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die Entwicklung der Naturwissenschaften im 15. Jahrhundert und das Zeitalter der Entdeckungen entstand eine neue Sicht auf die Arche Noah. Nicht mehr allein die biblischen Texte zählten mehr zur Vermittlung, sondern das nun zur Verfügung stehende Wissen diente dazu, das Überlieferte zu beweisen.

      Zahlreiche Gelehrte beschäftigten sich damit, die Angaben in der Genesis mit ihren Berechnungen zu untermauern. Bedingt durch die wachsenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse waren inzwischen zahlreiche Fragen aufgeworfen worden, für die nach Erklärungen gesucht wurde. So veröffentlichte der spanische Theologe Alfonso Tostada im 15. Jahrhundert die erste detaillierte Beschreibung über das Innere der Arche.

      Bei seinen Überlegungen zur Rekonstruktion des Innenraumes berücksichtigte er ebenso die Entsorgung der Exkremente, wie die notwendige Zirkulation der Frischluft. Im 16. Jahrhundert wagte sich schließlich der französische Mathematiker Johannes Buteo daran, die Maße der Arche zu prüfen.

      Eine der zentralen Fragen, welche die Gelehrten beschäftigte, war die Verteilung der Tiere nach dem Stranden der Arche auf die entfernt liegenden Länder. Die plausibelste zeitgenössische Erklärung wurde in der Zerstreuung der Völker nach dem Unter-gang der Stadt Babylon gesehen.

      In diesem Gedankenmodell nahmen diese die Tiere in ihre neue Heimat mit.

      Eine weiteres Modell stellte den Berg Ararat in in die Mitte der Überlegungen: Es sah unterschiedliche Klimazonen an dem Berg vor, in denen die verschieden Tierarten nach der Flut lebten. Eine Veränderung dieser Zonen soll dann die Tiere nach und nach zur Abwanderung gezwungen haben.

      Noahs Arche, Gemälde von Edward Hicks, 1846

      Auch der Universalgelehrte Athanasius Kircher beschäftigte sich am Ende seines Leben mit Studien zur Arche. Wie alle Gelehrten zu jener Zeit, glaubte auch er an die buchstabengetreue Wahrheit biblischer Texte, die es mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen galt. Bei seiner Überprüfung der Chronologie der Ereignisse im alten Testament, ermittelte er das Jahr 4053 v. Chr. als das Datum der Erschaffung der Welt. Wie im Turm zu Babel sah Kircher in der Arche Noah nicht allein ein biblische Schilderung, sondern auch ein historisches Ereignis.

      So erstellte er in seiner Studie der Arche eine maßstabsgerechte Zeichnung des Innenraumes, in der die genaue Einteilung der 3. Kapitel der Genesis geschilderten Stockwerke zu sehen ist.

      Im Kielraum sah Kircher die Käfige für Schlangen und im ersten Stock die Stallungen für sämtliche Säugetiere vor. Allerdings schloss er hier die Unterbringung sämtlicher Mischwesen aus. Im mittleren Stockwerk sah er die Unterbringung der gesamten Nahrung und der Futtervorräte vor, und im obersten Stockwerk die Volieren für Vögel und den Raum für Noah und seine Begleiter.

      Keinen Platz räumte Kircher den Raupen, Faltern und Käfern ein, ebenso auch keinen für die Pflanzen. Bei ihnen setzte er voraus, dass sie die Flut auch so überstanden und sich nach dem Sinken des Wasserspiegels wieder vermehrt hätten.

      Athanasius Kircher: Arca Noë, Schnittzeichnung, Foto sammlungonline.mkg-hamburg

      Neue Impulse in Bezug auf vermeintliche Nachweise zur Funktionsfähigkeit der Arche gab es erst wieder Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Bewegung der Kreatonisten versuchte, das bislang von der Wissenschaft akzeptierte Modell der Evolution zu hinterfragen.

      Diese Sicht ließ auch das in vergangenen Epochen als real betrachtetes Schiff zu einem skurril anmutenden Hausboot werden: Einer vergrößerten Nußschale gleich, erscheint es auch häufig abgebildet in Kinderbüchern. Doch die überlieferten Maße der Arche rechtfertigen diese Nußschalen-Form in keinster Weise. Im Vergleich zu Segelschiffen wurde sie in einer Größe beschrieben, die im Schiffbau erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts erreicht wurde.

      Auf Grund der biblischen Vorgaben berechnete der Physiker Professor Werner Gitt in einer Studie die Tonnage der Arche und stellte anschließend fest, dass sie ein Gewicht von etwa 14.000 Tonnen gehabt haben musste. Damit wäre sie bis zum Jahr 1932 eines der größten Schiffe gewesen - denn bis zu diesem Jahr waren weniger als 1 Prozent so groß wie die in der Genesis beschriebene Arche.

      Bis in die frühen 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ermittelte Gitt nur 160 Schiffe die länger waren, 7, die breiter, und nur 8 Schiffe, die höher waren, als die Arche.

      Doch angesichts der zu befördernden Anzahl von Tieren sind Zweifel angebracht, ob trotz der bislang vorgelegten Berechnungen die Transportkapazität der Arche ausgereicht hätte: Die Beantwortung genau dieser Frage würde der biblischen Erzählung allerdings ein ganzes Stück mehr Realitätsbezug verleihen.

      Inzwischen gibt es aber dazu mehrere Studien, die sich mit der Menge der zu transportierenden Tiere beschäftigen und diese dem auf der Arche zur Verfügung stehenden Raum gegenüberstellen. Eine dieser Untersuchungen stammt von John Woodmorappe, dem Autor des Buches `Noah's Ark: A Feasibility Study´.

      Woodmorappe, ist das Pseudonym eines Autors, der hauptsächlich in Magazinen publiziert, welche die Gedankenwelt der Kreatonisten vertreten. In seinen Berechnungen kommt er zum Schluss, dass etwa 16.000 Tierarten auf der Arche gerettet wurden, wobei aber nur 15% der Tiere größer waren als Schafe.

      Eine ganz ähnliche Zahl errechneten auch die beiden Autoren John Whitcomb und Henry Morrisin in ihrem Buch `Die Sintflut´. Dort kamen sie zum Ergebnis, dass ungefähr 7.600 der gegenwärtig bekannten Arten von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien durch die Arche vor der Sintflut bewahrt wurden.

      Da aber auch sie Anhänger der Bewegung des Kreatonismus sind, liegt der Verdacht nahe, dass die Berechnungen geschönt wurden, um die Lehre der Bewegung plausibel erscheinen zu lassen.

      In deren Argumentation vernichtet die weltumspannende Sintflut die von Gott erschaffenen Grundtypen der Lebewesen. Sie wurden durch das Wasser zum großen Teil vernichtet und ihre Überreste heute als Fossilienfunde in den Schichtgesteinen interpretiert. Dazu zählen die Kreatonisten auch die Gattung der Saurier, die als vorsintflutliche Tierarten angesehen wird.

      Wesentlich detaillierter als ihre Vorgänger setzen sich beiden deutschen Autoren Fred Hartmann und Reinhard Junker mit dem Problem der Transportkapazität der Arche auseinander. In einem Beitrag der Studiengemeinschaft Wort und Wissen analysierten sie die Frage des zum Transport aller Tiergattungen notwendigen

      Raumes. Für die Berechnung der Anzahl der zu rettenden Gattungen legten sie die, im 19. Vers des 6. Kapitels der Genesis stehenden Angaben zu Grunde.

      Hier heißt es: `Und von allem Lebendigem, von allem Fleisch, sollst du je zwei von allen in die Arche bringen, um sie mit dir am Leben zu erhalten. Je ein Männchen und ein Weibchen soll es sein. Von allen Vögeln je nach ihren Arten, von dem Vieh nach seinen Arten, von allen Kriechtieren des Bodens nach seinen Arten; zwei von allen sollen zu dir hineinkommen, um am Leben zu bleiben.´

      Damit stand fest, dass Noah von allen Landtieren 1 Paar, von allen zeremoniell reinen Tieren 7 Paare und von allen Vögeln auch jeweils 7 Paare in der Arche unterbringen musste. Daraus berechnete das Autorenteam für die 3 Tiergattungen folgende Anzahl von Typen, die gerettet werden mussten: 7.200 Vögel, 1.200 Säugetiere und 2.400 Reptilien sowie Amphibien. Dem stand ein aus den überlieferten Maßen errechnetes Volumen der Arche von 135 m × 22,5 m × 13,5 m zur Verfügung.

      Da in der Genesis das Innere der Arche mit 3 Stockwerken und zahlreichen Kammern beschrieben wurde, konnte die so zur Verfügung stehende Fläche zur Unterbringung der Tiere berechnet werden: Die Arche hatte unter der Berücksichtigung von 3 Stockwerken somit nach den Berechnungen der Autoren eine mögliche Ladefläche von rund 9.000 m2 und ein Volumen von etwa 40.000 m3.

      Um den Platzbedarf für die Tiere zu ermitteln, legten sie aktuelle Vergleichswerte für Tiertransporte zugrunde. So errechneten sie für die Gattung der Vögel 900 m3, für die der Sägetiere 4.040 m3 und für Gattung der Reptilien und Amphibien 2.400 m3.

      Auf Grund dieser Zahlen war für die Unterbringung der Tiere also ein Raumbedarf von 7.350 m3 notwendig.

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