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mit den wirklich großen Wolkenkratzern des Big Apple war dieses Haus natürlich winzig. Als Domizil eines einzelnen Mannes allerdings recht beachtlich.

      An der Tür aus Panzerglas zeigten wir den finster dreinblickenden Wächtern unsere Ausweise. Die Männer trugen dunkle Anzüge.

      Die Jacketts wurden von ihren Waffen ausgebeult.

      "Warten Sie!", wies uns einer der Männer an und griff zum Walkie-talkie. Anschließend erklärte er uns, dass Mr.

      Batistuta nicht die Absicht habe, mit uns zu sprechen.

      "Wir können ihn auch offiziell vorführen lassen", stellte Lew klar. "Ich weiß nicht, ob es Ihrem Boss recht ist, wenn er auf diese Weise in die Schlagzeilen kommt."

      Der Bodyguard grinste. In der oberen Zahnreihe glänzte ein viel zu weißes Inlay.

      "Du kannst jederzeit einen Termin mit Mr. Batistutas Anwalt bekommen, G-man. Rex Tardelli. Er hat sein Büro einen Block weiter Richtung Cleveland Plaza!"

      "Richte deinem Boss aus, dass wir mit ihm jetzt und hier sprechen wollen - und zwar über Rod Vandermoore!"

      "Hast du schlechte Ohren, G-man?", zischte der Bodyguard meinem Partner ins Gesicht. "Mein Boss ist an einem Gespräch nicht interessiert!"

      Ich trat einen Schritt an ihn heran. "Dein Boss wird dir den Kopf abreißen, wenn du ihm das nicht ausrichtest!"

      Der Bodyguard war einen Augenblick lang verunsichert. Er wechselte einen ratlosen Blick mit seinen Kollegen, dann griff er nochmal zum Walkie-talkie - und zwei Minuten später trug uns ein Aufzug in den obersten Stock.

      Wir wurden in einen Raum geführt, der so mit kostbaren orientalischen Teppichen überladen war, dass man sich wie in einem türkischen Bazar vorkam.

      Ein Springbrunnen plätscherte. Und auf einer Couch räkelte sich eine Blondine, deren prächtige Kurven das hautenge Kleid, das sie trug, beinahe zu sprengen drohten.

      Der Bodyguard, der uns bis hierher begleitet hatte, postierte sich an der Tür. Die junge Frau erhob sich, als sie uns sah.

      "Mit wem habe ich das Vergnügen?", hauchte sie.

      "Special Agent Murray Deiser, FBI", stellte ich mich vor und deutete dann auf Lew. "Dies ist mein Kollege, Agent Lew Tucker. Wir hatten eigentlich erwartet, mit Mr.

      Batistuta sprechen zu können."

      "Es tut mir unendlich Leid, aber heute werden Sie mit mir Vorlieb nehmen müssen." In ihren Augen blitzte es. Sie näherte sich mit katzenhaften, geschmeidigen Bewegungen.

      "Ich bin Mr. Batistutas Schwiegertochter Alana, und er vertraut mir in allen Dingen vollkommen."

      Wir hatten davon gehört, dass der große John Batistuta einen Sohn namens Eric hatte, von dem er nicht sonderlich viel hielt. Niemand in Little Italy traute Eric zu, eines Tages die Familie führen zu können. Er galt als alkoholabhängig und spielsüchtig. Offenbar hatte das seiner Anziehungskraft auf Frauen aber keinen Abbruch getan.

      "Hören Sie", sagte Lew, "wir sind nicht wegen irgendeiner Lapalie hier, sondern..."

      "Wegen Rod Vandermoore!", unterbrach Alana ihn. Zwei Reihen makelloser Zähne blitzten auf. "Er soll von Riker's Island entkommen sein."

      Ihrem Gesichtsausdruck nach genoss sie Lews Verblüffung.

      "Ach, davon wissen Sie?", fragte ich erstaunt.

      "Nun, wie soll ich mich da ausdrücken?" Sie begann am Revers meines Jacketts herumzunesteln und sah mich mit ihren himmelblauen Augen an. "Wissen Sie, einige gute Freunde unserer Familie sitzen auf Riker's Island. Und Neuigkeiten sprechen sich dort schnell herum. Dort - wie auch hier in Little Italy." Sie lachte. "New York ist in dieser Beziehung ein Dorf, G-man."

      "Es besteht der Verdacht, dass Ihr Schwiegervater etwas mit Vandermoores Befreiung zu tun hat! Wo ist er jetzt?", fragte ich in sachlichem Tonfall.

      "Er ist nicht hier!", antwortete Alana. "Mein Schwiegervater leidet unter Asthma. Er ist für ein paar Tage an die See gefahren."

      "Long Island?"

      "Nein, Kalifornien."

      "Adresse?"

      "Er besitzt eine Villa in Long Beach. Adresse und Telefonnummer schreibe ich Ihnen auf."

      "Okay."

      Ich blickte ihr fest in die Augen und hatte plötzlich den Eindruck, eine Spielerin vor mir zu haben. Sie spielte mit allem. Mit der Wahrheit genauso wie mit mir. Ich nahm mir vor, Alana nicht zu unterschätzen.

      Lew reichte ihr einen Notizblock, den er bei sich trug.

      "Außerdem brauchen wir den Namen Ihres Informanten auf Riker's Island."

      "Es gibt keinen Informanten", behauptete sie. "Nur Gerüchte, die Bekannten von uns zu Ohren gekommen sind. Und dass diese Gerüchte stimmen, beweist Ihr Auftauchen hier, Murray!" Ihr Augenaufschlag war gekonnt. Sie atmete tief durch, wobei sich die straffen Brüste noch deutlicher unter dem Stoff ihres Kleides hervorhoben. "Sie wollen mir doch daraus keinen Strick drehen?"

      "Den dreht sich jeder selbst", erwiderte ich.

      In diesem Moment meldete sich mein Handy.

      Es war Mr. Leigh, der mich anrief.

      Auf einem wilden Schrottplatz waren vier Leichen in Uniformen der State Police gefunden worden.

      Es sprach viel dafür, dass es sich dabei um jene Männer handelte, die Rod Vandermoore befreit hatten...

      4

      "Ob es klug war, diese G-men zu empfangen?"

      Der große, dunkelhaarige Mann nippte an seinem Glas mit Kentucky-Bourbon. Er hatte Ringe unter den Augen und sah aus, als hätte er mehrere Nächte hintereinander durchgezecht.

      Alana verschränkte die Arme unter den Brüsten.

      "Welche Wahl hatte ich denn?", fauchte sie gereizt.

      "Wir hätten es wissen müssen..."

      "Was? Dass der FBI zuerst hier auftaucht, wenn Vandermoore sich vom Acker macht?"

      "Ja, das auch."

      Sie ging auf ihn zu, nahm ihm das Glas aus der Hand, leerte es in einem Zug. Dann sah sie ihn mit funkelnden Augen an. "Wir sitzen ganz schön in der Klemme, Eric. Aber wenn wir jetzt die Nerven behalten, dann..."

      "Was dann?", grinste Eric Batistuta und legte beide Hände auf ihre geschwungene Hüfte.

      "Lass das jetzt!", wies sie ihn zurecht. "Wir können froh sein, wenn wir aus dieser Sache mit heiler Haut herauskommen!"

      Erics Grinsen ging über das ganze Gesicht. "Ich dachte, du liebst Spiele genauso wie ich, Baby!"

      Ihr Blick wurde abschätzig. "Im Gegensatz zu dir stehe ich mehr auf die Art von Spielen, bei denen es auch eine reelle Gewinnchance gibt!"

      Der Summton der hausinternen Sprechanlage unterbrach ihren Disput. Alana ging zum Apparat. "Ja?"

      "Ein Anruf für Sie, Mrs. Batistuta", sagte eine sonore Männerstimme.

      "Wer ist es?"

      "Ein gewisser Rod Vandermoore. Auf welchen Apparat soll ich durchstellen?"

      5

      Der Ort des Gemetzels war ein wilder Schrottplatz inmitten einer Industriebrache, drüben auf der anderen Seite des Hudson im Staat New Jersey.

      Unsere Kollegen Delladonna und Cleve Caravaggio waren schon dort, als wir ankamen. Außerdem unser Arzt Doc Reiser und unsere Erkennunsdienstler Agent Sam Steinberg und Agent Mell Forster.

      Normalerweise ist an einem Tatort auch immer die Scientific Research Division anzutreffen, der zentrale Erkennungsdienstes

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