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ATEMZUG. Eveline Keller
Читать онлайн.Название ATEMZUG
Год выпуска 0
isbn 9783347085251
Автор произведения Eveline Keller
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Komm, mach keinen Scheiß! Ich bin es, Arnie! Dein dich liebender Ex-Mann. Weißt du, ich habe nie so richtig begriffen, warum du mich nicht mehr liebst. Ich meine, echte Liebe kann man doch nicht einfach ausknipsen wie einen Lichtschalter? Hast du kein Herz in deiner Brust? Du bist so hart geworden.« Beschwörend zu Beginn, schwenkte sein Ton um auf vorwurfsvoll.
Liz blinzelte. Hörte sie da richtig? Das konnte nicht sein Ernst sein! Mit dieser alten Platte bei ihr punkten zu wollen. Das war typisch für ihn. Wenn er nicht mehr weiterwusste, legte er die Sülze ganz dick auf. Er berührte sie damit schon lange nicht mehr. Bittere Enttäuschungen hatten sie gestählt gegen seine schmachtenden Augen. Genug! Für wie einfältig hielt er sie denn? Ruhig Blut! Sich nur nicht provozieren lassen! »Hau einfach ab bevor ich dich aus Wut mit Kugeln vollpumpe!«
Sie war der friedlichste Mensch auf Erden, überzeugte Pazifistin und praktizierende Nächstenliebe-Vertreterin. Aber genug war genug. Sie hatte es so satt!
Ihre Botschaft war angekommen. Arnie trollte sich und schlug die Autotür zu. Sie ließ ihn nicht aus den Augen und bewegte sich rückwärts zu ihrem Fiat. Sie warf ihre Tasche auf den Nebensitz, ließ kurz den Motor aufheulen, wendete schwungvoll und verschwand in einer Staubwolke.
Arnie sah ihr nach, bis der Kleinwagen die Anhöhe erklommen hatte. So, dachte er: Sein fleißiges Bienchen hatte sich einen Stachel zugelegt. Man lernt nie aus! Soll einer die Menschen verstehen. Sie sind von Grund auf hinterlistig und schlecht. Es gab keine Nächstenliebe mehr. Sogar Liz wollte ihm nicht mehr helfen. Kalt und herzlos sind die Menschen geworden! Als sie sich kennenlernten, hatte sie ihm geraten, einem ehrlichen Gelderwerb nachzugehen und etwas aus sich zu machen. Sie war beim Versuch ihn zu überzeugen genauso hartnäckig wie er, stur geblieben war, kein redliches Leben zu beginnen. Ihr Hauptargument war, dass man nicht Gauner bleiben konnte bis ins Pensionsalter, da würde er am Ende verarmen. Aber das sah nur von ihrem Blickwinkel so aus. Er dagegen rechnete sowieso nicht mit einer Rente, sondern mit dem Superding, das ihn zum Millionär machte.
Die ewige Weltverbesserin Liz, auch sie war Geschichte. Scheiß drauf! Er war kurz vor dem Sprung in ein neues Leben. Er hatte alles, was er brauchte. Sein Ex hatte ihm soeben das Reisegeld gebracht. Aber, was war das? Plötzlich alarmiert betastete er das zusammengerollte und mit einem Gummi gesicherte Notenbündel. Da hatte ihm sein Schätzchen doch tatsächlich Blüten untergejubelt. Und so Billige, dass er es gleich in den ersten fünf Minuten herausfand.
»Scheiße aber auch!« Hastig sortierte er was echte und was billige Kopien von den Scheinen waren und zählte. Er kam immerhin auf dreitausend Franken echte, dazwischen lagen einfache Farbkopien. Baff vor Erstaunen saß er da und starrte sie an. Liz hatte ihn tatsächlich zum Abschied reingelegt. Miststück! Er verschaffte sich fluchend Luft.
Doch es war nicht zu ändern. Ein Rückschlag. Aber er würde sich zu helfen wissen. Sein Flug ging heute Nacht, um 23: 00 Uhr nach Antwerpen, und von da aus, vielleicht nach Brasilien oder lieber Bali. Wo immer es ihn hinzog. Er dachte an endlose Sandstrände vor tiefblauem Meer, und er mit einem Drink in der Hand, matt in die Sonne blinzelnd. Genüsslich zündete er sich eine Zigarette an und ließ das Fenster runter. Irgendwie würde er das mit dem Geld schon hinkriegen. Schließlich war er Gauner von Beruf. Entschlossen schnippte er die heruntergebrannte Zigarette weg und griff nach dem Anlasser. Als ihn eine tiefe, rauchige Stimme aus den Gedanken riss. »Na, Arnie? Hast du denn richtig nachgezählt? Fehlt auch nichts?«
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