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nicht“, erwiderte Stollberg. „Der Fehler liegt bei mir. Ich hätte Frau Ledermacher sagen sollen, dass sie nur während der Bürozeiten mit meinen Mitarbeitern zusammenkommen soll.“

      Felix Wuttke schien aus einem Traum zu erwachen. Die Augen hinter den gesenkten Lidern belebten sich plötzlich.“

      „Ich verstehe nicht, warum Sie uns dieses Theater vorgespielt haben.“

      Neugierig und von den Ereignissen gefesselt, stellte Gröne sein Glas auf das Büfett und näherte sich der kleinen Gruppe. Sein Mund verzog sich zu einem feinen Lächeln.

      „Habe ich richtig gehört?“, fragte er. „Sie sind Privatdetektivin?“

      „Ich habe Frau Ledermacher engagiert, um herauszufinden, auf welche Art und Weise geheime Informationen unserer Firma in die Hände von Zerban gelangen“, erklärte Stollberg noch einmal.

      „Wer?“, fragte Gröne.

      Stollberg wollte gerade antworten, als Felix Wuttke ihm das Wort abschnitt.

      „Das heißt also, dass Sie uns verdächtigen?“

      Stollberg beantwortete diese Frage mit kühler Gelassenheit.

      „Der Verrat kann nur von einem der höchsten Angestellten begangen worden sein. Ich bin enttäuscht, dass die Identität von Frau Ledermacher so früh aufgedeckt wurde. Aber das Risiko musste ich eben eingehen. Jetzt bleibt nur noch eines übrig: uns direkt an diesen Zerban zu wenden. Einen Industrie-Spion kann man kaufen, und ich bin sicher, dass er uns gegen eine anständige Summe den Namen des Verräters geben wird.“

      Katharina schüttelte den Kopf, während sie von Kerstin Wuttke ein Glas Champagner entgegennahm.

      „Unmöglich. Tote sprechen nicht.“

      Die Umstehenden warfen ihr fragende Blicke zu.

      „Zerban ist tot?“, erkundigte sich Stollberg ungläubig.

      Katharina schwieg einen Augenblick, bevor sie antwortete.

      „Er ist vor ungefähr zwei Stunden ermordet worden.“

      Mit einer langsamen, resignierenden Bewegung ließ Stollberg sich in einen der tiefen Sessel fallen.

      „Das kompliziert natürlich die Angelegenheit“, meinte er. „Was machen wir jetzt?“

      Katharina zuckte mit den Schultern.

      „Ihn begraben natürlich.“

      Stollberg bedachte sie mit einem strengen Blick.

      „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für billige Scherze, Frau Ledermacher. Weiß man, wer der Täter ist?“

      „Kommissar Reese hat Dietrich Colditz festgenommen. Er befand sich am Tatort.“

      Den Zuhörern entrang sich ein Ausruf der Bestürzung, der durch den entsetzten Schrei einer weiblichen Stimme übertönt wurde.

      „Dietrich! Festgenommen? Nein!“

      Katharina drehte sich rasch um. Eine Frau in einem tief ausgeschnittenen Cocktailkleid kam auf sie zu. Um den Hals trug sie eine kostbare Perlenkette.

      „Das ist Elisa, seine Frau“, flüsterte Gröne.

      Die Frau war klein und zierlich. Aus dem schmalen Gesicht strahlten veilchenblaue Augen mit einem Ausdruck ständigen Erstaunens. Die gerade Nase war sehr klein, und der leicht geöffnete Mund enthüllte eine Reihe makelloser weißer Zähne. Die Stirn war vollkommen von dem gebleichten Haar bedeckt, das in großen Wellen über die Ohren fiel und im Nacken durch eine Spange zusammengehalten wurde.

      Elisa Colditz trug teuren Schmuck. An ihrer linken Hand glitzerte ein riesiger Rubin, während ein kostbares Armband das zarte Handgelenk zierte. Katharina erinnerte sich plötzlich an die Geschichte, die Dietrich Colditz ihr erzählt hatte. Wie erstaunt war er darüber gewesen, dass seine Frau plötzlich ihren Geschmack für Schmuck entdeckt hatte. Er war überzeugt gewesen, dass die Stücke geschickte Imitationen seien. Katharina fragte sich, wie man so blind sein konnte: Die Juwelen, die Colditz‘ Frau trug, waren zweifellos echt.

      „Nein, Sie müssen sich irren. Das ist nicht möglich.“

      „Leider doch, Frau Colditz. Ihr Mann wird zurzeit im Landeskriminalamt verhört. Außerdem habe ich beim Verlassen des Hauses, in dem Zerban wohnte, den Wagen stehen sehen, der Ihrem Mann gehört. Er hatte ihn auf der anderen Straßenseite geparkt. Irgendjemand müsste ihn holen, bevor er von der Polizei abgeschleppt wird. An der Stelle, wo er jetzt steht, ist nämlich Halteverbot.“

      Elisa Colditz schüttelte abermals den Kopf.

      „Wenn das stimmt, dann braucht Dietrich mich jetzt. Was ist denn eigentlich passiert?“

      Katharina gab ihr eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Als sie darauf zu sprechen kam, dass sie auch den Bericht über die Konferenz gefunden hatte, sprang Stollberg verwundert auf.

      „Sind Sie sicher, dass es sich um meine Ausführungen gehandelt hat?“

      „Vollkommen. Es besteht nicht der geringste Zweifel. Natürlich hat die Polizei die Wohnung gründlich durchsucht, aber keine Schreibmaschine gefunden. Der Bericht ist ihm also von einer anderen Person übergeben worden. Und da es normalerweise mindestens eineinhalb Stunden dauert, so etwas auf der Maschine zu tippen, ist es nur normal zu glauben, dass ihn die Person umgebracht hat, die ich bei der Leiche überrascht habe. Mit anderen Worten - Dietrich Colditz. Die Besprechung war um zwanzig Uhr dreißig zu Ende. Colditz ist um zweiundzwanzig Uhr angekommen. Rechnen Sie selber nach!“

      „Das ist falsch. Es muss falsch sein“, schrie Elisa völlig außer sich. „Dietrich würde nie im Leben etwas verraten.“

      „Deshalb also“, murmelte Kerstin Wuttke vor sich hin. Sie blickte starr auf den riesigen orientalischen Teppich, der den Boden des Zimmers schmückte. „Deshalb ist Dietrich nicht erschienen. Ich habe mich schon gewundert, wo er bleibt.“

      „Können Sie sich erinnern, in welcher Reihenfolge die Gäste hier ankamen?“, fragte Katharina.

      Sie antwortete, ohne zu zögern.

      „Herr Stollberg kam gegen dreiviertel zehn. Ungefähr eine Viertelstunde später folgte Herr Gröne. Als Letzte kam Frau Colditz - etwa um zehn Minuten nach zehn. Sie war bereits bei ihrer Ankunft unruhig, weil sie nicht wusste, wo Dietrich war. Zuhause hatte sie vergeblich auf ihn gewartet. Anschließend versuchte sie telefonisch festzustellen, wo er sich befand. Aber sie konnte ihn nicht erreichen.“

      Katharina fiel auf, dass entweder Elisa Colditz oder ihr Mann über diesen Punkt nicht die Wahrheit gesagt hatten. In Gedanken stellte sie ihre Rechnung auf. Die Besprechung, die Stollberg abgehalten hatte, war gegen zwanzig Uhr dreißig zu Ende gegangen. Dann hatte sie ungefähr dreißig bis vierzig Minuten mit dem Firmeninhaber verbracht. Um einundzwanzig Uhr dreißig war sie bei Zerbans Wohnung eingetroffen. Dietrich Colditz erschien ungefähr eine halbe Stunde später.

      „Ich möchte mich nicht nur auf Ihre Gäste beschränken, Frau Wuttke“, sagte sie. „Wann ist denn Ihr Mann ...“

      „Das kann ich Ihnen nicht erlauben“, fiel Felix Wuttke ihr ins Wort.

      Katharina drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn gleichgültig.

      „Früher oder später müssen Sie doch sagen, was Sie in der fraglichen Zeit getan haben. Sie scheinen zu vergessen, dass ein Mensch getötet wurde. Und falls Herr Stollberg sich nicht anders entschieden hat, dann arbeite ich immer noch für ihn.“

      „Selbstverständlich“, bestätigte Stollberg. „Wir suchten einen Verräter. Jetzt müssen wir einen Mörder finden. Es wäre mir sehr recht, wenn Frau Ledermacher die Angelegenheit lösen könnte, bevor es der Polizei gelingt. Ansonsten wächst sich das Ganze zu einem Skandal aus, auf den sich die Medien gierig stürzen werden. Also, Herr Wuttke, nun frage ich Sie: Wann sind Sie hier angekommen?“

      Der

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