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Das Ende ist immer nahe 1. Urs Herzog
Читать онлайн.Название Das Ende ist immer nahe 1
Год выпуска 0
isbn 9783347048997
Автор произведения Urs Herzog
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
„Es wird Zeit, dass wir wieder unseren Primus wählen. Machen wir es wie die letzten Male, wer den Job haben möchte, soll es sagen.“
„Du hast den Brief von der Post geholt, dann kannst du den Job auch machen.“
„Nein, ihr wisst doch, dass ich dazu kein Talent habe. Ich schlage vor wir nehmen den gleichen Primus wie beim letzten Auftrag.“
„Schon verstanden ich mache es noch einmal“, sagte der neue und zugleich alte Primus. „Und jetzt schieb mal dieses Kuvert herüber.“ Der Angesprochene griff in die Gesässtasche und zog einen versiegelten Umschlag hervor.
„Hier, von unserem Auftraggeber“, bemerkte er und schob den Brief über den Tisch. Der Primus brach das Siegel und zog ein mehrseitiges Scheiben hervor. Er brauchte ein paar Minuten um den Inhalt genau zu erfassen. Die Anderen unterhielten sich leise. Dann faltete der Primus den Brief zusammen und steckte ihn ein.
„Es wird mehrere Wochen dauern und es wird sehr schwer werden. Das Risiko ist diesmal nicht zu unterschätzen. Und es wird diesmal anders als alles was wir bisher zusammen gemacht haben.“ Der Primus schaute in die Runde und sah nachdenkliche Gesichter.
„Wenn die Bezahlung stimmt“, flachste der Eine und der Bann war gebrochen.
„Dann sind alle dabei?“ fragte der Primus erleichtert, was mit zustimmendem Nicken quittiert wurde. „Gut, dann zu Punkt eins.“
Die Stimmung hatte sich merklich gelockert und wieder war die unsichtbare Bande die sie zusammengeschweisst hatte spürbar. Wie in alten Zeiten.
„Als erstes müssen wir umziehen. In die Schweiz. Nicht alle zur selben Zeit, aber innerhalb des Februars sollte der Umzug erfolgt sein, spätestens Anfang März. Für die Wohnungen sorge ich und den genauen Termin für euren Umzug bekommt ihr auch von mir.
Den Umzug müsst ihr dann selbst organisieren.“ Die Anderen nickten zustimmend.
„Wir treffen uns Mitte März in der Schweiz und bis dahin muss jeder von uns eine neue Identität und eine neue Lebensgeschichte haben. Wasserdicht, wie immer.“
„Kein Problem, das erledigen wir.“
„Das wird nicht so einfach werden, denn es müssen schweizerische Papiere sein und es gibt nicht viele welche diese besorgen können. Seit deshalb besonders vorsichtig.“
„Und wie soll das mit diesem komischen Dialekt gehen, das kann doch keiner der nicht da aufgewachsen ist, oder gibt es dafür Sprachkurse?“
„Das Problem lässt sich einfach lösen, die neuen Pässe müssen euch nur als eingebürgerte Schweizer ausweisen. Am besten mit einem deutschem Namen. Deutsch haben wir ja alle gelernt und spätestens nach ein paar Tagen geht es wieder problemlos. Zudem leben viele Deutsche in der Schweiz und auch mit einem leichten Akzent fällt ihr bei den vielen Fremdsprachigen nicht auf. Wir werden in der Schweiz eine Kontaktperson haben. Die wird mir auch bei der Wohnungssuche und den Mietverträgen helfen. Aber nur dabei, nachher sind wir auf uns selbst gestellt, so wie immer. Das wäre im Moment alles, weitere Infos bekommen wir im März. Wann und wo erfahren wir noch. Irgendwelche Fragen?“
„Ja, wie sieht die finanzielle Seite aus?“
„Diesmal machen wir die ganz grosse Kohle, ich schätzte, dass nach Abzug der Spesen für jeden ungefähr zweihundert fünfzigtausend Euro bleiben.“ Der Primus schaute lächelnd in die verdutzten Gesichter.
„Dann lasst uns auf den Erfolg trinken.“
Frühling
In diesem Jahr war der Schnee bis Ende Februar liegen geblieben und als er endlich dahinschmolz, blieb das Wetter grau, feucht und kalt, bis fast Ende März.
Doch dann, endlich, der erste warme Frühlingstag. Das Thermometer kletterte auf ungewohnte zwanzig Grad und die Menschen strömten aus ihren Häusern. Endlich hinaus, hinaus in die frische, warme Frühlingsluft, hinaus an die wärmende Sonne, die vom wolkenlosen, azurblauen Himmel herunter lachte. Der Wind spielte sanft mit den ersten Blättern und strich um die austreibenden Knospen. Die vielen Schneeglöckchen verbreiten ihren Duft und die Luft war erfüllt von unzähligen weiteren Düften welche den Menschen die Sinne zu verwirren schienen. In den Bäumen sangen die Vögel um die Wette, und die Möwen umkreisten die Fähre die ihre Passagiere vom Ufer unterhalb des Basler Münster an das Kleinbasler Gestade brachte.
Die Menschen flanierten dem Ufer entlang. Familien mit Kindern die nun endlich wieder draussen herumtollen konnten. Und so ausgelassen, laut und wild die Kleinen auch waren, die Leute lächelten ihnen zu, tolerierten ihren Überschwang und waren selbst fröhlich und voller Lebenslust. Liebespaare spazierten Hand in Hand oder eng umschlungen, die Welt vergessend, der Promenade entlang. An den Ufern des Rheins, der mit seinem silbernen Band die Stadt Basel durchschneidet, spazierten Tausende. Es schien als wäre an diesem wunderschönen Tag ganz Basel unterwegs.
In den Boulevardcafés wurden eiligst Tische und Stühle bereitgestellt und schon drängten sich die Leute um einen Platz zu ergattern.
Es brauchte heute sehr viel Glück und Geduld sich auf einen der begehrten Plätze setzen zu können.
Doch niemanden schien dies zu stören, man hatte ja Zeit und das Wetter war unbeschreiblich, die Sonne, die Wärme, die wiedererwachte Natur, dies alles stimmte fröhlich und friedlich.
Die ersten Boote wagten sich auf den Rhein. An den Landungsstegen der Fähren standen die Menschen geduldig in der Schlange.
Für all das hatte Michael Schneider keine Augen, hatte an diesem wunderschönen Frühlingstag keine Zeit. Zielstrebig ging er dem Ufer entlang.
Der Kontakt erfolgte diesmal über sein Büro in Brüssel und natürlich war ihm klar, wer der Auftraggeber war. Die fehlenden Informationen waren eingetroffen und nun konnte es losgehen. Nachdem ihm sein Büro die Angaben übermittelt hatte, nahm er sich zwei Tage Zeit für seine persönliche Risikoanalyse. Danach ging alles sehr schnell. Für den heutigen Tag waren die ersten Schritte geplant und welcher Wochentag auch war, welches Wetter auch vorherrschte, jetzt war es Zeit seinen Job zu machen. So hatte er es immer gehalten.
Er hielt kurz inne und schaute auf seine elegante Rolex. Noch eine halbe Stunde, kein Grund sich zu beeilen. Er passte sich dem Menschenstrom an und bahnte sich langsam einen Weg ans Ufer. Dort blieb er stehen und schaute auf den silberglänzenden Rhein.
War es schon zehn Jahre her? Seine Schneider Consulting vermittelte temporäre Arbeitskräfte. Nicht wie tausend andere Firmen. Er vermittelte nur hochkarätige Spezialisten, top qualifiziertes Personal, die Besten der Besten. Alle Branchen. Bei Schneider Consulting konnte man sich nicht bewerben, das war aussichtslos, bei Schneider Consulting wurde man ausgesucht und nur wer hervorragendes leistete, bekam eine Chance. Ausnahmen gab es keine. So konnte Schneider sicher sein, seinen Kunden immer die Besten zu vermitteln. Hinzu kam, dass seine Firma schnell, unbürokratisch und verschwiegen arbeitete und dies sieben Tage die Woche, 12 Monate im Jahr, Tag und Nacht. Seine Firma beschäftige elf Personen. In Brüssel und am Hauptsitz in Zürich arbeiteten im Schichtbetrieb jeweilen fünf Angestellte.
Hinzu kam seine persönliche Sekretärin die schon seit der Firmengründung dabei war.
Schneider selbst suchte weltweit die Spezialisten aus, er schloss die Verträge ab und vermittelte diese Leute dann weltweit.
Auch wenn seine Firma teuer war weil er Spitzenlöhne zahlte -, das Geschäft boomte.
„Schneider Consulting, die beste Firma der Branche.“ Es war ein harter Weg an die Spitze und zu Beginn wollten die Auftraggeber noch den Preis drücken. Doch Schneider blieb hart. Sein Preis oder gar nicht. Wer nicht wollte musste sich anderweitig umsehen und sich mit dem Zweitbesten zufrieden geben. Doch er wusste, dass er immer am Ball bleiben, seinen Konkurrenten immer einen Schritt voraus sein musste, oder er war raus aus dem Geschäft.
Nur wenigen Insidern war bekannt, dass Schneider Consulting für einen kleinen Kreis ausgewählter