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gefunden hatten.

      „Für mich sieht es so aus, als handele es sich um den gleichen Täter, Herr Leutnant. Größe und Art des Abdrucks scheinen völlig übereinzustimmen. Und schließlich wurde dem armen Bernhard ja auch die Kehle durchgeschnitten. Verflucht noch einmal, was ist das für ein Kerl? Aber warte, ich kriege dich, du Lump!“

      Eggeling knirschte vernehmlich mit den Zähnen, als er sich wieder aufrichtete. Leutnant Oberbeck hielt ebenfalls sein Büchlein in der Hand und verglich die angefertigte Skizze mit dem Abdruck.

      Schließlich nickte er seinem Sergeanten zu und erhob sich wieder.

      „Wir müssen in Erfahrung bringen, ob Bernhard noch irgendwo gesehen wurde, nachdem er das Palais verlassen hatte. Gib den Auftrag an die Männer weiter, dass alle Wirtshäuser der Umgebung befragt werden, ob sie sich an Bernhard erinnern können. Vielleicht erfahren wir so, wo er sich aufgehalten hat und vermutlich auf seinen Mörder traf.“

      Eggeling nickte ihm zu, der Leutnant drehte sich wortlos um und ging mit großen Schritten am Hoftheater vorbei, um anschließend in Richtung auf das Anatomische Institut zu marschieren. Er hatte noch keine Ahnung, was er von Medicus Meibaum erfahren wollte. Selbst die Bestätigung des Arztes, dass der tödliche Halsschnitt genau wie beim Nachtwächter durchgeführt wurde, wäre ein Mosaiksteinchen mehr zur Überführung des brutalen Täters.

      Er traf den Medicus noch bei seiner Arbeit an, als er den Lehrsaal betrat. Meibaum arbeitete hier nur mit einem Assistenten, Studenten hatte er für diese Arbeit nicht zugelassen. Als der Leutnant eintrat und Meibaum unwirsch über diese Störung herumfuhr, verharrte der Offizier für einen Moment unter der Tür.

      Jäger Bernhard Müller lag nackt auf dem großen Tisch, seine Haut war seltsam weiß, und für einen Moment fühlte sich der Leutnant an einen großen Fisch erinnert, zumal die langen Haare des Toten, die einst vorschriftsmäßig zu einem Zopf geflochten waren, noch nass über den Tischrand hingen.

      „Oberbeck, kommt ruhig näher. Ich hatte befürchtet, dass wieder einer meiner ungeduldigen Studenten mehr über den Toten wissen wollte. Wenn Ihr mich fragt, so handelt es sich um denselben Täter wie beim Nachtwächter. Bei dem Jäger wurde der gleiche, brutale Schnitt durchgeführt, der von großer Körperkraft zeugt. Auch bei ihm wurde der Kopf fast abgetrennt. Ich habe aber noch etwas für Euch, das Euch möglicherweise weiterhelfen kann.“

      Damit trat der Arzt zu einem Kleiderbündel und bückte sich.

      „Euer Jäger war nicht mit seiner Montur bekleidet, aber das wisst Ihr ja vielleicht schon. Als wir seinen Leichnam entkleideten, fiel dieser weiße Stein aus seiner Hose.“

      Mit diesen Worten ließ der Medicus einen kleinen, kieselsteingroßen weißen Stein in die offene Hand des Leutnants fallen. Der warf einen Blick darauf und sah den Arzt irritiert an.

      „Bernhard hatte diesen Stein eingesteckt? Er stammt nicht etwa aus der Oker?“

      „Das ist vollkommen unmöglich. Er hatte ihn offenbar in den Hosenbund gesteckt, nicht in eine seiner Taschen. Und es ist alles andere als ein gewöhnlicher Feldstein. Für mich sieht er auf den ersten Blick wie ein Stück Ton oder auch Feldspat aus, wenn Ihr mich fragt. Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, müsst Ihr einen Alchemisten befragen.“

      Leutnant Oberbeck steckte den Stein ein und blieb noch für einen Augenblick unschlüssig stehen. Der Medicus hatte sich wieder über den toten Jäger gebeugt und betrachtete offenbar das Gespräch für beendet.

      Mit einem letzten Blick auf den Toten drehte sich der Leutnant ab und verließ das Institut, um zurück zur Wache zu gehen. Auf dem Weg zum Schloss kam ihm ein Gedanke.

      14.

      Luise von Hertefeld sprang mit einem Satz auf, sodass ihre Zofen erschrocken zurückfuhren und sich die gerade kunstvoll zusammengesteckten Haare wieder in zahlreiche lange Strähnen auflösten und wirr um ihr Haupt hingen, als sie jetzt wie eine Furie auf eines der Mädchen losging.

      „Du ungeschicktes Bauerntrampel!“, schrie sie mit hoher Stimme, die dabei drohte, in ein Kreischen umzuschlagen. „Zu nichts bist du zu gebrauchen, zu gar nichts! Geh mir aus den Augen, verschwinde, und lass dich nie wieder auch nur in meiner Nähe sehen.“

      Als die verschüchterte Zofe sich rückwärts zur Tür zog, dabei versuchte, noch eine Verbeugung zu machen, flog ihr ein Schuh hinterher und verfehlte sie nur knapp. Rasch wandte sich das Mädchen um und riss die Tür auf, um sich auf den Flur zu retten. Zwei Dinge geschahen dabei nahezu gleichzeitig. Sie prallte in der Türöffnung mit einem kräftigen Mann zusammen, und der zweite Schuh polterte gegen den Türpfosten und fiel zu Boden.

      „Hoho, hier geht es ja toll zu!“, rief eine Stimme fröhlich aus, und zu ihrem grenzenlosen Schrecken erkannte die Zofe, mit wem sie da zusammengeprallt war.

      Herzog Carl Wilhelm Ferdinand hatte sie gerade noch mit einem Arm gehalten, sonst wäre sie bei dem Zusammenprall gestürzt.

      „Verzeihung – Verzeihung, Durchlaucht!“, stammelte sie nur mit hochrotem Kopf und wand sich aus seinem Halt. „Verzeihung!“, hauchte sie noch einmal, drehte sich um und lief den langen Gang im Schloss hinunter, als wäre sie von allen Teufeln gehetzt.

      Lachend sah ihr der Herzog nach, dann trat er ein.

      „Ist es erlaubt, meine Liebe, oder muss ich auch unter Eurer Laune leiden?“, rief der Herzog neckend seiner Mätresse zu. Luise von Hertefeld und ihre Zofen versanken in eine tiefe Referenz.

      „Durchlaucht – das hätte nicht ungünstiger sein können“, hauchte Luise von Hertefeld und spürte, wie auch ihr die Röte ins Gesicht schoss. Meine Güte, dass der Herzog aber auch gerade in diesem Augenblick hereinkommen musste! Er kam doch sonst nie so früh in ihre Gemächer, und gerade jetzt ...

      „Madame scheinen sehr erregt zu sein“, sagte der Herzog, noch immer lächelnd. Er war zu seiner Herzensdame getreten und hob sie aus der tiefen Verbeugung. „Ah – ich sehe – Ihr könnt schon wieder lächeln. So gefallt Ihr mir viel besser, Madame!“

      „Verzeiht, Durchlaucht, dass Ihr Zeuge dieser Szene werden musstet. Aber dieses – dieses Bauerntrampel brachte mich so in Rage, dass ich mich vergaß.“

      Erneut funkelten die Augen der Ersten Hofdame wütend und sie starrte der davongelaufenen Zofe hinterher, als überlege sie, ihr nachzusetzen.

      „Nun, ich bin sicher, dass bei einer Tasse Schokolade und meiner Gesellschaft Euer Zorn restlos verfliegen wird, meine Teuerste!“

      Der Herzog hielt noch immer ihre kleine, weiße Hand, und hauchte nun einen zarten Kuss darauf.

      „Ach, Durchlaucht, Ihr seid als Mann in der beneidenswerten Lage, nicht ständig auf Euer Äußeres bedacht sein zu müssen. Wir armen Frauen dagegen sind gehalten, die Natur in ihrem Wirken zu unterstützen. Wie froh war ich über die Gabe, die mir der Graf von St. Germain bei seinem kürzlichen Besuch überlassen hatte – sein unvergleichliches Aqua benedetta. Es macht die Haut wie einen Pfirsich, und diese dumme Trine ließ sie herunterfallen, sodass das kleine Fläschchen zersprang. Schaut nur – dort liegen noch die Scherben, und es fehlt nicht viel, und ich ...“

      „Madame, ich bin erstaunt!“, antwortete der Herzog säuselnd und zog dabei ihre Hand in seinen Arm. „Eine Dame wie Ihr benötigt doch keine Hilfsmittel,

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