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Glück macht glücklich. Michael Herz
Читать онлайн.Название Glück macht glücklich
Год выпуска 0
isbn 9783347060036
Автор произведения Michael Herz
Жанр Религия: прочее
Издательство Readbox publishing GmbH
Diese Strategie des Entsorgens habe ich bis heute aufrechterhalten und bekomme, wenn auch nicht mehr so intensiv, immer noch das mulmige Gefühl überfrachtet zu sein, letztendlich nicht richtig organisiert zu sein. Bis gestern musste bei mir noch alles genau so sein, heute nenne ich es plötzlich Unordnung und ich weiß nicht wirklich warum.
Unordnung empfinden wir immer dann, wenn unser Bewusstsein wächst, wobei die vorliegende Ordnung plötzlich nicht mehr mit unserer neuen Erwartung übereinstimmt. Bewusstsein wünscht sich Leichtigkeit und Leichtigkeit heißt frei von Materie und Jedermann zu sein. Alles kann, aber nichts muss. Leider müssen wir alle zu viel und können zu wenig.
Ordnung mit sinkendem Konsum wird mit zunehmender Spiritualität immer wichtiger. Alles soll mit den Jahren neu geordnet werden mit dem Ergebnis, dass immer mehr das Haus verlassen wird. Immer wieder werden wir über unseren Konsum scannen und neue Entscheidungen über den Verbleib der restlichen Dinge treffen. So wird es von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer weniger, und jedes Mal, wenn wir eine solche Wegwerfaktion hinter uns haben, werden wir ein Stück entspannter und glücklicher, um dann wenige Monate später das Thema wieder neu zu beleben.
Ordnung schaffen endet damit, dass wir irgendwann nur noch ein Minimum haben und das bestimmt unseren Grad der Verhaftung in der Realität. Die Tibeter haben einen Stuhl, einen Tisch, ein Bett und einen Schrank und haben damit nur sehr wenig Bezug zur Realität. Das Ganze finden wir nur deshalb für uns unvorstellbar, weil unsere Spiritualität so unnatürlich niedrig ist.
Mit wachsender Spiritualität verlieren sich somit die Dinge, die uns in der Realität festhalten, bis wir eines Tages aus der Realität draußen sind. Nun haben wir nur noch Dinge, die wir als essentiell erachten und diese erfüllen nur den Zweck, um in diesem Moment, dem Jetzt, gerade noch „vernünftig“ leben zu können, und dienen ganz sicher nicht mehr dazu, unser Umfeld damit noch irgendwie zu beeindrucken.
Dieser Minimalismus heißt nicht Armut, er heißt nicht Kompromiss, es ist auch keine Spinnerei, die irgendwann wieder vergeht. Dieser Schritt ist die Konsequenz für unseren neuen geistigen Reichtum. Denn je spiritueller wir werden, umso armseliger wird unsere Realität geschmückt sein, was uns zuerst verwundert – vielleicht auch ein wenig erschreckt, aber dann erfreut, weil wir uns insgesamt freier fühlen, und freier fühlen heißt sich glücklicher zu fühlen. So verhindern wir zum großen Teil unser Glück nur dem Müll, den wir über die Jahrzehnte angehäuft haben.
Obwohl diese Lebensweise so viele Vorteile hätte, ist es für viele doch schwierig sich darauf einzulassen, weil ohne Konsum, wer sind wir dann noch? Über was wollen wir mit diesen Spiritualisten denn reden? Mein Haus, mein Auto, meine Familie, das zieht nicht mehr. Wir spüren, dass wir keine Brücke zu ihnen bauen können. Die Unterschiede sind zu groß, sodass wir schon im Ansatz aufgeben. Lassen wir uns dennoch mit ihnen ein, weil wir irgendwie den Eindruck gewinnen, dass es vielleicht das Richtige für uns sein könnte, fühlen wir uns sofort verschlungen. Sie akzeptieren kein Drumherum, sie wollen Deine Seele sehen, nur das macht sie noch an, nur das treibt sie noch an. All Deine Benimmregeln und Wissenschaftsquatscherei, alles was du schon getan hast und was du noch tun willst, haben keine Bedeutung für sie. Mit nichts aus der Realität können wir sie noch beeindrucken.
Wenn wir also wieder frei sein wollen, wirklich wollen, dass unsere Seele wieder atmen kann, dass wir wieder so unbeschwert werden, wie in unserer Jugend, voller Tatendrang, geradeaus, den Schalk im Nacken, die Gefühle ohne Umschweife auszuleben, dann sollten wir alsbald anfangen unseren Ballast von uns zu werfen, wovon der Konsum ein entscheidender Anteil wäre. Neunzig Prozent des durchschnittlich unnützen Zeugs könnten wir schrittweise in den kommenden Jahren und Jahrzehnten reduzieren.
Das eigene Haus, als Beispiel, ist immer eine starke Realitätsverbindung. Die Immobilität, also das Unbewegliche eines Hauses mit seinen tausenden von Gegenständen, drückt uns ganz automatisch in die Realität. Wenn wir aber anfangen diese Realitätsverstärker von Bord zu schmeißen, werden wir erkennen wie die Psyche die Kurve kriegt und unser persönliches Glück wieder in Reichweite kommt.
WENN DU ETWAS ERWARTEST, WIRST DU SICHERLICHENTTÄUSCHT
Die ganze Welt setzt auf Abhängigkeiten. Jeder ist von jedem abhängig. Da gibt es Gesetze und Verordnungen und die vielen „Das macht man nicht“- Gesetze, die zwar nirgends geschrieben stehen, aber scheinbar noch verbindlicher auf uns wirken als die legislativen, und das alles finden wir ganz normal.
Macht generiert Abhängigkeiten, und Abhängigkeiten ziehen Erwartungshaltungen nach sich. „Ich bin enttäuscht von Dir, eigentlich hätte ich erwartet, dass…“ ist eine klassische Machtansage. Der Enttäuschte steht über dem Dienstleister, der nun kläglich versagt hat. Solche Sätze schmerzen richtig, gehen direkt unter die Gürtellinie. Wir sind mit solchen Kommentaren so schnell bei der Hand und belasten damit völlig unbedacht unsere Beziehungen. Dabei ist doch die Lösung so nah, denn, so sagt doch der Volksmund: „Wenige Worte der Liebe sind wertvoller als viele Worte des Scheltens“.
Wenn Du etwas erwartest, wirst Du sicherlich enttäuscht. Erwartungen sind klare Ausprägungen der Realität, die uns solange treiben, wie wir noch zu wenig in unserem spirituellen Raum agieren.
Sind wir in der geistigen Welt angekommen, bleibt das bei uns, was bleiben will. Was nicht bei uns bleiben möchte, darf gehen. Wir kämpfen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr dafür. Gekämpft wird nur in der Realität mit dem Schmerz, der auf dem Fuße folgt. In der Spiritualität fließt alles. Menschen und Güter kommen und gehen, nichts gehört davon uns. Wir freuen uns, wenn es zu uns kommt, und wenn es wieder geht, wissen wir, etwas Neues wird kommen. Vielleicht nicht direkt danach, weil wir noch nicht so weit sind, aber alles hat seine Bedeutung. Wir greifen ab jetzt nicht mehr in die Realität ein, um hinterher wieder unglücklich zu werden.
Am Anfang ist es schwer überhaupt etwas loszulassen, weil wir immer noch meinen, dass es uns gehört. Aber was kann uns in einer virtuellen Welt denn schon gehören?
Wir werden erkennen, dass das Loslassen und Entrümpeln der eigenen vier Wände etwas Erleichterndes hat, wir sogar mit weniger Besitztum in unserem Umfeld weit mehr geschätzt werden, weil wir keine Vergleichsmöglichkeit mehr liefern, denn der Vergleich ist der Tod einer jeden Beziehung. Wir werden bald ein Anker für die Menschen, ein Ratgeber für persönliche Belange - Du wirst es sehen. Auch unsere eigenen Erwartungen gehen schlagartig runter, wir werden neutraler, wir werden ein wenig wie die Schweiz und das schätzen die Seelen um uns herum.
Sie alle können sich mit Dir nicht mehr messen, weil Du ja nichts mehr hast, es ist ja so offensichtlich. Damit spüren sie wie leicht sie doch zu entwaffnen sind. Wollten sie gerade noch mit irgendetwas angeben, stellen sie unmittelbar fest, dass Du nicht mehr nach ihren Spielregeln spielst. Jede Angeberei wirkt in dieser Situation so lächerlich, sodass sie es erst gar nicht probieren. Ich erkenne urplötzlich, dass ich nur dann die Macht habe, wenn der andere, ebenso wie ich, unter den gleichen Spielregeln spielt. Spielt er sie nicht, bin ich entwaffnet. Aber warum kann ich jemanden so leicht entwaffnen? Das geht doch nur deshalb, weil die Macht, das Geld, der Konsum lediglich ein billiges Ablenkmanöver für das wirkliche Leben mit der Liebe sind.
Wenn wir nichts mehr erwarten, dann fühlen wir uns wohl, dann sind wir in unserer Mitte, dann haben wir es geschafft. Es ist der Beginn einer neuen Zukunft. Es macht uns nicht mehr mürrisch, wenn uns einer mal böse anschaut oder uns nicht zum Geburtstag gratuliert, um sich vielleicht zu rächen, oder einfach nur, weil er es vergessen hat. Es macht ja nichts mehr, weil wir unser Umfeld, aber auch uns selbst, nicht mehr so wichtig nehmen. Wir registrieren es zwar, aber es tut nicht mehr weh. Auch ist es uns nicht mehr so wichtig gefeiert zu werden - wir vergessen fast unseren eigenen Geburtstag, weil er an Bedeutung verliert, weil er unwichtig wird.
Wir verlieren den Anspruch etwas Besseres zu sein. Wir sind nun komplett, wir brauchen nicht noch kompletter werden. Wir lösen uns von der Realität und erzeugen nun unseren ganz eigenen Realitätskanal, der lediglich von unseren Gedanken geprägt wird.
Die anerzogene Erwartungshaltung abzulegen ist sicherlich nicht ganz so einfach,