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nehmt ihn!«

      Sie nennt die Lust beim Namen. Sie fördert Talente. Sie bringt den Frischen bei, sich zu recken, den Busen zu recken, hervorzurecken, und den Po, damit die Männer ihre Köpfe recken, nach dem Rausgereckten.

      »Männer schauen doch so gerne«, sagt sie, »und dann regt sich was bei ihnen, räkelt sich was, räkelt sich was hoch, dreimal hoch. Hoch, Hoch, Hoch!«

      Die Meerhure findet sich schnell ein, ein neuer Beruf, eine neue Berufung. Trotzdem, die rauen Hände der Fischer fehlen ihr und so wird die philosophische Meerhure eine Ehrenamtliche. Eine, die hilft, wenn der Notstand sich ankündigt, prophylaktisch. Notstandshilfe, Notstandshelferin, Strandhelferin, Standhelferin – oben, unten, vorne, hinten – die Notwendigkeit weist den rechten Ort in der Dynamik der Unentschiedenheit. Auch als Ehrenamtliche begleitet sie ihre Berufsausübungsfreude. Ihre Hingabe macht Geschichte. Sie ist stolz, dass alles so gut läuft, stolz, dass sie ihr nicht widerstehen können. Wie viele Schwüre hat sie schon gehört? Sie blickt hinauf in den Himmel – ein Glanzidyll! Sie führt Buch, ein Sternenbuch. Und heute? Jean, Jacques, Jules und Jerome. Drei Sterne für den Ersten, zwei für den Zweiten und Jules? Fünf Sterne für diesen Freudensprung! Den Letzten bedenkt sie mit Trostfantasien. Das wird noch! Das wird noch! In ein paar Wochen wird auch er einen Stern bekommen. Wenn ihr einer besonders zugetan ist, schwingt sie sich auf seine Lenden, schaukelt ihren rundlich gewordenen Leib im Rhythmus der Wellen. Herzchen! Goldjunge! Wenn sie die Nässe in ihrem Schoß aufsteigen spürt, springt sie ab und läuft zum Wasser. Kleine Bäche, Fruchtbarkeitsrinnsale laufen ihre Beine hinab, hinab zu den Wellen und vereinigen sich mit dem Meer. Danach noch ein Südseeschwindler in Seesternchenstellung. Ein Wimpernschlag, und eines muss gesagt sein: Die Improvisation gelingt ihr ohne große Mühe. In den Morgenstunden geht die philosophische Meerhure an den Strand und legt sich in die kommende Wärme. Die Sonnenstrahlen knistern in ihrem ehemals dunklen Busch. Weiße Fäden sind nun eingezogen, reißfest durchweben sie das schwarze Gras, ein melierter Busch, ein zweifarbiger Busch, schwarz-weiß, weiß-schwarz. Wie ein Reptil liegt sie in den Sand gedrückt, spürt die Körnung, atmet das Salz. Ihr Körper nimmt die Wärme auf, wird geschmeidig, immer geschmeidiger, immer schmiegsamer. Sie fühlt die Lust erwachen, mit dem Rauschen des Meeres kommt die Lust. Eines Nachmittags, als die Meerhure gerade ihre ehrenamtlichen Ritte alle vollendet hat und ruht, im Sand ausruht, in der Sonne, an diesem Nachmittag kommt eine besonders hohe und spitze, eine melodiöse, eine scharf singende Welle in die Lagune gerauscht und nimmt sie mit hinaus, die kleine, alte Meerhure, mit hinaus in die Weite, trägt sie kosend und schaukelnd in ihren schaumigen Armen und bettet sie fürsorglich auf den Grund des Meeresbodens. Hier ist sie auf ihrem Platz, in der Welt der vertrauten Dinge. Hier ist sie daheim und hier bleibt sie. Tags darauf fahren die Fischer des Ortes, der kussschöne Stricher, die frischen Huren, die Jungen und die Alten, die Begehrlichen und die Scheuen, sie alle fahren in ihren bunten, in ihren blumengeschmückten Booten hinaus auf das spiegelglatte Wasser und singen ihr ein Lied. Alle, alle, alle, sind sie gekommen, alle, die die kleine Meerhure gehabt hatten, alle, die die kleine Meerhure gehabt hatte – oben, unten, vorne, hinten – wie du es willst.

      Die Nixe Brusatti

      Brusatti ist 16! Ihre Mutter, eine von den frischen Huren der Lagune, betrachtet ihre Jüngste aufmerksam.

      »Prächtig, wie gut sie im Futter steht!«

      Und da sie darauf erpicht ist, ihre Tochter zu einer Ehrenwerten zu erziehen, kommt sie noch in der Nacht zu einem Entschluss. Am nächsten Morgen steht sie mit Brusatti vor der Türe der Dorfschneiderin, der alten Onda.

      »Eine Flosse, eine glänzende Schwanzflosse, grünblau schillernd wie die Wellen des Meeres im Frühling, eine Nixenflosse – widerstandsfähig und gediegen, eine Flosse, die ihre Weiblichkeit bedeckt, braucht sie!«

      Onda nickt bedächtig. In Anbedacht der herrlichen Kurven – sie versteht. Sie befühlt Brusattis fabelhafte Schenkel, ihre spitzen Knie. Brusatti wirbelt um ihre eigene Achse und Onda nimmt Maß, eine Maßnahme für künftiges Maßhalten, ein Maßkostüm für Brusatti!

      »Nächsten Samstag ist die Flosse zugeschnitten. Ich nähe sie dir direkt auf den Leib, auf den Leib geschneidert bekommst du sie, eng anliegend, ohne Spielraum, ohne Raum für Spiele!«

      Brusatti starrt in den Spiegel und nimmt Abschied von ihren langen Beinen. Bis sie 20 ist, muss sie die Nixe geben. Jetzt ist sie die Nixe Brusatti. In der Schule machen alle Augen. Ihr wohlgestalteter Körper kommt in dem hautnahen, schimmernden Nixengewand nachdrücklich zur Geltung – trüglich – als gelte es, die Brusatti jetzt und sofort an den Mann zu bringen. Langsam gewöhnen sich die anderen Mädchen. Furore gibt es erst wieder, als sich die Nixe Brusatti an der Musikhochschule einschreibt. Flötistin möchte sie werden. Die vollen Lippen, die feuchten Lippen, feucht wie die salzige Meeresbrise – und dieser Hintern! Die Professoren geraten in Euphorie.

      »Aus dieser hier wird etwas werden«, sagen sie, und die Brusatti weiß es auch ohne die Professoren. Mit diesem Hintern! Sie promeniert keck am Gang.

      »Seht nur, dieser kissenweiche, wohlgeformte Hintern«, scheint sie mit jedem Schritt zu sagen.

      Und als ob er ihre Worte noch unterstreichen will, arbeitet sich der charmante Hintern mit Geschick aus der im Laufe der Jahre zu klein gewordenen Nixenflosse. Herausgearbeitet steht er da! Er arbeitet für die Brusatti und genießt die stehenden Ovationen. Er erfindet die Geschichten. Natürlich besteht sie alle Prüfungen bravourös, mit diesem Hintern! Die Brusatti zeigt sich gerne. Sie genießt es, sich zur Schau zu stellen.

      »Sehen Sie nur«, zwitschert der Hüftschwung, »sehen Sie mich nur an und etwas in Ihrem Leben wird anders. Sehen Sie nur dieses reizende Po-Dekolleté, diese reizenden Mondhügel, sommerfrisch, delikat, samtweich und nachgiebig.«

      Die Nixe Brusatti ist berechnend. Rechnen kann sie! Das hat sie von ihrer Mutter. Sie berechnet jeden Hüftschwung, jeden Blick auf ihren Nabel – die Güte kommt erst später. Jetzt berechnet sie ihren Notenschnitt in Relation zur Tiefe ihres Ausschnitts. Sie berechnet ihre Wirkung. Und wenn diese Brusatti, diese unergründliche Nixe, dann die Flöte zwischen ihre Lippen nimmt, bringt sie alle um den Verstand. Dieser feuchte, dieser rote, dieser unschuldige Mund! Viel Fantasie braucht sie da nicht, um die Vögelchen der Professoren zu gewinnen. Saftfrühstück! Das stärkt die Muskulatur, die Mundmuskulatur, die Lippenmuskulatur, die Zungenmuskulatur – es geht ihr einzig um die Muskulatur.

      »Gerne, meine Liebe, wenn Ihnen so geholfen ist, wenn es Ihr Flötenspiel weiterbringt. Dieses kleine Opfer für die Kunst, die hohe Kunst«, wispern die Professoren und drücken sich an ihre Lippen, drängen sich an ihre Zunge.

      »Dieses unerhört talentierte Frauenzimmer«, sagen sie, »dieser Zungenschlag, dieses Tremolo, dieser Triller, diese Haltung, diese Konzentration, dieses Geschick!

      Und dieser Ehrgeiz! Üben, üben, üben, jeden Tag üben!«

      An manchen Tagen genießen fünf, sechs, sieben, acht Professoren ihre Künste, ihr Talent. Zweimal die Woche kommt der Direktor persönlich, um sich von ihren Fähigkeiten bezirzen, bezaubern und betören zu lassen.

      »Wie sie sich macht, gnädige Frau? Wunderbar macht sich unsere Brusatti, sie ist von ausgesuchter Machart, unsere Nixe!«, bekräftigt er im Brustton der Überzeugung.

      Dabei möchte die Mutter doch nur wissen, wieso der Lippenstift der Brusatti abends immer verwischt ist – ob das vom Flötenspiel kommt, möchte sie wissen.

      »Natürlich, vom konzentrierten Spiel kommt das, Verehrteste, und Ihre Tochter ist eine Meisterin ihres Faches!«

      An ihrem zwanzigsten Geburtstag geht die Nixe Brusatti zur alten Onda, die jetzt schon uralt ist, um sich zu häuten. Mit vorsichtigen Schnitten befreit sie die Brusatti von der meergrünen Schwanzflosse, die ihr wie eine zweite Haut sitzt. Sie schält sie aus den schillernden Schuppen.

      »Jetzt bist du frei, meine Kleine! Frei zu tun, was immer du willst!«

      »Die Freier warten schon!«, lacht Brusatti und läuft vor die Türe, läuft an den Strand.

      Gedankenverloren betrachtet sie die Spuren, die sie im feuchten Sand hinterlässt. Eine Schaumwelle schwemmt

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