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in der Kälte und kehrte in ihre Wohnung zurück.

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      Am nächsten Morgen wurde Katharina in die Entwicklungsabteilung der Stollberg GmbH aufgenommen. Verzweifelt begann sie, nach Anhaltspunkten zu suchen, die sie auf die Spur des Verräters bringen konnten, der mit Eduard Zerban in Verbindung stand. Ihre Aufgabe schien indessen einfacher als gedacht, denn der Industrie-Spion ging nur selten aus. Nach einer Woche hatte sie zu ihren neuen Mitarbeitern, den vier Verdächtigen, zwar höfliche, aber durchaus distanzierte Beziehungen.

      Am Abend des 24. Dezember waren die vier Männer ziemlich verärgert. Zwei Tage zuvor hatte Otto Stollberg für dieses Datum eine wichtige Besprechung angesetzt, und obwohl alle hofften, dass sie in letzter Minute abgeblasen würde, war diese Absage nicht erfolgt. Um jede Möglichkeit auszuschließen, dass der Konkurrenz über den Verlauf und das Thema der Konferenz etwas zu Ohren kam, fand die Zusammenkunft in einem Saal statt, der normalerweise nur bei wichtigen Besprechungen benutzt wurde. Er lag in der obersten Etage des großen Hauptgebäudes.

      Die vier Verdächtigen waren bereits in dem großen, holzgetäfelten Saal versammelt, als Katharina mit Stollberg eintrat. Drei von ihnen standen vor dem riesigen Weihnachtsbaum mit den strahlenden bunten Lämpchen und unterhielten sich angeregt. Der vierte, Teodor Gröne , saß bereits an dem langen Konferenztisch und ging noch einmal seine Notizen durch.

      Das Auffallende an dem Mann waren seine träumerischen Augen und der herbe Zug um den Mund. Ein kleines Bärtchen zierte seine Oberlippe. Die Haare waren sorgfältig nach hinten gekämmt. Seine Kleidung zeugte von diskreter Eleganz. Er trug einen hellgrauen Anzug mit einer blauen Krawatte.

      Als Katharina und Stollberg eintraten, hob er den Kopf und erwiderte zusammen mit den anderen die Weihnachtswünsche, die der Firmeninhaber ihnen zugerufen hatte. Stollberg setzte sich in den Sessel am Kopfende des Tisches, der für ihn reserviert war, während Katharina rechts neben ihm Platz nahm.

      Helmut Bente entfernte sich als Erster von der kleinen Gruppe beim Weihnachtsbaum und ließ sich ihr gegenüber nieder. Sein Gesicht wirkte erstaunlich jung, obwohl er bereits graue Haare hatte. Es war sehr kurz geschnitten. Über seine niedrige Stirn lief eine einzige tiefe Falte, gleich über den Brauen, die schräg über den Augen standen. Obwohl Bente durch das graue Haar eine gewisse Würde und Strenge ausstrahlte, lächelte er ununterbrochen, und seine Augen glitzerten vor Bosheit. Am linken Handgelenk trug er eine goldene Armbanduhr, die so groß und auffallend war, dass sie einfach nur geschmacklos wirkte.

      Dietrich Colditz strich sich über sein blondes Haar und setzte sich neben Bente, während Felix Wuttke als Letzter in der Nähe von Teodor Gröne Platz nahm. Wuttkes Augen waren ständig halb geschlossen, aber trotzdem konnte man unter den gesenkten Lidern von Zeit zu Zeit die flackernden dunklen Augen aufblitzen sehen. Er war nicht älter als vierzig, doch die herabgezogenen Mundwinkel verliehen seinem Gesicht einen verdrießlichen Ausdruck. Die Haare waren von einem so leuchtenden Rot, dass sie gefärbt schienen, und einer Angewohnheit zufolge legte er stets seinen Mittelfinger ans Kinn, als ob er unablässig damit beschäftigt sei, schwierige Probleme zu lösen.

      Stollberg räusperte sich. Sogleich unterbrachen die Männer ihre Gespräche.

      „Meine Dame und meine Herren“, begann er, „ich habe das Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, dass wir im Frühjahr nächsten Jahres einen neuen Farbfernseher herausbringen werden, dessen Preis wesentlich erschwinglicher sein wird, als der des gegenwärtigen Produkts und dessen technischer Aufbau eine Revolution hervorrufen wird. Es ist den Ingenieuren unserer Firma gelungen, eine Erfindung zu machen, die es erlaubt, noch natürlichere Farben darzustellen und den Energieverbrauch um die Hälfte zu reduzieren.“

      Ausrufe der Begeisterung folgten dieser sensationellen Enthüllung, aber Stollberg setzte völlig ungerührt die genaue Beschreibung des neuen Produkts fort und erklärte den Ingenieuren, dass es ihre Aufgabe sein werde, die serienmäßige Herstellung dieser umwälzenden Neuheit vorzubereiten. Als er eine kleine Pause machte, nutzte Gröne die Gelegenheit, um einige Fragen zu stellen.

      „Darf ich mich erkundigen, warum wir nicht wie sonst an der Entwicklung des neuen Geräts mitgearbeitet haben?“

      Stollberg maß seinen Mitarbeiter mit einem Blick.

      „Sie wissen genauso gut wie ich, dass in unserer Firma Fälle von Betriebsspionage vorgekommen sind. Aus diesem Grund habe ich die ersten Entwürfe und die Entwicklung in meinen Versuchslaboratorien im Ausland durchführen lassen. Außerdem betreten wir mit dieser Erfindung völliges Neuland, und ich war daher gezwungen, Spezialisten zu beauftragen, die nicht zu meinen Mitarbeitern zählen.“

      Wuttke nahm ausnahmsweise seinen Mittelfinger vom Kinn und wandte sich Stollberg zu. „Unser Werk ist schon mit der gegenwärtigen Produktion völlig ausgelastet“, gab er zu bedenken.

      „Ich weiß“, gestand der Firmeninhaber eindrucksvoll zu. „Aber die Ergebnisse der letzten beiden Marktforschungsstudien haben uns leider bestätigt, dass unsere Aufträge infolge der Kundenwünsche höchstwahrscheinlich zurückgehen werden. Dieses neue Produkt wird den Ruf unserer Firma noch verbessern. Sie brauchen sich deshalb nicht zu beunruhigen, es wird alles in Ordnung gehen.“

      Der Ingenieur schwieg, und Stollberg nahm seine Erläuterungen wieder auf. Die Ideen, die er entwickelte, waren so klar und präzise, dass Katharina überzeugt war, seine Worte selbst nach mehreren Monaten noch ohne Schwierigkeiten wiederholen zu können. Sie stellte fest, dass Bente der einzige unter den vier Mitarbeitern war, der sich während der Ausführungen einige Notizen machte. Die anderen begnügten sich damit, hin und wieder eine kurze Bemerkung auf ihren Block zu kritzeln.

      Die Besprechung war nur von sehr kurzer Dauer. Nach etwa fünfundvierzig Minuten zog Stollberg sich zurück, nachdem er allen noch einmal fröhliche Weihnachten gewünscht hatte. Es war ungefähr halb neun Uhr. Seufzend ging Katharina zum Fenster, wo der Weihnachtsbaum stand. Gedankenverloren blickte sie auf die silberglänzenden Wellen der Spree hinab. An beiden Ufern herrschte Hochbetrieb. Der Verkehr war stark. Überall blitzten helle Scheinwerfer auf.

      In gebrochenem Deutsch nahm Katharina Wuttkes Einladung an, einige Stunden bei ihm zu Hause mit verschiedenen anderen Gästen zu feiern. Sie wollte gerade den Raum verlassen, als die Tür geöffnet wurde.

      „Meine Herren“, rief Stollberg triumphierend. „Ich glaube, ich habe eben den richtigen Namen für unseren neuen Fernseher gefunden. Wir werden ihn „Rainbow“ nennen.“

      Der Vorschlag wurde mit einem Murmeln der Anerkennung und Zustimmung aufgenommen. Stollberg, der mit der Hand immer noch die Türklinke umfasst hielt, bat Katharina auf Italienisch, ihn zu einem Drink zu begleiten. Sie antwortete mit einem kurzen „Si“ und ignorierte die Blicke der der übrigen Mitarbeiter, die offensichtlich nur zu gut begriffen hatten, was das bedeutet.

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