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einer der Männer, die mit Harry Scott gekommen waren. Und dies galt Marshal Hattkinson, der gerade den matten Versuch machte, in dieser Szene doch noch eine annehmbare Rolle zu spielen.

      „Kümmere dich um Mrs. Howard!“, sagte Harry Scott zu seinem etwas ratlos dreinblickenden Sohn. „Hol ihr einen Schluck Wasser!“

      Von Kind an war Glenn geschickt worden, hatte er Befehle und Weisungen empfangen. Er schien richtig froh, jetzt etwas tun zu können, irgendeinen Befehl zu erhalten. Er hastete ins Haus, holte ein Glas und kam mit dem Wasser zurück. Doch in diesen wenigen Sekunden hatte sich draußen das Bild verändert.

      Roy war aufgestanden. Ein wenig unsicher lehnte er an der Hauswand. Vor ihm lag sein Waffengürtel, und nicht weit davon stand einer der Männer, die mit Harry Scott kamen.

      Hattkinson hielt kein Gewehr mehr. Glenn sah es in den Händen von Harry Scott. — Eigenartig, er selbst nannte seinen Vater auch insgeheim beim vollen Namen und nicht etwa Vater.

      Harry Scott lächelte noch immer, aber aus Hattkinsons Gesicht war jede Spur von spöttischer Überheblichkeit der nackten Angst gewichen. Der sonst so selbstbewusste Marshal machte gar keine gute Figur in diesen Augenblicken, und gerade Glenn stellte das vielleicht mehr als jeder andere fest.

      Drüben auf der anderen Straßenseite waren ein paar Neugierige zusammengekommen. Überwiegend Männer aus der Stadt. Keiner rührte eine Hand für Hattkinson. Sie standen wie vor einer Bühne, wo sich ein interessantes Geschehen ganz zu ihrer Unterhaltung abspielte.

      Mrs. Howard trank das Wasser, als Glenn es ihr reichte. Mit jedem Schluck, den sie trank, kehrte wieder die alte Gesichtsfarbe zurück. Sie sah beunruhigt auf Glenn und flüsterte ihm zu: „Was soll jetzt bloß werden?“

      „Nichts Schlimmes“, tröstete Glenn, obwohl er gar nicht so empfand. Das plötzliche Erscheinen seines Vaters mochte wohl im Moment für ihn befreiend gewirkt haben, was Hattkinson anging. Sonst aber fürchtete Glenn das Unbekannte, das wie drohend auf ihn zuzukommen schien. Er ahnte mehr als zuvor, dass alles fortan anders verlaufen würde. Einesteils lockte es ihn, andererseits hatte er vorhin zum ersten Mal eine starke Zuneigung zu Mrs. Howard gefühlt, die in ihm wohl doch so etwas wie einen Sohn sah.

      Er kam nicht dazu, weitere Probleme zu verarbeiten.

      Hattkinson machte einen schwachen Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen.

      „Das kostet Sie eine Menge, Scott“, sagte er drohend.

      Harry Scott schüttelte ungläubig den Kopf und spottete: „Davor habe ich aber tatsächlich große Angst, du Held! Jetzt hast du wohl nicht mehr den unerfahrenen, verängstigten Burschen vor dir wie eben. Aber lass nur, Marshal, wir tun dir nichts! Ich möchte dich nur noch fragen, was mein Junge bei den Ionus gemacht hat, dass man ihn zum Teufel jagte. Na?“

      Hattkinson blickte auf Roy, der verbissen vor sich hinstarrte.

      „Ach so“, meinte Harry Scott, „der weiß es wohl besser? Was ist das überhaupt für ein Vogel?“

      „Der Vormann von Ionu.“ Hattkinson schluckte nach dieser Auskunft, als fürchte er die Rache Ionus, weil er es gesagt hatte.

      Roy reagierte nicht.

      „Na, Cowboy, und was wolltest du hier, dass mein Junge dich kurz mit der Handschrift der Scotts bekannt machen musste?“

      Roy blickte hasserfüllt auf Harry Scott.

      „Sollen wir den etwas zur Höflichkeit erziehen, Harry?“, rief einer der drei, die noch zu Pferde saßen und ihre Hände an den Coltkolben hatten.

      Mit einer Handbewegung wehrte Harry Scott dieses Ansinnen ab.

      „Er redet freiwillig. Er sieht nicht dumm aus. Deshalb wird er uns schön alles haarklein berichten. — Nun, Cowboy?“

      Doch dazu kam es zunächst nicht. Denn plötzlich begann Mrs. Howard zu erzählen. Sie sprudelte die Worte wie ein Wasserfall hervor und schilderte die Gründe von Roys Auftauchen an der Haustür.

      Harry Scott hörte es, ohne mit der Wimper zu zucken; nur sein Lächeln machte einem grimmigen Gesichtsausdruck Platz. Und als Mrs. Howard fertig war, sagte er schroff: „Es ist ein gutes Gefühl, den richtigen Sohn zu haben. Glenn, mein Junge, diesen Skunk brauchen wir gar nicht mehr zu fragen. Wir werden ihn mitnehmen zu seiner Ranch. Ich bin der Meinung, dass du dort noch etwas vergessen hast.“

      „Vergessen?“, fragte Glenn etwas betroffen. Er wollte nie wieder zu der Straight I hinaus. Nie wieder!

      „Ja“, wiederholte Harry Scott, „du hast etwas vergessen. Nämlich die Rechnung einzukassieren.“ Er wandte sich dem Marshal zu. „Diese Stadt hat sich meinem Jungen gegenüber sehr schlecht benommen, wie ich hören musste. Auch Mrs. Howard hättet ihr besser behandeln können. Das soll sich etwas ändern, Marshal. Meine Freunde und ich sind der Überzeugung, dass hier in dieser Stadt viele Gentlemen herumlaufen, die sich freuen, wenn sie bald Gelegenheit haben zu beweisen, wie gut sie erzogen sind. Marshal, dieser Mann dort ...“, er wies auf Roy, „... dieser Mann hat Mrs. Howard beleidigt. Kann man das in dieser Stadt ungestraft tun?“

      Hattkinson hatte Angst. Angst vor dem überlegen wirkenden Mann, von dem er so viel schon gehört hatte. Den er nicht zu reizen wagte, weil man sagte, Harry Scott sei ein enorm schneller Schütze. Ein Mann auch, der keine Skrupel kenne.

      Der Stern an seiner Brust gab Hattkinson keine Kraft. Schon der Blick aus Scotts Augen schien ihn förmlich zu hypnotisieren. Wie der Blick eines Tigers, der sein Opfer in die Knie zwingt, bevor der entscheidende Sprung kommt.

      Hattkinson nickte beklommen. Doch damit schien Harry Scott nicht zufrieden. Er hob ostentativ die Hand ans Ohr, als habe er nichts gehört.

      „Ich kann nichts verstehen, Marshal. Ich möchte es hören. Lauter, Marshal! Kann ein Mann in dieser Stadt ungestraft eine Lady beleidigen?“

      „Nein“, krächzte Hattkinson.

      Die vier Begleiter Harry Scotts lachten schallend, doch Scott selbst nickte nur, als habe er eine andere Antwort nicht erwartet.

      Glenn schaute seinen Vater bewundernd an. Meine Güte, dachte er, ich bin immer ein Würstchen gewesen, ein getretener Wurm, und er kommt hier an, ist im Handumdrehen mittendrin und macht aus Hattkinson einen Popanz; während ich Hattkinson jahrelang gefürchtet habe wie eine unbesiegbare Gefahr.

      Noch etwas bewunderte Glenn im Stillen. Er wusste, dass die ganze Stadt seit seiner eigenen Anwesenheit auf seinen Vater geschimpft hatte. Dass sie — und auch Mrs. Howard — allesamt immer gesagt hatten, sie würden diesen „Banditen“ zur Hölle jagen, käme er jemals nach Wendover. An den Füßen wollten sie ihn mit einem Pferd aus der Stadt schleifen.

      Nun war er hier. Mitten in ihrer Stadt. Aber drüben auf der anderen Straßenseite standen sie nur und gafften. Nichts weiter. Sie würden nicht um eine Million eine Hand rühren gegen ihn.

      Harry Scott schien auch das nicht anders erwartet zu haben. Und nun trieb er es noch weiter. Er wandte sich den Leuten drüben zu.

      „He, seid ihr auch der Meinung von eurem Marshal?“ Viele nickten, manche stimmten lauthals zu. „Bravo“, rief Harry Scott, und über sein hageres, von Falten durchfurchtes Gesicht glitt ein Lächeln. „Ich wusste, und ich habe prophezeit, dass es hier massenhaft wahre Gentlemen gibt. Also, Marshal, dann belegst du diesen Hundesohn hier mit einer Geldstrafe. Sagen wir hundert Dollar. Die soll er gleich an Mrs. Howard auszahlen. Ist das richtig?“

      „Ich habe keinen Cent!“, schrie Roy entsetzt auf. Und von seiner selbstbewussten Art war nichts mehr geblieben als das, was er jetzt zeigte, und was auch Hattkinson anzusehen war: Angst.

      „Bist du dieser Meinung, Marshal?“, wiederholte Harry Scott.

      Hattkinson brummelte ein gequältes Ja. Man sah ihm an, dass er jetzt allem zustimmen würde, was Harry Scott verlangte. Seine Frucht vor Ionu schien vergessen oder zumindest in den Hintergrund getreten zu sein.

      „Gut,

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