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Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
Читать онлайн.Название Einäugige Killer: 5 klassische Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783745213867
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
Ein großer Deckenventilator quirlte fleißig die stickige warme Luft, ohne sie wesentlich abzukühlen. An dem Schreibtisch, der hinter einer hölzernen Barriere in der Mitte des Raumes stand, saß ein Mann. Er hatte die Füße hoch gelegt, die Hände vor dem Bauch gefaltet und seinen Hut über das Gesicht gezogen. Der Mann schien zu schlafen.
Ich legte meine Hände auf die Holzbarriere und räusperte mich laut. Der Mann zuckte zusammen, schob den Hut hoch und schaute mich an. Er traf keine Anstalten, die Füße vom Schreibtisch zu nehmen oder seine bequeme Haltung zu verändern. »Well?« fragte er.
»Jesse Trevellian vom FBI«, stellte ich mich vor. »Skid Sie der Sheriff?«
»Der Hilfssheriff«, erwiderte er: »Andy Bribe ist mein Name. Der Sheriff ist krank.«
Ich öffnete das kleine Tor der Holzbarriere und trat an den Schreibtisch. Bribe war ein Mann von knapp vierzig Jahren. Er hatte ein straffes schmales Gesicht mit dunklen Augen und schmalen Lippen. Er sah aus wie jemand, der wenig Spaß versteht.
»Ich brauche eine Auskunft«, sagte ich. »Sie betrifft den Aero Club und eines seiner mutmaßlichen Mitglieder.«
»Schießen Sie los«, sagte Bribe, ohne die geringste Überraschung zu zeigen. »Um wen geht es?«
Ich ließ mich in den Besucherstuhl fallen. »Um Erik Svensson«, sagte ich.
Seufzend schwang Bribe die Beine auf den Boden. Er klopfte seine Taschen nach Zigaretten ab, fand keine und bedankte sich bei mir mit einem Kopfnicken, als ich ihm mein Päckchen unter die Nase hielt. Er steckte sich eine Zigarette an, wies mit dem Daumen zur Seitenwand und meinte: »Erik Svensson wohnt im Hotel nebenan. Er ist kein Bürger dieser Stadt.«
Mich wunderte es ein wenig, daß Bribe nicht meinen Ausweis zu sehen wünschte, aber möglicherweise hielt er dieses Gespräch für zu unwichtig, um daraus eine Staatsaffäre zu machen.
»Was tut er in Rochelle Park?« fragte ich.
»Nichts, was ich mit Arbeit bezeichnen möchte«, meinte Andy Bribe. »Svensson hat seine Maschine im Hangar abgestellt. Gelegentlich läßt er sich von Privatleuten für einen Flug chartern. Manchmal ist er wochenlang unterwegs.«
»Warum hat er sich ausgerechnet in Rochelle Park niedergelassen?«
»Das hat er mir einmal erklärt. Die Plätze, die sehr stadtnah liegen, verlangen zu hohe Benutzungsgebühren.«
»Empfängt er oft Besuch, und wenn ja, von wem?«
»Das müssen Sie den Hotelbesitzer fragen«, meinte Bribe. »Was ist denn mit Svensson? Hat er etwas angestellt?«
»Das versuche ich gerade herauszufinden«, sagte ich. »Darf ich mal Ihr Telefon benutzen?«
»Bitte'V meinte Bribe und erhob sich. Ich griff nach dem Hörer, setzte mich auf die Schreibtischkante, kurbelte die Vorwahlnummer herunter und wählte dann New York 535-7700. Andy Bribe trat hinter mich. Ich vermutete, daß er,den Raum zu verlassen wünschte, aber plötzlich rammte er mir ein« Eisen in den Rücken, dessen Form keinen Zweifel an seiner Aufgabe zuließ. Es war eine Revolvermündung.
»Werfen Sie den verdammten Hörer auf die Gabel zurück«, zischte Bribe.
Aus dem Hörer drang Myrnas samtige Stimme an mein Ohr. Sie war das Beste, was unsere Zentrale zu bieten hatte. Langsam ließ ich den Hörer sinken.
Bribe knallte seine Hand auf die Gabel. »Keine falsche Bewegung!« warnte er mich.
Ich blieb reglos stehen. »Wer sind Sie?« fragte ich und starrte ins Leere.
»Andy Bribe«, höhnte er. »Haben Sie meinen Namen vergessen?«
»Sie sind kein Hilfssheriff?«
»Doch — aber nicht von Rochelle Park«, spottete er. »Ich arbeite für Erik Svensson. Was sagen Sie nun?«
Ich kapierte. »Er hat Sie angerufen«, sagte ich. »Ihm war klar, daß ich zum Office des Sheriffs fahren würde, um ein paar Erkundigungen über ihn einzuziehen. Sie kamen mir zuvor. Sie setzten sich in den Stuhl des Sheriffs und erwarteten meine Ankunft. Alle Hochachtung. Sie haben rasch geschaltet.«
»Ich wohne nebenan im Hotel, genau wie Erik«, sagte Bribe. »Ja, er hat mich vom Flugplatz aus angerufen. Ich hatte keine Mühe, den Platz des Sheriffs einzunehmen. In den Mittagsstunden ist er leer. Er läßt dann den Apparat zu seiner Wohnung umschalten.«
»Wie soll es jetzt weitergehen?«
»Ich muß mich um den Taxifahrer kümmern«, sagte Bribe. »Er weiß, daß Sie hier sind.«
»Und dann?«
Bribe lachte kurz auf. »Dann landen Sie in der Hölle!«
»Sie sind nicht der erste, der sich das vornimmt«, sagte ich. »Und Sie werden nicht der letzte sein, der mit dieser Prophezeiung auf den Bauch fällt.«
»Gehen Sie durch die Tür dahinten!« befahl mir Andy Bribe barsch und verstärkte den Druck der Revolvermündung in meinem Rücken. »Oder sind Sie scharf darauf, an Ort und Stelle abserviert zu werden?«
Er brachte mich in eine der beiden Zellen, die in dem Flur hinter dem Office lagen und durch eine Gitterwand von dem Flur abgetrennt waren. Er holte mir den Smith and Wesson aus meiner Schulterhalfter, verschloß die Tür von außen, zog den Schlüssel ab und verschwand.
Zwei Minuten später kehrte er mit dem wütend dreinblickenden Taxifahrer zurück. Andy Bribe sperrte ihn in die Nachbarzelle und ging wieder hinaus. Ich hörte, wie er telefonierte, konnte aber nicht verstehen, was er sagte.
»Mann, sind Sie ein Anfänger!« schimpfte der Taxifahrer und rüttelte mit beiden Händen an den eisernen Gitterstäben. »So was muß mir im Beisein eines G-man zustoßen. Was haben Sie denn eigentlich bei Ihrem Verein gelernt?«
Ich setzte mich auf die Holzpritsche und steckte mir eine Zigarette an. »Erstens«, antwortete ich, »wurde uns eingebleut, in kritischen Situationen sinnlosen Widerstand zu vermeiden, und zweitens haben wir gelernt, in jedem Fall die Ruhe zu bewahren.«
»Für meinen Geschmack haben Sie von dieser löblichen Ruhe ein bißchen zuviel«, giftete der Taxifahrer. »Was hat der Kerl mit uns vor?«
»Er will mich aus dem Verkehr ziehen«, sagte ich. »Da er und sein Freund wissen, wer ich bin und wohin ich von Ihnen gebracht worden bin, halten sie es verständlicherweise für notwendig, Sie am Sprechen zu hindern.«
»Soll das heißen, daß diese Burschen mich…?« Er führte den Satz nicht zu Ende. Die Aussicht, von ein paar Gangstern zum Schweigen gebracht zu werden, raubte ihm die Sprache.
»Regen Sie sich nicht auf«, tröstete ich ihn. »Es wird nicht zum Äußersten kommen.«
»Sie machen mir Spaß!« keuchte der Fahrer. »Ich pfeife auf Ihren Optimismus… He, was ist das? Jetzt fährt der Kerl mit meinem Wagen weg!«
Ich hörte, wie sich ein Wagen entfernte.
»Hilfe!« brüllte der Taxifahrer laut. »Hilfe! Hilfe!«
Er schrie, bis er heiser war. Ich war offenbar der einzige, der ihn hörte. Die Zellen hatten keine Fenster. Die Hilferufe des Fahrers drangen sicherlich bis in das Office, aber sie erreichten schon nicht mehr die Straße. Und wenn sie das taten, war niemand in der Nähe, der darauf reagieren konnte.
Zehn Minuten später öffnete sich die Flurtür. Bribe und Svensson kamen herein. Svensson schaute mich grinsend an. »Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß es so einfach sein würde«, sagte er. »Ich habe es darauf angelegt, daß Sie mir folgten. Na ja, ich gebe zu, daß mich Ken Price erst darauf brachte. Ihr Tod ist für Andy und mich das Entree