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junger Mann ohne Buckel heraus. Die Höflinge stießen vor Verwunderung laute Rufe aus. Am schlimmsten traf es den bösen Fürsten, dessen Neid noch größer wurde. Ohne zu zögern, sprang der Fürst in den Kessel, um in der Milch zu baden. Das Pferdchen sprang rasch zum Kessel und ließ die ganze Hitze aus seinen Nüstern heraus. So wurde der böse Fürst im Kessel zu Tode gekocht.

      Der Junge holte seine Brüder und veranstaltete ein großes Fest. Er heiratete das Sonnenmädchen und seine Brüder heirateten dessen Schwestern. Und alle lebten statt des neidischen Fürsten vergnügt im Schloss.

      EIN LEUCHTENDES SCHLOSS

      Ein Graf beschloss, ein neues Schloss bauen zu lassen. Er beauftragte eine Schar Bauarbeiter und begann, seine Pläne zu verwirklichen. Nach einer Weile kam der Graf zu den Arbeitern und fragte:

      „Meister! Hei, Meister! Wie wird das Schloss in Zukunft aussehen?“

      „Es wird stehen, bis es vermodert“, antworteten die Bauarbeiter.

      „Das ist aber kein rühmliches Ende“, erwiderte der Graf verärgert und entließ voller Wut seine Bauarbeiter. Gleich darauf beauftragte er andere Bauarbeiter und ließ den Bau fortsetzen. Nach einer Weile besuchte er wieder die Baustelle und fragte erneut, wie das Schloss in Zukunft aussehen werde.

      Die Bauarbeiter wussten schon, was ihren Vorgängern zugestoßen war, und antworteten:

      „Das Schloss wird so leuchten, dass es aus sieben Meilen Entfernung zu sehen sein wird.“

      Dem Grafen gefiel diese Antwort sehr und er wurde noch stolzer.

      Nach einigen Jahren fing das Schloss Feuer. Als es brannte, leuchtete es so strahlend, dass man es aus sieben Meilen Entfernung noch sehen konnte.

      DER KLÜGSTE MANN

      Es lebte einmal ein sehr reicher Edelmann, der keine Sorgen und Nöte kannte. Deshalb schrieb er auf eine Tafel: „Ich möchte wissen, was Not bedeutet“. Diese Tafel brachte er an einem Baumstumpf am Wegesrand an.

      Nach einigen Tagen fuhr der König auf diesem Weg vorüber und las die Schrift des Edelmannes. „Gut, ich werde dir zeigen, was Not ist!“, dachte er sich. Am nächsten Tag ließ er diesen Edelmann zu sich kommen und sagte zu ihm:

      „Sag mir, wie schwer ist der Mond? Wo ist die Mitte der Erde? Wie viele Sterne gibt es am Himmel? Und dann erzähl mir eine unerhörte Geschichte!“

      Der König gab dem Edelmann drei Tage zum Nachdenken. Sollte er die Antworten nicht wissen, würde er in den Kerker kommen.

      Der Edelmann kam nach Hause und lief unruhig und voller Angst umher. Er befragte seine Höflinge, Soldaten und Dienstboten, aber keiner konnte diese Fragen beantworten. Da sah der Schweinehirt, dass sein Herr von Sorgen niedergedrückt umherlief. Er fragte ihn, ob er Bauchschmerzen hätte, weil er so zusammengekrümmt herumlaufe.

      „Nein, mein Sohn“, antwortete der Edelmann. „Mein Bauch tut mir nicht weh, aber ich finde keine Antworten auf die Fragen des Königs.“

      Dann nannte er die Fragen, die ihm der König gestellt hatte.

      „Wenn mein Herr mir erlaubt, ihn beim König zu vertreten, würde ich alle Fragen beantworten“, sagte der Schweinehirt.

      Der Edelmann freute sich sehr über dieses Angebot. Er entließ den Schweinehirt von seiner Aufgabe, Schweine zu hüten, kleidete ihn schön ein und schickte ihn zum König.

      Der Schweinehirt ging zum König und sagte:

      „Ich bin gekommen, um die Fragen zu beantworten, die Eure Majestät meinem Herrn gestellt hat.“

      „Nun gut, dann sag mir, wie schwer der Mond ist.“

      „Ein Pfund.“

      „Wieso ein Pfund?“

      „So wie ein Pfund aus vier Vierteln besteht, so besteht auch der Mond aus vier Vierteln.“

      „Gut. Und wo ist die Mitte der Erde?“

      „Hier, wo ich stehe.“

      „Und wie viele Sterne sind am Himmel?“

      „Fünftausend.“

      „Du lügst! Woher willst du das wissen?“

      „Wenn der König mir nicht glaubt, können wir zusammen nachzählen“, erwiderte der Schweinehirt.

      Der König sah ein, dass es keinen Sinn hatte, mit dem Jungen zu streiten, und ließ ihn die unerhörte Geschichte erzählen.

      „Ich finde es unerhört“, bemerkte der Hirte, „dass ich gestern noch Schweine gehütet habe und mich heute mit dem König persönlich unterhalte.“

      Der Schweinehirt und seine Antworten gefielen dem König so sehr, dass er ihn reichlich belohnte. Dafür kaufte sich der Schweinehirt ein Gut und lebte dort ohne Sorgen.

      DIE GESCHENKE DER SONNE

      Einmal beschlossen Sonne, Wind und Frost, zusammen durch die Welt zu wandern, sich umzuschauen und zu erkunden, wie es den Menschen gehe, was sie denken und erzählen. Unterwegs begegneten sie einem Menschen, der das Feld beackerte. Alle zusammen riefen sie ihm zu:

      „Sei gegrüßt, guter Mann!“

      „Danke, danke!“, antwortete der Ackermann.

      Die Wanderer gingen weiter ihres Weges. Als sie ein gutes Stück zurückgelegt hatten, fingen sie einen Streit an. Die Sonne sagte, dass sich der Ackermann bei ihr für die Begrüßung bedankte, der Wind sagte, dass er das für ihn tat. Der Frost schwieg erst mit zusammengekniffenen Zähnen, aber dann sagte auch er:

      „Er hat sich bei mir bedankt!“

      Schließlich entbrannte ein so heftiger Streit, dass die Sonne rief:

      „Ich könnte diesen Menschen mit meiner Hitze verbrennen!“

      Und der Wind sagte daraufhin:

      „Wenn ich blasen würde, könntest du ihn nicht verbrennen!“

      Der Frost sagte wiederum:

      „Ich könnte diesen Menschen erfrieren lassen!“

      Dann sagte der Wind wieder:

      „Wenn ich nicht blasen würde, könntest du das allein nicht schaffen!“

      So bewies der Wind, dass er mächtiger als die anderen war. Aber der Streit hörte trotzdem nicht auf. Darum beschlossen sie, den Menschen zu fragen, bei wem er sich bedankt habe. Gesagt, getan: Sie kehrten zu ihm zurück und fragten ihn. Der Mensch sagte:

      „Ich habe mich bei euch allen bedankt, aber vor allem bei dieser hübschen Dame, die bei der Begrüßung so nett den Kopf gesenkt hat“, und er zeigte auf die Sonne.

      Der Wind und der Frost tauschten nur Blicke miteinander aus, beugten sich zur Seite und donnerten mit Blitz und Pfiff hinab. Die Sonne blieb dagegen bei dem Ackermann.

      Er lud die Sonne freundlich zu sich nach Hause ein. Sie kamen in das Haus des Menschen und fanden dort jede Menge Kinder. Alle waren noch klein, hungrig und halb nackt. Sie hatten aber große Augen voller Neugier und führten die Sonne gastfreundlich durch ihre Spielecken. Die Kinder taten der Sonne so leid, dass sie anfing, die Kinder zu liebkosen, zu streicheln und auf ihren Strahlen zu tragen. Am frühen Morgen sagte die Sonne zu dem Menschen:

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