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Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. Howard
Читать онлайн.Название Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Год выпуска 0
isbn 9783745204797
Автор произведения Robert E. Howard
Издательство Readbox publishing GmbH
Er erhob sich und zog den Umhang enger um sich.
»Gott hat mich an viele seltsame Orte geführt und über viele seltsame Pfade«, sagte er düster. »Einige waren gut und viele waren schlecht; manchmal schien ich ohne Ziel und Zweck zu wandern, doch jedesmal, wenn ich tief nachdachte, konnte ich einen Grund dafür erkennen. Hört zu, junger Mann! Abgesehen von den Feuern der Hölle gibt es kein heißeres Feuer als die blaue Flamme der Rache, die Tag und Nacht ohne Unterlaß das Herz eines Mannes verbrennt, bis er sich in Blut ertränkt.
In der Vergangenheit war es oftmals meine Pflicht, verschiedene schlechte Menschen ihres Lebens zu berauben. Nun, der Herr ist mein Licht und mein Weg, und mir deucht, er hat mir meinen Feind in die Hände gegeben.«
Mit diesen Worten schritt Kane mit langen, katzenhaften Schritten von dannen, während Hollinster ihm verwundert nachstarrte.
*
JACK HOLLINSTER ERWACHTE aus unruhigen Träumen. Er setzte sich im Bett auf und blickte um sich. Draußen war der Mond noch nicht aufgegangen, aber im Fenster zeichneten sich schwarz gegen das Sternenlicht breite Schultern ab. Ein warnendes »Pssst!« drang an seine Ohren.
Jack erhob sich, zog den Degen aus der Scheide, die am Bettpfosten hing, und trat ans Fenster. Er erkannte ein bärtiges Gesicht, in dem zwei kleine Augen funkelten.
Der Mann atmete schwer, als wäre er weit gerannt.
»Nimm deinen Degen, Junge, und folge mir«, kam ein eindringliches Flüstern. »Er hat sie.«
»Wer hat wen?«
»Sir George«, flüsterte es wieder. »Er schickte ihr ein Schreiben mit deinem Namen drauf, sie soll zum Felsen kommen, und seine Kerle schnappten sie und ...«
»Mary Garvin?«
»So wahr ich hier stehe, Herr!«
Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen. Hollinster hatte einen Angriff gegen sich selbst erwartet, nicht aber damit gerechnet, daß die Bösartigkeit von Sir George so weit gehen würde, das hilflose Madchen zu entführen.
»Verdammt sei seine schwarze Seele«, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, als er sich hastig ankleidete. »Wo ist sie jetzt?«
»Sie haben sie in sein Haus gebracht, Herr.«
»Und wer bist du?«
»Ich bin der arme Sam vom Stall bei der Schenke, Herr. Ich habe gesehen, wie sie sie packten.«
Angezogen und mit dem Degen in der Hand, kletterte Hollinster durchs Fenster.
»Ich danke dir, Sam«, sagte er. »Wenn ich am Leben bleibe, werde ich es dir nicht vergessen.«
Sam grinste und entblöste dabei gelbe Zähne. »Ich gehe mit dir, Herr; ich habe ein paar Dinge mit Sir George abzurechnen!« Er schwenkte einen groben Knüttel.
»So folge mir.«
Sir George Banways altes Herrschaftshaus, das er zusammen mit ein paar häßlichen Dienern und einigen alten Weibern bewohnte, befand sich zwei Meilen vom Dorf entfernt am Strand, aber in entgegengesetzter Richtung zu der, die Jack am Vortag eingeschlagen hatte. Es war unförmig und groß, reparaturbedürftig und die Eichenbalken vom Alter geschwärzt. Man erzählte sich viele böse Geschichten darüber, und außer den Raufbolden und Rohlingen, die das Vertrauen des Besitzers genossen, hatte es niemand aus dem Dorf je betreten. Es war von keiner Mauer umgeben, nur von einigen verwilderten Buschreihen und ein paar Bäumen. Das Moor reichte bis zur Hinterseite, und zwischen der Vorderseite und dem felsigen Meeresstrand erstreckte sich ein etwa zweihundert Schritt breiter Sandstreifen. Die Felsen am Ufer direkt vor dem Haus waren ungewöhnlich hoch und zerklüftet. Man sagte sich, es befänden sich geheimnisvolle Höhlen dazwischen und darunter, doch wußte niemand etwas Genaues, denn Sir George betrachtete diesen Teil des Ufers als sein Eigentum und pflegte Vorwitzige, die den Gerüchten nachgehen wollten, mit seiner Muskete zu beschießen.
Kein Licht brannte im Haus, als Jack Hollinster und sein Begleiter sich ihm vom Moor her näherten. Ein dünner Nebel hatte die meisten Sterne verhüllt, und in diesem Nebel erhob sich das Haus schwarz und drohend, umgeben von Hecken und Bäumen. In Richtung des Meeres war alles wie in ein graues Leichentuch gehüllt, aber einmal glaubte Jack das gedämpfte Klirren einer Ankerkette zu vernehmen. Er fragte sich, ob ein Schiff außerhalb des gefährlichen Riffes liegen mochte.
»Zu den Fenstern, Herr«, flüsterte Sam. »Er hat die Lichter gelöscht, aber er ist sicher da!«
Zusammen schlichen sie vorsichtig auf das dunkle Haus zu. Jack wunderte sich darüber, daß anscheinend keine Wachen aufgestellt waren. Fühlte sich Sir George so sicher, daß er dies versäumte? Oder schliefen die Wachen? Er betastete vorsichtig ein Fenster. Es befand sich ein schwerer Laden davor, aber dieser ließ sich bemerkenswert leicht öffnen. Dabei durchzuckte ihn blitzartig ein Verdacht: Alles ging viel zu leicht! Er wirbelte herum und sah gerade noch Sams Keule herabsausen. Zum Ausweichen war es zu spät. Ehe die Welt um ihn versank und es um ihn dunkel wurde, sah er noch das Glitzern des Triumphs in Sams Augen.
*
LANGSAM KAM JACK HOLLINSTER wieder zu Bewußtsein.
Vor seinen Augen tanzten rote Schleier. Sein Kopf schmerzte fürchterlich, und das rote Leuchten tat ihm in den Augen weh. Er schloß sie und hoffte, der Schmerz würde verschwinden, aber der Schein drang durch seine Lider und direkt in sein hämmerndes Gehirn. Gedämpft drang Stimmengewirr an seine Ohren. Er versuchte die Hand zum Kopf zu führen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Da kam ihm mit einem Mal die Erinnerung an alles, und er war völlig wach und bei Bewußtsein.
Er war an Händen und Füßen gefesselt und lag auf feuchtem Erdboden. Er befand sich in einem riesigen Keller, in dem sich Kisten und Fässer und schwarze Tonnen hoch auftürmten. Die Decke des Kellers bestand aus Brettern, die durch schwere Eichenpfosten abgestützt wurden. An einem dieser Pfosten hing eine Laterne, von der das Licht ausging, das ihm in den Augen schmerzte. Der Schein der Laterne erleuchtete den Keller, erfüllte jedoch die Winkel mit flackernden Schatten.
An einem Ende führte eine breite steinerne Stiege in den Keller herab, während am anderen Ende ein Gang begann, der hinausführte.
Im Raum befanden sich viele Männer. Jack erkannte das dunkle, höhnische Gesicht Banways, die aufgeschwämmten Züge des Verräters Sam und zwei oder drei der Raufbolde, die ihre Zeit abwechselnd in Sir Georges Haus und dem Dorfwirtshaus verbrachten. Die restlichen zehn bis zwölf Männer kannte er nicht. Es handelte sich zweifellos um Seeleute, denn sie hatten langes Haar, Ringe in den Ohren oder den Nasen und teerbefleckte Beinkleider. Einige hatten farbenprächtige Stirnbänder um den Kopf gebunden, und alle waren bis zu den Zähnen bewaffnet. Sie trugen schwere Säbel mit großen Schalen aus Messing, edelsteinbesetzte Dolche und mit Silber eingelegte Pistolen. Die Männer würfelten, tranken und fluchten wild, und ihre Augen glitzerten im Licht der Laterne.
Piraten! Das waren keine ehrlichen Seeleute. Der Kontrast zwischen den Kostbarkeiten und ihrem Gehabe war zu groß. Zu den teerbefleckten Hosen und Seemannshemden trugen sie seidene Schärpen um die Hüften; an den Beinen hatten sie keine Strümpfe, doch waren viele in Schuhe mit Silberschnallen gekleidet und trugen schwere Goldringe an den Fingern. An mehr als einem goldenen Ohrring baumelten große Edelsteine.
Statt Seemannsmessern besaßen sie wertvolle spanische und italienische Dolche. Der Prunk, die verwegenen Gesichter und ihr wildes und gotteslästerliches Benehmen verrieten ihr blutiges Handwerk.
Jack dachte an das Schiff, das er vor Sonnenuntergang gesehen und dessen Ankerkette er im Nebel gehört hatte. Plötzlich fiel ihm auch der seltsame Fremde, Kane, ein und dessen Worte. Hatte er gewußt, daß es sich um ein Piratenschiff handelte? Was für eine Beziehung hatte er zu diesen Verbrechern? War sein puritanisches Gehabe nur eine Maske,