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Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling
Читать онлайн.Название Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand
Год выпуска 0
isbn 9783745203141
Автор произведения Glenn Stirling
Издательство Readbox publishing GmbH
„Mein Gott“, stöhnte Inge. „Früher habe ich ihn sehr gern gehabt. Als wir noch beide in Köln waren. Aber dann ...“
„Ja, es wird immer schlimmer bei solchen Krankheiten. Das lässt nur selten nach. Dieser Mann hasst Frauen wie Männer. Aber bei Frauen will er sich für das schadlos halten, was ihm – wie er denkt – von seiten der Menschheit widerfahren ist. Inge, du brauchst keine Angst mehr vor ihm zu haben. Nie mehr!“
Sie vermied es, ihn anzusehen und sagte leise:
„Ich werde immer Angst vor ihm haben. Immer. Seit er damals an diesem Abend mit der Tasche und dem Geld kam. Seitdem. Es verfolgt mich sogar im Traum.“
„Nein, Inge. Ich habe mir lange überlegt, ob ich es dir sage oder nicht. Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass er für immer in eine Heilanstalt eingewiesen werden wird.“
„Ist ... ist er frei?“ fragte sie zitternd.
„Aber nein, so beruhige dich doch. Sei einmal ganz ruhig, Inge! Dieser Mann war bereits sehr still, als ich bei ihm war. Ich wollte von ihm wissen, ob er etwas für dich empfindet oder du nur sein Opfer warst. Er bestätigte mir das letztere. Und wie er das sagte, Inge, das will ich dir ersparen. Es war sehr schmutzig. Heute Mittag sollte er in die Heilanstalt gebracht werden. Einer der Männer, die ihn im Gefängnisfahrzeug transportierten, vergaß, die Anschnallgurte zu entfernen. Der Mann, der dreh jahrelang mit seinem Geist verfolgt hat, hat sich an einem solchen Gurt erhängt. Er ist tot, und er wird nie wieder kommen, um dir weh zu tun!“
Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du lügst, um mich zu beruhigen.“
„Nein. Es ist die reine Wahrheit. Kommissar Glanz wird es dir bestätigen. Auch die Gefängnisverwaltung.“
„Ich kann es nicht glauben. Ihr spielt mir etwas vor. Nur, damit ich mich beruhigen soll.“ Sie richtete sich auf und sah gehetzt um sich.
„Und eines Tages ist er wieder da, und alles beginnt wieder von vorn. Nein! Nein!“
Sie presste die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.
Er legte seinen Arm um ihre Schulter, schwieg, bis ihr Schluchzen nachließ und sagte dann besänftigend:
„Er kommt nie, nie wieder, Inge. Es ist keine Lüge, das schwöre ich dir.“
Plötzlich straffte sich ihr Körper, und sie stieß sich von Gert weg.
„Ja, ich glaube es dir. Aber ich glaube nicht, dass du je vergessen wirst, dass er und ich ...“
„Dass er und du einmal sehr eng befreundet gewesen sind? Dass er und du auch vor kurzer Zeit noch etwas getan haben, das ...“
„Hör auf!“, schrie sie. „Hör endlich auf! Ich kann es nicht mehr ertragen!“
Sie fuhr herum, sah ihn erregt an und schrie:
„Ich habe mich mit ihm eingelassen, und ich hätte es noch mehr als dieses eine Mal tun müssen. Ja, Gert, ich hätte es tun müssen! Nichts habe ich gegen ihn vermocht, nichts! Und das kann auch ein Mann nicht verstehen, der wie du von dieser Krankheit, wie du es nennst, weiß. Kein Mann verzeiht das einer Frau. Vielleicht wäre es wirklich so gekommen, und ich hätte ein Kind gehabt von ihm. Vielleicht ein geisteskrankes Kind, wer weiß. Mein Gott, Gert, ein Glück, dass es nicht so ist. Aber ich hätte dieses Kind auch geliebt, geliebt wie eine Mutter, die ihr Kind immer lieben wird. Ich wäre vielleicht deine Frau geworden. Aber eines Tages hättest du alles bemerkt. Die Angst vor Hans, das kranke Kind, dann deine ständige Erinnerung daran, dass es das Kind eines Anderen ist. Nein, nein! Gert, kein Mann ist so groß, dass er das verzeiht. Du bist gut, Gert, sehr gut, und ich fühle mich in deiner Gegenwart schuldig. Ich weiß auch, dass ich dich nicht verdiene. Eines Tages weißt du das auch. Aber ich kann dann nicht wieder allein sein. Allein mit meiner Angst vor ihm, allein mit dieser Erinnerung an all das, was gewesen ist.“
Er wartete, bis sie ausgesprochen hatte, dann nahm er ihren Kopf in seine Hände, kam ihrem Gesicht ganz nahe und sah ihr fest in die Augen. Leise sagte er:
„Als du mich gesehen hast in jener Nacht im Krankenhaus, da ich an dein Bett kam und dich auf die Stirn geküsst habe, hattest du da Angst?“
„Nein, merkwürdig, da hatte ich keine Angst.“
„Und dann, als du mich geküsst hast, wolltest du da nicht immer bei mir sein?“
Sie nickte.
„Ja, das wollte ich.“
„Du liebst mich also?“
Sie lächelte.
„Du dummer Junge. Natürlich liebe ich dich. Aber gerade deshalb sage ich ja ...“
„Du sagst mir gar nichts! Ich sage jetzt dir etwas: Ich habe dich sehr, sehr lieb, kleine Inge. Und ich verstehe dich nicht nur, ich verzeihe auch nicht, weil es hier nichts zu verzeihen gibt. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Es gibt hier nur eines, Inge: Der Mann, der glaubt, eine Frau müsse rein wie ein Engel sein, wenn er sie heiratet, ist ein Egoist. Das hat jetzt gar nichts damit zu tun. dass es Tausende und Hunderttausende von Frauen gibt, die stolz darauf sein können, solche reinen Engel zu sein, was die körperliche Beziehung zwischen den Geschlechtern angeht. Aber hat je ein Mann ernsthaft an sich die gleiche Anforderung gestellt? Erstaunlicherweise erwartet man vom Manne gerade das Gegenteil. Die Frau aber soll eine Knospe sein, die sich erst dem Manne öffnet. Inge, du hast von mir keine Ahnung gehabt, als du diesen Jungen kennengelernt hast. Ich kenne dich. Du bist ein anständiges Mädchen. Damals hast du geglaubt, er sei der Mann fürs Leben. Ich hatte ungefähr zur gleichen Zeit ein Mädchen, von dem ich auch meinte, sie sei die Frau, die ich heiraten sollte. Sie war es nicht. Und dieser Hans war kein Mann für dich. Dazu sind dann noch Umstände gekommen, die außergewöhnlich sind. Ich sage es dir jetzt nochmals: Du wirst nie wieder von dieser Geschichte sprechen, denn wir haben sie nun ausführlich behandelt. Mich interessiert es ab heute auch nicht mehr. Da gibt es, zum Kuckuck noch mal, ganz andere Schicksale. Ich sehe sie täglich, und dagegen ist deine Sache ein Nichts. – So, jetzt kennst du meine Einstellung.“
Sie trat neben ihn, legte ihren Arm um den seinen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Lange standen sie beide so, ohne etwas zu sagen, ohne sich zu bewegen.
Als Gert dann zur Seite blickte, sah sie zu ihm auf. In ihren Augen schimmerten noch Tränen, doch um ihren Mund stand ein kleines tapferes Lächeln.
„Gert“, sagte sie leise. „Gert, ich habe gar keine Angst mehr.“
Er umfasste sie, und sie beugte ihren Kopf in den Nacken. Behutsam zog er sie an sich und küsste sie. Erst sanft und dann stürmisch, wie sie es wohl von