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sich, ging zu einem Kleiderschrank, öffnete ihn und griff in die Tasche seiner Jacke, die an einem Bügel hing. Seine Hand förderte einen Schlüsselbund zu Tage, von dem er einen Schlüssel abnahm. Den Schlüsselbund ließ er wieder in die Tasche gleiten, kam zu den Agents zurück und reichte Burke den Schlüssel. „Er ist für die Tür und das Zündschloss“, sagte er.

      Der Agent nahm den Schlüssel und war ein wenig verdutzt. Entweder Goodman hatte mit der Sache wirklich nichts zu tun, oder er war ganz besonders unverfroren und kaltschnäuzig.

      Burke schob den Schlüssel ein.

      „Der Wagen steht im Hof“, sagte Goodman und ein hintergründiges Lächeln umspielte seinen Mund. „Es gibt nur den einen weißen Ford Lincoln auf den Firmenparkplätzen. Sie können ihn gar nicht verfehlen.“

      „Haben Sie noch Kontakt zu Wesley Cohan?“

      „Nein. Er hat meine Schwester auf dem Gewissen.“

      „Hassen Sie ihn deswegen?“

      „Nun, ich bin ihm nicht gerade freundlich gesinnt. Schließlich und endlich aber ist er selbst Opfer seines Sexualtriebes geworden. Nein, ich hasse ihn nicht. Vielleicht bedauere ich ihn sogar. Er hat das Leben meiner Schwester nicht vorsätzlich zerstört. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem klar wurde, dass er meine Schwester mit der tödlichen Seuche angesteckt hat, führten die beiden sogar eine recht harmonische Ehe.“

      „Zu ihrer Schwester sprachen Sie davon, dass der Täter kein Ritualmörder sei, sondern vom Hass getrieben werde.“

      „Ja, das ist meine Auffassung. Aber eben nur eine Vermutung. Vielleicht spielt sogar beides eines Rolle. Ritual und Hass.“

      Das war eine dritte Variante, die Keith Goodman ins Spiel brachte. Owen Burke ging nicht mehr weiter drauf ein. „Sie erhalten Ihren Wagen zurück“, sagte er, „sobald die erforderlichen Untersuchungen stattgefunden haben.“ Als er es sprach, war er davon überzeugt, dass sie in Goodmans Wagen nichts finden würden, was auf seine Täterschaft hindeuten würde.

      Was hatten sie bisher?

      So gut wie nichts!

      Einige Verdächtige. Wesley Cohan, Dr. Andrew Ramsey, Keith Goodman. Cohan fuhr einen Chevrolet, der auf Spuren untersucht worden war. Ergebnis negativ.

      Dr. Ramsey hatte einen weißen Ford Lincoln besessen, der in der Nacht Opfer einer Brandstiftung wurde. Das warf natürlich Fragen auf. Wurde der Wagen angezündet, um Spuren zu vertilgen? Wer hatte den Wagen in Brand gesetzt? Sollte das FBI auf eine falsche Spur gelockt werden? Wenn es so war, dann war Burke von dem Killer überwacht worden.

      Und auch Keith Goodman besaß einen weißen Ford Lincoln. Er überließ ihn dem FBI freiwillig, damit er auf Spuren untersucht werden konnte. Soviel Sicherheit wie Goodman kann nur ein Mann vermitteln, der weiß, dass sein Wagen sauber ist.

      Es sah ganz und gar nicht danach aus, dass sich eine Lösung des Rätsels, vor dem die Agents standen, anbahnte.

      Wie eine tonnenschwere Last legte sich das Wissen auf Owen Burke, dass sich seit der vergangenen Nacht wieder eine Frau in den Händen des Mörders befand. Sie tappten im Dunkeln. Kathleen Anderson zu retten war ihnen nicht gelungen. Der Mörder hatte das FBI geradezu vorgeführt. Irgendwann würde sich der Assistant Director einer Pressekonferenz stellen müssen. Und er würde eingestehen müssen, dass das FBI mit seinen Ermittlungen noch kein Jota weitergekommen war. Ein gefundenes Fressen für die Medien.

      Aber darum ging es nicht. Es ging um ein Menschenleben - nämlich um das Leben Patricia Shrivers. Nicht das Ansehen des FBI in der Öffentlichkeit musste für die Agents Triebfeder sein, sondern die Rettung Patricias.

      Sie verließen Keith Goodman. Ron übernahm es, dessen Ford zur SDR zu schaffen, damit er auf Spuren untersucht werden konnte.

      14

      Als Owen Burke ins Field Office zurückkehrte und sein Büro aufsuchte, lag ein Fax auf seinem Schreibtisch. Er las es und war geschockt. Das Büro in Baltimore meldete, dass in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eine Frau vom Straßenstrich verschwunden war und es keinen Hinweis auf ihren Verbleib gäbe. Die ermittelnden Kollegen ordneten die Entführung dem Mörder zu, der in den vergangenen Wochen schon drei Frauen vom Straßenstrich ermordet hatte.

      In Baltimore, Cincinnati, Indianapolis und New York waren zwischenzeitlich insgesamt über ein Dutzend Frauen verschwunden und ermordet worden. Und jetzt lagen zwei neue Entführungsfälle vor.

      Owen Burke rief in Indianapolis an. Der Kollege erklärte ihm, dass Rufus Purdie nichts ausgesagt hatte, was ihn belasten konnte. Er sei lediglich ausgerastet, als die vermeintliche Hure nicht mit ihm zu seiner Wohnung fahren wollte. „Wahrscheinlich wird Purdie innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden auf freien Fuß gesetzt“, gab der Kollege zu verstehen. „Einen Anwalt hat er bereits eingeschaltet. Es gilt nur noch die Höhe der Kaution festzusetzen.“

      Das nächste Gespräch führte Burke mit Cincinnati. Dort war weder eine Entführung noch ein neuer Mord bekannt geworden.

      Der Special Agent war zwischenzeitlich davon überzeugt, dass eine Bande Gleichgesinnter am Werk war. Auch ging er davon aus, dass in jeder Stadt nicht nur ein Bandenmitglied operierte, sondern dass es sich jeweils um zwei, drei oder noch mehr Leute handelte, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihre Stadt von der Prostitution zu säubern.

      Was für ein verrückter Gedanke! Doch je länger Burke darüber nachdachte, umso klarere Formen nahm er an. Bald würde sich keine der Frauen vom Strich mehr auf die Straße wagen. Wenn der Straßenstrich lahm lag, hatten die Mörder den Erfolg erzielt, den sie erzielen wollten.

      Trotzdem war es absurd. Die Prostitution ließ sich nicht ausmerzen. Dafür sorgten schon verschiedene Mafias, die sich damit eine goldene Nase verdienten. In den Kneipen und Clubs schafften Mädchen und Frauen an; das älteste Gewerbe der Welt war einfach nicht totzukriegen.

      Burke und Harris hatten es mit fanatischen Hassern zu tun. Sie ermordeten Freudenmädchen stellvertretend für die gesamte Gilde der Ladies vom horizontalen Gewerbe. Das war es. Die Morde geschahen wahllos. Um von den wahren Gründen abzulenken und eine falsche Spur zu legen, hatte man den Opfern die Herzen herausgeschnitten, um der Polizei Ritualmorde vorzugaukeln. Einige Zeit war es den Tätern sogar gelungen, dem gesamten Polizeiapparat Sand in die Augen zu streuen.

      Ja, die Agents glaubten das wahre Motiv der Täter zu kennen. Hass und Rache. Sie befanden sich auf der richtigen Spur. Doch es war nur der Anfang einer Fährte; bei wem sie endete, wussten sie nicht. Sie hatten nichts in Händen, was über den bloßen Verdacht hinausreichte.

      Susan Cohan!, fuhr es Burke durch den Kopf. Sie war unschuldiges Opfer des Sexualtriebes ihres Mannes geworden. Eigentlich müsste sie von allen Verdächtigen den größten Hass auf die Prostituierten haben. Doch sie konnte die Taten nicht alleine verübt haben. Wer wäre im Fall des Falles also ihr Handlanger, ihr Werkzeug? Keith Goodman, ihr Bruder? Ihr Ehemann vielleicht sogar, den sie vorgab zu hassen wie der Teufel das Weihwasser?

      Der Special Agent zerbrach sich den Kopf.

      Irgendwann kam Ron, der den Wagen Keith Goodmans zur Werkstatt der SRD chauffiert hatte. Ein Kollege hatte ihn zur Federal Plaza gefahren.

      Guter Rat war teuer.

      Plötzlich aber kam

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