Скачать книгу

wunderbar nach Pferd und Sonne. Fiona streichelte die helle Stirnlocke und den muskulösen Hals. Das Pony zuckte ein wenig und tänzelte zur Seite.

      „Habe ich dir wehgetan?“, fragte Fiona erschrocken. Doch das Pony stand schon wieder still und brummelte zufrieden. Fiona entspannte sich. „Ich glaube, du machst nur Spaß, Goldpony. Kann das sein?“, fragte sie lächelnd. Sie blickte dem Pony in die ausdrucksvollen dunklen Augen und es blickte lange zurück. Dann trat es wieder näher und berührte Fionas T-Shirt mit Maul und Nasenrücken. Fiona spürte die Wärme, die von dem Pferdekörper ausging. Das Pony prustete und sein Atem strich über Fionas Arm. Das fühlte sich einfach wundervoll an! Sie schloss die Augen.

      Doch das goldene Pony hatte genug gekuschelt. Es stupste Fiona das Maul leicht gegen den Bauch, trabte davon und fiel schließlich in den Galopp. Dabei warf es den Kopf hin und her und wieherte ausgelassen. Der Rappe und der Fuchs ließen sich anstecken und galoppierten ebenfalls einmal um die Koppel. Nur die Schimmelstute betrachtete alles ganz ruhig. Fiona musste lachen.

      Nach seiner Galopprunde kam das Goldpony noch einmal an den Koppelzaun und ließ sich von Fiona streicheln. Sie strich mit der Hand über seine Wange und die Nase. Dann glitten ihre Finger unter die Stirnlocke, wo es besonders warm und weich war. Sie kraulte das Pony und wuschelte ihm mit der Hand durch die langen goldenen Haare.

      Plötzlich stießen Fionas Finger gegen etwas Hartes.

      „Huch!“, machte sie und zog ihre Hand zurück. „Was war das denn, Goldpony?“

      Das Pony schnaubte und machte einen Schritt rückwärts. Bei der Bewegung fiel eine dicke Haarsträhne zur Seite. Ein zart schimmernder Edelstein, geschliffen wie ein Diamant, aber undurchsichtig wie Gold, kam zum Vorschein.

      „Ein Stein?“, hauchte Fiona. Sie streckte die Hand aus, doch das goldene Pony schüttelte den Kopf, die dichte Mähne schloss sich und der Stein war verschwunden.

      Kapitel 2

      Auf dem Lichtenberg

      Einige Tage später fuhr Fiona wieder mit dem Rad die Landstraße entlang. Sie warf einen Blick zur Koppel am See, doch das Maisfeld verstellte ihr die Sicht. Außerdem fuhr ihr Vater auf seinem Rennrad vor ihr her und hatte es eilig. Das machte Fiona aber gar nichts aus. Sie erwartete etwas noch viel Schöneres, als die Ponys auf der Koppel nur anzusehen und zu streicheln: eine echte Reitstunde!

      Nach mehreren Besuchen beim Goldpony auf der Wiese am See hatte Fiona ihren ganzen Mut zusammengenommen und mit ihren Eltern geredet. Und es war ganz leicht gewesen! Mama und Papa entschuldigten sich sogar, dass sie nicht von selbst auf die Idee mit den Reitstunden gekommen waren. Nur eine Bedingung hatten sie gestellt: Fiona musste allein zum Hof und zurückfahren.Wegen der vielen Arbeit im Schwimmbad hatten ihre Eltern einfach keine Zeit, sie zu begleiten. Fiona hatte natürlich zugestimmt. Und dann hatte sich ihr Papa trotzdem auf sein Rennrad geschwungen. „Ich möchte meine neuen Nachbarn und deine Reitlehrerin doch gern persönlich kennenlernen“, hatte er erklärt.

      Die Landstraße machte eine Kurve, aber Fiona und ihr Vater fuhren geradeaus weiter auf ein Hoftor zu. Hof Lichtenberg stand auf einem Schild. Fiona mochte den Namen, auch wenn es in der Gegend weit und breit keine Berge gab. Es gab nichts als Felder und Wiesen und neben dem Hof ein winziges Reetdachhaus mit einem Garten voller Blumen.

      Fiona und ihr Vater rollten auf den Hof und stellten ihre Räder vor einem gemütlich aussehenden Fachwerkhaus ab. In Fionas Bauch kribbelte es. Hoffentlich war hier wirklich das Zuhause ihres Goldponys! Neugierig sah sie sich um. Neben dem Wohnhaus standen Ställe, Schuppen und Scheunen. Überall wuchsen Blumen und auf einem Stück Rasen vor dem Haus lag eine getigerte Katze in der Sonne. Ein ungefähr achtjähriges Mädchen saß im Schneidersitz daneben und streichelte ihr über den Rücken. Mit einem Krächzen flog eine Elster vom Dach auf und segelte dicht über Fionas Kopf hinweg.

      „Willkommen!

      Du bist sicher Fiona. Ich bin Leonore Lichtenberg.“ Eine Frau mit langen Haaren, in Reithosen und karierten Kniestrümpfen, kam über den Hof auf sie zu. Freundlich schüttelte sie erst Fiona, dann ihrem Vater die Hand. An ihrem Finger funkelte ein Ring mit einem schwarzen Stein, der gleichzeitig regenbogenbunt schimmerte.

      „Hof Lichtenberg ist kein normaler Reiterhof mit tausend Reitschülern“, erzählte Leonore Lichtenberg. „Aber ich freue mich, wenn ab und zu ein paar nette Kinder kommen, um meine Ponys zu bewegen. Wir werden sehen, ob du zu uns passt, Fiona. Okay?“

      „Okay“, flüsterte Fiona. Sie wurde immer aufgeregter und konnte es kaum abwarten, dass ihr Papa und Frau Lichtenberg ihr Erwachsenengespräch beendeten. Die Tigerkatze maunzte, stand auf, machte einen Katzenbuckel und stolzierte auf langen Beinen von dem Mädchen weg. Es hatte ein rundes Gesicht und eine Stupsnase und sah der Katze traurig hinterher. Doch die strich nun um Leonore Lichtenbergs Beine. Fiona kniete sich hin, um sie zu streicheln.

      „Das ist Herr Elch“, sagte Leonore. „Er ist ein miserabler Mäusejäger, dafür aber ein sehr guter Spinnenfänger.“ Die Tigerkatze namens Herr Elch schnurrte wie zur Bestätigung.

      Fiona grinste, unsicher, ob das alles ein Scherz war. „Heißt er in echt so?“, fragte sie. „Und fängt er wirklich Spinnen, Frau Lichtenberg?“

      „Aber natürlich. Und nenn mich ruhig Leo. Wollen wir jetzt zu den Ponys?“, fragte die Hofbesitzerin.

      Fiona konnte nur nicken. Sie verabschiedete sich von ihrem Vater und rannte Frau Lichtenberg hinterher.

      „Wir haben vier Ponys“, erklärte Leonore auf dem Weg zum Stall. „Luna, Tiger, Opal und Sunny. Meine fleißigen Helferinnen haben sie schon von der Koppel geholt. Nachher ist Reitstunde, aber vorher nehme ich dich an die Longe. Ich möchte erst einmal sehen, ob du überhaupt zu Sunny passt. Sie ist nicht immer ganz einfach.“

      Bevor Fiona fragen konnte, was Leonore damit meinte, fuhr die Reitlehrerin fort: „Und diese beiden Schönheiten sind übrigens Lise und Lotte.“

      Fiona bemerkte einen Auslauf neben dem Stall. Darin standen zwei grauschwarze Schweine mit sehr dicken Bäuchen. Als Leo näher trat, wackelten sie grunzend zum Zaun.

      „Hängebauchschweine“, erklärte Leonore weiter. „Na, Hunger, Liselotte?“ Sie streichelte den Tieren nacheinander über die borstigen Rücken. „Es gibt erst heute Abend wieder etwas zu futtern, sonst werdet ihr zu dick.“

      Fiona betrachtete grinsend Lises und Lottes Bäuche, die fast auf dem Boden schleiften. Na, hoffentlich sahen die Ponys besser aus! Schnell folgte sie Leonore in den Stall.

      Alles im Pferdestall war groß, luftig und sauber, von der gefegten Stallgasse bis zu den Sattelböcken und Boxengattern. Auf einer Seite befanden sich mehrere Pferdeboxen, auf der anderen Seite waren vier Ponys angebunden. Im hellen Sonnenlicht, das durch das Tor am anderen Ende des Stalls fiel, konnte Fiona zuerst nur ihre Umrisse erkennen. Endlich ließ das Blenden nach.

      Fionas Herz machte einen Satz. Ein Rappe, ein Fuchs, eine Schimmelstute und ein Pony mit goldfarbenem Fell: Auf Hof Lichtenberg lebten tatsächlich ihre Ponyfreunde von der Koppel am See!

      „Goldpony!“, rief Fiona und lief, ohne nachzudenken, zu ihrem Liebling hin. Glücklich streichelte sie seinen Nasenrücken.

      „Nanu, kennt ihr euch?“, fragte Leonore.

      Fiona wurde rot. „Ich habe sie auf der Koppel gesehen“, sagte sie.

      Leonore lächelte. „Mehr als gesehen, scheint mir“, sagte sie. „Angefreundet habt ihr euch! Umso besser. Schließlich sollst du heute auf Sunny reiten.“

      „Sunny?“ Fiona wusste nicht, wovon Leonore sprach.

      „Sunny“, wiederholte die und zeigte auf das goldfarbene Pony. „Dieses

Скачать книгу