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ihm die schönsten Briefe gefallener Studenten zwecks Abdrucks zukommen zu lassen. Aus mehr als zwanzigtausend Zuschriften hatte er dann eine kleine Auswahl von 121 Studenten getroffen, deren Briefe er veröffentlichte. Darunter finden sich auch fünf Briefe Zschuppes aus dem Zeitraum Oktober 1916 bis September 1917. Dessen Schilderungen („Und nach einem Angriff in einem Laufgraben mit Handgranaten und Flammenwerfern ist man gebrandmarkt in der Seele.“) werden bis heute zumindest im angloamerikanischen Raum zitiert (Mark Hewitson, A war of words: the cultural meaning oft he First World War in Britain and Germany, in: European Review of History, 2018, S. 746-777). Unklar bleibt aber, welchen Bezug Zschuppe zu Hoya hatte, ob er, der gebürtige Wiener, dessen Familie offenbar aus Sachsen stammte, vor dem Krieg in Hoya lebte und warum sich sein Name im Eisernen Buch (aber nicht auf dem Denkmal im Bürgerpark) findet. Der einzige sichtbare Berührungspunkt liegt darin, dass der gleichaltrige, in Hoya 1898 geborene Emil Maas im selben sächsischen Leib-Grenadier-Regiment 100 wie Zschuppe diente. Der Dienst im selben Regiment mag Zufall gewesen sein, ist aber dennoch ungewöhnlich, da die Kreis-Hoyaer Wehrpflichtigen grundsätzlich zu regionalen Regimentern der preußischen und nicht der sächsischen Armee eingezogen wurden. Emil Maas wurde 1917 schwer verwundet, kam 1918 zur Truppe zurück und geriet Ende September 1918 in Gefangenschaft.

      Das Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 hat, wie viele andere der bei Kriegsausbruch knapp vierhundert Infanterie-Regimenter, nach dem Krieg als Bücher veröffentlichte Regimentsgeschichten verfasst, von denen – trotz der in der Regel geringen Auflage - heute noch das ein oder andere Exemplar in Bibliotheken vorhanden ist. Anhand dieser zumeist chronologisch aufgebauten Kriegshistorien lässt sich in einigen Fällen ebenfalls nachvollziehen, wie sich die Geschehnisse aus Sicht der Hoyaer Soldaten darstellten.

      Endlich sind auch die Tageszeitungen als Quelle dieser Geschichtsforschung nützlich. Es finden sich dort neben den regelmäßigen Todesanzeigen zwar nur spärliche Einsatzberichte, dafür wurde aber vielfach über Ordensverleihungen berichtet, wodurch neben den namentlich weitgehend bekannten Gefallenen zumindest auch einige der überlebenden Kriegsteilnehmer identifiziert werden können. Nicht zu fassen sind dagegen diejenigen Kriegsteilnehmer, die niemals verwundet waren (bzw. in Gefangenschaft gerieten oder fielen) oder ansonsten (etwa über Ordensverleihungen) gemeldet worden sind. Insoweit bleibt auch diese Darstellung selbstverständlich nur ein unvollständiges Stückwerk der regionalen Geschichtsaufarbeitung.

      Der Kreis Hoya, für dessen Gefallene das „Eiserne Buch“ (im Folgenden kurz: EB) gefertigt worden ist, bestand von 1885 bis 1932 und setzte sich zusammen aus den zuvor bestehenden Ämtern Hoya und Bruchhausen. Er umfasste die vier Flecken:

      - Bruchhausen

      - Bücken

      - Hoya und

      - Vilsen

      Daneben bestanden 56 selbständige Gemeinden:

      - Altenbücken, Anderten, Asendorf

      - Berxen, Brebber

      - Calle

      - Dedendorf, Doenhausen, Duddenhausen

      - Eitzendorf, Engeln, Essen, Eystrup

      - Gandesbergen, Graue

      - Hämelhausen, Haendorf, Haßbergen, Hassel, Heesen, Heiligenberg, Helzendorf, Hilgermissen, Hohenholz, Hohenmoor, Holtrup, Homfeld, Hoyerhagen, Hustedt

      - Kampsheide, Klein-Borstel, Kuhlenkamp

      - Loge

      - Magelsen, Mahlen, Martfeld, Mehringen

      - Nordholz

      - Ochtmannien, Oerdinghausen, Oiste

      - Scholen, Schwarme, Schweringen, Stendern, Süstedt

      - Tuschendorf

      - Ubbendorf, Uenzen, Uepsen

      - Warpe, Wechold, Weseloh, Wienbergen, Windhorst und Wöpse.

      Kreissitz war Hoya. Das Kreishaus wurde 1914 an der Stelle, wo zuvor das durch einen Brand vernichtete Rathaus des Fleckens Hoya stand, neu erbaut. Dort fungiert es heute als Verwaltungssitz der Samtgemeinde Grafschaft Hoya sowie wiederum als Rathaus der Stadt Hoya. Die Einwohnerzahl des Kreises Hoya belief sich 1910 auf 27.360 Menschen. 1932 wurde der Kreis Hoya mit dem Kreis Syke zum neuen Landkreis Grafschaft Hoya zusammengelegt. Der Sitz des Kreises wechselte nach Syke.

      Insgesamt weist das Eiserne Buch für den Ersten Weltkrieg die Namen von 1177 Gefallenen auf. Das entspricht 4,3 % der Gesamtbevölkerung oder 8,6 % aller männlichen Einwohner von 1910. Bereits im Jahre 1914 sind nach den Einträgen im Eisernen Buch 119 Soldaten aus dem Kreis Hoya gefallen (nach Abzug der vier doppelt eingetragenen Namen). Diese 119 Männer lassen sich den Einheiten in denen sie dienten - und den jeweiligen Gefechtshandlungen an denen sie beteiligt waren - relativ gut zuordnen, so dass deren Geschichte den Schwerpunkt der Darstellung ausmacht. Für die Folgejahre wird die Zuordnung schwieriger, so dass v.a der weitere Werdegang derjenigen Einheiten näher beleuchtet werden soll, in denen die relativ meisten Soldaten des Kreises dienten. So starben knapp ein Viertel aller gefallenen kreisangehörigen Soldaten bei nur vier (von insgesamt über 500 aufgestellten) Regimentern.

      Die Eintragungen des Eisernen Buches sind im Anhang komplett abgedruckt. Dabei wurden sämtliche Eintragungen „unbereinigt“ (also auch bezüglich der eindeutig fehlerhaften Daten) übernommen und lediglich einige erkennbare Fehler über Anmerkungen kenntlich gemacht.

       II. Die deutschen Streitkräfte

       1. Armeegliederung

      Während die Marine einen einheitlichen Truppenkörper des gesamten Kaiserreichs darstellte, existierten bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch vier verschiedene deutsche Landheere, gestellt von den Königreichen Preußen, Sachen, Württemberg und Bayern, die unter einheitlichem Oberkommando in acht Armeen gegliedert waren. Die Armeen Nr. 1 bis 7 wurden bei Kriegsbeginn im August 1914 an der Westfront und lediglich die 8. Armee an der Ostfront versammelt. Die „Oberprovinz“ Hannover war Teil des Königreichs Preußen. Die bis 1866 zur Armee des Königreichs Hannover gehörenden niedersächsischen Regimenter, zu denen der Großteil der Wehrpflichtigen aus den Hoyaer Landen eingezogen war, waren von Preußen übernommen worden und bildeten überwiegend einen Teil der 2. (preußischen) Armee. Diese 2. Armee verfügte bei Mobilmachung 1914 über sechs Armeekorps und insgesamt etwa 250.000 Soldaten.

      Die Wehrpflichtdauer betrug bei Kriegsausbruch zwei Jahre. Allerdings gab es in den Jahren vor Kriegsbeginn pro Jahrgang regelmäßig mehr wehrpflichtige Männer, als überhaupt zu den Regimentern eingezogen und ausgebildet werden konnten. Dementsprechend wurde das Heer unmittelbar nach Kriegsausbruch um eine Vielzahl neuer Regimenter, die aus dem Potential der bislang ungedienten Männer aufgestellt werden konnten, vermehrt.

      Die Gebiete der heutigen Landkreise Nienburg und Diepholz gehörten in der Friedensgliederung zum in Hannover stehenden X. Armeekorps (AK), welches aus zwei Infanteriedivisionen (19. und 20. ID) mit zusammen acht Infanterie-Regimentern (IR) bestand. Jedes Regiment (geführt von einem Oberst) verfügte in Friedenszeiten über etwa eintausend, im Krieg aber über dreitausend Soldaten, gegliedert in drei Bataillone zu je vier etwa 250 Mann starken (von einem Hauptmann geführten) Kompanien. Die zu dieser Zeit dienstpflichtigen Männer des Kreises Hoya waren ganz überwiegend zu diesem hannoverschen X. Armeekorps eingezogen worden. Dessen Gliederung war folgende (Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 bis 1918, 1. Band, Berlin 1925, Anlage 1):

      19. Infanteriedivision mit

      - dem 1. Hannoverschen Füsilier-Regiment (FR) Nr. 73 Prinz Albert von Preußen, Standort Hannover

      - dem 1. Hannoverschen Infanterieregiment (IR) 74, Hannover,

      - dem IR 78 Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, Osnabrück und

      - dem Braunschweigischen IR 92 in Braunschweig

      20. Infanteriedivision mit

      - dem 2. Hannoverschen IR 77 in Celle,

      - dem 3. Hannoverschen IR 79 Voigt-Rhetz in Hildesheim

      - dem Oldenburgischen IR 91 in Oldenburg

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