, Schwester!« Sie lächelte der jungen Schwester zu, dann wandte sie sich an Angela, und jetzt war ihre Miene kühl. »Sie wünschen?«

      »Das fragen Sie noch?« Angelas Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur arroganter. »Ich möchte Patrick sehen. Ich möchte mich davon überzeugen, daß es ihm gutgeht.«

      »Es geht ihm gut. Er kommt wieder zu Kräften, jeden Tag etwas mehr.« Astrid überlegte kurz. Sie wußte, daß Herr Frehner nicht gut auf diese Frau zu sprechen war. Auch sie empfand Abneigung. Ihr Gefühl sagte ihr, daß diese Frau eiskalt war. »Patrick braucht noch sehr viel Ruhe«, fuhr sie entschlossen fort. »Ich muß Sie daher bitten, ein andermal wiederzukommen.«

      »Ich denke nicht daran! Ich will endlich das Kind sehen. Monatelang habe ich mich für das Kind aufgeopfert…« Angela brach ab. Sie erkannte selbst, daß dies nicht der richtige Ton war. »Ich habe mir große Sorgen gemacht. Ich muß Ihnen danken, Frau Doktor! Sie haben so viel für Patrick getan. Nirgends wäre er so gut aufgehoben gewesen.«

      Angela streckte Astrid ihre rechte Hand hin. Am liebsten hätte Astrid diese übersehen. Sie nahm sie dann doch, ließ sie aber sofort wieder los.

      »Ich bin ja so glücklich«, sagte Angela nun und dabei lächelte sie strahlend. »Patrick wird wieder ganz gesund werden. Bitte, Frau Doktor, ich möchte nur einen kurzen Blick auf ihn werfen.« Sie hielt Astrid nun den Bären entgegen. »Ich möchte ihm den Teddy geben. Er hat sich schon so lange einen Teddybär gewünscht.«

      Astrid wußte nicht, was sie sagen sollte.

      »Ich bleibe wirklich nur einen Augenblick. Morgen komme ich dann mit Herrn Frehner zusammen wieder.« Angela lächelte noch immer, und Astrid zuckte die Achseln. Offensichtlich hatte Herr Frehner ihr selbst von der Genesung seines Sohnes erzählt.

      »Verraten Sie mir nun, auf welchem Zimmer Patrick liegt?« Das Lächeln fiel Angela immer schwerer. Sie preßte den Teddy an sich.

      »Ich komme mit!«

      »Das ist wirklich nicht nötig«, flötete Angela, aber Astrid hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Sie ging ein Stück den Gang entlang, dann öffnete sie vorsichtig eine Tür. Dort wandte sie sich nach Angela um, legte den Finger an die Lippen.

      »Er schläft! Es war für ihn ein anstrengender Tag. Es ist wirklich besser, wenn Sie morgen wiederkommen.«

      Angela achtete nicht auf die Ärztin. Ehe Astrid sich versah, hatte sie sich an ihr vorbeigedrängt. Sie nahm keine Rücksicht auf das schlafende Kind, eilte zum Bett. »Hallo, Patrick!«

      Patrick fuhr zusammen. Er riß die Augen auf, sah Angela und fing zu weinen an.

      »Aber Patrick! Ich bin es, deine liebe Tante Angela!«

      Astrid versuchte, ihre Empörung hinunterzuschlucken. Sie packte Angelas Arm. »Warum haben Sie Patrick geweckt? Ich muß Sie bitten zu gehen!«

      Angela entzog der Ärztin ihren Arm. »Ich denke nicht daran! Patrick, Liebling, sieh, was dir deine Tante mitgebracht hat!« Sie hielt ihm den Bären hin.

      Patrick drehte den Kopf zur Seite. Er schluchzte heftig. Offensichtlich hatte er Angst.

      Astrid beugte sich über das Kind, nahm es zärtlich in seine Arme. »Du mußt nicht weinen. Es ist alles gut!«

      Patrick schmiegte sich an die Ärztin. Angela und den Teddybären beachtete er überhaupt nicht. Das versetzte Angela in Rage.

      »Hören Sie! Was mischen Sie sich ein? Ich komme mit Patrick schon allein zurecht.«

      »Das Kind hat geschlafen, es ist müde.« Astrid sagte es ruhig. Sie wollte Patrick nicht noch mehr erschrecken. Dabei strich sie ihm liebevoll über das Haar.

      »Patrick, sieh nur, was ich dir mitgebracht habe! Er gehört dir.«

      »Will nicht! Weg! Tante weg!«

      »Aber Liebling! Was hast du denn? Ich bin deine liebe Tante Angela. Ich habe dir etwas mitgebracht.« Angela legte den Bären auf die Bettdecke. Sie wollte Patrick Astrid aus den Armen nehmen, aber da fing dieser zu brüllen an.

      »Gehen Sie endlich!« Astrid wünschte sich ihren Vater herbei. »Merken Sie nicht, daß das Kind Angst hat?«

      »Sie hetzen Patrick gegen mich auf! Das lasse ich mir nicht gefallen!«

      Astrid wurde einer Entgegnung enthoben, denn ihr Mann trat ins Zimmer. Er erfaßte die Situation auf den ersten Blick. »Fräulein Wunter, ich muß Sie ersuchen zu gehen.«

      »Wollen Sie mir etwa einen Besuch bei meinem Pflegekind verbieten?« Angela lachte schrill auf.

      »Genau das! Ich bin Patricks Arzt, und wie ich sehe, regt Ihr Besuch das Kind auf. Bitte, kommen Sie!« Dr. Mertens öffnete die Tür weiter.

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