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Biologenleben so ein Vertrauen zwischen einem Gorilla und einem Menschen live miterlebt. Gorillamann Hugo ist der Chef eines Gorillarudels, das aus Frauen und Kindern besteht. John Aspinall kann sich so frei in der Gruppe bewegen, als wäre er einer von ihnen. Wir sind überglücklich über unsere Aufnahmen. Mehr konnte man nicht erwarten.

      Aber was dann geschah, versetzte ein Millionenpublikum in Staunen und Schrecken. John Aspinall bat seinen Sohn, seine Enkelin Sarah zu ihm ins Gorillagehege zu setzen. John nahm die Kleine – ich glaube, sie war zwei Jahre alt – an der Hand und spazierte durch das Gehege. Plötzlich, für uns völlig unerwartet, nahm die Gorilladame Goma Sarah an ihre Hand und entführte sie. Uns und dem Publikum blieb der Atem stehen. John blieb völlig ruhig, für ihn war das Verhalten von Goma Alltag. Er vertraute ihr. Zärtlich spielte Goma mit Sarah, und die beiden wälzten sich genüsslich im Stroh. John hatte keine Sekunde Angst um seine kleine Enkelin, auch dann nicht, als Goma zwei bis drei Meter am Käfiggitter mit Sarah hochkletterte. Er war die Ruhe selbst.

      Sein Verhalten verrät seine Einstellung zu unseren Mitgeschöpfen. Er ist der Meinung, dass Gorillas mehr und tiefere Gefühle besitzen als wir Menschen. Er baute für verwaiste Gorillakinder im Kongo eine Auffangstation, wo verwilderte Kinder versorgt werden. John Aspinall nahm viel Geld in die Hand, fasste allen Mut, alle Zuversicht und alles Wissen, über das er verfügte, zusammen und erfüllte sich seinen Traum. Er wagte den Versuch, fünf Gorillakinder in ihre ursprüngliche Heimat zu bringen. So etwas kann nur gelingen, wenn man über das notwendige Know-how verfügt und engagierte und »gorillaverrückte« Menschen helfen. Collin, einer seiner Tierpfleger, war so ein Verrückter. Er begleitete zwei junge Gorillas mit dem Flugzeug und dort in ihre neue Heimat. Das Unterfangen war alles andere als einfach. Es erforderte eine große Logistik. Die Reise der Tiere auf eine kleine Insel in Gabun war ein großes Abenteuer. So groß, dass sogar der renommierte Sender BBC an Bord war. Wie rührend sich Collin um seine Schützlinge kümmerte, ist wahre Tierfreundschaft. Wann immer die Tiere Angst hatten, beruhigte er sie. Er lehrte sie, aus einem Bach zu trinken oder die richtigen Pflanzen zu fressen. Auf der Insel sind die Gorillas vor Leoparden und anderen gefährlichen Raubtieren geschützt. Auch lebte keine andere Gorillagruppe auf der Insel. Die Einbürgerung gelang bis auf einen Wermutstropfen. Gorilla Acka starb nach einigen Wochen – vielleicht hatte er eine giftige Pflanze gefressen. Collin war über diesen Verlust sehr traurig. Er verlor einen Freund, der besonders an ihm hing, erzählte mir Collin, als ich ihn im Howletts-Zoo besuchte.

      Wiedersehensfreude

      Aber damit ist unsere Reise nach Gabun noch nicht zu Ende. Viele Jahre später, als junge Frau, machte sich Sarah auf den Weg, ihre geliebten Gorillas zu besuchen. Vom Boot aus rief sie ihre Freunde. Was dann geschah, konnte sie sich nicht einmal in ihren Träumen vorstellen. Sie rief den Namen ihres Lieblings. Er kam aus dem Wald – inzwischen hatte sie die Insel betreten –, sah seine Freundin, und sie fielen sich in die Arme. Die Freude und das Glück waren beiden Lebewesen ins Gesicht geschrieben. Sie umarmten sich immer wieder zärtlich, und ich glaube, sie küssten sich sogar. Das war Wiedersehensfreude im wahrsten Sinne des Wortes. Wer dies gesehen hat und behauptet, Tiere haben keine Gefühle, muss sich fragen lassen, ob er selber Gefühle hat.

      Diese Begegnung ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass zwei artfremde Lebewesen (Gorilla–Mensch) eine Bindung eingehen können. Voraussetzung ist, dass jeder der Partner ein Stück weit in die Welt des anderen eintauchen und sie verstehen kann. Das ist eine hohe intellektuelle Leistung. Ich werde später noch genauer darauf eingehen.

      Anderer Ort – andere Teilnehmer

      Hier im Baobab-Hotel in Kenia dürfen Affen noch ungestört durch die Hotelanlage flanieren und Futter suchen. Manchmal klettern Paviane auf die Palmen und holen sich Kokosnüsse. So wie es sich für einen Pavian gehört. Sie verspeisen manchmal auf einem Liegestuhl eine Kokosnuss und betrachten den Strand wie ein Tourist. Die Tiere sind geduldet, aber nicht beliebt bei der Hotelleitung. Der Grund liegt auf der Hand: Einige Touristen beschweren sich.

      Die Affen des Baobab-Hotels

      Einmal erlebte ich eine besonders nette Geschichte. Ein Pavian machte es sich auf einem Liegestuhl bequem und betrachtete versonnen die Welt. Plötzlich tauchte ein Tourist auf. Er ging laut schreiend auf den Pavian zu und brüllte das Tier an. »Verschwinde, das ist meine Liege.« Der Pavian drehte sich gemächlich um, schaute den Tourist an, setzte sich vielleicht in zwei Metern Abstand ins Gras und betrachtete wieder in Ruhe seine schöne Heimat.

      Aber in diesem Resort haben die Affen auch Freunde, nämlich Anna und ihren Mann Jerzy Axer, Professor für Artes Liberales an der Universität Warschau. Ein berühmter Wissenschaftler mit viel Liebe für Tiere. Wann immer es ihm möglich ist, besuchen er und seine Frau die Affen in Kenia. Allein im Hotelbereich leben vier Arten: Colobus, Meerkatzen, Paviane und ihre geliebten Sykes. Zu allen vier Arten haben die beiden eine Beziehung aufgebaut.

      Am Anfang haben sie die Tiere mit Bananen gefüttert. Im Laufe der Zeit war Futter nicht mehr notwendig. Die Affen besuchten die beiden Freunde auch ohne Futter. Sie hatten zu den Menschen Vertrauen gefasst. Frühmorgens, kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, saß schon eine kleine Horde auf ihrem Balkon und schaute, was die menschlichen Freunde taten. Das war für Anna und Jerzy der Startschuss, sich auf den Balkon zu setzen.

      Was ich dann viele Male erlebte, konnte ich kaum glauben. Die Affen spielten bei ihnen auf dem Balkon. Sie hatten jede Scheu verloren, und ihre Neugier war geweckt. Sie untersuchten die Kamera, mit der Jerzy fotogafierte. Und als sie die Gegenstände, die auf dem Balkon waren, untersucht hatten, waren Anna und Jerzy dran. Besonders interessant war Annas Haut. In Affenmanier gingen sie ganz vorsichtig und zart vor. Mit ihren spitzen Fingernägeln drückten sie ihr Pickel aus. Sie untersuchten alle möglichen Körperteile. Auch die Nasenlöcher und Ohreingänge waren interessant für sie. Besonders das Ohrenschmalz – sie hatten es an ihren Fingern und rochen intensiv an ihm. So wie Hunde, wenn sie eine Spur aufgenommen haben. Sie schüttelten den Kopf und rieben sich die Hände. Sie wollten den Duft loswerden. Keine Frage, Ohrenschmalz von Menschen ist nicht ihr Parfüm.

      Die Sykes-Affen waren die Pioniere der Beziehung, gefolgt von Pavianen und Meerkatzen. Es ist mir ein Rätsel, wie so eine innige Beziehung zwischen dem Menschen und drei verschiedenen Affenarten möglich ist. Sie hatten tiefstes Vertrauen zu den beiden. In diesem Hotel sind viele Personen zu Gast, aber ich habe in all den Jahren nie beobachtet, dass die Affen zu anderen Touristen eine Beziehung aufbauten.

      Selbst ein Busch-Baby – eine Halbaffenart – suchte am Abend die beiden Tierfreunde auf und setzte sich auf ihren Schoß.

      Im Laufe der Jahre verbindet meine Frau und mich eine tiefe Freundschaft mit Jerzy und Anna, wir tauschen unsere Erlebnisse mit Tieren gegenseitig aus. Wir diskutieren heftig darüber, was in den Köpfen der Affen vor sich geht. Ein Ergebnis unserer Diskussion ist, dass wir sicher sind, dass manche Wildtiere den Kontakt zum Menschen ganz bewusst suchen. Vorausgesetzt, er ist ihnen freundlich gesinnt. Aber auch andere Wildtiere suchen den Kontakt zum Menschen. Wieder einmal durfte ich Zeuge sein.

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      In der Hotelanlage des Baobab-Hotels treffen Affen und Menschen aufeinander.

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      Olin, die Delfindame, suchte sich den Fischer Abdul als Spielkameraden aus.

      Olin, die Delfindame

      Ort: Nuwaiba, ein verschlafenes Fischerdörfchen in Ägypten am Roten Meer. Freunde sind der Fischer Abdul und die Delfindame Olin. Abdul ist nahezu stumm und kann nur einige Laute von sich geben. Eines Tages passierte es: Die Delfindame Olin sprang aus dem Wasser und umschwamm sein Boot. Abdul wurde wütend, denn sie vertrieb alle Fische. Das hatte dem armen Fischer noch gefehlt. Immer wieder umkreiste sie sein Boot und sprang manchmal in die Höhe. Genug ist genug, dachte Abdul und sprang beherzt ins Wasser, um Olin zu vertreiben. Das war der Beginn einer intensiven und erstaunlichen Beziehung zwischen

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