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Was ich damals nicht wissen konnte, war, dass ich irrtümlich in der Parallelklasse gelandet war. Eine der Schülerinnen führte mich dann in die richtige Klasse, da sie meine Schwester kannte. Aber auch da nur schallendes Gelächter, was ich wieder nicht verstand, hatte ich doch freundlich mein Anliegen vorgetragen, denn mir war meine Absicht bitterernst.

       Dann sagte die Lehrerin zu meiner Schwester, sie solle mich bitte sofort nach Hause bringen und auch gleich die Schultasche mitnehmen. Als wir aus dem Gebäude waren, protestierte ich heftig, denn ich wollte zum Angeln. Es half alles nichts, kein Bitten und kein Betteln, es kam keine Reaktion. Sie ging mit mir nach Hause. Ich war tief enttäuscht. So hatte ich mir ein Ende der Angeltour nicht vorgestellt.

       Zu Hause angekommen fiel Oma aus allen Wolken, als sie erfuhr, wo ich gewesen war, und Mutter, die mittlerweile vom Einkaufen zurück war, machte mir eine kurze Ansage, nahm mich aber dann liebevoll in den Arm und sagte:

       „Jungchen, Gott sei Dank ist dir nichts passiert.“

       Meine Schwester brauchte nicht mehr zur Schule zurückzugehen, denn die wäre geschlossen gewesen und der Unterricht lange vorbei, wenn sie angekommen wäre.

      7 - Silberhochzeit bei Familie Woll

       Das Ehepaar Rüdiger Woll und Wilhelmina Woll–Knäuel feiert in diesem Jahr ihre Silberhochzeit. Sie sind im gesetzten Alter, so um die 50 herum, und es geht ihnen sehr gut, haben sie doch auch zwei erwachsene Kinder, nämlich Friedrich, der dreiundzwanzig ist, und seine Schwester Christa, einundzwanzig Jahre alt. Beide leben nicht mehr im Haushalt ihrer Eltern. Friedrich hat eine gut dotierte Stelle in München. Sein derzeitiger Einsatzort ist Peking, wo er die nächsten sieben Monate sein wird, und Christa, seine Schwester, hatte sich bisher noch nicht entscheiden können, was sie studieren wollte, und ist daher vor drei Wochen für zwei Jahre als Au-Pair-Mädchen nach Christchurch, Neuseeland, gegangen. Und dann ist da noch ein ganz besonderer Hausbewohner in der Familie: Erich, der Dackelrüde. Über diese Rasse braucht man nicht sehr viel sagen. Er passt genau zu seinem Herrchen. Beide sind in Sachen Starrsinnigkeit und Sturheit kaum zu übertreffen.

       Das künftige Silberpaar beschloss - da ihre Kinder nicht zum Fest kommen konnten, Verwandte und Freunde auch weit weg wohnten oder verhindert waren - alleine zu feiern. Rüdiger und seine Wilhelmina fanden ein passendes Hotel, das direkt an einem See lag und ihre Feier in einem entsprechenden Rahmen ausrichten würde. Sie buchten die Hochzeitssuite, die das beste Zimmer des Hauses sein sollte. Nachdem alles Notwendige mit der Hotelleitung besprochen war, ist die Vorfreude der beiden sehr groß, da sie hoffen, die Zweisamkeit an den Tagen dort unbeschwert genießen zu können.

      Der Hochzeitstag rückte näher und näher und die Freude darauf stieg. Dann, endlich waren die Koffer gepackt und alles im Auto verstaut. Erich lag langgestreckt auf dem Rücksitz. Somit konnte die Hochzeitsreise beginnen. Nach einigen Stunden erreichten sie ihr Hotel „Schwanenhof“. Auch Erich fand die lange Autofahrt toll und wollte erst gar nicht das Auto verlassen. Es dauerte einige Zeit, bis sich der „Herr“ bequemte, auszusteigen. Dann aber nichts wie in die Büsche, um sein Geschäft zu verrichten! Danach spazierten die drei zum See und gingen die wunderschöne Promenade entlang.

       Am Tag der Silberhochzeit schenkte Rüdiger seiner Liebsten eine goldene Kette mit einem Opalanhänger und seine Frau schenkte ihm ein Wochenende mit seinen Kegelbrüdern in einem Sporthotel. Beide meinten zu ihren Geschenken, dass sie doch nicht nötig gewesen seien, wäre doch ihr jahrelanges Zusammensein Glück genug. Nur Erich war überhaupt nicht zu genießen. Den ganzen Tag über knurrte und bellte er, es war einfach scheußlich.

       Ab neunzehn Uhr gab es, nicht nur für das Silberpaar, ein Buffet mit vielen Köstlichkeiten, so dass kein Wunsch offen blieb. Überaus reichhaltig und ausgefallen waren die Speisen. Leider mussten sie Erich mitnehmen, da er ausgerechnet heute nicht alleine gelassen werden konnte, sonst hätte er die ganze Etage zusammengebellt.

       Beide holten sich einen Teller von den angebotenen Speisen und setzten sich an den für sie reservierten Tisch. Erich wurde ganz unruhig und begann wieder zu knurren. Das Paar stand noch einmal auf, um sich einen kleinen Teller mit Salat zu holen, den sie vergessen hatten. Als sie wieder zurück waren, trauten sie ihren Augen nicht. Der Kerzenständer mit den brennenden Kerzen war umgefallen, die Tischdecke völlig verrutscht, das große Steak von Rüdiger weg, Beilagen und Wein lagen auf der Tischdecke, ein Stuhl umgekippt und … Erich war weg.

       Den beiden war die Situation total peinlich, hatten sie sich doch auf einen schönen Abend, wie sie ihn schon lange nicht mehr erlebt hatten, gefreut. Und jetzt dieses Desaster. Aber wo war Erich? Das Bedienungspersonal versuchte die beiden erst einmal zu beruhigen, so etwas könne schließlich mal passieren, es sei überhaupt nicht schlimm, und deckte den Tisch neu ein, während das Ehepaar seinen Hund suchte. Es war zum Heulen, denn Erich blieb verschwunden.

      Zum Schluss gingen sie zur Rezeption und erkundigten sich, ob man dort etwas gesehen oder gehört habe, ihr Hund sei nicht mehr auffindbar, als sie im Hintergrund ein leises Wimmern hörten. Dieses kam hinter einem Vorhang vor. Die Dame zog ihn ganz vorsichtig auf, da er das Innenleben eines Regals verdeckte, und alle sahen einen völlig verstörten Hund. Es war tatsächlich Erich, der Frauchen und Herrchen ganz schuldbewusst mit seinem Dackelblick anschaute. Ein kleines Stück von Rüdigers T-Bone Steak lag auch noch da. Erich gab keinen Ton von sich, denn er befürchtete Schlimmeres, wenn er jetzt auch nur noch einen Laut von sich gibt. Die beiden brachten ihn aufs Zimmer und machten ihm eine Ansage, die sich gewaschen hatte. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, gingen sie wieder in das Restaurant zu ihrem Candle-Light-Dinner.

       Sie genossen die Zweisamkeit bei Kerzenschein, herrlichem Essen und Wein. Beide stellten sich die Frage, wann sie das letzte Mal so etwas Schönes gehabt hatten, und stellten fest, dass es mindestens sechs bis acht Jahre her sein musste. Sie versprachen sich, dass der Zeitraum für solch schöne Zweisamkeiten unbedingt kürzer sein müsste. Zum krönenden Abschluss gab es für jeden ein Tiramisu.

       Als sie nach fast drei Stunden wieder in ihre Suite kamen, schlief Erich lang ausgestreckt auf ihrem Bett. Für beide galt immer: Tiere im Bett gehen überhaupt nicht. Rüdiger hob ihn vorsichtig auf und legte ihn auf die mitgebrachte Hundedecke. Sonst drückte Erich sein Missfallen über einen „Ortswechsel“ mitten in der Tiefschlafphase mit Knurren aus, aber heute blieb er still, denn er wusste auch genau, warum.

       Jetzt konnte die Hochzeitsnacht, die mit einem Glas Champagner eingeläutet wurde, beginnen.

      8 -Kater Schurr

       Die Eheleute Gertrude und Klaus-Dieter Wilke haben einen kleinen Hof, den sie allein bewirtschaften. Er arbeitet noch für fünf Stunden in einer Landmaschinenreparaturwerkstatt als Schlosser und seine Frau in einer Apotheke, die sich in ihrem Wohnort befindet. Sie kommen finanziell so einigermaßen über die Runden und sind beide mit ihrem Leben sehr zufrieden. Die Nachmittage verbringen sie auf ihrem Hof mit den notwendigen Arbeiten. Sie haben zwei Kühe, zwei Schweine, zwei Ziegen und ein paar Hühner und Gänse. Diese müssen alle versorgt werden, denn Gertrude stellt aus einem Teil der Kuh- und Ziegenmilch Käse her. Dieser ist meist schon ausverkauft, dank genügender Vorbestellungen. Ein Hofbewohner wurde bisher noch nicht erwähnt. Es ist ihr bildschöne Kater mit Namen Schnurr. Er hat ein schwarzes, seidenglänzendes Fell, seine Pfötchen sind jedoch ganz weiß. Es sieht aus, als hätte er in Mehl gestanden.

       Die Eheleute hatten schon mehrere Katzen gehabt, aber Schnurr übertrifft sie alle an Schönheit und Anschmiegsamkeit. Wenn es irgendwie möglich ist, möchte er mit seinen Menschen unentwegt schmusen. Es dauert dabei nicht lange, dann schnurrt er vor Glückseligkeit und schmiegt sich an seinen Beschmuser. Aber wehe, das Kraulen hört auf. Dann ist er schwer beleidigt und macht sich mit erhobenem Schwanz davon.

       Um den Hof der Wilkens herum gibt es ein paar Nachbarn, die auch Katzen haben. Wenn Schnurr merkt, dass die Katzendamen Ausgang haben, wandert er in der Wohnung ganz unruhig hin und her, bis ihm die Türe geöffnet wird und er zu den Damen kann. Aber wie - das muss man gesehen haben! Er

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