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gab, in diesem Kampf zu verlieren. Aus welchen Gründen auch immer. Um sich mit einem Wettbetrug eine goldene Nase zu verdienen, oder weil er den Gegner auch unter Vertrag hatte und ihn durch einen Sieg über den Champion großmachen wollte!"

      Milo nickte. "Und Gerratti hat sich geweigert..."

      "Wäre das kein Mordmotiv?"

      "An sich schon, Jesse. Aber dass Sly Jordan so ein Spektakel organisiert, einen Schützen in den Madison Square Garden bestellt und dort vor den Augen des Fernsehpublikums seinen Star umbringen lässt..." Milo schüttelte den Kopf. "Das passt irgendwie nicht dazu. Warum hat er nicht einfach seine Knochenbrecher vorbeigeschickt, um Gerratti einzuheizen?"

      11

      Die drei Festgenommenen verweigerten die Aussage. Der Anwalt, den sie anriefen, war in anderen Verfahren auch schon für Sly Jordan tätig gewesen. Ein Umstand, der niemanden von uns verwundern konnte.

      Für den Abend verabredeten wir uns mit Jim Jenkins in Gallaghers Bar in der Third Avenue. Jenkins kam mit der Maschine aus Dallas, wo er seine begehrte Unterschrift unter einen Fernsehvertrag gesetzt hatte.

      "Das Leben geht weiter", meinte er, während er seinen Whiskey on the Rocks zum Mund führte. Er grinste dabei. "Das mit FURY ist natürlich tragisch, aber wir Lebenden müssen sehen, dass wir auch weiterhin unsere Brötchen verdienen..."

      Er trank das Glas in einem Zug leer.

      "William Gerratti soll sich kurz vor seinem Tod mit Sly Jordan überworfen haben."

      "Wer sagt das?"

      "Es hat so die Runde gemacht, Mister Jenkins."

      "Ich dachte, Sie sind vom FBI - und nicht von irgendeinem Klatschblatt, das alles druckt, was interessant klingt. Aber ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt."

      Jetzt mischte sich Milo ein. "Und wir dachten, Sie wären jemand, dem auch daran liegt, dass der Mord an Gerratti aufgeklärt wird..."

      "Und Sie denken, daß Sly Jordan etwas damit zu tun hat?"

      "Wir stellen einfach nur klare Fragen", sagte ich. "Und wir erwarten Antworten. Die Schlüsse daraus ziehen wir schon selbst, Mister Jenkins."

      "Wissen Sie eigentlich, was Mister Jordan alles für den Wrestling Sport getan hat? Er spendet jährlich einige hunderttausend Dollar an den Verband, er tritt als Sponsor von Wrestling-Veranstaltungen auf und er hat schon einige ganz groß herausgebracht."

      "Sie wollen ihn nicht belasten", stellte ich fest.

      Er zuckte mit den Schultern. "Ich muss weiter mit ihm auskommen."

      "Wir können Sie auch offiziell vorladen, Mister Jenkins", kündigte ich an. "Und es könnte doch sein, dass Mister Jordan davon erfährt..."

      "So etwas würden Sie tun?"

      "Und Sie würden Gerrattis Mörder decken. Vor Gericht könnte Ihnen das sehr übel ausgelegt werden!"

      "Das ist Erpressung!"

      Unsere Blicke begegneten sich. Seine Augen wurden sehr schmal. Auf seiner linken Wange zuckte ein Muskel.

      "Jetzt hören Sie mir gut zu, Jenkins", sagte ich dann. "Wir sind ausschließlich an Gerrattis Mörder und seinem Auftraggeber interessiert. Es geht uns nicht um irgendwelche kleinen Betrügereien, um abgesprochene Kämpfe und so etwas. Und wir kommen auch nicht vom Finanzamt. Sie wissen, warum Gerratti sich mit Sly Jordan überworfen hat. Also packen Sie aus!"

      "Sly wird es nicht erfahren?"

      "Nein. Jedenfalls nicht, wenn wir es vermeiden können."

      "Vor Gericht werde ich abstreiten, je mit Ihnen gesprochen zu haben!"

      "Tun Sie das! Aber falls es soweit kommt, sprechen Sie besser erst mit Ihrem Anwalt darüber!"

      Er atmete tief durch, ließ sich vom Barkeeper noch einen Drink geben und sagte dann: "Es gab einen Vertrag zwischen Sly Jordan und Gerratti. Keinen seriösen Vertrag. Gerratti hatte ihn abgeschlossen, bevor er sich unter meine Fittiche begab und sich endlich professionellen Rat holte."

      "Wie sah der Vertrag aus?"

      "Vierzig Prozent von Gerrattis Einnahmen für Sly Jordan. Naja, Jordan hatte natürlich auch erhebliche Investitionen getätigt, um Gerratti groß rauszubringen. Es ist nicht so einfach, einen Wrestler in einem großen Kampf unterzubringen! In dem Punkt stimmt der schlechte Ruf dieser Branche. Sie müssen schon ein gut gefülltes Portemonnaie mit Bestechungsgeldern haben, sonst kommt nichts dabei heraus. Außerdem hatte Jordan natürlich die ganze Ausbildung von Gerratti bezahlt, ihn jahrelang quasi ausgehalten, bis er soweit war. Jetzt begann sich alles auszuzahlen. THE FURY lächelte einen aus Illustrierten an und hält ein Glas Milch in die Kamera oder testet in einem Fernsehspot, wie große Blasen man mit einem bestimmten Kaugummi machen kann. Gerratti hatte es geschafft - und Sly Jordan dachte, dass er jetzt absahnen könnte."

      "Wo war der Haken?", fragte ich.

      "Gerratti wollte aussteigen."

      "Ich bin kein Jurist", sagte ich. "Aber ist Vertrag nicht Vertrag?"

      "Genau das hat Sly Jordan auch gesagt. Wenn einer wie der nämlich einem einzigen seiner Schützlinge erlaubt, aus der Reihe zu tanzen, kann er morgen sein kleines Schmuddel-Imperium dichtmachen. Sly ist bekannt dafür, sehr auf Disziplin zu achten..."

      Das hatten wir an McCall gesehen.

      Jenkins drehte sich zweimal um, trank sich dann noch einmal kräftig Mut an und rutschte etwas näher zu mir. Es sollte wirklich keiner mithören. "Gerratti hat Sly Jordan mit irgendetwas in der Hand gehabt!"

      "Woraus schließen Sie das?"

      "Weil Sly schließlich bereit war, Gerratti aus dem Vertrag herauszulassen. Nur den Zeitpunkt, den hat er immer wieder hinausgezögert und deswegen war Gerratti schließlich auch sehr ungehalten. Kurz vor dem Kampf - an dem Tag, als er ermordet wurde - war Sly bei ihm in der Umkleide. Die beiden haben sich furchtbar angeschrien. Ich lass dich hochgehen, du verdammter Blutsauger!, habe ich Gerratti immer noch im Ohr. Wir hatten schon Angst, dass THE FURY Jordan an den Kragen geht und ihn zu Mus haut - so, wie er es mit seinen Gegnern macht. McCall und ich sind dann reingegangen, um das Schlimmste zu verhindern. Sly war völlig außer sich."

      "McCall ist heute von Unbekannten Krankenhausreif geschlagen worden", berichtete ich. "Haben Sie keine Angst, dass Ihnen dasselbe passiert?"

      "Natürlich. Was glauben Sie, warum ich mich hier mit Ihnen treffe und ich nicht in meinem Büro.

      "Sie haben früher für Jordan gearbeitet..."

      "Ja, und manchmal denkt er immer noch, dass er mich am Gängelband führen kann. Wir haben eine Menge an gemeinsamen Interessen, aber ab und zu gehen sie auch auseinander."

      "Zum Beispiel, was Gerratti betraf."

      "So ist es. Jordan meinte immer, dass ich Gerratti gegen ihn aufhetzen würde."

      "Und haben Sie das?"

      "Ich habe ihn auf seine Rechte aufmerksam gemacht und dafür gutes Geld kassiert. Natürlich hat Jordan das nicht gerne gesehen. Allerdings wird er sich zweimal überlegen, ob er etwas gegen mich unternimmt."

      "Wieso?", fragte Milo.

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