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Die esoterische Botschaft der Märchen. Manfred Ehmer
Читать онлайн.Название Die esoterische Botschaft der Märchen
Год выпуска 0
isbn 9783748281856
Автор произведения Manfred Ehmer
Жанр Религия: прочее
Серия Edition Theophanie
Издательство Readbox publishing GmbH
Die Löwengestalt des Sphinx weist uns hin auf das Große Platonische Jahr, jene gewaltige Wanderung des Frühjahrspunktes durch alle Tierkreiszeichen innerhalb von 25.920 Jahren, sie verweist insbesondere auf das prähistorische Löwe-Zeitalter (10.950–8790 v. Chr.), in das die Überlieferung den Untergang des alten Erdteils Atlantis verlegt; aber auch die Wissenschaft sieht in dieser Periode das Ende der letzten Eiszeit. Und Hans Künkel hat in seinem Buch DAS GROSSE JAHR (1922) viel Intuition bewiesen, als er die Sphinxgestalt mit dem Löwe-Zeitalter in Verbindung brachte: „Die Sphinx ist älter als die älteste Pyramide. Sie ist aus den Gesteinsrippen eines heute verschwundenen Felsenberges herausgehauen. In unzugänglichen Gesteinskammern ihres Innern birgt sie das Geheimnis des Äons, das vielleicht in einem einzigen Meisterwort besteht. Die Sphinx von Gizeh hat ein Menschenantlitz und einen Löwenleib. Nach der Symbolik, der sich die alten Völker bedienten und derer wir uns vielleicht unbewusst noch heute bedienen, mögen wir vermuten, dass uns in der Sphinx ein Wahrzeichen des Löwezeitalters erhalten geblieben ist. Um das Jahr 10.000 vor Christi Geburt stand der Frühlingspunkt im Tierkreiszeichen des Löwen.“26
Und entspricht das Löwe-Weltzeitalter zeitlich denn nicht genau der „Altsteinzeit“, von der wir durch Funde hinlänglich wissen, dass Ägypten in ihr unter klimatisch völlig andersartigen Bedingungen von Menschen bereits besiedelt war? Geologische Untersuchungen, die man seit 1979 am Urgestein des Sphinx vornahm, haben massive Wasserschäden am Bauwerk zutage gebracht, die nur durch heftige Regengüsse (Sintflut?) oder durch ein regenreiches Klima wie während der Altsteinzeit bewirkt sein können. Hier die Deutung des Archäologen John A. West: „Lange bevor sich Ägypten in eine Wüste verwandelte, war das Giseh-Plateau eine fruchtbare Savanne. An ihrem Rand häufte sich im Laufe der Zeit Gestein auf, aus dem unbekannte Steinmetze einen gewaltigen Kopf herausschlugen. Den Kopf einer Gottheit oder eines Löwen. Als der Kopf fertig war, wurden 100 Tonnen schwere Kalksteinblöcke herausgeschlagen und am Tal-Tempel sowie am Sphinx-Tempel scheinbar mühelos in Position gebracht. Jahrtausende vergingen, und sintflutartige Regenfälle wetzten die Sphinx nahezu auf ihre heutige Größe. Als der Regen endete, wandelte sich die einst fruchtbare Savanne in die Wüste Sahara um. Der Wüstensand begrub die Sphinx bis zum Hals und konservierte somit das Bauwerk und seine Verwitterungsspuren am Körper. Der Kopf der Sphinx hingegen schrumpfte und wurde möglicherweise neu gemeißelt. Die Könige der vierten Dynastie, die Erbauer der Pyramiden um 2500 v. u. Z., gruben die Sphinx aus und restaurierten den Kopf. Auch Pharao Chefren erbaute die Sphinx nicht, sondern ließ sie lediglich restaurieren.“27 Nach dieser Deutung ist der Sphinx von Gizeh, dies Wahrzeichen einer untergegangen Kultur, rund 12.000 Jahre alt! Der Sphinx würde somit zu den ältesten Kultursymbolen der Menschheit überhaupt gehören; und es besteht kein Zweifel, dass ein so uraltes Symbol tiefe Wurzeln im kollektiven Unbewussten der Menschheit besitzen muss.
Der Phönix
Über den Wundervogel Phönix wird uns folgendes berichtet: „Einen Vogel aber gibt es, der sich selbst verjüngt und neu erschafft. Die Assyrer nennen ihn Phönix. Weder von Korn noch von Kraut, sondern von den Tränen des Weihrauchbaums und dem Saft des Balsamstrauchs lebt er. Hat er ein Alter von fünfhundert Jahren erreicht, so baut er sich auf den Zweigen der Steineiche oder im Wipfel der schwanken Palme mit seinen Klauen und dem reinen Schnabel ein Nest. Sobald er sich darin ein Lager aus Sennesblättern und zarten Rispen der Narde, am Zimtrindenstücken und gelblicher Myrrhe bereitet hat, setzt er sich hinein und endet sein Dasein in Wohlgerüchen. Darauf soll zu einem gleich langen Leben aus dem Leib des Vaters ein kleiner Phönix hervorgehen. Wenn diesem die Jahre Kraft verliehen haben und er der Last gewachsen ist, dann befreit er die Zweige des hohen Baums von der Bürde des Nestes, trägt fromm seine Wiege und des Vaters Grab durch die leichten Lüfte zur Stadt des Sonnengotts und setzt es dort vor der heiligen Pforte des Sonnentempels nieder.“28
Das Urbild des Phönix stammt aus Ägypten. Der griechische Name Phoinix ist nur ein Lehnwort für die Bezeichnung eines heiligen Vogels, den die Ägypter Benu oder Boine nannten; ursprünglich als Bachstelze, dann als Reiher dargestellt, galt er als Wesen, das bei der Erschaffung der Welt auf dem Urhügel erschienen war. Er wurde als eine Erscheinung des Sonnengottes Re gesehen und hatte in Heliopolis, der Kultstadt dieses Gottes, eine eigene Wohnstätte. Später indes wurde er mit dem Osiris, der stirbt und wiederaufersteht, gleichgesetzt. Wiederauferstehung und Neugeburt ist der Grundsinn der Phönix-Mysterien. Der Phönix ist ein Auferstehungs-Symbol und bedeutet esoterisch die Geburt eines neuen spirituellen Ich aus den Schlacken des alten Ego. Als Sinnbild des durch den Tod sich erneuernden Lebens wurde der Wundervogel mit vielerlei Umdeutung von Griechen und Kirchenschriftstellern übernommen; allein von den Römern stammt die Neufassung der Sage, die besagt, der Phönix würde sich alle 500 Jahre in einem Feuersturm selbst verbrennen und sodann aus der Asche neu aufsteigen; als Heimat des Fabeltiers wurden nun so sagenumwobene Länder wie Arabien oder Indien genannt.
Seit dem 2. Jh. n. Chr. übertrugen die Kirchenväter das Bild des Phönix auf Christus. Wir dürfen daher auch im Phönix ein Sinnbild des Inneren Christus-Lichts sehen. Aber auch in zahlreiche Märchen ist das Phönix-Motiv eingedrungen. Oft erhält der Held den Auftrag, diesen Wundervogel aus einem fernen Land zu holen, ihn seiner goldenen Federn zu berauben oder ihm Geheimnisse zu entlocken. Dabei hat sich der Phönix, gleich dem Greifen oder dem Einhorn, oft zu einem dämonischen Wesen gewandelt; hieran sieht man, wie in den Volksmärchen der ursprüngliche esoterische Sinn der Ursymbole oftmals völlig verloren ging.
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