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Tod in Amsterdam. Ben Kossek
Читать онлайн.Название Tod in Amsterdam
Год выпуска 0
isbn 9783347017122
Автор произведения Ben Kossek
Жанр Триллеры
Серия Amsterdam-Trilogie
Издательство Readbox publishing GmbH
„Herein!“ hörte man eine männliche Stimme von drinnen, und die Beamten betraten ein geräumiges Büro mit raumhohen Fenstern und einem weitläufigen Blick auf das Rheinufer. Hinter dem einzigen Schreibtisch erhob sich bei ihrem Eintreten ein untersetzter Mann, etwa Mitte bis Ende fünfzig, mit lichtem, grauem Haar, das an den Seiten ziemlich kurz geschnitten war. Er trug eine teure Brille und einen noch viel teureren, dunklen Anzug, an dessen Jacke er nun beim Aufstehen einen Knopf schloss. Mit einladender Geste deutete er auf die beiden Sessel vor seinem Schreibtisch.
„Meine Herren, treten sie doch näher und nehmen sie Platz. Was kann ich für Sie tun?“ Brunnhausen setzte sich nun wieder. „Oh, entschuldigen Sie! Darf ich ihnen einen Kaffee oder ein Glas Wasser anbieten?“
„Nein danke, Herr Brunnhausen, wir wollen Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen. Mein Name ist Alexander Berger, Mordkommission Köln. Das ist mein Kollege Jan Scheuer.“ Die Beamten zeigten ihre Ausweise. „Wir ermitteln im Mordfall Ihres Mitarbeiters Robert Kleinschmidt, da ist es doch eigentlich naheliegend, was Sie für uns tun können. Wir erhoffen uns Ihre tatkräftige Unterstützung bei der Aufklärung dieses Mordfalls, indem Sie uns ein paar Fragen beantworten.“
Ludger Brunnhausens Gesicht nahm ernste und betroffene Züge an, als er antwortete. „Ja, meine Herren. Eine wirklich üble und unangenehme Sache, das mit Kleinschmidt …“
„… vor allem eine traurige Sache für die Familie“, schob Jan Scheuer dazwischen.
„Ja, ja, natürlich. Seine Frau hat uns vom Tod ihres Mannes unterrichtet. Er ist …. äh, er war einer unserer besten Fachleute. Ein äußerst herber Verlust für uns alle, das können Sie mir getrost glauben.“ Ludger Brunnhausen wirkte auf eine recht überzeugende Weise niedergeschlagen. Jedoch bezog sich seine Niedergeschlagenheit wohl mehr auf den Verlust für die Firma als auf das Mitgefühl für die Familie, die Mann und Vater verloren hat. „Doch weiß ich jetzt nicht, wie ich Ihnen in dieser Angelegenheit weiterhelfen könnte.“
„Indem Sie uns wie gesagt ein paar Antworten auf unsere Fragen geben können. Worin bestand denn in der Hauptsache Kleinschmidts Aufgabe hier im Unternehmen?“ fragte Scheuer.
„Nun, Sie wissen ja wohl bereits, dass wir im Auftrag der Bundesregierung wie auch unserer privaten Kunden Handel mit Waffen und Kriegsmaterial fast jeder Art betreiben. Unsere Aufgabe ist es, Bestellungen unserer Kunden entgegenzunehmen, sie auf ihre Machbarkeit zu prüfen und für einen reibungslosen und ordnungsgemäßen Ablauf dieser Geschäfte im Rahmen der geltenden Gesetze und Vorschriften zu sorgen. Robert war für uns im Bereich Logistik tätig. Er organisierte Transporte, kümmerte sich um Frachtpapiere und erledigte die Zollformalitäten. Robert war in allen geschäftlichen Belangen sehr zuverlässig und äußerst vertrauenswürdig. In unserer Branche sind dies wesentliche Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Arbeit.“
„Nur in allen geschäftlichen Belangen …?“ fragte Berger sofort nach.
„Nun, das wird Sie jetzt etwas verwundern. Aber – er hatte ein Alkoholproblem, das sich jedoch in keiner Weise auf seine Arbeit in unserem Hause ausgewirkt hat. Kleinschmidt war ein langjähriger Mitarbeiter, der sich trotz allem nie etwas zu Schulden kommen ließ. Er hatte unser vollstes Vertrauen.“
„Das ist sehr wohl etwas verwunderlich. Eine derart verantwortungsvolle Aufgabe, verbunden mit einem Mitarbeiter, der ein Alkoholproblem hat – das verträgt sich in der Regel nicht so besonders gut, Herr Brunnhausen. Wie dem auch sei. Wir benötigen eine Liste aller Mitarbeiter der Firma mit Adressen und Telefonnummern. Es ist sehr gut möglich, dass einer seiner Kollegen etwas mitbekommen hat, und dem müssen wir nachgehen und notfalls alle Mitarbeiter, die mit ihm zu tun hatten, befragen. Könnten Sie mir die Liste zeitnah zukommen lassen?“ Berger reichte Brunnhausen seine Visitenkarte über den Schreibtisch.
„Selbstverständlich“, sagte Brunnhausen mit leichtem Räuspern, wobei er nicht gerade sehr glücklich über diesen Wunsch der beiden Kommissare schien. Allerdings sah er keine Möglichkeit, deren Ansinnen grundlos abzulehnen. Damit hätte er sich nur unnötig in Bedrängnis gebracht, und das konnte er heute gar nicht gebrauchen.
„Um gleich bei der Sache zu bleiben: Könnte es sein, dass er trotz seiner Vertrauenswürdigkeit von Ihnen unbemerkt auf eigene Rechnung gearbeitet hat, also vielleicht doch in irgendwelche illegale …“
„Ausgeschlossen, meine Herren.“ Der Protest Brunnhausens kam so spontan wie überzeugend. „Wir sprechen hier von Robert Kleinschmidt. Wenn in diesem Unternehmen jemand die personifizierte Korrektheit war, dann er. Ich habe keinerlei Grund, an seiner Loyalität auch nur im Geringsten zu zweifeln – auch nicht im Hinblick auf sein Alkoholproblem. Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnen“, antwortete Brunnhausen mit Nachdruck.
„Dann vielleicht umgekehrt? Kam er einer solchen Sache vielleicht auf die Schliche? Möglicherweise hat er ja herausgefunden, dass hier einiges nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen ist und musste deshalb verschwinden“, hakte Scheuer auf sehr direkte Weise nach. Brunnhausens Blick verdüsterte sich für einen Augenblick und man sah ihm deutlich an, dass er Jan Scheuers Verdacht für äußerst unverschämt erachtete, aber er antwortete angemessen höflich:
„Darf ich Sie daran erinnern, meine Herren, dass unser Unternehmen das uneingeschränkte Vertrauen der Regierung genießt, was unser Geschäftsgebaren angeht? Weshalb gehen Sie davon aus, dass Kleinschmidts Tod überhaupt etwas mit unserem Unternehmen oder seiner Arbeit bei uns zu tun hat? Das, was Sie hier vorbringen, sind doch alles nur reine Vermutungen.“
„Stimmt, deshalb stellen wir ja unangenehme Fragen. Aber mein siebter Sinn sagt mir das, Herr Brunnhausen“, bemerkte Scheuer mit einem süffisanten Unterton. „Ich habe nämlich ein besonderes Näschen für etwas, das zum Himmel stinkt.“ Beim letzten Satz tippte er sich mit dem Zeigefinger auf seine durchaus ansehnliche Nase, als wolle er durch ihre Größe belegen, wie ernst es ihm war.
„Haben Sie handfeste Beweise für diese haltlosen Behauptungen?“ Ludger Brunnhausen schien jetzt wirklich erbost über Scheuers letzte Bemerkung zu sein, stand auf und blickte mit beiden Händen in den Hosentaschen und mit verärgerter Miene zum Fenster hinaus. „Glauben Sie etwa, wir hätten ein Interesse daran, durch unsaubere oder gar illegale Arbeit ins Gerede zu kommen?
Es erforderte viele Jahre harter Arbeit, den guten Ruf dieses Unternehmens aufzubauen, davon dürfen Sie ausgehen. Das wirft man nicht so einfach weg.“
„Was aber nicht ausschließt, dass trotzdem etwas gelaufen ist. Wir müssen nun mal in alle Richtungen ermitteln. Wir werden uns die Dateien auf Kleinschmidts Rechner mal näher ansehen müssen, und ich könnte mir gut vorstellen, dass wir dort fündig werden.“
„Meine Herren“, Brunnhausen drehte sich zu den Beamten um. „Wir sind ein Unternehmen mit einer, drücken wir es mal vorsichtig aus, nicht ganz unkritischen Geschäftstätigkeit. Sie werden sicher verstehen, dass es meine Aufgabe ist …“
„Und Sie werden verstehen, dass wir Sie nicht verstehen“, unterbrach ihn Berger etwas schroff. „Sie vergessen, dass es unsere Aufgabe ist, in einem Mordfall zu ermitteln, in dem das Opfer einer Ihrer Mitarbeiter war! Hier hat kein ungezogener Bengel einen Kaugummiautomaten geknackt, Herr Brunnhausen, hier wurde ein Mann ermordet, um nicht zu sagen: hingerichtet! Und die Hintergründe zu diesem Mord interessieren uns nun einmal, denn das ist unser Job.“ Bergers Tonfall wurde gerade vernehmbar lauter und deutlicher. „Also?“
Man konnte es Brunnhausen ansehen, dass er sich in hohem Maße unwohl fühlte. „Es tut mir außerordentlich leid, meine Herren, aber so gerne ich Sie in Ihren Bemühungen, was die Aufklärung des Falles betrifft, unterstützen möchte, sollten Sie sich besser einen Durchsuchungsbeschluss besorgen …“
„Nun, Herr Brunnhausen, ich denke, genau das werden wir tun.“ Bergers Stimme klang gerade nicht sehr freundlich, als er sich erhob und mit Jan Scheuer zur Tür