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Ich glaub, ich krieg nen Vogel. Kai Fischer
Читать онлайн.Название Ich glaub, ich krieg nen Vogel
Год выпуска 0
isbn 9783347020474
Автор произведения Kai Fischer
Жанр Биографии и Мемуары
Издательство Readbox publishing GmbH
Ob ich durch ihn letztendlich zum Raucher geworden bin, kann ich gar nicht sagen.
Das andalusische Wunder
Es waren drei exakt nebeneinanderliegende Ferienhäuser - sie gehörten Sebastian, dem Schreiner aus Conil, den alle nur Chano nannten. Er war klein und dick und erinnerte mich immer an Danny DeVito, dem amerikanischen Komödiant und Filmschauspieler mit italienischen Wurzeln. Seine Stimme war allerdings wie die von Gargamel, der bekannte Feind der Schlümpfe.
Über unsere Agentur sollten wir seine Bungalows an unsere Feriengäste vermieten, sie waren gerade eine Woche vor der ersten Buchung fertiggestellt worden. Am Tag der Anreise der Urlauber wollten wir nochmals einen kleinen Check durchführen und machten uns auf den Weg dorthin. Zusätzlich hatte uns der Gärtner Probleme mit den Pools gemeldet.
Mit „wir" meine ich unseren Geschäftsführer und meine Person. Wir hatten uns im gemeinsamen Kampf gegen die Taxifahrer kennengelernt (Sie erinnern sich an den Anfang meiner Geschichte).
Er war damals Ende vierzig und eigentlich Sozialpädagoge - ein Mann mit unzähligen Ideen und Projekten. Mein nun jetziger Chef war die zweite Person, von der ich bei den Ausschreitungen am Flughafen von Jerez de la Frontera sprach. Und er hatte ebenfalls an diesem Tag die Absicht, seine Kunden vom Flieger abzuholen.
Rücken an Rücken standen wir damals in der Ankunftshalle des Airports, umzingelt von diesen fünfzig „Taxistas", welche unsere Kleinbusse in Flammen aufgehen lassen wollten. Nur mit der Hilfe und durch den Einsatz der Guardia Civil wurde dies (und sicherlich noch Schlimmeres) verhindert.
Dazu ist zu erklären, dass jedes Unternehmen der Welt seine Kunden eigenständig befördern darf, wenn dieses unentgeltlich geschieht. Aber versuchen Sie das einmal, einem spanischen Taxifahrer verständlich zu machen. Ich hatte mir derzeit zu diesem Thema (selbst mit dem Bürgermeister der Gemeinde) den Mund fusselig geredet und das Resultat daraus, ist sogar jetzt auch Ihnen bekannt.
Ich fühlte mich wie Don Quijote in seinem unerbittlichen Kampf gegen das Unmögliche! Bei ihm waren es die Windmühlen. Bei mir mein Vogel „PapaKai“, der ständig aus dem Nichts heraus, völlig unerwartet, immer wieder auftaucht.
Schwierige Situationen im Leben, die man gemeinsam erlebt und meistert, schweißen einen zusammen.
Wir (ich meine meinen Chef und nicht etwa Don Quijote, obwohl ich auch zu ihm eine gewisse Verbundenheit verspüre) kamen uns näher und er bot mir direkt nach diesem Vorfall, eine Stelle in seiner Reiseagentur an. Es war seinerzeit mein allererster Arbeitstag in seinem Unternehmen.
Doch nun wieder zurück zu unseren Ferienhäusern.
Uns bot eine einzige Katastrophe! Als wir das Anwesen mit den drei Bungalows (das nur fünfhundert Meter vom Strand entfernt lag) erreichten, stellten sich unsere Haare zu Berge. In dieser Zeit hatte ich auch noch mehr davon …
Je öfter, sich diese mir in meinem Leben aufstellten, desto weniger und grauer wurden sie komischerweise im Laufe der Jahre. Woran das nur lag?
Die Häuser waren nicht möbliert, der Pool ohne Wasser und schmutzig obendrein. Unser Geschäftsführer, ein Allrounder, ein Mann der Taten, immer bereit für den Einsatz zur Zufriedenheit der Kunden, zog sich kurzerhand sofort die Hosen aus, um - lediglich in Unterwäsche bekleidet - die Pools zu reinigen.
Diese leichtsinnige Entschlossenheit führte allerdings dazu, dass er nach nur drei Schritten im Pool auf dem nassen, glitschigen Untergrund ausrutschte und sich erst einmal auf seinen „Unterhosenboden” setzte. Mit solch einer Einlage konnte keiner rechnen! Schnell griff ich nach der langen Stange des Keschers am Beckenrand und reichte ihm das eine Ende hin, damit er sich an ihm hochziehen konnte.
Ich denke, jeder hat einmal versucht, auf Eis beim Schlittschuhlaufen nach einem Sturz wieder aufzustehen. Auf einem nassen PVC-Poolboden ist das alleine, eigentlich fast unmöglich.
Danach rief ich Chano, den Hauseigentümer, an:
»Wo bleiben denn die Möbel?«,
fragte ich ihn ziemlich energisch und aufgeregt. Er entgegnete, dass sich diese bereits auf dem Weg befänden. Die Lastwagen hätten das Lager soeben verlassen.
»Mann, die Kunden kommen gleich und die Häuser sind nicht vorbereitet!«
»Tranquilo, hombre!«,
»Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden«,
entgegnete er mir mit all seiner störrischen andalusischen Gelassenheit. Damit hatte er zwar recht (und die Windmühlen Don Quijotes sicherlich auch nicht), aber die Erkenntnis über beide Ereignisse brachten mich in diesem Moment nicht ansatzweise weiter.
Während ich das Telefonat mit einer gewiss verständlichen Unzufriedenheit beendete, sah ich die Wagen der Gäste bereits die Hofeinfahrt hereinrollen. Jetzt musste mir etwas (zumindest Plausibles) einfallen. Es waren zwei befreundete Familien aus Köln und eine Familie aus Hannover.
Vater, Mutter, Tochter - Vater, Mutter mit zwei Söhnen aus dem Rheinland und Vater, Mutter mit zwei Töchtern aus Niedersachsen.
Sie stiegen aus ihren Fahrzeugen und wir begrüßten uns zunächst einmal alle herzlich. In der Zwischenzeit schrubbte unser Geschäftsführer hinter den Bungalows fröhlich die Pools weiter, übrigens jetzt nicht mehr in Unterhose. Er hatte sich (Gott sei Dank) wieder angezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt.
»Heute werden Sie Zeuge des andalusischen Wunders«,
fuhr ich meine Begrüßung dann fort.
Ich hatte gerade eine zündende Idee, um diesen Augenblick so angenehm wie möglich, für alle Beteiligten zu gestalten.
»Die Häuser sind noch nicht ganz vorbereitet, es fehlen nur einige Kleinigkeiten, aber in einer Stunde wird alles an seinem Platz sein.«
»Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten.«
»Sie gehen einen Kaffee am Strand auf Kosten des Hauses trinken oder Sie bleiben hier und wohnen diesem Spektakel bei.«
Sehen Sie, ich meine gerade Sie als Leser. Man muss nur immer das Beste aus einer Situation machen. Das gelingt einem eben als Lebenskünstler aus dem Handgelenk, mit sehr großer Leichtigkeit…
Die Gäste waren ganz verdutzt und betraten die Häuser, um das „Nichts" zu bestaunen.
Die zwei Familien aus Köln wirkten relativ gelassen, nur die Mutter der Familie aus Hannover, mit großer Wahrscheinlichkeit Lehrerin (denn sie wusste von Anfang an gleich immer alles besser), stachelte völlig entrüstet ihren Mann gegen mich auf.
»Das ist ja ungeheuerlich, das ist Betrug.«
»Herbert, Du musst die Polizei rufen«, schrie sie, sich ihrem Ehemann zuwendend.
Im selben Atemzug kamen drei riesengroße Möbelwagen um die Ecke gerollt. Jeweils zehn kleinwüchsige andalusische Möbelpacker (sie wirkten alle wie Chanos Familienmitglieder) stiegen aus jedem der Lastwagen und fingen an, den gesamten Hausstand gleichzeitig zu entladen und in die Häuser zu verteilen.
Die Show hatte begonnen und die Männer arbeiteten wie die Ameisen. Innerhalb von nur sage und schreibe siebzig Minuten waren alle drei Bungalows vollständig möbliert, inklusive Bilder an den Wänden und die Küchen mit Geschirr ausgestattet. Die beiden Familien aus Köln waren begeistert und klatschten Beifall. Am Schluss verneigten sich alle Arbeiter - es war wie bei einer Theateraufführung. Auch die Pools füllten sich bereits mit Wasser. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Das war Weltklasse!
Nur die Dame aus Hannover war immer noch unzufrieden und sehr bissig. Sie reichte mir eine Liste mit fehlenden Gegenständen. Ich lief schnell rüber zu den anderen Bungalows und holte ihr, was sie verlangte. Das Ganze dauerte keine drei Minuten.
Anstatt