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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036130
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Im selben Augenblick stand er selbst dort und von diesem Tag an gab es die rechte und die linke Flanke des Stinkers…
Was war mehr von Wert, ein Makel des Geruchs oder ein nahezu unbezwingbarer Legionär?
Sexinius besaß noch oft die Gelegenheit, Gestank zu ertragen. Er wusste, stank es in seiner Umgebung, konnte ihm nichts geschehen. Nur an dem Tag, als ihn seine Götter riefen, beging er den Fehler, den Sizilianer fortzuschicken. Urplötzlich brach der Angriff der Germanen, auch noch mit überlegenen Kräften, über sie herein.
Sexinius kämpfte, bis die Welt um ihn vollkommen schwarz wurde. Als er aufwachte, grinste ihn einst die alte Kräuterfrau an…
Am zwölften Tag erreichten Belletor und Sexinius den Rand des großen Gebirges, überwanden die hohen Berge und standen bereits zehn Nächte später vor Roms Mauern.
Ein Thema hatten sie bisher beide gemieden. Was würde werden, durchquerten sie das Tor in Roms Stadtmauer? Es war kein Wunderwerk der Baukunst, was ihnen den Zugang zu Rom verwehrte. Schon etwas vom Zahn der Zeit gestreift, machten die Mauern und auch das Tor einen verwitterten Eindruck.
Vor der sich zum Durchqueren zusammendrängenden Masse der Reisenden, ob sie nun aus der unmittelbaren Umgebung stammten, Tagelöhner, Marktverkäufer oder Handelsreisende waren, Vieh an Stricken nach sich zogen oder möglichst unerkannt in die Stadt zu schlüpfen beabsichtigten, griff Sexinius in die Zügel des Pferdes seines Begleiters.
„Warte noch Belletor!“ hielt er seinen Gefährten auf. „Wie stellst du dir den weiteren Ablauf vor?“
„Ich reite zum Ziel und du suchst uns eine geeignete Bleibe. Wir treffen uns, zur ersten Stunde der Nacht, an dem Ort, an dem wir uns trennen werden.“
Belletor wusste, dass ihn Sexinius nicht bis zum Ziel begleiten durfte. Also dachte er auf dem gesamten Weg bis Rom über eine Lösung nach und fand diesen vollständig unverfänglichen Grund für eine Trennung.
„Weißt du, mein Freund…“ Sexinius wusste diese Worte zögerlich zu äußern und erlangte dadurch die volle Aufmerksamkeit Belletors.
Sie standen Pferd an Pferd, im Sattel sitzend, etwas abseits der sich drängenden Meute, die das Stadttor durchschreiten wollte.
„… seit dem Beginn unseres Weges sprachen wir nicht mehr über deinen Schmuck und die Geheimnisse…“
Sexinius gab dem Freund Zeit, sich auf eine Entscheidung einzustimmen. Inzwischen wusste er, dass Belletor niemals überhastet oder gar unüberlegt handelte.
„… wir mieden beide diese Dinge und jeder von uns dachte darüber nach, wie er eine zeitliche Trennung voneinander vollziehen konnte, ohne den Gefährten zu kränken. Meinerseits gelangte ich zu dem Schluss, dass du der bist, der den Zielort der Botschaft kennt und deshalb die Dokumente dort abliefern sollte! Ich wiederum muss nicht wissen, welcher guten Verbindung du dich bedienen kannst, wenn dein Ziel sogar bis zum Imperator vordringen kann… Dafür gewinne ich einige Tage Zeit, um nach möglichen, noch lebenden Mitgliedern meiner Familie suchen zu können…“
Belletor nickte versonnen, grinste ihn an und erwiderte: „Ich wusste bisher einen klugen Begleiter gewählt zu haben, dass du der Vorhersehung fähig bist, war mir dennoch unbekannt…“
„Wie meinst du deine Worte?“ Sexinius war verwirrt.
„Ganz einfach. Es stimmt, was du sagtest! Ich dachte darüber nach, wie ich mich von dir trennen könnte, ohne dich zu verärgern… Den Mann den ich aufsuche, musst du nicht unbedingt kennen. Besser wäre es, ich könnte ihn erst aufsuchen, mit ihm über deinen wertvollen Dienst sprechen und dann mit seinem Einverständnis handeln…“ Belletor war erleichtert, erneut einen Brückenschlag nutzen zu können, den ihm Sexinius anbot.
„Wie lange wirst du brauchen?“ Sexinius richtete ihre Überlegungen auf einen konkreten Zeitpunkt aus. „Du solltest dir die Zeit nehmen, die du brauchst, aber nicht trödeln… Zurück müssen wir wieder über die Berge und je später dies geschieht, desto heftiger wird die Kälte, mal vom Schnee und möglichen Stürmen abgesehen…“
Belletor nickte. Er dachte ebenso und prüfte in Gedanken, wie lange sein kürzester Aufenthalt beim Kopf der Adler der Evocati beanspruchen sollte.
„Ich glaube, dass drei Tage reichen dürften… Höre, mein Freund, wenn wir das Tor hinter uns haben, folge mir. Ich führe uns zu einer Taverne, in der wir uns, am Abend in drei Tagen, wiedersehen werden…“
Sie handelten, wie beschlossen. Vor der Taverne trennten sich ihre Wege. Belletor wartete, bis Sexinius seinen Ritt durch die Menschenmassen fortsetze und blickte dem Verschwindenden, in Gedanken versunken, nach. Dann zupfte er am Zügel seines Pferdes und gab dem Tier eine andere Richtung.
3. Stränge des Schicksals
66 nach Christus - Sommer (20. September)
Imperium Romanum – Rom
An einem anderen Ort und unter ganz anderen Umständen suchten zwei Söhne ihren Vater auf.
Der Vater war einst ein großer, starker und mutiger Mann mit dem Namen Servius Versatius. Dann aber brach ihn die Bruderliebe.
Was die Söhne jetzt vor sich wahrnahmen, glich einem kümmerlichen Abbild des Mannes, dem sie einst bedingungslos gehorchten. Denn, was beide Söhne konnten, verdankten sie dem Vater!
Dieser, einst Trierarch im Handelsunternehmen der Versatius, steuerte das Schiff, mit dem dessen Vater seine Waren von und nach Rom transportierte. Der Handel der Versatius wuchs von Jahr zu Jahr.
Zur Familie der Versatius gehörten, neben dem Vater und der Mutter, drei Söhne.
Der ältere Bruder Proculus lernte den erfolgreichen Handel. Der mittlere Bruder, Servius, steuerte das Erste der eigenen Schiffe und nur der jüngste Bruder, Julius, schlug aus der Bahn.
Um einige Jahre jünger, das Aussehen des Vaters und der älteren Brüder vermissen lassend, war dieser dritte Bruder kleiner und auch hilfsbedürftiger. Weder in der gemeinsamen Kinderzeit, in ihrer Jugend und auch später nicht, interessierte Servius der jüngere Bruder.
Immer war es der Ältere, dem er nachstrebte, zu dem er aufschaute und so war auch ihm völlig gleichgültig, als dieser Jüngere das elterliche Haus verließ. Der Bruder hatte gerade kurz zuvor seine Toga Virilis erhalten.
Dieser jüngere Bruder Julius war über vier Jahre jünger als er selbst, während der ältere Bruder drei Jahre Vorsprung vor ihm aufbrachte. Die Differenz der Jahre förderte die Missachtung des Jüngsten, den sie oft hänselten, verspotteten, schlugen und auch verleumdeten.
Servius Versatius besaß keinerlei Bedenken zu seinem Verhalten und seine Zuneigung zu Julius, der sich später noch das Cognomen Amantius zulegte, wie ihm der Vater einmal erklärte, war arg beschränkt.
Zum Verhalten des älteren Bruder gegenüber Julius gab es seinerseits nur einen einzigen Unterschied. Ihm war dieser Bruder gleichgültig, während Proculus den Jüngeren wenigstens hasste.
Servius Versatius kannte die Gründe.
Der Kleinere war auf alle Fälle Mutters Liebling. Ihn störte dies nicht. Dann aber bevorzugte der Vater, auf seinen Reisen, stets die Begleitung von Julius, während der Ältere Proculus bei seinem Lehrherrn verblieb. Das verbitterte Proculus vor allem deshalb, weil dieser Bruder im Vater, im Gegensatz zu seinem Lehrherren, den besseren und mutigeren Händler erkannte.
Proculus wäre dem Vater weit williger gefolgt, als dem Stronzo von Lehrherren. Beim Vater hätte Proculus, so wie dieser selbst glaubte, weit mehr gelernt. Servius ertrug die Klagen des älteren Bruders, obwohl er ihm nicht zu helfen vermochte.
Er