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Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett
Читать онлайн.Название Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane
Год выпуска 0
isbn 9783745213430
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Издательство Readbox publishing GmbH
„Wir sind nicht kleinlich. So werden wir das Pferd nehmen. Marshal, das ist Ihre Sache.“
Nun begann sich Hattkinson die Gefahr seitens der Straight I auszumalen.
„Es wird Schwierigkeiten mit Mr. Ionu geben“, sagte er leise.
„Ja, die wird es bestimmt geben“, meinte Roy trotzig.
Harry Scott machte eine abwehrende Handbewegung.
„Wir wollen uns davon nicht weiter beeindrucken lassen, Cowboy. — Aber nun weiter. Du hast eine Schlägerei in einer friedlichen Stadt ausgetragen, Cowboy. — Eh, Marshal, wie hörte ich vorhin? Du wolltest ihn drei Tage einsperren. Da habe ich doch richtig gehört, wie?“
Die Männer auf der anderen Straßenseite lachten, auch die vier Begleiter Harry Scotts brachen wieder in schallendes Gelächter aus. Nur Harry Scott blieb gelassen.
Hattkinson verzog das Gesicht. Nochmals nahm er Anlauf zu einer Widerrede, aber schon der Blick Harry Scotts stoppte ihn, bevor er überhaupt angefangen hatte. So meinte er nur flau: „Eigentlich sind beide schuld.“
„Dafür hängt euch Ionu an einen Strick“, behauptete Roy.
Harry Scott sah ihn scharf an.
„Wenn du noch einmal ungefragt etwas von dir gibst, wirst du Zahnschmerzen bekommen. — Weiter, Marshal, vorhin warst du doch gar nicht der Meinung, dass beide ...“
Drüben auf der anderen Straßenseite rief ein krausköpfiger Hüne: „Er steckt immer die ins Loch, die übrigbleiben. Gib es ihm, Fremder!“
Harry Scott zuckte herum, als habe ihn eine Natter gebissen. Er blickte zu dem Krauskopf hinüber und meinte verständnislos: „Fremder? Ich bin Harry Scott, wenn euch der Name etwas sagt.“ Er sagte ihnen schon etwas, aber sie wussten es ja längst. Der Krauskopf, übrigens der Mietstallbesitzer, wagte nur nicht, es auszusprechen.
„Da ihr alle sehr nette Menschen seid“, fügte Harry Scott noch hinzu, „so dürft ihr mich Harry nennen. — Nun wieder zu dir“, sagte er zu Roy gewandt. „Der Marshal steckt dich also nicht für drei Tage ins Loch. Nun gut, wir wollen einen so tüchtigen Marshall zu nichts überreden. — Zieh deine Stiefel aus!“ Die letzten Worte waren messerscharf gesprochen, und der zwingende Blick des Revolvermannes ließ nichts mehr an Widerreden offen.
Roy zögerte dennoch. Und Hattkinson wollte noch einmal Einspruch erheben, doch das tosende Gebrüll der Leute drüben ließ untergehen, was er gerade sagte. Harry Scott zeigte die Verachtung nicht, die er für die Männer drüben empfand. Sie waren feige. Wollten sie ihn vorher am liebsten zerstückeln, als sie ihn meilenweit wussten, so hielten sie jetzt zu ihm und hatten wie Zuschauer bei einem Stierkampf ihre helle Freude daran, wie Roy „verarztet“ wurde. Keiner machte sich wohl Gedanken darüber, wie Ionu darauf reagieren könnte. Ionu, der immerhin eine starke, ja die stärkste Mannschaft im weiten Umkreis im Sattel hatte.
Roy war kein Feigling, wenn er sich bisher auf Grund seiner Körperkraft immer sehr überlegen vorgekommen war. Doch er war auch nicht lebensmüde. Dieser Harry Scott, das begriff er vollkommen, würde andere Saiten aufziehen. Offenbar wollte der ja überhaupt nur das ganze Geschehen auf ein Duell zutreiben, in dem er immer überlegen sein würde. Roy hatte hornige, vernarbte Hände, die nicht geeignet waren, geschmeidig einen Colt zu ziehen.
Vielleicht war auch das der Grund, warum Glenn in diesem Augenblick so etwas wie Mitleid mit Roy empfand, obwohl er gerade von dem Vormann immer schikaniert worden war.
„Verlang es nicht von ihm!“, sagte Glenn leise, dass nur sein Vater es hören konnte.
Harry Scott sah seinen Sohn spöttisch an.
„Überlass das mir, mein Junge! Ich kenne diese Sorte besser, als du denkst.“ Er ging auf Roy zu. „Nun? Willst du nicht, oder muss ich dir erst noch ein paar Komplimente machen?“
Roy begriff. Scott würde ihn beleidigen, herausfordern, und der Griff zum Revolver würde geradezu selbstverständlich. Einer von Harry Scotts Begleitern hob Roys Waffengurt auf und gab ihn dem Vormann. „Hier, du kannst ihn wiederhaben.“
Nun gab es keinen Zweifel mehr für Roy. Er nahm den Gurt nicht, sondern wandte sich einfach um, ohne dem Befehl, die Stiefel auszuziehen, nachzukommen.
„Schieß doch, wenn es dir Spass macht, ich gehe ...“
Keiner schoss. Harry Scott begann zu lachen, und die drüben auf der anderen Straßenseite wie auch seine Begleiter fielen pflichtschuldig in dieses Gelächter ein. Roy aber ging, ohne sich umzusehen, die Straße entlang auf die Prärie zu.
„Dafür wird sich Ionu etwas einfallen lassen“, meinte Hattkinson.
„Hoffentlich“, erwiderte ihm Harry Scott und wandte sich dann Glenn zu. „Komm, mein Sohn, wir wollen sehen, ob uns Mrs. Howard nicht einen guten Kaffee kocht! — Kommt, Jungs!“ Dann sah er Glenn an. „Meine Güte, aus dir ist tatsächlich ein richtiger Mann geworden, und ich habe es gar nicht glauben wollen, als mir einer von der Straight I sagte, dass du das bist. Ich habe dich nämlich vor vier Tagen beobachtet, als du den Zaun am Hell-Bole-Springs ausgebessert hast. Nun, wir wollen mal ausführlich über dich sprechen. Jedenfalls wird es Zeit, dass dir mal einer unter die Arme greift.“
Glenn hatte auch dieses Gefühl. Und irgendwie wunderte er sich darüber, dass es Menschen gab, die Harry Scott wie die Pest hassten. So schlimm war er doch nun wirklich nicht.
2
Die Straight-Ranch bestand aus einer Reihe neuerer und zwei fortartigen alten Gebäudekomplexen. Die neueren Gebäude wurden gegenwärtig bewirtschaftet, die alten waren durch einen Staketenzaun umfriedet und stellten für Ali Ionu und jeden, den es interessierte, so etwas wie ein Lokalheiligtum dar. Jeden der mannsdicken Baumstämme, aus denen die alten Häuser und der Palisadenzaun gebaut waren, hatte Ali Ionu selbst geschlagen, zugehauen und dort an den Platz gesetzt ... vor mehr als zwanzig Jahren. Diese zwanzig Jahre hatte er genutzt, um aus seiner vorgeschobenen Handelsstation im Grenzland eine große Ranch zu machen. Das war sein Werk, und er hatte zehn dieser zwanzig Jahre wie ein Maultier geschuftet, um das Ziel zu erreichen.
Der Sohn eines türkischen Viehhändlers aus Illinois begriff beizeiten den Nutzen, den die Prärie der Viehzucht bot. Von Vieh verstand er ohnehin mehr als die meisten. Allah hatte Ali Ionu mit der Figur und der Kraft eines Herkules ausgestattet ... und vom Vater her mit dem schlauen Hirn eines dem Handel verschworenen Kaufmanns.
Der Türkensohn Ionu war mehr Amerikaner als mancher andere hierzulande. Dennoch erinnerten viele seiner Eigenschaften an die Herkunft seiner Väter. Für Ali Ionu gab es nur einen einzigen Menschen, den er auf dieser Welt wirklich liebte: Ali Ionu. Und sich selbst auch gönnte er Gutes, niemandem sonst. Wenn er seine Liebe außer auf sich selbst auch noch einem anderen materiellen Gegenstand zuwendete, dann dem Geld. Er empfand dafür mehr als eine Leidenschaft.
Die Geschichte mit dem Tanzmädchen war daher für Ionu eine Episode. Er erinnerte sich zwar noch sehr gut, aber es hatte nur gekostet und nichts gebracht. Eine unliebsame Episode also, wie er sich selbst eingestand. Leider aber eine mit Folgen. Denn dieses Mädchen mit dem klangvollen Namen Hirunda hatte ihm einen Sprössling geboren. So sehr sich Ali Ionu immer einen Sprössling gewünscht hatte, so sehr begann er ihn seit dem Tag vor zehn Jahren, als man es ihm meldete, zu verfluchen. Denn mochte es sein Sohn sein und mochte Hirunda ein annehmbar hübsches Mädchen gewesen sein, als er sie damals vor elf Jahren innig in die Arme schloss, alles tröstete ihn wenig. Ali Ionu hatte zwar vor zwanzig Jahren die dicken Baumstämme gefällt und eine kleine Burg davon gebaut, doch gekocht hatte zu seiner Stärkung ein damals zierliches und doch zähes Wesen: seine ihm vor zweiundzwanzig Jahren angetraute Frau. Geboren hatte sie ihm in ihrer gemeinsamen Ehe zwei Töchter. Keinen Sohn.
Ali Ionu hatte lange mit dem Gedanken gespielt, den außerehelichen Sohn zu sich zu nehmen. Aber da kam es zum offenen Krieg im eigenen Hause. Die zierliche Frau, um zwölf Jahre Erfahrung