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es recht kurz wurde, verschaffte es uns doch ein paar interessante Einblicke in das Leben eines kurdischen Barbiers. Laut Pesr war der Job nicht allzu hart oder anstrengend und auch finanziell in Ordnung. Zum Barbier geht man in Kurdistan nicht nur, um sich pflegen zu lassen, sondern auch, um einfach da zu sein und Freunde zu treffen – eines der Dinge, die ich so in vielen Ländern gesehen habe und die in unterschiedlichen Kulturen gleich sind.

      Keine Visa für Iran

      Tags darauf gingen wir zum iranischen Konsulat in Erbil, um die Visa abzuholen, die wir im Voraus angemeldet hatten. Der Wachtposten an der Tür warf einen Blick in unsere Pässe, sah uns an und fragte: »British?« Wir bejahten. Er fing an zu lachen, schüttelte den Kopf und sagte: »British, no!« Wir wurden schließlich doch ins Hauptgebäude vorgelassen, nur um zu erfahren, dass die Visa noch nicht da seien. Als am nächsten Tag das Büro, das die Visa vermittelt hatte, mitteilte, dass sie nun bereit lägen, hatten wir uns schon anders entschieden. Der Gedanke, mit unseren ganzen Kameras und Mikrofonen in völlig unbekanntes Gelände vorzustoßen, gefiel uns inzwischen nicht mehr so gut.

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      Einsamkeit in der kurdischen Bergregion. Ich hätte Stunden hier stehen können.

      QALADZE

      Wir entschieden uns, das kurdische Abenteuer erst mal fortzusetzen und später darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Ich nahm Kontakt mit meinem Freund in Liverpool auf, der uns empfahl, mit einem Sammeltaxi nach Qaladze (auch Qalat Dizah genannt) zu fahren, was ein paar Stunden dauern würde. Unterwegs kamen wir an einer ganzen Reihe militärischer Checkpoints vorbei, an denen wir jedes Mal aussteigen, unsere Pässe vorzeigen und erklären mussten, wohin wir fuhren und warum. Jedes Mal grüßte ich mit »Choni« (»Wie geht’s«), was ein Lächeln auf die bis dahin sehr strengen Gesichter zauberte. Wenn wir die Pässe zurückbekamen, sagte ich »Supas« (danke) und hatte schon wieder einen Stein im Brett.

      Man hat mich schon in vielen Ländern für einen Einheimischen gehalten, und auch hier zeigten die Soldaten auf mich und sagten: »Kurdi«. Mike dagegen fiel jedes Mal auf. Er war der Hauptgrund, warum wir immer aussteigen mussten. Ein großer, hellhäutiger Grieche geht in den Bergen Kurdistans nun mal nicht als Einheimischer durch.

      Wenn wir ins Dorf wollten, hielten wir einfach ein Auto an. Hier kannte jeder jeden.

      Bei der Familie meines Freundes

      Schließlich kamen wir bei der Familie meines Freundes an und wurden von seinen Cousins, Brüdern und Schwägerinnen willkommen geheißen und sehr freundlich aufgenommen. Wir alle schliefen auf schmalen Matten im Gemeinschaftsraum. Jeden Tag frühstückten wir mit ihnen bei Sonnenuntergang (es war schließlich Ramadan) und ließen uns von ihrem Leben im Dorf erzählen. Sie sehen nur selten Besucher, und auch sonst kommen nicht viele Leute dorthin – oder gehen von da weg. Es ist ein einfaches Leben mit einfachen Berufen in der Landwirtschaft oder den Läden im Ort. Touristen sieht man keine in diesem abgeschiedenen, ruhigen Flecken. Wenn wir ins Dorf wollten, stellten wir uns einfach an die Straße und hielten ein Auto an. Hier kannte jeder jeden – zumindest um eine oder zwei Ecken herum.

      Aram’s Barbershop

      Ich bat Mahmood, mir ein paar Barbiere in der Gegend zu nennen, und er bat wiederum seine Brüder und Cousins, uns zu den Läden seiner Freunde zu bringen. So kamen wir zunächst zu Arams Laden, den es erst seinen einigen Jahren gab.

      Aram hatte auch schon eine Zeitlang in Großbritannien gelebt, musste aber zurückkehren, weil es rechtliche Probleme mit seinem Immigrationsstatus gegeben hatte. Ähnlich wie mein Freund Mahmood hatte er in England gelernt, Haare zu schneiden, und konnte mit diesen Fähigkeiten hier seinen Laden aufmachen.

      Aram erklärte uns, wie sehr der Gang zum Barbier zum Leben kurdischer Männer gehört. Gut auszusehen und eine schicke Frisur zu haben ist ihnen wichtig, vor allem, wenn Treffen zum Picknick oder Feste wie Geburtstage oder Hochzeiten anstehen. Die meisten gehen alle paar Wochen zum Friseur, um immer gut auszusehen.

      Seine Kunden waren hauptsächlich Freunde, Freunde von Freunden oder Cousins. Er kannte praktisch jeden, der zu ihm kam, kaum einmal verirrte sich auch jemand aus einer anderen Stadt hierher. Es war interessant zu sehen, wie Aram seine in Großbritannien erworbenen Fähigkeiten anwendete, um die Haare und Bärte nach kurdischem Geschmack zu schneiden.

      Der Versuch, ihn zu interviewen, während er mir gleichzeitig die Haare machte, scheiterte leider. Das Multitasking überforderte ihn – aber um ehrlich zu sein, ich kann das auch nicht. Wir interviewten ihn dann eben noch ein zweites Mal.

      Milan Barbers

      Als wir fertig waren, zeigte Aram zu einem anderen Laden gegenüber, wo sein Freund Hamza einen Laden namens Milan Barbers betrieb. Hamzas Geschichte war ähnlich wie die von Aram, allerdings hatte er fast zehn Jahre lang in Großbritannien als Friseur gearbeitet und war erst vor zehn Monaten in seinen Heimatort zurückgekehrt. Er arbeitete allein und genoss seine Selbstständigkeit, ohne einen Boss über sich zu haben. Einer seiner Cousins kam jeden Tag dazu, um die Fadentechnik zu erlernen – eine Technik der Haarentfernung mit einem Baumwollfaden.

      Lustigerweise hatte ich damals in England die Fadentechnik von Mahmood gelernt, meinem Freund, bei dessen Familie wir jetzt zu Gast waren. Sie ist im Nahen Osten und einigen Teile Asiens sehr verbreitet. Man entfernt damit Gesichtshaare von Frauen und bringt auch Bärte und Augenbrauen von Männern in Form. Die Grundlagen dieser Technik zu lernen hatte mir damals nicht viel Mühe bereitet, doch wenn man sie wirklich gut beherrschen und dabei auch schnell sein will, dann braucht man eine Menge Übung. Man kann dafür einen normalen Baumwollfaden nehmen, im Profibereich verwendet man allerdings etwas stärkere Fäden, die auch weniger flauschig sind als normales Garn.

      Der Name Milan Barbers bezog sich übrigens auf Hamzas Sohn, den er in Großbritannien hatte zurücklassen müssen – wieder so eine Sache mit dem Immigrationsstatus –, doch ich hoffe, dass sie jetzt wieder zusammen sein können.

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      »A happy pair of men«. Diese beiden entdeckte ich im Vorbeigehen. Kurdische Friseurläden sind immer auch soziale Treffpunkte.

      Ein Haarschnitt an der iranischen Grenze

      Bevor wir unsere Arbeit in Kurdistan beendeten, wollte ich noch meinen Scenic Haircut machen. Mahmoods Bruder brachte uns in die Berge in eine wunderbare Gegend, wo ich ihm die Haare schnitt. Die Weite und Stille dort werde ich nie vergessen. Nur hier und da hörte man ein Auto in der Ferne vorbeifahren. Die Grenze zum Iran war fast in Sichtweite.

      Wir waren vier oder fünf Tage in der Gegend und bekamen nach und nach eine Vorstellung davon, wie es sein musste, derart ab vom Schuss und gleichzeitig eingeklemmt zwischen Iran und Irak zu leben, noch dazu mit einer jüngeren Geschichte der Gewalt, wie man sie sich in anderen Teilen der Welt nicht wirklich vorstellen kann. Und trotzdem fühlten wir uns sehr wohl und sicher hier und brachen eigentlich nur wieder auf, weil die Reise ja weitergehen musste.

      Zurück nach Erbil kamen wir auf demselben Weg wie hin. Wir verbrachten noch eine Zeit mit Ali und stiegen dann zum ersten Mal, seit wir in England aufgebrochen waren, in ein Flugzeug. Unser Ziel war Dubai – wir wollten sehen, was eine der extravagantesten Städte der Welt in Sachen Barbershops und Kultur zu bieten hatte.

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      Haarschnitt in der unglaublich schwülen Wüste von Dubai. Eine tolle Landschaft, aber meine Sonnenbrille beschlug dauerndwegen der hohen Luftfeuchtigkeit.

      DUBAI

      VON ERBIL AUS NAHMEN WIR ALSO DEN FLIEGER nach Dubai. Es war Anfang September,

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