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haben. Du, jetzt dürfen wir uns nicht mehr aus den Augen verlieren.«

      Auch Karla glühte und war glücklich.

      Freundschaft war doch für sie ein Fremdwort. Wie lange hatte sie darauf verzichten müssen. Selbst mit dem Bruder konnte sie nicht mehr freundschaftlich verkehren, Hanko hatte alles zerstört.

      »Du musst kommen, Claudia wird sich freuen. Sie ist ein hübsches Ding. Kannst du morgen, am Samstag? Karla, du darfst einfach nicht nein sagen. Wir erzählen uns von alten Zeiten. Vielleicht können wir mal zusammen ein Klassentreffen veranstalten.«

      Karla fühlte sich regelrecht überfahren, aber sie konnte nicht ablehnen.

      »Ich komme gern.«

      »Meine Mittagspause ist jetzt leider vorbei. Also, dies ist meine Adresse, Karla. Ich erwarte dich. Ich backe auch einen Kuchen. Du siehst einfach fabelhaft aus.«

      Ehe Karla noch etwas antworten konnte, war Vera schon im Menschengewühl untergetaucht. Die Gute, dachte sie lächelnd, so war sie immer. Ein lustiger Kumpel, mit ihr konnte man Pferde stehlen. Sie war einmalig. Den Kaffee hatte sie vergessen zu bezahlen. Karla übernahm das gern.

      Ein warmes, herzliches Gefühl schlich in ihr Herz. Sie war heiter und schon lange nicht mehr so froh gestimmt wie heute. Erst als sie daheim war, kam ihr die bittere Erkenntnis: Vera wusste ja nichts von ihrem Beruf. Sie würde sich abwenden, wie all die andern, wenn sie hörte, dass sie eine Dirne war. Doch sie war ihre Freundin. Sie hatte sich echt gefreut.

      Und wenn sie ihren Beruf verschwieg?

      Karla wurde traurig.

      Morgen war Samstag. Wenn sie einfach nicht hinging und untertauchte? Vera hatte in der Eile nicht mal ihre Telefonnummer aufgeschrieben.

      Karla stöhnte auf.

      »Was soll ich machen? Was nur?«

      Lange betrachtete sie ihr Spiegelbild.

      »Du bist ein Feigling«, murmelte sie. »Ja, das bist du wirklich. Du stehst zu deiner Arbeit. Zumindest sagst du dir das die ganze Zeit vor. Jetzt handle auch danach. Du hast es dir selbst eingeprägt.«

      Sie ging in ihrer eleganten Wohnung auf und ab.

      »Gut«, murmelte sie wieder nach einer Weile. »Ich werde hingehen. Das bin ich ihr schuldig. Dann werde ich es ihr beichten. Sie wird mich aus der Wohnung werfen, und ich bin wieder allein. Ich will aber den Mut aufbringen und ihr meine Meinung dazu sagen, wenn es dazu kommen sollte.«

      4

      An diesem Abend war sie zerfahren. Mäxi musste sie wiederholt in die Wirklichkeit zurückholen.

      »Machst du den Ausflug mit mir? «

      »Wie? Ach, ich habe gar nicht zugehört. Was hast du gesagt?«

      »Morgen ist Samstag. Ich wollte ans Meer fahren. Kommst du mit?«

      »Ich habe schon eine Einladung.«

      »Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut.«

      »Vielleicht nächsten Samstag, mal sehen.«

      »Meinst du es ernst? «

      »Ich sage dir noch Bescheid.«

      Mäxi war sauer.

      »Du spielst mit mir«, sagte er ärgerlich. »Das habe ich gar nicht gern, Karla.«

      Sie sah ihn erstaunt an.

      »Mein lieber Freund, ich glaube, du bildest dir das nur ein. Ich habe im Augenblick ganz andere Sorgen.«

      »So lass sie mich doch wissen, vielleicht kann ich dir helfen, Karla.«

      »Da drüben ist ein Stammkunde von mir, entschuldige.«

      Sie entfernte sich.

      Der Gast umarmte sie. »Wie habe ich mich nach diesem Augenblick gesehnt. Komm rasch.«

      Sie ging mit ihm auf das Zimmer. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, nahm er sie schon leidenschaftlich in die Arme. Sie mochte Peter recht gern, hin und wieder fing sie sogar Feuer, wenn sie in seinen Armen lag. Doch heute war das nicht der Fall. Langsam zog sie sich aus. Er stand gegen den Schrank gelehnt und betrachtete sie genüsslich.

      »Warum können die anderen Frauen nicht so frei in der Liebe sein, Karla? Warum erpressen sie uns mit unserer Leidenschaft? Ich hasse das. Du weißt ja gar nicht, wie es ist, davon abhängig zu sein und sich zu unterwerfen.«

      Er meinte seine eigene Frau. Sie hielt ihn knapp in der Liebe. Wenn sie etwas nicht erreichte, nannte sie ihn auch noch einen Schwächling. Sie machte ihn vorher moralisch fertig, so dass er nicht mehr in der Lage war, sie zu lieben.

      Karla legte sich auf das Bett und streckte die Arme nach ihm aus.

      »Vergessen wir, was war, lieben wir uns nur, Peter.«

      Er sank in ihre Arme, streichelte ihre Brüste, küsste sie, wollte sich ganz vergessen. Sie war perfekt in der Liebe und doch so natürlich. Er fühlte sich nicht schlecht bei ihr. Sie gab ihm das Gefühl, dass er auf der gleichen Welle lag, und das war so köstlich. Er konnte sich dem Strom hingeben und war eins mit ihr. Sie spürte seine Leidenschaft, und er fühlte die Glut in seinen Lenden aufsteigen. Ihr Bauch, die herrlichen Beine, alles war für die Liebe geschaffen. Auch seine Frau war schön, aber eben eine kalte Schönheit. Er nahm das Mädchen und fühlte sich später wie ein neuer Mensch.

      Karla sagte, als sie sich wieder anzog: »Vielleicht solltest du mal mit deiner Frau reden?«

      »Über Sex?« Er lachte rau auf. »Das ist kein Thema, das ist für uns tabu. Darüber spricht man in der feinen Gesellschaft nicht.«

      »Glaubt sie, du lebst wie ein Mönch?«

      Peter hatte geduscht und zog sich ebenfalls an.

      »Manchmal glaube ich, sie ist ganz froh, dass ich so wenig von ihr will. Vielleicht möchte sie mich in die Arme einer anderen Frau treiben. Das ist bequemer für sie.«

      Er ließ sein Hemd sinken und blickte Karla an.

      »Können Frauen ohne Liebe leben?«

      »In gewisser Weise ja, Peter. Weißt du, sie sind schwer zu wecken und erwarten viel. Die meisten Männer sind nicht bereit, auf die Frauen einzugehen, und dann sperren sie sich.«

      »Verflixt, sie machen es uns aber auch verdammt schwer. Immer müssen wir anfangen. Immer müssen wir ein Nein riskieren, du, das ist wirklich hart für uns. Warum kommen sie uns nicht entgegen, so wie du? Du vergibst dir doch auch nichts. Es ist einfach herrlich mit dir.«

      »Danke für das Kompliment, aber ich bin eine käufliche Ware, vergiss das nicht.«

      »Rede doch nicht solchen Unsinn, Karla. Wenn ich frei wäre, würde ich dich auf der Stelle heiraten.«

      »Ist das wirklich wahr?«

      Sie fühlte Wärme in ihr Herz aufsteigen.

      Peter nahm sie wieder in die Arme.

      »Du bist auch die große Ausnahme, Karla. Ich bin zu vielen Mädchen gegangen, bevor ich dich getroffen habe. Mit dir ist es einmalig.«

      Sie lächelte ihn an. Im Herzen dachte sie: Wenn er es ernst meint, vielleicht wandelt sich doch noch die Welt? Vielleicht können wir in Zukunft in Ruhe arbeiten und anerkannt werden?

      »Sollen wir zusammen etwas trinken?«

      »Gern, gehen wir also.«

      »Ich werde bald wieder kommen. Ich brauche dich einfach mehr und mehr. Du bist wie ein Schwamm, weißt du das?«

      »Nein, wie sollte ich auch.«

      Der Abend und die Nacht verliefen wie üblich, und Karla beglückwünschte sich wieder einmal, dass sie

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