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Was soll das. Andreas Gaw
Читать онлайн.Название Was soll das
Год выпуска 0
isbn 9783347197060
Автор произведения Andreas Gaw
Жанр Зарубежные стихи
Издательство Readbox publishing GmbH
Als ich erwachte war die Fee bereits aufgestanden. Sie kam aus dem Bad und grinste breit.
„Haben wir…?“, tastete ich mich vorsichtig vor.
„Natürlich nicht!“ antwortete Lisbeth. „Du wolltest mit mir schlafen. Und wir haben geschlafen. Sonst nichts. Übrigens, du hast eine super Matratze.“
„Nur 199 Euro, bei Bett-1.de.“, erklärte ich überflüssigerweise. Lisbeth setzte sich auf die Bettkante.
„Und? Wunsch Nummer zwei?“, fragte sie.
Ich bat mir Bedenkzeit aus. Erstmal frühstücken.
Die Fee war einverstanden und wollte wissen, ob sie Rührei machen soll.
„Ja.“, antwortete ich, „ich hätte gern Rührei.“
Und in der selben Sekunde war mir klar, dass ich soeben meinen zweiten Wunsch verballert hatte.
„Hab dich voll reingelegt, was?“
„Das war nicht fair!“, protestierte ich vergeblich.
Zwanzig Minuten später saßen wir am Frühstückstisch. Die Rühreier waren hervorragend, das musste ich zugeben. Aber einen Gratis-Wunsch waren sie letztlich doch nicht wert.
Lisbeth und ich plauderten über Gott und die Welt. Ich war stets penibel drauf bedacht, keinen Satz so zu formulieren, dass daraus hätte ein Wunsch abgeleitet werden können.
Es gelang mir ganz gut. Die Fee versuchte mir Fallen zu stellen, etwa: „Hättest du gern noch eine Tasse Kaffee?“ Aber darauf fiel ich nicht rein.
Trotz unseres kleinen „Wunsch-Vermeidungs-Spielchens“ fühlte ich mich rund rum wohl. Lisbeth war eloquent und ich konnte prima mit ihr diskutieren. Und witzig war sie auch. Mein Gott, was haben wir gelacht…
Wie sehr hatte ich es vermisst, den weiblichen Esprit in meinem Leben zu spüren. Dieses gemeinsame Frühstück war einfach herrlich. Ich fühlte mich jung und voller Energie, ja, ich hatte sogar „Flugzeuge im Bauch“. Es war so ein schönes Gefühl mit dieser bezaubernden Frau zusammen zu sitzen, dass ich mir wünschte, dieses Frühstück würde niemals enden.
Dummerweise sagte ich das auch.
Und so sitzen wir noch heute am Frühstückstisch. Langsam gehen uns die Themen aus….
3 Erklärte Lebensweisheiten Nr.1
Wer zuletzt lacht, lacht am Besten
Hierbei wird uns wohl geraten
Immer, wenn gekichert wird
Bis zum Schluss mit Lachen warten
Nur, wenn alle bis zum Ende
Warten mit dem Lachen
Sollte man in Deckung geh’n
Dann wird’s richtig krachen!
Erklärte Lebensweisheiten Nr. 2
Morgenstund hat Gold im Mund
Was soll das bedeuten
Die Frage stelle ich selber mir
Und auch noch and’ren Leuten
Morgenstund hat Gold im Mund
Weil jeder „früh“ ein Held ist
Und morgens vor dem Zähneputzen
Die Fresse schon voll Geld is’
Das kann’s nicht sein
Denn ich stand auf
Am Morgen, früh um vier
Doch was ich auf der Zunge schmeckt’
War kein Gold
Sondern Bier
Erklärte Lebensweisheiten Nr. 3
Den letzten beißen die Hunde
sagt man
Denn Katzen beißen keinen
Die kratzen nur, die fiesen Kleinen.
Ich frag mich, wer der Letzte is'
Der sich nach einem Hundebiss
vor Schmerzen wand
Der Briefträger, das könnte sein
Hat Angst vor Hunden groß und klein
Das liegt doch auf der Hand
Doch wenn der stets der Letzte ist
Was man gelegentlich vergisst
Dann kann die Furcht zuhause bleiben
Dumm nur, wenn er zu Boden fliegt
bevor der Brief im Kasten liegt
Wohl besser doch 'ne email schreiben
Erklärte Lebensweisheiten Nr. 4
Was du heute kannst besorgen
Das verschiebe nicht auf morgen
Brauchst du heute Klopapier
kauf es dir
Morgen ist es eh zu spät,
wenn's heute schon in die Hose geht
Erklärte Lebensweisheiten Nr. 5
Das Leben ist kein Ponyhof
Den Satz fand ich schon immer doof
Weil ich ja nicht mal reite
Was soll ich auf 'nem Ponyhof
Ich finde doch die Pferde doof
Ob schmale oder breite
Alternativ sagt mancher auch:
Das Leben ist kein Zuckerschlecken
Verquickt man beide Sprüche leicht
Soll man an Ponys lecken
Auf einem Hof aus Zucker
da frag ich mich wie geht des
Mit Pferdeangst und Diabetes
Ist man ein armer Schlucker
4 Die Reisen des Herrn M. (Teil 1)
Herr M. pflegte, wann immer er auf Reisen ging, sich in aller Ausführlichkeit von seinen Pflanzen zu verabschieden. Dabei spielte es keine Rolle, ob er für mehrere Wochen verreiste, nur über’s Wochenende, oder gar nur mal schnell mit der Straßenbahn in die Stadt fahren wollte, um kurz ein paar Besorgungen zu machen. Jedes Mal veranstaltete Herr M. eine Abschiedszeremonie, als ob er nie mehr nach Hause kommen würde. Denn genau das war seine Befürchtung. Ihm könne unterwegs etwas zustoßen. Und dies könne genauso irgendwo in der Ferne auf einer Weltreise geschehen, wie direkt vor seiner Haustür. Herr M. würde nie in Ruhe sterben und seinen Frieden finden können, in der Gewissheit, er habe sich nicht angemessen von seinen Pflanzen verabschiedet. So machte er auch heute, kurz vor seiner Abreise nach Paris, seine gewohnte Runde durch den Wintergarten, entlang der kakteenbestückten Fensterbretter, bis hin zu seinem kleinen Gewächshaus auf dem Balkon. Für jeden seiner grünen Freunde nahm sich Herr M. gleichermaßen Zeit. Kein Farn wurde einer Yuccapalme vorgezogen, oder umgekehrt. Vor die Pflanzen, die auf dem Boden standen, kniete Herr M. sich hin. Bei Fensterbänklern und Gewächsen, die über einen Meter Höhe hatten, schob er einen Stuhl zurecht, auf welchem er vor den Daheimbleibenden Platz nahm. Liebevoll betätschelte Herr M. Blattwerk und Stängel, Knospen und Blüten.
An die hundertfünfzig Lieblinge aus der Flora hatten sich über die Jahre in der Altbauwohnung des schrulligen, alten Mannes angesammelt. Und jedem seiner Objekte schenkte Herr M. zum Abschied zirka zwei Minuten. Sein Zug sollte um 14 Uhr 37