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wir auch mal zusammen zum Bowling gegangen, aber dafür hatte Billy keine Zeit mehr, seit..."

      "Seit was?", hakte ich nach.

      Crasco blickte auf. "Ich will um keinen Preis das Andenken eines toten Kollegen in den Schmutz ziehen..."

      "Das ist schon tief genug drin", kommentierte Milo.

      Und ich gab zu bedenken: "Es geht um Mord, Lieutenant Crasco."

      "Mord an Leuten, die selbst Mörder waren!"erwiderte Crasco.

      "Das zu entscheiden steht nur einem Gericht zu - nicht uns!"

      "Ja, ja..."

      "Außerdem war unter den Opfern auch ein junger FBI-Agent."

      "Hören Sie..."

      "Nein, Sie hören mir zu: Ich kann verstehen, dass Ihnen der Tod von Dobbs nahegeht. Und ich kann auch die Wut darüber verstehen, dass große Haie mehr oder weniger ungeschoren davonkommen und nur die kleinen Handlanger erwischt und verurteilt werden. Aber es ist Ihre verdammte Pflicht, uns dabei zu helfen, weitere Morde zu verhindern! Denn Dobbs handelte kaum auf eigene Faust..."

      "Ich habe nicht geglaubt, dass er wirklich ernst macht."

      "Womit?", fragte ich.

      "Damit, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, wie er manchmal sagte. Ich sagte doch, dass er keine Zeit mehr zum Bowling hatte."

      "Richtig."

      "Er verbrachte seine freie Zeit mit Aktivitäten für eine seltsame Organisation, die sich KÄMPDER DES LICHTES nennt."

      "Was ist das für eine Organisation."

      "Billy hat mich einmal zu einer der Veranstaltungen mitgenommen. Da sprach ein ziemlich fundamentalistischer Geistlicher. Er sagte, der Einfluss des Bösen in der Welt sei nur durch massive Gegengewalt einzudämmern. Dem Abschaum dürfe kein Pardon gegeben werden. Wenn meine Hand faul ist, so schlage ich sie ab! So ähnlich habe ich ihn noch im Ohr.

      Ob das in der Bibel steht, weiß ich nicht. Dieser Geistliche verdammte die Justiz als Steigbügelhalter des Bösen. Es seien nicht die Gesetze Gottes, denen vor den Gerichten zur Geltung verholfen werde!"

      "Was hielten Sie davon?", mischte sich Milo ein.

      "Ich bin nur einmal auf einer dieser Veranstaltungen gewesen, dann nie wieder."

      "Wann war das?"

      "Vor einem Vierteljahr. Für mich war dieser Reverend ein Spinner, den man nicht weiter zu nehmen braucht. Hier in New York gibt es so viele religiöse Richtungen wie Straßenecken.

      Wozu sich über so etwas aufregen?" Er verzog das Gesicht.

      "Ich habe sogar fünf Dollar gespendet. Für Verbrechensopfer und deren Angehörige."

      Jetzt fragte ich: "Wie war der Name dieses Reverends?"

      "Ich erinnere mich nicht mehr! Wie gesagt, ich habe das alles nicht für bare Münze genommen, sondern mir nur gedacht: Ein Mann, dem das Schicksal so mitgespielt hat, wie Dobbs, der braucht irgendwo etwas Halt. Und wenn er ihn dort bekommt... Warum nicht?"

      "Hieß dieser Mann zufällig Paul Mincuso?", hakte ich nach.

      "Reverend Paul Mincuso?"

      Crasco sah mich erstaunt an.

      Eine Falte bildete sich mitten zwischen seinen Augenbrauen.

      Dann nickte er kurz und etwas ruckartig.

      "Ja", murmelte er. "Ich glaube, so war der Name. Doch, ich bin mir jetzt sicher. Er hieß Mincuso!"

      "Noch eine Frage", forderte ich dann. Ich studierte dabei die Veränderungen in Lieutenant Crascos Gesicht haargenau.

      Jede Kleinigkeit, jedes Zucken eines Muskels.

      "Ja?"

      "Haben Sie den Namen Chuck Belmont schon einmal gehört?"

      "Sie meinen in Zusammenhang mit Billy?"

      "Natürlich!"

      "Da war mal ein Chuck... Den Nachnamen weiß ich nicht."

      "Erzählen Sie, Lieutenant!"

      "Das war auf einer unserer letzten Bowling-Abende.

      Plötzlich tauchte so ein ziemlich großer Typ auf. Eckiges Gesicht, fast grobschlächtig. Billy stellte ihn mir als Chuck vor. Und dann nahm dieser Chuck Billy kurz zur Seite. Worüber sie redeten, konnte ich nicht verstehen. Aber es schien dringend zu sein. Jedenfalls musste Billy dann plötzlich weg..."

      30

      Catherine Dobbs schluckte, als das Telefon läutete. Sie atmete tief durch. Sie hatte lange geschlafen und jetzt trug sie nichts weiter, als einen Seidenkimono. Wieder klingelte das Telefon.

      Sie trat mit unter der Brust verschränkten Armen an den Apparat heran.

      Das alles ist nur ein Alptraum!, ging es ihr durch den Kopf.

      Irgendwann muss es doch ein Erwachen geben...

      Aber sie wusste, dass es nicht so war.

      Dies war die Wirklichkeit.

      Billy war tot. Es gab nichts und niemanden, der daran etwas ändern konnte.

      Verdammt, ich habe es kommen sehen... Mein dummer Billy! Du bist in dein Verderben gerannt... Und ich habe es nicht verhindern können!

      Billy war zwar ein paar Jahre älter als sie. Dennoch hatte sie - besonders seit dem Tod ihrer Eltern - immer ein wenig das Gefühl gehabt, die Vernünftigere von beiden zu sein und auf ihren Bruder aufpassen zu müssen. Vergeblich.

      Sie nahm das Telefon ab.

      "Ja?"

      "Miss Catherine Dobbs?"

      Der scharfe, schneidende Klang dieser Stimme ließ Catherine unwillkürlich zusammenzucken. Sie erkannte diese Stimme sofort... Eine Gänsehaut überzog ihre nackten Unterarme.

      "Was wollen Sie?", fragte sie.

      In ihrer Stimme war ein leichtes Beben.

      "Man wird Ihnen in der nächsten Zeit viele Fragen stellen, Miss Dobbs..."

      "Hören Sie..."

      "Nein, Sie hören mir jetzt zu! Ich schlage vor, dass Sie die Unwissende spielen. Es ist besser. Besser für das Ansehen Ihres Bruders. Aber vor allem besser für Sie, Miss Dobbs..."

      "Sie... Sie wollen mir drohen?"

      "Ich drohe nicht. Ich stelle nur fest, dass Sie eine sehr hübsche, lebenslustige junge Frau sind. Wie schnell könnte ein Unfall daran etwas ändern..."

      Dann machte es klick.

      Die Leitung war tot.

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