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war ich mit Arbeit voll ausgelastet. Das verstehst doch, Schatzerl, oder?“

      „Sicher verstehe ich das. Hast denn gar keine Sehnsucht nach mir gehabt?“ Monika sah ihn mit großen Augen an, und da konnte sich der Toni nicht länger beherrschen. Er riss seine Liebste in die Arme und küsste sie voller Leidenschaft, dass der Monika keine Fragen mehr einfielen, sondern sie sich ganz der Zärtlichkeit seiner Umarmung hingab.

      Schnell war so eine Stunde vergangen, und als die Monika einmal auf die Uhr schaute, zuckte sie erschrocken zusammen.

      „So spät ist es schon“, rief sie aus. „Dann muss ich mich beeilen, nach Hause zurückzukommen. Ich habe nämlich gesagt, ich wäre bei der Resi und lieh mir ein Schnittmuster aus“, fügte sie mit einem spitzbübischen Lächeln hinzu.

      „Kleine Räuber“, grinste der Toni zurück. „Aber du hast recht, jetzt darfst net länger hierbleiben, sonst spannen deine Leute noch was von der Ausrede, und du kriegst einen Riesenärger.“

      „Dann behüte dich, Toni“, sagte die Monika und legte sich das Schultertuch wieder um.

      „So eilen wird's ja nun auch wieder net“, wandte da der Bursch ein. „Wart noch ein Momenterl, ich hole nur schnell meinen Janker, dann bringe ich dich bis zur Kirche.“

      „Fein“, freute sich die Moni, da ihr so noch ein Abendspaziergang mit dem Liebsten vergönnt war.

      Kurze Zeit später gingen die beiden Liebenden eng umschlungen den Weg hinunter, der ins Dorf führte. Ein runder Mond stand am Himmel, und viele Sterne erleuchteten ihren Weg. Es war eine recht romantische Nacht, die Grillen zirpten, der Nachtwind rauschte leise, und am verführerischsten für den armen Toni war nicht der Duft, der den blühenden Wiesen entströmte, sondern Monikas Nähe.

      Doch er beherrschte sich. Er hatte sich vorgenommen, sie zu achten und zu ehren. Was sein stürmisches junges Blut forderte, musste bis nach der Hochzeit warten.

      Doch wenn alles gutging, würde diese ja bald sein. Das Geld des Professors hatte ihn seinem Ziel schon ein ganzes Stück näher gebracht.

      5

      Was der Toni nicht wissen konnte, war Folgendes: Professor Steinhaus war wohl der einzige Mensch, der daran glaubte, dass sich in der Höllenschlucht Uranvorkommen befanden. Da er an allen Stellen, an denen er vorgesprochen hatte, stets mehr oder weniger ausgelacht worden war, wenn er seine Vermutungen äußerte, hatte sich der eigensinnige Wissenschaftler entschlossen, auf eigene Faust und ohne staatliche Unterstützung zu arbeiten.

      Im Toni hatte er nun einen tatkräftigen Helfer gefunden, der nicht an seinen Worten zweifelte. Und wenn er es doch tat, dann behielt er seine Vorbehalte für sich. Ihm kam es nur darauf an, die tausend Mark zu verdienen.

      Am letzten Abend vor seiner Tour zur Höllenschlucht traf er sich im Wirtshaus zu Fehrenbach noch einmal mit seinem Auftraggeber. Sie setzten sich an einen kleinen Tisch, der etwas abseits stand und wo sie ungestört miteinander reden konnten.

      Die Honoratioren, die am großen Stammtisch saßen, blickten sich verständnislos an. Was hatte der arme Toni mit einem so bedeutenden Mann wie dem Professor zu schaffen? Hätte es da nicht näher gelegen, dass der Gelehrte sich zu ihnen gesetzt und mit ihnen geredet hätte?

      Aber da er keine Anstalten gemacht hatte, ihren freundlichen Aufforderungen Folge zu leisten, die sie schon vor einer Stunde ausgesprochen hatten, beobachteten der Lehrer, der Bürgermeister und drei andere reiche Bauern aus Fehrenbach aus den Augenwinkeln heraus, wie der Professor angeregt auf den Toni einsprach. Dieser stand nach einer Weile mit einem Lächeln im Gesicht auf, reichte dem Professor die Hand und verabschiedete sich mit einem: „Ich tue mein Bestes, Herr Professor. Ich hoffe, Sie werden mit mir zufrieden sein.“

      Und die Männer am Stammtisch, die bemüht waren, sich ja kein Wörterl entgehen zu lassen, hatten für die nächsten Stunden ihr Gesprächsthema.

      Unterdessen ging der Toni durch die Nacht heimzu in sein kleines Häusl. Er wollte heute früh zu Bett gehen, damit er morgen, in aller Herrgottsfrühe, ausgeschlafen war.

      Wirklich war der Toni schon beim ersten Hahnenschrei wach. Er wusch sich draußen am Brunnen, und das kalte Wasser weckte auch seine letzten Lebensgeister, die bisher noch geschlummert hatten. Frisch und munter, dabei ein Liedchen pfeifend, machte er sich seinen Proviant zurecht. Dann schulterte er den Rucksack, den er am Vortag schon gepackt hatte, und verschloss sein Häusl.

      Die Sonne ging gerade blutrot hinter den Bergen auf, als er sich auf seinen Weg machte, der zunächst noch recht angenehm zu gehen war, doch schon bald steiler wurde. Nur noch Latschengestrüpp wuchs rechts und links des Weges, und ganz in der Ferne, noch einige hundert Meter höher, konnte Toni ein paar Gämsen ausmachen.

      Doch allzu hoch hinauf musste er nicht mehr klettern. Die Höllenschlucht lag links vom Dorf aus gesehen, genau zwischen Fernbach und Turning, nur eben einige hundert Meter höher gelegen als die beiden Dörfer.

      Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, als Toni sich seinem Ziel näherte. Schon hörte er den Wildbach rauschen, der in einem Wasserfall in die Höllenschlucht hinabstürzte. Zum Glück war der Bach nicht sehr wasserreich, sonst hätte der Toni den Abstieg in die Schlucht nicht riskieren können. So aber war der Wasserfall einige hundert Meter von ihm entfernt, als er sich jetzt daranmachte, am Rand der Schlucht einige Haken in den Fels zu schlagen, woran er ein Seil befestigte.

      Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Er wusste um die Steinschlag und Einsturzgefahr, die gerade in diesem Gebiet des Gebirges herrschte. Nicht umsonst wurde gerade vor der Höllenschlucht immer wieder gewarnt. Und nur ein Bergsteiger, der die Gegend genau kannte, konnte es wagen, überhaupt an den Abstieg zu denken.

      Toni jedoch war sich sicher, den Abstieg allein bewältigen zu können. Außerdem waren tausend Mark ein Anreiz, auch eine schwierige Kletterpartie zu riskieren.

      Nachdem er seine Vorbereitungen getroffen hatte, seilte sich der Toni behutsam ab. Alles ging gut — fast zu gut, wie es schien.

      Als er nur noch einige Meter von der Erde entfernt war, sah er einen Gesteinsbrocken vor sich, der tatsächlich schon von außen metallisch schimmerte. Sollte das schon das Uran sein, von dem Professor Steinhaus berichtet hatte? Allerdings hatte er nicht gesagt, dass es so offen zutage trat. Trotzdem wollte der Toni diesen Gesteinsbrocken abschlagen und eine Probe davon in den Rucksack packen.

      In seinem Eifer jedoch wurde er unvorsichtig. Er achtete nicht mehr genau darauf, wohin er seinen Fuß setzte — und schon war das Unglück geschehen. Es gab ein Splittern und Poltern, noch einen unterdrückten Schrei — dann lag der Toni auch schon besinnungslos am Fuß der Höllenschlucht. Das Seil, das er sich umgebunden hatte, hatte seinen Fall nicht genügend bremsen können. Und zu allem Unglück fiel ihm der große Steinbrocken, den er losgeschlagen hatte, auf den Kopf.

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