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es genau.

      Es war ziemlich neu – und doch an einer Ecke eingerissen.

      Wieder hörte der Marshal das Geräusch reißenden Stoffs in seinem Ohr, als er nach seinem Sturz von Ike Clanton herumgezogen worden war.

      Sollte es doch keine Täuschung gewesen sein?

      Aber er mochte die beiden Freunde nicht weiter mit diesen Dingen aufhalten.

      Im raschen Trab ging es jetzt nordwärts der Stadt entgegen.

      Die Sonne war längst gesunken, und die Schatten der Nacht breiteten sich über die Savanne, als sie in der Ferne die Lichter der Stadt vor sich auftauchen sahen.

      »Tombstone«, sagte der Spieler leise. »Grabstein! Welch ein schöner, passender Name für unsere zweite Heimat.«

      »Ist er nicht ein elender Spötter?« meinte der Texaner. »Ich für meinen Teil bin froh, wenn ich diesem Kaff den Rücken kehren kann.«

      »Das sind wir auch, Luke«, entgegnete der Marshal, »verlassen Sie sich darauf. Es grauste uns, als wir neulich nach so langer Zeit wieder in die Stadt kamen. Aber das sage ich Ihnen, ich werde sie nicht eher verlassen, bis ich weiß, wer der Boß der Galgenmänner ist, bis ich ihn gestellt und seine Bande zerschlagen habe.«

      Holliday schwieg und blickte der Stadt entgegen.

      Der Hüne aus Texas hingegen meinte:

      »Vergnügungssüchtig sind Sie wirklich nicht, Marshal. Well, ich bin dabei.«

      *

      Es war dunkel, als sie an den Miner Camps vorbei in die Stadt einritten.

      Oben in der Allenstreet herrschte reges Leben. Vor den Vorbauten der Schenken standen ganze Reihen von Pferden an den Querholmen.

      Niemand achtete auf die drei Reiter, die drei reiterlose gesattelte Pferde mit sich führten.

      Unweit vom Crystal Palace hielt Wyatt den Grauen an.

      »Da scheint ja eine ganze Menge los zu sein.«

      »Sieht nach einer Feier aus«, fand der Texaner.

      Holliday schob sich eine Zigarette zwischen die Zähne, riß ein Zündholz an und stieß den Rauch hoch von sich.

      »Ich würde mich nicht wundern«, fand er, »wenn sie den Tod ihres Erzfeindes feierten. Immerhin ist es kein alltägliches Ereignis bei den Clantons, wenn ihr härtester Widersacher in die Ewigen Jagdgründe eingegangen ist.«

      Auf den Vorbauten standen die Menschen dichtgedrängt beieinander und versuchten einen Blick durch die Fenster des Crystal Palace zu erhaschen.

      Die drei schoben sich ebenfalls auf den Vorbau, und Wyatt tippte einem älteren Mann auf die Schulter.

      »Was ist denn da los, Mister?«

      »Ursprünglich sollte es eine Geburtstagsfeier für John Clum sein. Aber er ist ja tot.«

      »Also eine Totenfeier?«

      »Eine doppelte sogar«, meinte der Mann, ohne sich ein einziges Mal umgedreht zu haben.

      »Wer ist denn noch gestorben?«

      »Gestorben? Ich weiß nicht, ob man es so nennen kann. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber Wyatt Earp ist in der letzten Nacht ausgelöscht worden. Der Mestize Batko soll es gewesen sein. Man weiß es von Between, der sich heute mittag dem Richter stellte und sich dann erschoß. Er ist also der dritte Tote. Wenn das nicht ein Ding ist, Mister, dann will ich nicht Jeff Harper heißen! Und jetzt kommt das Tollste: Wissen Sie, wer da drinnen ist?«

      »Eine Menge Leute, nehme ich an.«

      »Allerdings. Und wer ist bei ihnen? Wen haben sie vor einer Stunde mit gewaltigem Jubel empfangen? Ike Clanton!«

      Wyatt Earp und Doc Holliday wechselten einen raschen Blick miteinander, und der lange Texaner lehnte sich so hart gegen einen Dachpfeiler, daß der in seinem Gefüge ächzte.

      »Ja, Mister«, fuhr der Alte fort, »es tut sich was in Tombstone. Allerdings ist es nicht gut, daß sie den Marshal umgebracht haben. Er war ein großer Gesetzesmann und hat den Clantons immer einen fairen Kampf geliefert. Ich kann Ike gar nicht verstehen, daß er diese Schweinerei geduldet hat. Sie müssen nämlich wissen, daß ohne Wyatt Earp hier wieder alles drüber und drunter geht. Richter Gordon hat Batko und Hal Somers heute früh nach Phoenix ins Jail geschickt, da wußte noch niemand, daß Batko Wyatt Earps Mörder ist. Sehen Sie nur, das ist Phin! Er steht vor den Männern und wird gleich reden.« Der Alte deutete über die Köpfe der vor ihm Stehenden hinweg, wandte sich dann um und sagte leise: »Dieser Galgenstrick taucht immer auf, wenn…« Jäh brach er ab und starrte mit geweiteten Augen in das Gesicht des Missouriers.

      »Das… das kann doch nicht wahr sein«, stammelte er.

      »Doch, Mister«, sagte Wyatt. »Und vielen Dank für die Auskunft.«

      Er schob sich an ihm vorbei und ging auf den Eingang des Crystal Palace zu.

      Wie viele Saloons in dieser Stadt, so hatte auch der Crystal Palace drei Räume, die alle sternförmig ineinanderliefen. Mehr als hundert Menschen standen in dem großen Saal und blickten nach vorn zur Theke, an deren Stirnseite Ike Clanton lehnte.

      Verwundert musterte Doc Holliday den Bandenführer und stellte fest, daß er einen neuen grauen Hut trug, ein weißes Hemd, eine schwarze Samtschleife und einen grauen Anzug.

      Der Marshal hatte sich also nicht getäuscht.

      Auch der Texaner machte diese Feststellung.

      Phin Clanton stand vor der Theke, blähte sich auf, stützte die Hände hinter sich auf das Thekenblech und rief mit seiner schnarrenden Stimme:

      »Männer von Tombstone, ihr seid hier zusammengekommen, um den Geburtstag unseres großen John Clum zu feiern!«

      Der Marshal, der noch draußen vor den Armen der Schwingtür stand, bemerkte, daß Phin sich unbehaglich nach seinem Bruder umdrehte.

      Da hörte Wyatt die leise Stimme Hollidays hinter sich:

      »Ich werde mich mal nach Richter Gordon umsehen.«

      Der Missourier nickte.

      Drinnen fuhr Phin fort.

      »John Clum ist tot, Männer. Es ist eine Schreckensnachricht für die Stadt. Er ist ermordet worden. Aber ich darf voll Genugtuung sagen, daß auch der Mann, der seinen Tod auf dem Gewissen hat, ausgelöscht ist. Und wenn wir uns auch nicht auf die Seite des Mestizen Batko stellen wollen, so kommen wir doch nicht umhin, festzustellen, daß das Schicksal ihn als Arm der Gerechtigkeit benutzt hat!«

      Wieder sah er sich nach Ike um.

      Der starrte in sein Whiskyglas.

      Phin wollte weiterreden, warf dann aber den Kopf wieder herum und knurrte: »Weshalb stehst du so da, Ike? Das regt mich auf! Weshalb sagst du nichts? Die Männer warten doch alle darauf.«

      »Geh nach Hause!« Ike stieß sich von der Thekenecke ab.

      »Weshalb?« giftete der jüngere Bruder, griff nervös nach einem halbvollen Glas und goß die Hälfte des Inhalts am Mund vorbei.

      »Weil der tote Wyatt Earp sich sonst für dich interessieren könnte!« mahnte Ike.

      Phin lachte blechern. »Das ist vorbei, Ike. Wir brauchen keine Angst mehr vor ihm zu haben. Er ist tot!«

      »Jetzt hält’s du deinen Mund, Phin. Mir reicht’s. Als ich dir vorhin nachgeritten bin, sah ich unten auf der alten Overlandstreet Pferde in den Kaktusfeldern stehen. Ich ritt näher und sah einen Mann am Boden liegen, den ich für einen unserer Cowboys hielt, für Stones. Es war nicht Stones, Phin. Rate mal, wer es war.«

      »Ich weiß es nicht«, entgegnete Phin unsicher.

      »Es war Wyatt Earp!«

      Phin wich zwei Schritte zurück.

      »Wyatt

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