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Nichts Als Töten. Блейк Пирс
Читать онлайн.Название Nichts Als Töten
Год выпуска 0
isbn 9781094343532
Автор произведения Блейк Пирс
Серия Ein Adele Sharp Mystery
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
Jeder Schritt brachte die beiden weiter in die Dunkelheit, aber auch dem Truck, näher.
„Komm, beeil dich”, sagte Herman.
Er half ihr sanft in den Truck und tat sein Bestes, sie nicht zu berühren. Jedes Mal, wenn er es tat, schien sie zusammenzucken.
Dann lief er schnell um den Lastwagen herum, stieg ein und fuhr so schnell wie möglich los. Er würde am Morgen zu einem Automechaniker fahren und ihn einen Blick auf das Fahrzeug werfen lassen. Vorerst wollte er von dieser verfluchten Autobahn weg, weg von den flackernden Lichtern und weg von diesem beängstigenden Wald.
„Wohin bringst du mich?”, fragte sie leise, während ihre Augen sich schnell bewegten, um sich orientieren zu können.
„Krankenhaus”, sagte er. „Die Polizei wird uns dort treffen. Alles wird gut. Ich verspreche es dir. Wer auch immer dich verletzt hat ist nicht mehr hier. Du bist jetzt in Sicherheit.”
Das Mädchen schluchzte zitternd, ihre Brust hob sich, ihre Augen waren auf die Straße gerichtet und schlossen sich dann, ihre Augenlider flatterten. Während die Erschöpfung seinen Tribut einforderte und sie den Sitz neben ihm langsam mit ihrem Blut färbte, murmelte sie: „Die anderen sind nicht in Sicherheit. Er wird ihnen wehtun. Er wird sie für meine Flucht bitter bestrafen.”
KAPITEL ZWEI
Adele hatte keinen Aufzug in ihrer neuen Wohnung. Sie hatte glücklicherweise kein Problem damit, Treppen zu laufen. Ihre Hand fuhr über das lackierte Holzgeländer. Ihre Gedanken reisten in die Vergangenheit und durchsuchten ihre Erinnerungen. Sie erinnerte sich daran, wie sie diese Marmorstufen heruntergesprungen war. Sie erinnerte sich, wie sie innehielt und zur Tür gegenüber der Briefkästen blickte. Wohnung 1A. Die abblätternden silbernen Buchstaben waren ersetzt worden. Tatsächlich war die gesamte Wohnung renoviert worden. Sogar die Lichter an der Decke flackerten nicht mehr, sondern versorgten den Flur und das Treppenhaus mit ausreichend Licht. Adele machte den letzten Schritt, blieb am Fuß der Treppe stehen und sammelte sich.
Zurück in Frankreich. Sie hatte das nie kommen sehen.
Sie fuhr sich mit der Hand durch die schulterlangen blonden Haare und lächelte. Das letzte Treffen mit ihrem Vater war weniger als einen Monat her. Der Fall im Skigebiet war seltsam zu Ende gegangen. Adele hatte ihren Vater zu Weihnachten besuchen wollen, nachdem sie nach Europa gezogen war, aber die kleine Wohnung in Frankreich war so weit von seiner Heimat in Deutschland entfernt, dass der Schneesturm vor zwei Wochen den Besuch verhindert hatte. Also hatte sie die Woche mit Robert verbracht und Weihnachten mit ihm in seiner Villa gefeiert.
Sie streckte die Hand aus und berührte vorsichtig die tropfenförmigen Diamantohrringe, die er ihr gekauft hatte. Adele trug normalerweise keinen Schmuck, aber die Sachen, die Robert ihr schenkte waren einfach so besonders, dass sie nicht anders konnte. Sie runzelte die Stirn, senkte die Hand und starrte zur Wohnungstür. Robert sah nicht wirklich gesund aus. Wann immer sie ihn darauf ansprach, wich er der Frage aus. Er brach oft in Hustenanfälle aus und verließ dann manchmal sogar den Raum.
Sie schüttelte den Kopf und wünschte, sie hätte das Thema mit mehr Nachdruck angesprochen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Aber die Weihnachtsfeierlichkeiten schienen nicht der richtige Anlass zu sein.
Und jetzt war sie nicht nur wieder in Frankreich, sondern auch wieder in der Wohnung, in der sie früher mit ihrer Mutter gelebt hatte. Das Schicksal hatte seine Fäden mal wieder gezogen – die Wohnung war, nur eine Woche nachdem Adele ihre Unterkunftssuche begann, im Preis gesenkt worden. Vielleicht war es nicht nur das Schicksal … vielleicht eher Unvermeidlichkeit…
Adele fischte ein kleines, abgenutztes, braunes Ledernotizbuch aus ihrer Tasche und blätterte durch die Seiten. Ihre Stimmung verdunkelte sich. Sie lehnte sich gegen das Geländer und blickte beim Durchblättern des Notizbuchs auf 1A.
Jeder Hinweis, jede mögliche Spur, einige, von denen höchstwahrscheinlich nicht mal die Polizei wusste. Ihr Vater jagte Elises Killer schon seit Jahren. Und jetzt hatte er ihr das Notizbuch überlassen, damit sie die Jagd fortsetze.
Adele hatte in den letzten drei Wochen zwischen Umzügen und Weihnachtsfeiern das Notizbuch durchkämmt. Nach drei Wochen hatte sie die Notizen ihres Vaters katalogisiert und auswendig gelernt. Sie hatte mehrere Dateien auf ihrem Computer, mit denen sie die Notizen sortierte. Irgendwann musste sie etwas finden.
Rückkehr in die Wohnung? Nicht genau die Gleiche – aber das gleiche Gebäude, in dem sie damals mit ihrer Mutter gelebt hatte. Sie spürte keine Nostalgie – es hatte einen Zweck. Adele war kein sehr nostalgischer Mensch.
Sie war ein Bluthund, der nach einem bestimmten Geruch suchte. Seite Siebenunddreißig.
Sie blätterte das gesamte Notizbuch noch einmal durch und las alle Zeilen, die ihr jetzt in den Sinn kamen.
„Jemand vertauscht Notizblätter … handgeschrieben. Lustig?”
Adele schüttelte den Kopf. Sie hatte ihren Vater schon öfter danach gefragt, aber er wusste auch nicht mehr was diese kryptische Nachricht zu bedeuten hatte. Es war einfach eine Erinnerung an ein Gespräch gewesen, das er mit seiner Ex-Frau geführt hatte. Das erste Mal, als er den Verdacht bekam, etwas könnte in Frankreich schief laufen. Seine Ex-Frau hatte ihn angerufen und schien nervös zu sein. Sie erwähnte, dass jemand etwas vertauscht hatte. Adele biss die Zähne zusammen. Ihr Vater war noch nie ein besonders guter Zuhörer gewesen. Wenigstens hatte er es niedergeschrieben, bevor er es komplett vergaß. Jemand hatte Jemand vertauscht Notizblätter, handgeschrieben, lustig… notiert.
Also hatte jemand Notizen vertauscht. Was bedeutete das genau?
Adele klopfte mit dem Notizbuch gegen ihre Hand und starrte die Briefkästen an.
Sie hatte bereits mit dem Postboten gesprochen. Ein junger Mann, nicht älter als dreißig. Er passte sicherlich in die Rechnung. Sie hatte versucht, ihn zu erpressen, um zu erfahren, wer vor fast zehn Jahren führ dieses Gebäude als Briefträger verantwortlich gewesen war. Er hatte gesagt, dass er diese vertraulichen Informationen nicht weitergeben durfte.
Wenn jemand die Post ihrer Mutter ausgetauscht und Notizen hinterlassen hätte, war er vielleicht ein Stalker gewesen. Jemand, der sich für sie interessiert hatte. Vielleicht der Mörder selbst?
Aber die Briefkästen waren verschlossen. Es waren keine Briefe gesendet, sondern vertauscht worden. Das stand in der Nachricht. Daran erinnerte sich ihr Vater. Er war in diesem Teil unnachgiebig gewesen. Während des Telefongesprächs vor all den Jahren war ihre Mutter verärgert gewesen, dass jemand Notizen vertauscht hatte.
Dafür würde jemand einen Schlüssel für den Briefkasten benötigt haben. Nicht einmal der Vermieter hatte einen. Adele hatte bereits einige Male versucht, die Post anzurufen, aber sie weigerte sich, die Informationen telefonisch weiterzugeben. Sie dachte daran, ihre Dienstnummer zu verwenden, aber ohne einen aktiven Fall wäre dies ein Verstoß gegen das Protokoll und ein Kündigungsgrund. Dies war erst ihre zweite Woche als Korrespondentin für die DGSI, zwischendurch arbeitete sie immer noch an Fällen für Interpol. Die Verwendung ihrer Dienstlegitimation ohne Erlaubnis war möglicherweise nicht die beste Taktik.
Aber Adele hatte jetzt eine andere Idee.
Sie ging den Korridor entlang und näherte sich der Tür zu 1A, hob die Hand und klopfte vorsichtig.
Ein schlurfendes, leises Geräusch von innen ertönte. Sie klopfte etwas lauter. Mehr Geräusche, dann Schritte.
Dann klapperte eine Kette und die Tür schwang auf. Die Wohnung war ziemlich ordentlich. Ein mit Porzellan gefüllter Schrank stand einem sauberen Esstisch mit vier bestickten Stühlen gegenüber, die ordentlich unter dem Tisch versteckt waren. Die Frau, die vor Adele stand, war alt und hatte Falten um Augen und Stirn. Sie trug ein einzelnes silbernes Medaillon an einer Kette und eine rosa Strickjacke. Die Frau habe eine ihrer nachgemalten Augenbrauen, während sie Adele betrachtete. „Du schon wieder”, sagte sie knurrig auf Französisch.
„Ja”,