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      "An einem sicheren Ort."

      "Und Sie geben es nur heraus, wenn wir auf Ihre Bedingungen eingehen."

      "Jacky Tasso bringt mich um, wenn er davon erfährt. Und wenn es nicht möglich ist, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, dann muss ich eben verschwinden."

      "Sie sprechen vom Zeugenschutzprogramm?"

      "Ja."

      Ich lehnte mich zurück. Dabei fragte ich mich, ob Ortega uns am Ende nur dazu missbrauchen wollte, ihm bei seinen Schwierigkeiten mit Jacky Tasso zu helfen, die im Hintergrund offenbar irgendeine Rolle spielten.

      Eine Art roter Blitz zuckte durch die Luft. Der Strahl eines Laserpointers wurde durch die große Fensterscheibe gebrochen. Ich zuckte herum, instinktiv glitt die Hand zur Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P 226. Ich sah zum Fenster, hatte einen freien Blick auf die von zahllosen Passanten belebte Elizabeth Street.

      Bevor ich irgendetwas tun konnte, durchschlug ein Projektil die Scheibe. Von einem daumennagelgroßen Loch aus verzweigten sich spinnennetzartig die Risse durch das Glas.

      Die Kugel traf Roy Ortega mitten in die Brust.

      Sein Körper zuckte zusammen.

      Er öffnete den Mund, so als wolle er schreien.

      Ein zweiter Schuss bohrte sich mitten zwischen die Augen.

      Er sackte zu Boden.

      Fast gleichzeitig brach aus der Reihe der am Straßenrand parkenden Fahrzeuge ein Ford Maverick heraus und brauste mit quietschenden Reifen davon.

      Ich sprang auf, zog die SIG und sprang mit der rechten Schulter voran durch das Fenster. Das durch die Einschüsse beschädigte und von langen Rissen durchzogene Glas setzte mir keinen Widerstand mehr entgegen. Ich schützte meine Augen mit dem Arm vor dem Scherbenregen. Hart kam ich auf dem Asphaltboden auf, rollte mich ab. Passanten stoben zur Seite, starrten mich an.

      Ich rappelte mich auf, schüttelte mir notdürftig die Scherben aus den Haaren und sprintete los. Eine Phalanx aus parkenden Autos verhinderte, dass ich dem Ford Maverick auf der Stelle mit meiner SIG ein Loch in den Hinterreifen brennen konnte.

      Mit einem Satz war ich auf dem Kofferraum eines Mercedes, mit einem weiteren stand ich auf dem Dach.

      Die SIG fasste ich mit beiden Händen, legte an.

      Feuerte.

      Der erste Schuss kratzte am Kotflügel des Maverick, der zweite ließ den Reifen hinten links platzen, kurz bevor der Wagen die nächste Kreuzung erreichte.

      Der Maverick brach zur Seite aus, krachte in einem am Rand abgestellten Lieferwagen hinein. Ich sprang von dem Mercedes-Dach, rannte in geduckter Haltung auf den Maverick zu.

      Dessen Tür ging auf.

      Ein Mann mit Baseballkappe und einem Scharfschützengewehr vom Typ K16 stürzte hervor.

      Der Strahl des Laserpointers tanzte durch die Luft, als er anlegte.

      Ich duckte mich.

      Der Schuss ging knapp an mir vorbei. Bevor mein Gegenüber ein zweites Mal abdrücken konnte, feuerte ich zurück, traf ihn in die Schulter.

      Die Wucht, mit der das Projektil seinen Körper durchschlug und auf der anderen Seite wieder austrat, riss ihn zurück.

      Ein Schuss löste sich aus seinem K 16-Gewehr, ging aber ins Nichts. Er taumelte zurück, prallte gegen den Maverick. Ich setzte nach, den Lauf der SIG immer in seine Richtung gewandt.

      "FBI! Waffe fallen lassen!", schrie ich.

      Aber daran dachte der Killer nicht im Traum.

      Er ließ den Lauf des K 16-Gewehrs wieder hochzucken, versuchte einen Schuss aus der Hüfte und ließ mir damit keine andere Wahl. Bevor er abzudrücken vermochte, feuerte ich meine SIG ab. Die Kugel traf den Killer mitten in der Brust. Er rutschte am Blech des Maverick hinunter und zog eine blutige Schmierspur hinter sich her. Seine Augen waren starr.

      Ich senkte inzwischen den Lauf meiner SIG.

      Milo tauchte hinter mir auf, ebenfalls mit der SIG in der Hand.

      "Alles klar, Jesse?"

      "Wie man's nimmt."

      Fragen würde uns der Killer auf jeden Fall nicht mehr beantworten können.

      Ich ging auf die Leiche zu.

      In seiner rechten Jackentasche steckte ein Führerschein.

      Ich nahm ihn heraus. Er war auf den Namen George F. Brown ausgestellt. Darunter war eine Adresse in Paterson, New Jersey angegeben.

      Eine Viertelstunde später war die Elizabeth Street von den Kollegen der City Police für den normalen Verkehr gesperrt worden. Gut ein Dutzend Einsatzfahrzeuge drängelten sich in der Nähe von Antonio's Coffee Shop. Kollegen von der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker FBI-Einheiten waren ebenso eingetroffen wie unsere eigenen Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster. Dazu weitere Fahrzeuge unserer Fahrbereitschaft und der Wagen des Coroners, mit dem die Leichen von Roy Ortega und dem Killer namens George F. Brown abtransportiert wurden.

      "Scheint mehr dran zu sein, an der Geschichte, die Ortega uns da erzählt hat, als ich erst dachte", meinte Milo.

      "Jedenfalls war es jemandem verdammt viel wert, ihn aus dem Weg zu räumen", murmelte ich.

      "Du gehst davon, dass der Kerl mit der K 16 ein Profi war."

      "Das ist das einzige, was mir ziemlich sicher scheint! Und ich wette, dass seine Identität falsch ist."

      "Abwarten."

      "Wir können drauf wetten."

      "Hast du schonmal was von diesem Jacky Tasso gehört, mit dem Ortega seine Schwierigkeiten hatte?"

      "Nein. Aber wir werden ihn wohl in Kürze näher kennenlernen, Milo."

      4

      Später saßen wir im Büro von Mister McKee, dem Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Special Agent in Charge. Außer Milo und mir waren auch die Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina anwesend sowie unsere Innendienstler Max Carter und Craig E. Smith.

      Agent Craig E. Smith war unser Computerspezialist, der an dieser Sitzung teilnahm, um uns etwas über die Auswirkungen von starken elektromagnetischen Impulsen auf Computer und elektronische Bauteile aller Art zu berichten.

      "Wie Sie alle wissen, sind seit einigen Jahren Handys in Flugzeugen und Krankenhäusern verboten, weil es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann", erklärte Smith. "Theoretisch ist es natürlich möglich, dieses Phänomen als Waffe zu benutzen. Die gesundheitlichen Wirkungen von Mikrowellen sind umstritten. Bei Computerbildschirmen gelten seit einigen Jahren strenge Grenzwerte. Es gibt Studien, die behaupten, dass durch die Emissionen von Handys Krebs ausgelöst werden kann, allerdings gibt es andere Studien, die das Gegenteil behaupten. In geringen Dosen ist die Wirkung also umstritten, bei hohen Dosen lassen sich allerdings Veränderungen der Gehirnströme als Folge nachweisen. Die Regierung der ehemaligen Sowjetunion hat seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts versucht, elektromagnetische Kraftfelder als Waffe gegen Regimegegner zu benutzen.

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