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sorry, mir tuts echt leid für die Kleine, aber es hat nichts mit mir und meinem Leben zu tun. Er hat rumgeheult, dass man ihn womöglich verdächtigen würde und es nun erst recht auf gar keinen Fall rauskommen darf, dass wir beide ein Verhältnis haben. Weil er dann als Kinderficker dastünde und er erst recht verdächtig wäre.«

      »Dabei musste er gar nichts fürchten, er hat ja dich als Alibi.«

      »Hat er. Genau das fürchtet er aber.«

      29

      »Kommen wir voran?«, fragte Max Pfeffer.

      Froggy schüttelte den Kopf. Dann deutete er auf die geschlossene Tür hinter sich. Das Vernehmungszimmer. Froggy war eben heraus­gekommen. »Bella hat ihn schon eine ganze Weile in der Mangel, aber er leugnet. Er sagt, er ist unschuldig.«

      »Die Schuhabdrücke?«

      »Er gibt zu, dass er mal an der Marienklause war. Womöglich auch kurz vor dem Mord an Polina, aber …« Froggy zuckte mit den Schultern. »Es kommt immer das große Aber. Ich hol mir jetzt mal einen Kaffee? Auch einen?«

      »Nein, ich denke, es wird Zeit für den Bad Cop.«

      »Bella ist schon der Bad Cop.«

      »Okay, dann mach ich eben den Good Cop.«

      »Der bin doch ich«, sagte Froggy ernsthaft entrüstet.

      »Nicht mehr.« Pfeffer sah auf den Stapel Akten, den er in der rechten Hand hielt. »Ich habe alles durchgesehen. Wir haben eine Menge, aber ich fürchte nicht genug. Wo sind überhaupt die Ergebnisse von den Dating-Portalen?«

      »Die …« Froggy kratzte sich am Hinterkopf. »Die habe ich weggelassen. Heute hieß es doch beim Jour fixe, die Staubwasser hätte gesagt, dass wir die Migrantenspur außer…«

      »Frau Staubwasser, Erdal, nicht die Staubwasser, bitte. Was die Kriminaldirektorin sagt, ist eine Sache, was wir umsetzen, eine andere. Und Frau Staubwasser hat nicht gesagt, dass wir Spuren außer Acht lassen sollen. Sie hat nur empfohlen, worauf wir uns konzentrieren sollen. Daher möchte ich ganz nebenbei alles haben, was du von den Dating-Portalen an Info bekommen hast. Danke.«

      Als Max Pfeffer kurze Zeit später das Vernehmungszimmer betrat, schwiegen sich Bella Hemberger und Robert Nowak gerade an. Bella, das erkannte Pfeffer sofort, war geladen, kurz vorm Explodieren. Sie saß weit zurückgelehnt da, den rechten Arm auf die Rückenlehne ihres Stuhls gestützt. Nowak saß trotzig vor sich hin auf den Boden starrend auf seinem Stuhl.

      »Sie haben Herbert Förster die Fotos von Polina geschickt«, sagte Bella Hemberger laut und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch vor sich. »Sie, Herr Nowak, haben die freizügigen Fotos an Ihren Schwager geschickt. Warum?« Tatsächlich hatten die Techniker der Polizei auf Nowaks Smartphone Chatverläufe und andere Daten mühelos wiederherstellen können. Ganz wie Pfeffer gesagt hatte. Die meisten Menschen vergessen respektive wissen gar nicht, dass etliche Apps automatisch Sicherungskopien in die Cloud stellen, um aus Versehen gelöschte Daten wiederherstellbar zu machen. Bei Polina war das anders, die hatte die entsprechenden Dienste deaktiviert. So hatten sie Nowak nachweisen können, dass er die Fotos des Kindermädchens an Hebert Förster geschickt hatte.

      »Ich wollte ihm nur zeigen, was ich mit den neuen Filtern machen kann«, sagte Nowak leise.

      »Dazu schreiben Sie aber nichts! Kein Wort von Filtern, von Fototechnik! Herrgott noch mal, Herr Nowak, wie oft sollen wir das denn noch durchkauen?«

      »Dann ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass ich gar nichts zu den Fotos geschrieben habe!«, wurde Robert Nowak plötzlich laut.

      »Richtig«, bestätigte die Hauptkommissarin. »Und warum?«

      »Weil ich mit ihm direkt darüber gesprochen habe!«

      »Wir wissen, dass Herbert Förster an dem Tag, um die Uhrzeit, als Sie ihm die Fotos geschickt haben, einen Termin in Augsburg hatte. Und Sie waren in München. Da können Sie schwer mit ihm Auge in Auge geredet haben. Und Herr Förster hat uns gegenüber ausgesagt, dass er die Fotos von Ihnen unverlangt geschickt bekommen hat.«

      »Mein Gott! Kann sein. Das ist ewig her. Okay!« Er fuhr sich über den Kopf. »Also bitte, dann sage ich Ihnen, wie es wirklich war.«

      »Zeit wirds«, knurrte Bella Hemberger.

      »Herbert hat mich gebeten, diese Fotos von Polina zu machen, verstehen Sie? Er wollte Fotos von ihr. Nicht ich. Ich fand sie völlig abtörnend, nett, aber unsexy. Herbert hingegen … Na, er wollte nicht als Lustgreis dastehen. Vor allem durfte Susa nichts erfahren, ja, nicht mal ahnen. Darum hat er sich Polina gegenüber immer sehr zurückgehalten. Vielleicht hat er sie mal angefasst, kann sein, aber es durfte auf keinen Fall auffallen. Seine Karriere und so! Also hab ich die Fotos von Polina gemacht und ihm geschickt, damit er sich … keine Ahnung … drauf einen runterholen kann. Das wars. Und ja, ich hab ihm auch ein Foto von meinem Pimmel geschickt, damit er mal sieht, was ein richtiger Schwanz ist. So, zufrieden?«

      »Warum nicht gleich so, Herr Nowak?«, mischte sich nun Max Pfeffer ein, versöhnlich, einfühlsam im Ton. Er legte seinen Aktenberg auf den Tisch. »Wir haben schon darüber gerätselt, warum Sie Herrn Förster Fotos von Ihrem Penis geschickt haben. Es hätte ja auch sein können, dass Sie ihm damit zeigen wollten, dass Sie mit Frau Komarowa schlafen würden. Sagen Sie, kann es nicht doch sein, dass Sie in Polina Komarowa verliebt waren?«

      »Nein! Ich habs doch gerade erklärt!«

      »Und sie hat Sie abgewiesen, nicht wahr? Das waren ganz schön viele Demütigungen in der letzten Zeit, hm? Scheidung, Privatinsolvenz, beinahe obdachlos. Puh. Sehr schwierig.«

      »Das hat doch überhaupt nichts … Deswegen bringe ich doch niemanden um.«

      »Ich verstehe das doch, Herr Nowak«, sagte Pfeffer. »Diese ungünstige Situation, dass Sie bei Ihrer Schwester Unterschlupf suchen mussten. Das war bestimmt nicht einfach. Noch dazu, wo Ihre Schwester Sie für einen Versager hält. Jeden Tag diese Demütigung!«

      Nowak schrumpfte noch mehr in sich zusammen.

      »Und dann Ihr Schwager«, fuhr Pfeffer fort und schüttelte langsam den Kopf. »Nicht gut. Und dass er Sie öffentlich ›Loser-Bob‹ nennt, ist wirklich unschön.«

      »Tut er nicht«, sagte Nowak.

      »Doch. Tut er. Ja, das schmerzt. Wenn man das alles zusammennimmt, dann versteht jeder, was für ein gewaltiger Druck auf Ihnen gelastet hat. Und Sie ein Ventil brauchten. Dass Ihnen das alles zu viel wurde. Nicht wahr? Sie hatten es satt, die Demütigungen weiter zu schlucken. Weiterhin von dem Mann abhängig zu sein, der Sie verachtet. Da sind Sie dann ausgerastet und wollten irgendwem weh tun …«

      »Nein!«

      »Sie wussten, dass Ihr Schwager Polina attraktiv fand. War der Mord an ihr womöglich ein Zeichen für Ihren Schwager? Dass Sie auch Macht haben? Macht über Leben und Tod sogar?«

      »Nein! Ich weiß ja nicht einmal, wie sie ermordet wurde! Erwürgt, das ja, aber sonst? Das stand nicht in den Zeitungen. Sehen Sie, ich kann es gar nicht gewesen sein. Womit ist sie denn erwürgt worden?«

      »Sagen Sie es uns.«

      »Oh, ja sicher.« Robert Nowak lachte verzweifelt. »Huh! Was wird das wohl gewesen sein?« Er spielte den Nachdenkenden. »Ah! Ich habe sie mit ihren eigenen langen Haaren erdrosselt!« Er lachte irre. »Logisch!«

      Pfeffer und Hemberger sahen sich lange an. Nowak beruhigte sich schlagartig, seine Augen zitterten zwischen den beiden Polizisten hin und her. »Nein«, sagte er dann tonlos und sackte in sich zusammen.

      »Doch«, antwortete Pfeffer. »Täterwissen, könnten wir beide nun denken, nicht wahr?«

      »Das war doch ein blöder Scherz«, flüsterte Nowak kaum hörbar. »Ich hab mir nur das Absurdeste ausgedacht, was … Ein blöder Witz! Ich wusste doch nicht … Woher denn?«

      Pfeffer und Hemberger warteten schweigend.

      »Ich … ich habe ein Alibi«, flüsterte

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