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Sie bei ihm bleiben, wenn er so einer ist!”

      „Ich spreche von Kerimov. Ich kenne ihn. Er hat einen Club übernommen, in dem ich früher gestrippt habe. Und ich weiß, mit welchen Methoden er arbeitet.”

      „Was hat Ferdinand Ihnen über Friedhelm Nöllemeyer gesagt?”

      „Werbe-Fuzzi. So hat er ihn immer genannt. Er war einer seiner besten Kunden. Ist extra durch die halbe Stadt gefahren, um sich mit ihm zu treffen, denn er wollte wohl nicht, dass irgendjemand in seinem Umfeld mitkriegt, wie viel er konsumiert. Die Tatsache an sich, dass er süchtig war, konnte er wohl kaum geheimhalten, so kaputt wie seine Nase ist.”

      „Sowas wissen die wenigsten richtig zu deuten”, sagte ich.

      „Mag wohl sein…”

      „Ich brauche Einzelheiten, Frau Melgent. Was ist passiert?”

      „Ferdinand war völlig von den Socken, als es die Runde machte, dass der Werbe-Fuzzi gestorben ist - und zwar offenbar an dem Stoff, den er ihm kurz zuvor verkauft hatte. Er hat wirklich geglaubt, dass er ihm Kokain verkauft. Und auch der Stoff, den Sie mitgenommen haben, ist Kokain. Wirklich. Ich habe es selbst probiert…”

      „Friedhelm Nöllemeyer hat aber kein Kokain bekommen!”

      „Friedhelm hat gesagt, da war so ein Typ.”

      „Was für ein Typ?”

      „Er hat nicht weiter darüber geredet und er war so außer sich, dass ich auch nicht weiter nachgefragt habe. Jedenfalls hat der ihm den Auftrag gegeben, an genau diesen speziellen Kunden diesen speziellen Stoff zu verkaufen. Dafür hat Ferdinand einen Tausender extra gekriegt. Und er brauchte nichts von seinem eigenen Stoff nehmen!”

      „Und Ferdinand ist darauf eingegangen.”

      „Woher sollte er denn wissen, was passiert? Das hat er erst begriffen, als die Sache in der Zeitung stand und das Lokalfernsehen darüber berichtet hat!”

      „Hat er irgendetwas über diesen ‘Typ’ gesagt?”

      „Nein.”

      „Wer von Kerimovs Leuten beliefert ihn? Wie holt er sich sonst seinen Stoff ab?”

      „Glauben Sie, so etwas würde er mir sagen?”

      „War das vielleicht sein üblicher Lieferant?”

      Annalisa Melgent schluckte. „Ich bin mir nicht sicher, wie er das genau gemeint hat. Er sagte nur, dass er den Typ noch nie gesehen hätte, aber das will nichts heißen.”

      „Wieso?”

      „Weil er noch nicht lange für den Hamburg-Mann arbeitet.”

      „Sie meinen Kerimov!”

      „Ja. Er kennt nicht jeden, der für ihn arbeitet.”

      Einige Augenblicke herrschte jetzt Schweigen. Ich tauschte mit Rudi einen Blick. Mein Kollege nickte. Mehr war aus der Frau jetzt nicht herauszuholen. In diesem Punkt waren wir uns einig. Und außerdem war das, was sie uns aufgetischt hatte, auch noch reichlich verworren.

      Ich gab ihr meine Karte. „Rufen Sie mich an, falls Sie noch irgendetwas dazu sagen möchten.”

      „Gut, das werde ich tun.”

      „Auf Wiedersehen.”

      „Werden Sie Ferdinand helfen können?”

      „Ich kann Ihnen nichts versprechen. Am Besten wäre es, wenn Ferdinand sich entschließen würde zu kooperieren. Und es könnte sein, dass ich Sie darum bitte, mit ihm zu sprechen.”

      „Dann werde ich das tun”, versprach sie. „Aber ich glaube kaum, dass das etwas nützen wird.”

      „Wieso?”

      „Er fühlt sich leicht bevormundet. Wenn man ihn zu etwas drängen will, kommt meistens das Gegenteil von dem dabei heraus, was man beabsichtigt hat. Verstehen Sie, was ich meine?”

      „Ich denke schon.”

      14

      Wir verließen die Wohnung.

      „Was hältst du von ihr?”, fragte Rudi.

      „Ich weiß noch nicht.”

      „Sie würde das Blaue vom Himmel herunterlügen, wenn Sie damit Ihrem Ferdinand helfen kann. Zum Dank dafür füllt er sie wahrscheinlich umsonst mit seinem Stoff ab und verprügelt sie nicht ganz so heftig, wie er es sonst tun würde, wenn er seiner Wut freien Lauf ließe!”

      „Na komm, Rudi, das ist jetzt aber auch reichlich…”

      „Ich weiß, ich weiß. Vorurteile und Mutmaßungen!”

      „Du sprichst mir aus der Seele, Rudi!”

      „Aber trotzdem ist es vermutlich genau so, wie ich gerade gesagt habe!”

      „So gallig bist du nur, wenn du Hunger hast, Rudi.”

      „Und du sagst da nur, weil du selbst hungrig bist, Harry!”

      Wir gingen zum Wagen und stiegen ein. Das wir Hunger hatten, war kein Wunder. Seit unserer Ankunft in Frankfurt hatten wir andauernd zu tun gehabt. Für irgendeine Essenspause war da keine Zeit gewesen. Und auf die Dauer macht Kaffee alleine eben nicht satt.

      „Auf dem Weg zum Präsidium sollten wir uns vielleicht noch irgendwo was mitnehmen”, schlug Rudi vor.

      „Gute Idee.” Ich sah auf die Uhr. Mit großartigen Ermittlungserfolgen war heute ohnehin nicht mehr zu rechnen. Und Ferdinand Chovsky machte wahrscheinlich bis auf Weiteres das, was er angekündigt hatte: Schweigen. „Vielleicht könnten wir das noch mit einer anderen Sache verbinden.”

      „Mit welcher?”

      Ich sah auf mein Smartphone. Es dauerte ein bisschen, bis ich das hatte, was ich suchte. „Hier - die Karte der Kampf den Drogen Stiftung aus Nöllemeyers Manteltasche. Die Adresse müsste hier in der Gegend sein.”

      „Und was versprichst du dir davon?”

      „Nichts Bestimmtes. Aber erstens ist es doch seltsam, dass er so eine Karte bei sich hatte und zweitens könnte es doch tatsächlich sein, dass er dort mal gewesen ist.”

      „Okay, wie du meinst. Aber erst suchen wir eine Snack-Bar.”

      15

      Eine halbe Stunde später hatten wir uns irgendwo einen Hotdog zum Mitnehmen gekauft und waren dann auf dem Weg zum Büro der Kampf den Drogen Stiftung. Rudi fand per Internet-Recherche ziemlich schnell ein paar Dinge über diese Stiftung heraus.

      „Die scheinen eher von der radikalen Sorte zu sein und Rustikaltherapien zu befürworten”, meinte er. „Auf der Website wird Werbung für eine Art von Boot-Camps gemacht, in denen die Betroffenen ihre Sucht angeblich verlieren.”

      „Naja, Bewegung und körperliche Fitness sind sicher keine schlechten Voraussetzungen für einen Entzug.”

      „Ja, das schreiben die hier auch. Und dass die Substanzen, die man sich mit Drogen zuführt, auch vom Körper selbst produziert werden - wenn man ihn durch exzessiven Sport beansprucht.”

      „Wie wär’s, wenn du dort mal anrufst und uns ankündigst! Nicht, dass die gerade Feierabend machen, kurz bevor wir da auftauchen.”

      „Wie du meinst, Harry.”

      Rudi versuchte anzurufen. Aber der angegebene Anschluss war besetzt. Das hieß aber immerhin, dass noch jemand im Büro war.

      Ich fuhr den Ford in eine Seitenstraße. Wir fanden schließlich einen Parkplatz, der zu einem Supermarkt gehörte. Die letzten zweihundert Meter bis zu dem Gebäude, in dem das örtliche Büro der Kampf den Drogen Stiftung

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