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nicht so wahnsinnig sein und Cerralvo angreifen? Dazu hat er nicht genug Leute – niemals!«

      Der Chiricahua schüttelte den Kopf. Seine Hand deutete in die Luft. Sie beschrieb wieder die Linie der Grenze, dann einzelne Punkte – die Ansiedlungen, die Städte – Cerralvo – fuhr nach Osten.

      »Loma Bonita – Don Sebastiano, Mattare? Was sagst du? Natürlich, sie fahren ja nicht über Cerralvo, sie meiden wegen der Banditen die Straßen und fahren zur Hazienda Don Sebastians – oder in ihre Nähe. Dann müßten die Truppen sie dort treffen – meinst du das?«

      Der Indianer nickte heftig und deutete nach Nordosten.

      »Nein – nein«, sagte Concho scharf. »Du vergißt etwas – an den Wagen sind zwanzig eisenharte Männer, alle mit Kriegserfahrung und modern bewaffnet. Denk an die drei Toten – wieviel Männer waren dort hinten in der Senke? Ich schätze, etwa fünfzehn!«

      Der Chiricahua nickte, und Concho sagte: »Ja, einige sind nicht dort gewesen. Teufel, sollte Garcia vielleicht… Mattare, wenn der Kerl nicht im Camp gewesen ist? Was ist, wenn er schon unterwegs gewesen ist, um Männer anzuwerben? Das würde erklären, warum nur fünfzehn Mann im Camp waren. Mattare, er braucht mindestens fünfzig Mann, wenn er die Wagen erwischen will – und von denen wird er die Hälfte verlieren, stellt er es nicht verteufelt geschickt an. Vielleicht weiß er von Brown, wie gut die Männer an den Wagen sind. Es sind immerhin einige Männer meines Vaters dabei, die Mexiko kennen. Garcia ist schlau genug, sich auszurechnen, daß er vielleicht sogar mit dreifacher Übermacht angreifen muß, wenn er die Wagen haben will. Was braucht er also? Männer! Und Zeit, denn er kann für diese Sache keine gewöhnlichen Knechte nehmen, er braucht gute, kampferfahrene Männer. Mattare, wir könnten es niemals bis morgen schaffen, Cerralvo zu erreichen, wir brauchen den ganzen Tag und die halbe Nacht, um auf das Gebiet Loma Bonitas zu kommen. Es wäre in jedem Fall zu spät.«

      Der Indianer senkte den Kopf, er dachte nach Dann sagte er zu Concho: Wir reiten so schnell wir können nach Cerralvo. Wir reiten zu den Juareztruppen und warnen sie. Sie müssen früher aufbrechen, um die Wagen zu sichern. Vielleicht – vielleicht fangen sie dann Garcia!

      »Großer Gott!« keuchte Concho Hurst bedrückt. »Irre ich mich, kommen wir in jedem Fall zu spät. Denkt sich Garcia eine Teufelei für die Wagen aus, könnte er den Überfall auch mit weniger Leuten ausführen. Unsere einzige Chance ist, daß er kein Risiko eingehen will und sich erst sicher fühlen wird, wenn er in der Übermacht ist, um anzugreifen. Los, Mattare, reiten wir!«

      Er jagte sein Pferd scharf an Sie kamen aus den Bergen, es ging bergab – und sie mußten jede Gefällstrecke ausnutzen, um die Pferde in den Hügeln zu schonen. Dennoch glaubte Concho nicht daran, daß sie es schaffen würden. Es war zu weit, einfach zu weit.

      Zweihundert Gewehre für Monterrey. Und Kanonen.

      Sie würden niemals in Monterrey ankommen!

      *

      Der Hügel war steil – und als Felipe ihn heraufkam, tat er es auf Händen und Füßen wie ein vierbeiniges Ungeheuer. Charlton hatte den Mexikaner bereits vor fünf Minuten unten im Tal auftauchen sehen. Dort lagerten fast sechzig Mann, die Garcia zusammengebracht hatte. Wenn Charlton an diese Männer dachte, dann auch daran, daß der größte Teil unerfahren gewesen war, und kaum schießen konnte.

      Louis Charlton hatte den wilden Strolchen binnen zwei Tagen beigebracht, wie sie zielen und treffen mußten. Es war eine verdammt mühselige, nervenaufreibende Arbeit gewesen. Mexikaner schossen gern und viel, in der Hauptsache aber kam es ihnen auf den Krach an. Je lauter ein Gewehr knallen konnte, desto größeren Spaß hatten diese einfachen Burschen, aber – von zehn Schüssen trafen höchstens zwei ein Scheunentor aus fünfzig Schritt Entfernung.

      Charlton warf Garcia einen Blick zu. Der General, wie er sich nannte, rutschte nun zurück. Er hatte hinter dem Hang gelegen und durch das Gras einige Knechte der Hazienda beobachtet. Es waren vier Mann, ein bewaffneter Wächter, ein Neuwagenfahrer und zwei Mann, die das Heu auf den Wagen gabelten.

      Er ist verrückt, dachte Charlton, der Bursche hätte die Kolonne schon zwischen Palma und Paras angegriffen. Und das mit diesem Haufen Luftlochschießer. Wenn ich nicht Maddalenas Unterstützung gehabt hätte…

      Charlton war absolut sicher, daß Garcia jetzt vielleicht längst tot irgendwo von den Geiern abgenagt worden wäre, hätte er seinen ursprünglichen Plan ausgeführt. Nach einem Blick auf die Wagenkolonne, die sie bereits gestern gesehen hatten, hatte Charlton seine schlimmsten Vermutungen bestätigt gefunden. Zwar gab es etwa sechs Männer bei dem Transport, die aus Mexiko stammten – vierzehn jedoch waren Texaner. Und alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Jeder Mann trug zwei, mancher sogar drei Revolver und zwei Gewehre. Charlton hatte auch einige Schrotflinten auf den Wagen stehen sehen – und danach zu Garcia gesagt: »Siehst du es jetzt? Erstens sind das Texaner. Zweitens haben sie alle den Krieg mitgemacht. Drittens trifft bei denen jede Kugel. Du wärest vielleicht an die Wagen herangekommen, aber diese Burschen hätten dich zwei Drittel deiner Männer, wenn nicht alle – und dich das Leben gekostet.«

      »Nun gut«, erwiderte Garcia mürrisch. »Du hast recht behalten. Es war doch gut, daß du diesen Hohlköpfen beigebracht hast, beim Schießen auch etwas zu treffen. Wenn wir wieder bei den anderen sind, nimmst du sie dir noch einmal vor. Sie müssen so gut treffen, daß sie diese Texaner zuerst von den Wagen herabschießen. Wir brauchen einen günstigen Platz für den Überfall. Und wir werden ihn finden.«

      Charlton lächelte bitter. Garcias Überheblichkeit fiel ihm immer mehr auf die Nerven. Dieser Narr erging sich bereits in Plänen über die zukünftige Verwaltung der Provinz. Dabei hatte er noch nicht einmal den Transport in seiner Gewalt.

      Zudem war Maddalena am Morgen mit Ramon, einem verschlagenen, listigen Burschen, nach Cerralvo geritten, um festzustellen, ob dort eine starke Einheit Juareztruppen lag. Brown hatte davon gesprochen, daß von Cerralvo aus die Eskorte der Juareztruppen zu den Wagen stoßen sollte. Und Maddalena würde schnell herausfinden, wann diese Eskorte abging, wie stark sie war und was dann noch an Truppen in Cerralvo verblieb. Das Mädchen fehlte Charlton, aber er sah es nun auftauchen, als Felipe schnaufend den Hang heraufgekommen war. Maddalena erschien allein. Sie hatte Ramon irgendwo zurückgelassen. Als sie zum Hang hochsah, hob sie die Hand und winkte. Ihr Lächeln traf Charlton, und er fühlte sich plötzlich besser.

      »Don Felice!« keuchte Felipe. »Die Kolonne kommt, sie fährt hierher. Dieser Gringo Brown hat nicht gelogen. Noch immer keine Eskorte. Sie müssen sich ziemlich sicher fühlen, denn sie fahren seit dem Morgen!«

      Sonst bewegte sich der Transport nur nachts. Er war aber schon zu weit im Land, um noch von mexikanischen Grenzbanditen bedroht zu werden. Garcia grinste breit. Er klopfte Felipe anerkennend auf die Schulter.

      »Gut – bravo, Felipe. Wie weit sind sie entfernt?«

      »Zweieinhalb Stunden, dann werden sie hier sein«, antwortete Felipe. »Sie müssen diesen Weg nehmen, es führt kein anderer zur Hazienda, Don Felice!«

      »Na, Louis, was sagst du?« rief Garcia leise, aber triumphierend. »Keine Eskorte, gut, was? Wir werden sie empfangen und alle erschießen! Maddalena! Maddalena, komm schnell herauf. Gute Nachrichten!«

      Maddalena kam den Hang herauf, sah aber nur Charlton an und warf sich erschöpft, verschwitzt und doch glücklich in seine Arme.

      »Ich reite nie wieder ohne dich fort«, sagte sie müde. »Die ganze Zeit habe ich an dich gedacht!«

      »Valgame dios!« fluchte ihr Bruder finster. »Die ganze Zeit denkst du an ihn, he? Und dein Auftrag?«

      »Mein Auftrag – mein Auftrag!« fauchte sie ihn an. »Ich habe ihn schon nicht vergessen! In Cerralvo liegen nur neunzig Juaristas. Davon sollen dreißig nach der Hazienda reiten und den Transport sichern. Sie brechen so auf, daß sie unmöglich vor Einbruch der Dunkelheit hier sein können. Ich habe Ramon zurückgelassen, damit er aufpaßt, wann sie kommen und wie schnell sie reiten. Er sagt uns Bescheid. Na, bist du zufrieden?«

      »Auch gut, sehr gut!« lobte Garcia. Er schlug sich vergnügt auf die Schenkel und lachte breit. »Ah, wir werden

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