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Scheibe gesehen. Jonny Teck hielt es für den Steinwurf eines Betrunkenen. Aber…«

      »Wie gesagt, wenn ich mal sechsundzwanzigtausend sicher unterbringen will, werde ich mich Ihrer erinnern«, meinte der Riese spöttisch. Dann wandte er sich zur Tür, wo er, schon den Griff in der Rechten, noch einmal stehenblieb.

      »Interessiert es Sie, wie ich an die Pilze gekommen bin?«

      »Ja, doch…, natürlich!« stotterte Between. »Ich muß…, bin durcheinander, Mr. Short.« Er eilte auf den Texaner zu, um ihm die Hand zu schütteln.

      Luke, dem der weichliche Mann zuwider war, übersah dessen weiße, schwammige Hand.

      »Beehren Sie Wyatt Earp mit diesem Dank, Mister. Er hat in der vergangenen Nacht die Strolche gestellt!«

      Wyatt Earp!

      Between stand noch auf dem gleichen Fleck, als der Texaner die Bank bereits verlassen hatte.

      Wyatt Earp! Dieser Name hatte ihn mehr getroffen als vorhin die Entdeckung des Einbruchs.

      Wyatt Earp hatte sein Geld wiedergefunden und die Banditen gestellt.

      Und er, der ehrbare Bankier Between, war einer seiner Mörder, einer der Männer, die dabeistanden, als er von dem schmierigen Mestizen erschlagen wurde!

      Mit gesenktem Kopf wankte er zu seinem Schreibtisch zurück.

      Sie hatten ihn anscheinend noch nicht gefunden, den toten Marshal.

      Was würde geschehen, wenn sie ihn fanden?

      Doc Holliday und dieses gigantische Rauhbein würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Umstände zu klären, die zu seinem Tod geführt hatten. Und dann würden sie auch auf seine Spur kommen, wie sie ja bisher fast alle Spuren gefunden hatten, die sie finden wollten.

      Die Angst, besonders die vor Doc Holliday, saß dem Mann mit dem Doppelleben, dem Bankier-Desperado, in den Knochen.

      »Doc Holliday wird mich töten«, murmelte er leise vor sich hin. »Er wird eines Tages vor mir stehen, mit seinen eiskalten Augen und wird mich fordern. Und ich… Nein!« schrie er plötzlich gellend los. »Nein!«

      Die Tür wurde aufgerissen, und der Clerk blickte in den Bureauraum seines Herrn.

      »Sie haben gerufen, Mr. Between?«

      Langsam wandte sich der Bankier um und sah den Burschen verwirrt an.

      »Ich? Nein!«

      »Doch, Mr. Between.«

      »Nein, nein! Geh an deine Arbeit!«

      Doc Holliday blickte dem Texaner entgegen.

      »Na, haben Sie die Bucks abgeliefert?«

      »Ja. Übrigens, der Geldsack schien mir ein schlechtes Gewissen zu haben.«

      »Das haben hier in dieser schönen Stadt anscheinend eine ganze Menge Leute.«

      Eine elegant gekleidete, aber erschreckend häßliche Frau kam vorbei und grüßte den Georgier.

      Der nahm kurz den Hut ab und erwiderte den Gruß.

      Da blieb die Frau stehen.

      »Guten Morgen«, sagte sie, während sie an der riesigen Gestalt des Texaners hinaufblickte.

      »Das ist wohl Luke Short?«

      »Kaum zu übersehen«, entgegnete der Spieler.

      Die Frau konnte sich an der herkulischen Gestalt des Supermanns nicht sattsehen – und dennoch gefiel ihr der elegante Spieler noch besser.

      »Sehen wir uns heute abend im Crystal Palace, Doc?«

      »Möglich.«

      »Mr. Clum hat heute Geburtstag, er ist von den Barrings eingeladen. Sie wollen im Crystal Palace feiern. Da dürfen Sie und der Marshal doch nicht fehlen. Und Mr. Short sollte sich auch als eingeladen betrachten.«

      Der Georgier setzte seinen Hut wieder auf.

      »Eine Feier ohne die Hauptperson, das ist doch nichts, Mrs. Collins.«

      »Wie soll ich das verstehen?« fragte die Frau verblüfft.

      Mit ausdruckslosem Gesicht erklärte der Gambler:

      »Mr. Clum ist in der vergangenen Nacht ermordet worden.«

      Mit einem Schrei wich die Frau zurück.

      »Nein!« stieß sie entsetzt hervor, und ihr Gesicht hatte jetzt etwas von einem traurigen Affen.

      »Leider doch«, entgegnete der Doc.

      »Wer… war es?«

      »Die Galgenmänner!«

      Die Frau nahm ihr Kleid hoch und beeilte sich nach Hause zu kommen.

      »Der haben Sie aber einen gewaltigen Schrecken eingejagt«, meinte der Hüne lachend, während er sich eine seiner schwarzen Strohhalmzigarren zwischen die Zähne schob.

      »Mit Absicht, denn sie ist die dritte Zeitung Tombstones. Ich wette, daß heute mittag die ganze Stadt weiß, was sie jetzt von mir gehört hat. Und genau das wollte ich. Die Banditen sollen glauben, daß Clum tot ist. – So, und jetzt werde ich den Marshal suchen.«

      »Wo wollen Sie hin?«

      »Zum Richter. Er soll sich die Halunken, die im Jail sitzen, vornehmen, damit wir beide hier nicht dauernd Wache zu schieben brauchen.«

      Richter Gordon ließ sich die Gefangenen in den kleinen Saal des Courthouses bringen.

      Als die ›Clantons‹ sahen, daß Doc Holliday und Luke Short den Saaleingang bewachten, schickten sie nur ein paar harmlose Bürger als Zuschauer.

      Von den Banditen ließ sich keiner sehen. Jedenfalls keiner, der den beiden bekannt gewesen wäre.

      Als die Blitzverhandlung, die einen Fall nach dem anderen behandelt hatte, vorüber war, forderte Holliday den Richter auf, Sheriff Behan mit dem Abtransport der Gefangenen ins Jail von Phoenix zu beauftragen.

      Das geschah sofort.

      Jonny Behan, der gar nicht bei der Verhandlung zugegen war, wurde gerufen und erhielt den Auftrag, die Gefangenen nach Phoenix zu bringen.

      Knurrend und mit blassem Gesicht verließ er mit den Verurteilten den Saal.

      Als Batko an Luke Short vorbeikam, raunte er:

      »Wenn ich wieder rauskomme, Tex, rechnen wir ab.«

      Luke griff ihn sich mit der Linken und hob ihn wie einen Jungen vom Boden hoch.

      »Was hast du gesagt, Rothaut?«

      Batko riskierte kein weiteres Wort.

      Luke ließ ihn los und sah dem Trupp nach.

      »Wenn der milchige Behan mit diesem Verein jemals Phoenix erreicht, will ich Eustachius heißen!«

      Holliday blickte über den freien Platz vor dem Gerichtsgebäude. Aus schmalen Augen fixierte er das gegenüberliegende Haus. Es sah verfallen und unbewohnt aus. Der Spieler ging darauf zu und stieß die Tür auf.

      Der feine Flugsand, der im Laufe der Monate unter der Türritze von der Straße hereingeweht war, wies zahlreiche gut sichtbare Fußabdrücke auf.

      Holliday wandte sich um und blickte diesen Spuren nach, sie führten links vom Hauseingang an der Mauer entlang zur Ecke.

      Als Luke dem Georgier folgte, sah er ihn vor der Seitenwand des Hauses am Boden knien.

      »Was gefunden?«

      »Ja.« Holliday hob eine fingerdicke Messinghülse auf und hielt sie dem Texaner hin.

      »Wissen Sie, was das ist?«

      »Eine Patronenhülse.«

      »Von welchem Kaliber?«

      »Fünfundvierzig.«

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