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Belger. „…, alle Belger, die wir als den dritten Teil Galliens bezeichneten, unternähmen eine Verschwörung gegen das römische Volk… “(liber II, 1,2)

      Kelten lebten, als Caesar kam, nur zwischen der Garonne, Rhone im Süden und der Seine und Marne im Norden. Ihren Lebensraum nennt er ganz richtig „das eigentliche Gallien“, das Keltenland. Nur hier decken sich Volksbezeichnung und Gebiet. Die Belger sind die nördlichen Nachbarn der Kelten. „Sie alle unterscheiden sich in Sprache, Einrichtungen und Gesetzen.“ (liber I, 1,2)

      Ist das nicht eindeutig genug? Zwischen der Seine, ihrem Nebenfluss Marne und dem Rhein lebten keine Kelten. Gallien endete dort, wo das Gebiet der Belger begann. „…fürchteten sie, nach der Unterwerfung ganz Galliens könne unser Heer auch zu ihnen kommen;… “(liber II, 1,3)

      Erst wenn Caesar die Kelten in ihren Stammesländern, in ganz Gallien, unterworfen habe, könne er auch in ihr Land kommen. Noch gehörte das Land der Belger nicht zu Gallien. Der dritte Teil Galliens zu werden, stand den Belgern erst noch bevor. Sie würden sich niemals als ein solches Teil betrachtet und bezeichnet haben. Ihre Rüstung sprach dagegen.

      …; zweitens würden sie von einigen Galliern aufgehetzt, und zwar zum Teil von solchen, die keine Germanen länger in Gallien dulden wollten, doch empört waren… “(liber I, 1,3)

      Die Belger wurden von Galliern aufgehetzt! Ist das noch immer nicht eindeutig? Belger waren keine Gallier, keine Kelten. Fast nebenbei erfährt man, dass es in seinem erdachten Gallien, das bis an den Rhein reichen wird, Germanen gibt - die dort aber nach Meinung einiger Kelten - nicht länger geduldet werden könnten. Ehe Caesar noch den Feldzug gegen die Belger beginnt, erwähnt er schon die Vertreibung der Germanen. Damit bestätigt er wiederholt die Anwesenheit von Germanen links des Rheins. Dieser Fakt macht ihn fast krank. Warum? Im erdachten Gallien, das sich links des Rheins ausbreiten sollte, würden nach dem Willen Roms nur dort lebende Stämme Platz finden. Bei den nicht-keltischen Belgern geht diese Überlegung auf. Aber nicht bei den Germanen, denn die lebten auf beiden Seiten des Rheins. Das war Caesar wohl bekannt. Würde er sie als Germanen in seine neue Provinz einfügen, bekäme er Konflikte mit deren Stammesbrüdern auf der anderen Rheinseite. Und das würde dem Senat auffallen und seine Missbilligung finden. Germanen links des Rheins könnten nur geduldet werden, wenn alle Germanen, also auch rechts des Flusses, unter römische Herrschaft gerieten. Caesar, ein kluger Politiker, erkannte die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens. Sein Nachfolger Augustus hat es versucht, weil es Caesar nicht gelungen war, die linksrheinischen Germanen zu vertreiben oder auszurotten. Er scheiterte im Teutoburger Wald. Die Folge war die teuerste Grenzanlage der Republik neben der chinesischen Mauer, der Limes. Am Ende scheiterte Rom an diesem Konflikt mit den Germanen links des Rheins.

      Hätte Caesar seine Eroberungen nicht am Rhein, sondern an den Grenzen der linksrheinischen Germanen enden lassen, wären unzählige Kriege vermieden worden. Aber er sah es als sein Werk an, die erdachte Provinz bis an den Rhein vorzutreiben. Und da standen ihm tatsächlich Germanen im Wege. Aber zurück zu den Belgern.

      „Die meisten Belger stammten von den Germanen ab, seien vor langer Zeit über den Rhein gekommen …; sie hätten die dort ansässigen Gallier vertrieben und,… “(liber II, 4, 2)

      Die Belger waren germanischen Blutes und mit ihren nördlichen und östlichen Nachbarn verwandt. Das waren „; die Condruser, Eburonen, Caeroser, Paemanen, die gemeinschaftlich Germanen heißen, … “(liber II, 4).

      Nun hat Caesar ausgesprochen, was der Wirklichkeit entsprach. Neben den Belgern gab es links des Rheins echte Germanen. Sie bezeichneten sich sogar als solche. Wir haben es links des Rheins mit zwei größeren Volksgruppen zu tun, den Belgern und Germanen; zwei nicht-keltische Völker. Das Problem war, dass die eine, die belgische, einmal unterworfen, in die neue römische Verwaltungseinheit Gallia eingegliedert werden konnte, während die andere geteilt würde, weil Teile dieses Stammesverbandes auf der rechten Rheinseite lebten. Und solch eine Teilung versprach nichts Gutes. Man wird dies an der weiteren Entwicklung des Feldzugs erleben können.

      Neben den Germanen links des Rheins erwähnt Caesar noch weitere Stämme, die auf dieser Seite lebten: die Menapier, die Ubier und die Treverer. Am bedeutendsten waren die Treverer, da sie das Flusseinzugsgebiet der Mosel bewohnten. Dieser große Stamm wird von Caesar nicht als germanisch bezeichnet. Doch weist er ständig auf die engen Beziehungen dieses Volkes zu den Germanen, den Eburonen, und den rechtsrheinischen Sweben hin. Zu den Kelten rechnet er die Treverer auch nicht, denn sie nahmen nie an deren Landtagen teil, beteiligten sich 52. v.Chr. auch nicht am großen Aufstand Es fällt nicht schwer, aus den Berichten Caesars zu entnehmen, dass die Treverer mit den Germanen und Sweben verwandt waren und sich deren Haltung zu den römischen Eroberungen anschlossen.

      Mit den Sweben hatte Caesar weder am Nieder- noch am Mittelrhein jemals direkte Kontakte. Sie erwähnte er als großes Volk, das für den Aufbau einer permanenten Bedrohung am Rhein herhalten musste. Sweben bedrängten die Germanen, die gezwungen wurden, den Rhein zu überwinden, um auf der anderen Seite, nämlich in Caesars erdachter Provinz, Lebensraum zu finden. Damit war er gar nicht einverstanden als Beschützer seiner Gallier. In diesen Momenten eines großherzigen Protektors übersah er die bereits seit ewigen Zeiten dort schon lebenden Germanen und Treverer.

      In der Abb.3 versuche ich, die Verteilung der nicht-keltischen Stämme am Nieder- und Mittelrhein zur Zeit der Eroberungskriege Caesars darzustellen. Sie zeigt die großen Gruppen der Belger, Germanen und in Ansätzen der Sweben. Die Treverer bilden ein eigenes Volk.

      Die Einheitlichkeit der Belger darf bezweifelt werden. Ich neige dazu, zwischen einer südlichen Stammesgruppe mit höherem keltischen und einer nördlichen Stammesgruppe mit höherem germanischen Einfluss zu unterscheiden. Getrennt sind beide durch die Wasserscheide der Seine, im Bild grün dargestellt. Die nördliche Gruppe wird vorwiegend von den Nerviern vertreten, die den engsten Kontakt zum germanischen Nachbarn, den Eburonen hatten. Auch die Treverer umfassten Stammesteile, die bereits keltischen Einflüssen ausgesetzt waren, ich möchte sie Leuker nennen. Nördlich der Germanen lebten Stämme, die entlang der Nordsee siedelten und den wissenschaftlichen Namen Nordseegermanen tragen. Ich nenne sie Nordseevölker. Der Block der Germanen setzt sich durch grüne Farben in verschiedenen Abstufungen von den anderen Stammesgruppen ab.

      Hinweisen möchte ich noch auf die Gestalt der Niederlande, die ich aus offiziellen Plänen gewonnen haben, um das Jahr 50 v.Chr. eingeschätzt. Der größte Teil des Landes, der noch heute unter dem Meeresspiegel liegt, bildete riesige Sumpfgebiete, durchsetzt mit dauerhaften Wasserflächen. Die schiffbaren Wattflächen sind dunkel abgesetzt.

       Caesars Feindbild des Germanen

      Dass sich Caesar, der uns erst bekannt macht mit den vorgefundenen Völkern, ab einer gewissen Zeit seiner Kriegsführung, aus politischen Erwägungen, zu einem rigorosen Schnitt entschloss und alle Völker links des Rheins Gallier und alle rechts des Rheins Germanen nennt, erschwert nicht nur das Erfassen seiner Schilderungen, sondern auch die notwendige Interpretation.

      Das Problem wird noch dadurch vergrößert, dass sich in der Neuzeit wissenschaftliche Bezeichnungen entwickelten, die unter dem Begriff „Germanen und germanisch“ nicht mehr die relativ kleine Gruppe der Eburonen, Condruser, Caeroser, Paemaner, Menapier und ihrer rechtsrheinischen Stammesbrüder der Sugambrer, Ubier, Tenkterer und Usipeter umfasste, sondern die ganze sprachverwandte Großgruppe in Mittel- und Nordeuropa.

      In seinem Plan, eine neue Provinz zu schaffen, die bis an den Rhein reichen sollte, waren die Germanen die größten Widersacher. Sie passten aber auch ethnisch, wie schon beschrieben, nicht in seine Strategie. Eigentlich dürfte es sie nicht geben. Er konnte keinen vierten Teil Galliens, den der Germanen, gebrauchen, ohne den rechtsrheinischen Teil hinzuzufügen. Doch das überstieg seine Kräfte und Möglichkeiten. Sie reichten lediglich zu Drohgebärden am Rhein.

      Wie sollte Caesar aus diesem Konflikt herausfinden? Bei den Treverern versuchte er ihn durch eine Spaltung des Stammes zu lösen. Mit teilweisem Erfolg. Bei den Germanen versuchte er es auf zwei Wegen zu erreichen. Der erste war der rein politisch-propagandistisch motivierte. Caesar schaffte die Germanen links des Rheins ab und ordnete diese Bewohner unter dem Begriff Gallier neu ein. Germanen blieben

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