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sieht es aus“, schwärmte Monika.

      Doch dann schauten sie wieder ihr eigenes Sonnwendfeuer an, und plötzlich sagte der Toni: „Jetzt packen wir's! Komm, mein Schatz!“

      Und Monika griff, ohne zu zögern, nach seiner ausgestreckten Rechten, legte voller Vertrauen ihre Finger hinein, und dann liefen sie unter den anfeuernden Rufen der übrigen Dorfjugend auf das Feuer zu, machten einen großen Satz und sprangen hinüber. Auf der anderen Seite des Holzstoßes angekommen, nahm der Toni seine Liebste, die ein wenig außer Atem war, fest in den Arm, gab ihr einen Kuss und raunte ihr ins Ohr: „Jetzt sind wir versprochen, nun kann uns nix mehr trennen!“

      „Ich werd’ immer zu dir stehen, Toni“, versprach Monika, und es klang wie ein Schwur.

      Drüben, auf der anderen Seite des Sonnwendfeuers, sagte die Bärbel zu ihrem Schatz: „Hoffentlich geht's gut mit den beiden, ich wünsch es der Monika von Herzen.“

      „Und ich dem Toni“, stimmte ihr der Oberberger Fritz zu. „Der Toni ist ein feiner Kerl, ehrlich und aufrichtig. Und fleißig ist er obendrein noch. Wenn er net im Berg ist, dann arbeitet er an seinem Häusl, richtet alles her und baut einen Stadl an.“

      „Er richtet schon alles für den Einzug der Moni“, sagte Bärbel. „Hoffentlich hat er sich net zu früh gefreut. Der Anzenberger ist noch eine Klippe, die umschifft werden muss.“

      „Der Toni wird's schon schaffen“, sagte der Fritz, und auch Bärbel wünschte es den beiden von Herzen, dass sie ebenso glücklich werden würden wie sie mit ihrem armen Knecht, der ihr lieber war als der reichste Bauernsohn.

      3

      Die Sonnwendfeuer waren abgebrannt. Niemand im Dorf sprach mehr von diesem Fest, nur die Monika wartete täglich darauf, dass der Vater sie voller Zorn auf ihren Sprung mit dem Toni ansprechen würde. Sie hatte ein wenig Angst, dass irgendjemand aus dem Dorf sie beobachtet und ihrem Vater diese Neuigkeit gesteckt hätte. Doch anscheinend hielt die Dorfjugend dicht, und von den älteren Leuten hatte sie wohl niemand gesehen.

      Als zwei Wochen vergangen waren und wirklich niemand mehr vom Johannistag sprach, wagte Monika aufzuatmen. So lieb sie den Toni auch hatte, so wagte sie es dennoch nicht, offen gegen den Willen ihres Vaters zu handeln. Es war schlimm genug, dass sie sich weigerte, den Huber Peter zu treffen, wie es der Vater immer wieder wünschte. Doch in dem Punkt blieb die Monika hart.

      „Ich kann ihn nun mal net leiden, Vater“, hatte sie erst gestern wieder mit aller Entschiedenheit erklärt. „Er ist mir zuwider. Zwing mich, bittschön, net dazu, mich mit ihm abzugeben. Es kommt doch nix dabei heraus.“

      „Bei deiner Freundschaft mit dem Bergsteiger, diesem Hungerleider, auch net“, hatte der Bürgermeister ihr wütend geantwortet. „Dafür will ich schon sorgen. Den Mann, den du mal heiratest, den such ich aus, dass du‘s nur weißt!“

      „Und es kümmert dich gar net, wenn ich ihn net mag? Wenn ich mein ganzes Leben lang mit einem Mann zusammenleben muss, der mir verhasst ist?“, hatte sich die Monika mit Tränen in den Augen erkundigt.

      „So ein Schmarrn“, war die Antwort des Anzenbergers gewesen. „Deine Mutter und ich haben uns auch noch net geliebt, als wir geheiratet haben. Unsere Väter haben die Ehe befohlen — und wir haben gehorcht. So war‘s der Brauch seit altersher. und so ist‘s bei uns noch heut. Und frag die Mutter — sind wir net glücklich miteinand geworden?“

      Monika wagte das zu bezweifeln. Zwar fiel nie ein böses Wort zwischen den Eltern, aber sie hatte auch noch nie erlebt, dass sie sich etwas Nettes oder Liebes gesagt hätten.

      Und so sollte sie leben? Tagaus — tagein neben einem Mann, der ihr gleichgültig war? Nein, lieber verließ sie den Hof bei Nacht und Nebel und zog zum Toni, auch gegen den Willen des Vaters.

      Aber noch war es ja nicht soweit. Noch war der Toni so arm, dass man an eine Heirat nicht denken konnte. Doch im nächsten Jahr, im Frühling, so hofften sie beide, würden sie vor dem Traualtar stehen.

      Der Toni wollte in diesem Sommer noch viele Touristen den Berg hinaufführen, und im Winter würde er wieder eine Arbeit als Skilehrer annehmen, die auch recht gut bezahlt wurde. Wenn sie dann nicht so große Ansprüche stellten, würden sie bestimmt leben können in Tonis kleinem Häusl, das ein wenig außerhalb des Dorfes lag.

      Dort, auf seinem kleinen Acker, arbeitete der Toni auch an diesem strahlenden Sommertag. Er trug alte Jeans, und das karierte Hemd stand am Hals weit offen und ließ ein wenig von seiner gebräunten Brust sehen.

      Plötzlich hielt er in seiner Arbeit inne, denn er sah einen großen eleganten Wagen die schmale Auffahrt zu seinem Besitz herauffahren. Eine große Staubwolke wehte hinter dem Gefährt her.

      Ob ich Besuch krieg‘?, fragte sich der Toni. Doch er konnte sich nicht erklären, wer ihn zu dieser Tageszeit besuchen sollte. Und das Auto kannte er auch nicht.

      Dennoch hielt der Wagen genau vor seinem kleinen Häusl. Ein älterer Mann stieg aus, der ein wenig weltfremd aussah. Eisgraues Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, und er war unverhältnismäßig klein.

      Doch als er jetzt auf den Toni zutrat, wirkte er keineswegs lächerlich, sondern recht imponierend, denn seine gletscherblauen Augen schauten den jungen Mann durchdringend an, und durch seine goldene Brille wirkte er sehr gelehrt.

      „Guten Tag“, grüßte der Fremde mit einer dunklen Stimme, die in krassem Gegensatz zu seiner kleinen Gestalt stand. „Sind Sie der Bergführer Toni Tanner?“

      „Freilich“, nickte der junge Bursch und wischte sich die Finger an seiner Arbeitshose ab, „der bin ich.“

      „Dann ist es gut. Dann habe ich die Beschreibung, die mir ein Bauer gegeben hat, doch richtig verstanden. Wissen Sie“, fügte er erklärend hinzu, „mit dem Dialekt, der hier in Bayern gesprochen wird, stehe ich nämlich auf Kriegsfuß.“

      „Woher kommen S' denn?“, erkundigte sich der Toni und bemühte sich, ein verhältnismäßig reines Hochdeutsch zu sprechen.

      „Ich komme aus Hannover“, erklärte der Fremde. „Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle“, setzte er dann hinzu. „Steinhaus, Professor Theodor Steinhaus.“

      „Angenehm“, nickte der Toni und ergriff die Hand des Professors, die dieser ihm reichte. „Was führt Sie denn zu mir?“, erkundigte er sich dann, weil er sich nicht erklären konnte, was er mit diesem Preußen gemein haben könnte.

      „Sie sind doch Bergsteiger“, begann der Professor ein wenig umständlich.

      „Sicher. Der einzige hier im Dorf.“

      „Man hat es mir gesagt. Und in Ihrer Eigenschaft als Bergsteiger oder Bergführer brauche ich Sie“, erklärte der Professor.

      Einen Augenblick lang wusste der Toni nicht, was er sagen sollte. Er musterte das spindeldürre Männchen, das da vor ihm stand, nur ein wenig skeptisch.

      Wie will der eine anstrengende Bergtour überstehen?, fragte sich der Toni. Der sieht ja aus, als könne er nicht einmal ein Seil tragen, geschweige denn sich abseilen.

      „Sie wollen in die Berg steigen?“, erkundigte er sich sicherheitshalber noch einmal.

      „Ich selbst nicht unbedingt“, erwiderte Professor Steinhaus. „Und ich will nicht in die Berge, sondern in die Höllenschlucht.“

      „Das ist ja noch viel gefährlicher“, entfuhr es dem Toni. „Naa, Herr Professor, den Gedanken können Sie sich aus dem Kopf schlagen. Dahin nehm‘ ich Sie net mit. Das ist eine Tour, die nur Experten gehen können.“

      „Ich muss aber in die Höllenschlucht“, beharrte der Professor, und der Toni dachte bei sich, dass der Preuß ungeheuer stur und unvernünftig sei.

      „Es geht net“, sagte er deshalb noch einmal. „Der Weg da ‘runter ist zu gefährlich.“

      „Würden Sie sich denn zutrauen, ihn zu gehen?“ Professor Steinhaus

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