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in Nairobi!“

      Amber zuckte mit keiner Wimper.

      Für eine Sekunde huschte ein Schatten über Davids Gesicht. Erinnerungen an Jessica, „The Rose of India“ und den wendigen Reber, und er allein zurückblieb. Amber war ohne ein Wort abgereist. Krass! Aber längst Geschichte. Er meinte jovial: „Wollte dich immer mal anrufen, aber du siehst selbst: Keine Chance, bei der Menge Arbeit.“

      Sein Charme perlte an ihr ab. Sie war schließlich nicht seinetwegen hier. Sie hatte einen Fall zu klären.

      „Die korrekte Anrede ist Kommissarin Amber Glättli. Die Schiffsreise…“, sie wollte nicht daran denken. „Das war mal…“.

      Ausgerechnet er musste das erwähnen, nach allem, was sie auf dem Schiff durchgemacht hatte, war sie nicht mehr, sie selbst gewesen. Sie hatte die Beruhigungs-Tabletten mit Sekt runtergespült. Das konnte er ihr sicher nicht nachtragen. Warum sagte sie ihm das nicht?

      „Kommen wir zur Sache!“

      Mit einem Anflug von Melancholie suchte David in ihrem Gesicht nach der Gefährtin, die mit ihm durch die Hölle gegangen war. Sie hatte die wogenden Haare abgeschnitten, ihr weicher Körper wirkte trainiert, und ihre warme Stimme, die einem im Bauch kribbelte, war laut wie die eines Ausbildungsoffiziers. Als wollte er nicht wahrhaben, was er sah, wanderte sein Blick wiederholt über ihr Antlitz.

      „‘Sie‘ ist etwas ungewöhnlich, nach allem was wir zusammen erlebt haben. Meinetwegen können wir uns in der Öffentlichkeit siezen, aber unter uns: No!“

      Er klatschte in die Hände. „Ach, Amber! Entschuldige meine schlechten Manieren. Darf ich dir einen Espresso anbieten, einen Cappuccino, oder hättest du lieber einen Saft?“ Gut gelaunt wies er auf die Sitzecke.

      „Nein danke, und Duzen, nur unter uns!“

      „Verstehe, beeilen wir uns.“ Er nahm seinen Kalender zur Hand und studierte ihn: „Mal sehen. Morgen gegen sechzehn Uhr, oder lieber nächsten Dienstag? Nein?“ Seine Mundwinkel blieben oben, obwohl seiner guten Laune die Luft ausging.

      Amber entnahm ihrer Handtasche ein Papier und hielt es ihm wortlos hin.

      Konsterniert las er: „Beschluss des Untersuchungsrichters … tadam… tadam… mit sofortiger Wirkung vorübergehend die Bautätigkeit einzustellen…! - Bist du von Sinnen!“, schrie er.

      „Bingo! Mit dieser Antwort sind Sie im Einklang mit 87,3 Prozent aller Betroffenen einer einstweiligen Verfügung“, teilte sie ihm freundlich mit, als hätte er einen Preis gewonnen. „Steht da vielleicht ‚von Sinnen‘ irgendwo unter dem Kleingedruckten?“, fragte sie gespielt.

      „Beantworte bitte folgende Fragen: …“

      Er unterbrach sie und hielt beide Hände zum Stoppzeichen hoch: „Dein Timing ist grottenschlecht, sorry.“ Er griff zum Telefon und bellte in den Hörer: „Kannst du den Carlson im Hotel abholen … danke dir!“ Gehetzt sah er sich um: „Ich muss dem Vorarbeiter Bescheid sagen und die Arbeiter umdisponieren, bevor alle weglaufen, sonst versinke ich im Frischbeton.“

      Er wählte erneut, während er sie musterte. ‚Wohl mit dem falschen Bein aufgestanden. Wieder so eine, die ihre Macht missbraucht, um ihr Selbstwertgefühl aufzurichten. Wollen mal sehen, wer hier der Boss ist!‘

      Amber trat an seinen Tisch, drückte auf die Gabel und unterbrach die Verbindung. „Wir müssen alle unseren Job erledigen, meiner ist es, Leute unvorbereitet zu befragen, ob es dir passt oder nicht“, stellte sie klar.

      „Das ist nicht das Thema. Ich muss die Handwerker orientieren“, drängte er.

      „Hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen, beantworte meine Fragen, und sobald die Spurensicherung ihre Arbeit getan hat, sind wir weg.“

      „Versprochen?“

      Sie schaute ihn nur an. „Ich habe auf der Homepage des Wellnesscenters gelesen, dass es von einem Unternehmer-Konsortium gebaut wird und du der verantwortliche Bauführer bist.“

      „Wenn es so dasteht… Was soll dann die Frage?“

      „Erklär mir bitte: Wer sind all die Unternehmer? Gibt es zusätzliche Investoren, und wie sind die Mehrheitsverhältnisse aufgeteilt?“

      „Eigentlich ist das Geschäftsgeheimnis, aber ich gebe dir besser die richtigen Informationen. Bitte dich deshalb, die Angaben diskret zu behandeln.“ Amber nickte und er fuhr fort: „Das Konsortium besteht aus vier Hauptinvestoren, die Allgemeine Vereinsbank, Dumonts Import & Export, Rudolf Kunz und meine Wenigkeit. Wir halten je zwanzig Prozent der Anteile, den Rest halten Kleinanleger.“

      „Wann ist die Eröffnung?“

      „Das steht auch auf der Homepage“, knurrte er, „Im nächsten Frühling, Anfang April, wenn alles nach Plan läuft.“

      „Wem könnte es zum Vorteil gereichen, wenn der Bau verzögert werden würde?“

      „Da gibt es immer Interessengruppen, zum Beispiel einen Umweltverband, Politiker oder Anwohner, die alle Einsprachen erheben könnten, aber mir ist nichts bekannt. Das Ergebnis ausgewogener Öffentlichkeitsarbeit“, sagte er nicht ohne Stolz. „Von Unternehmerseite her verteuert sich der Bau um jeden Tag, den es länger dauert, bis eröffnet werden kann. Das hieße, verlangsamte Amortisation und fehlende Einnahmen, all das drückt auf die Rendite.“

      „Besitzt du ein Auto?“

      Er blinzelte: „Was hat das damit zu tun? Ja – einen Toyota Pick-up.“

      „Benutzt ihn außer dir sonst noch jemand?“, hakte sie nach.

      „Was soll die Frage?“

      „Wir haben am Anfang der Kriechspur des Opfers verdächtige Reifenabdrücke sichergestellt, die eindeutig von deinem Wagen stammen. Wie erklärst du das?“

      Er sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost. „Ist dir schon aufgefallen, dass ich hier arbeite und täglich mit meinem Auto Spuren in den Matsch mache!“, brüllte er. Er musste seine Wut einmal herauslassen.

      „Gerade deshalb, weil du viele Spuren machst, würde es am wenigsten auffallen. Die Gipsnegative zeigen vorne links den dünneren Reifen eines Reserverades. Nach Aussage deiner Autowerkstatt ließest du ihn erst am Montagmorgen flicken. Es war also dein Pick-up! Wenn niemand anderer ihn gefahren hat – warst du es?“

      David ärgerte sich: Da schickten sie diese lächerliche, halbe Portion, und ehe er sich versah, zog sie die Schlinge um seinen Hals zu. Verdammt aber auch. „Ich habe die Schlüssel am Samstagabend Vero gegeben, aber nicht, dass du jetzt gleich losrennst und sie vernimmst. Sie hat nichts damit zu tun.“

      Nervös sprang er auf und tigerte hin und her. Er hasste es, vor ihr sein Leben ausbreiten und sich rechtfertigen zu müssen. Aber er sah keine andere Lösung. „Es ist so: In der Ehe meines Freundes Emilio kriselte es. Nichts ist mehr, wie es war, romantisch und liebevoll, nein, nur noch Gehässigkeiten und Streit.“

      Jedenfalls sorgte er sich um das befreundete Paar. Er hatte mit Emilio im H&M ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn von Darios neuer Freundin gesucht. Ratlos war er mit seinem Freund von Regal zu Regal der Männerabteilung geschlendert und hatte ihm zugehört. „Da sagt sie zu mir: ‚Wenn du nicht kompromissbereit bist, sind wir geschiedene Leute!‘ Einfach so! Was sagst du dazu, eine glückliche Ehe von sieben Jahren will sie damit aufs Spiel setzen.“

      Bis dahin hatte David mitbekommen, dass Emilios Frau die Joghurts im Kühlschrank unten einräumen wollte, und er dagegen findet, sie gehören oben hin, es wäre viel praktischer und man müsse sich nicht bücken.

      David blieb stehen bei den Gürteln und entschied sich schließlich für einen mit gehämmerter Verzierung, während Emilio redete, als gäbe es kein Morgen mehr.

      „Was interessiert es die Joghurts, ob es ein Grad kühler hat? ‚Es macht keinen Sinn oben alles reinzustopfen und unten ist das Fach leer‘, hat sie gesagt. Kannst du mir sagen: Hat es einen Einfluss auf die Kühlung, ob man die

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