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nichts mehr zu sagen.

       Büro, Hinterzimmer, Archiv, Überlegen

      Er sortierte mal wieder sein großes, - aber leider recht unvollständiges „Schwarzes Archiv“.

      Klar, - Hammett, Chandler, Woolrich, Gardner, Ross Macdonald, Spillane, Paretsky, Turèll hatte er natürlich komplett, Carroll John Daly war da schon um einiges schwieriger, - einzige Bestellquelle: Müde 65 Euro. Frederick Nebel, und Dale Clark fehlten immer noch, von Stewart Sterling fehlte noch einiges.

      Er hatte aber gerade „Es stand nicht in der Zeitung“ ergattert. Merle Constiner hatte er grad versucht zu bestellen, Resultat: 0. Es war zum Verzweifeln, - zwar stand er im Mail-Kontakt mit allen, ihm bekannten Krimi-Buchhandlungen, aber sein Ehrgeiz, - nämlich alles zu besitzen, was im weitesten Sinne zur schwarzen Serie Richtung „Hardboiled“,“Pulp“ gehörte, - lief zu oft ins Leere.

      Jedes Mal, wenn er „Zauberspiegel“ aufrief sank seine Laune rapide. Von vielen, der dort aufgeführten Autoren hatte er noch nie etwas gehört, geschweige denn gelesen. Wie so oft hielt er wieder mal „The Encyclopedia of Murder and Mystery“ in der Hand und ärgerte sich, dass er nicht schon früher mit der Sammelei angefangen hatte.

      Viele der alten Übersetzungen waren natürlich erbärmlich, - zum Beispiel Stieg Trenter: „Was geschah in Gustafsberg?“, aber welcher deutsche Übersetzer konnte in der großen Zeit der schwarzen Krimis schon vernünftig Englisch, Schwedisch etc.

      Ganz zu schweigen von den Übersetzungen für spezielle Genre-Slangs?

      Zahllose Autoren hatten das Genre über Jahrzehnte weiterentwickelt, das Böse hatte bis hin zu „Splatterpunk“ offenbar unendlich viele Varianten.

      Mittlerweile hatten sich auch allerhand Genre-Filme angesammelt, - mit zu den besten gehörte zweifellos „L.A. Confidential“ nach James Ellroy.

      Das Archiv hatte er in dem großen Hinterzimmer des Büros eingerichtet, - im ehemaligen Stofflager der Schneiderei, die jetzt sein Büro war. Etwa die Hälfte des Raums war nun Archiv, der Rest wurde von einem schmalen Bett, einer kombinierten Audio- und Videoanlage und einer Wasch- und Duschecke eingenommen.

      Dazwischen führte ein Gang auf die Hinterhof-Terrasse, die er oftmals nutzte um in seinen Schätzen zu lesen oder über einem Fall zu grübeln. Ein dritter, winziger Raum beherbergte eine Kochnische und das Klo. Die ehemalige Änderungsschneiderei war ihm mittlerweile ans Herz gewachsen, - so musste das Büro eines Privatdetektivs aussehen.

      Eigentlich wohnte er ja ganz in der Nähe im dritten Stock, hatte dort einen wunderbaren Balkon, den er leider mit der frühreifen Tochter des Nachbarn teilen musste, die alle naslang spärlich bekleidet dort herumhüpfte oder herumlag und liebend gern ihre Reize präsentierte. Die, nicht einmal einen Meter hohe Trennwand hinderte das Biest jedenfalls nicht ihm ständig Avancen zu machen. Aber einen tollen Körper hatte sie schon.

      Wie alt mochte sie sein, - 15?

      Er sollte endlich mal wieder „Der Tod sitzt im Zahnarztstuhl“ lesen. Woolrich war schon eine Nummer für sich. Darauf einen Seagram´s VO! Er lehnte sich im teuren Marlowe-Bogart-Bürostuhl zurück und grübelte, wie es weitergehen sollte.

      Ha, - die Erleuchtung! – Schnell zum Telefon. „Dimitri, hast du die Tage schon was vor?“

      Mann! – Das hätte ihm auch viel früher einfallen können.

      Beim Beobachten der Freizeit-Aktivitäten einer jungen Italienerin würde ein gutaussehender Grieche vielleicht, - aber nicht unangenehm, - auffallen!

      Er musste wissen, was Kressin und Arschloch Dallmann trieben, - das würde Verfolger-Holger schon irgendwie hinkriegen.

      Er grübelte mit Hilfe des Internets über der Frage, wie ein Anatoli mit Vodka-Nachnamen heißen könnte. Absolut, Finlandia, Stolichnaya, Smirnoff schieden aus. Smirnoff hieß eine gute Wedeler Hardrock-Band, aber kein Mensch in Hamburg.

      Keine Sau hieß Beluga oder Moskovskaya. Blieben diverse Präsidenten und Machthaber. Die meisten Vodkas mit solchen Namen waren Billigprodukte, wie Puschkin, Gorbatschow, Jelzin. Grasovka hieß auch kein Schwein.

      Ha, - „Titos Handmade“! – Der Luxus-Vodka aus Texas, - das war es. Warum sollte Anatoli nicht Tito mit Nachnamen heißen? – Wieso war Korthals der Vodka eingefallen, aber nicht der jugoslawische Präsident?

      Telefonbuch. Fehlanzeige, - aber wer stand heute schon noch im Telefonbuch.

      Einwohnermeldeamt: „Tito? - Sie machen wohl Witze! – Dürfte ich Ihnen sowieso nicht sagen!“

      „Ich will doch nur wissen, ob er immer noch in Billstedt wohnt, - er hat seinen Laptop bei mir gelassen, - so einen teuren von Apple“.

      „Der einzige Anatoli Tito wohnt in der Gründgensstraße 12, - das wird er ja wohl kaum sein.“

      „Tja, da haben Sie wohl Recht, - vielleicht finde ich ja was auf dem Laptop, - trotzdem vielen Dank“.

      Man konnte auch mal Glück haben. Steilshoop also. Besprechung mit den Jungs war angesagt. Ein paar Telefonate später stand der Treff.

      „Bunte Kuh“, Lagebesprechung

      Holger, Mehmet und Olympiakos waren pünktlich. Man saß in Halle C, heute war kein Darts, also keine Zeugen. Marlowe hatte keine großen Erwartungen an die Berichte.

      Holger: „Die beiden Typen machen eigentlich immer das gleiche, - rumkurven, saufen etc., - treffen aber sonst keine Bekannten“.

      Mehmet war zwischenzeitlich, wenn auch murrend ab und an hinter dem Italiener hergefahren: „Der macht nix Auffälliges, - kein Kontakt zu Bekannten, außer seiner Schwester“.

      Olympiakos: „Die Kleine ist viel unterwegs, Stavros Restaurant, - Kontakt mit Bruder, - Stelldichein in teurer Bar mit Wanst Korthals, später dann in seine Villa in Blankenese. Am nächsten Tag ist sie mit dem Bus nach Steilshoop, - da im Parkhaus verschwunden und nicht wieder raus“.

      „Nummer 12, Gründgensstraße?“

      „Ja, genau, - da ist sonst nicht viel, - Autowerkstatt und so“.

      Mehmet: „Autowerkstatt ist sauber, - kenn ich“.

      „Ok, - dann hat sie sich wohl mit diesem Anatoli getroffen“. Sven berichtete von seinen Recherchen und setzte Olympiakos ins Bild, worum es überhaupt ging.

      „Tito, Tito? – Das kommt mir bekannt vor!“ – Holger schaute ratlos.

      „Ex-Präsident Rumänien! – oder so, nee, - Jugoslawien“ – Das war Mehmet.

      „Neenee, - da war doch mal was, - stand in der Zeitung, - ist schon ne Weile her“.

      Sven warf den neuen Tablet an. Zeitungsmeldungen.

      „Hier, 2005, - Verdächtiger A. Gustav T., - hier: A.G. Tito als Zeuge gesucht, - und hier: Kinderschänderring aufgeflogen, befragt wurde Anatoli G. T., der bereits früher ins Visier der Polizei geraten war, - aber nix genaues“.

      Holger: „Jetzt weiß ich´s wieder: Damals haben zwei Typen vor den Schulen irgendwelche Mädels abgefangen, oder irgendwie überredet und für Kinderpornos irgendwohin verschleppt, - und der Typ war dabei, - ist aber damals, glaub ich, - nicht überführt worden“.

      „Na toll, der Fall wird ja immer undurchsichtiger, - was hat so ein Eierdieb wie Franco mit Schwarzgeld zu tun, was soll denn jetzt ein Pädophiler in der ganzen Sache?“.

      Sven war genervt, - in seinem Hirn bildete sich ein Knoten.

      Holger: „Keine Ahnung, - aber der zweite Typ hat dafür gesessen“.

      Mehmet: „Wie heißt Arschloch eigentlich richtig?“

      Sven: „Arschloch heißt Ferdinand Dallmann“.

      „Dallmann von der Reederei?“

      „Neenee, das sind zwei Schwestern, da gibt es keine Verbindung, - wartet

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