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Münchner Gsindl. Martin Arz
Читать онлайн.Название Münchner Gsindl
Год выпуска 0
isbn 9783940839725
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Kam sie Ihnen verändert vor?«, fragte Pfeffer. »Anders als sonst? Aufgedrehter?«
»Hmm, ja«, sagte Becky zögernd. »Sie war aufgedreht. Und sie hat sich auf das, was sie noch vorhatte, gefreut. Also sie war hibbelig und hat mir gesagt, dass sie es mir bald sagen wird, was und wie und so.«
»Haben Sie Drogen konsumiert?«
Becky schielte zu Susa Förster. Dann sagte sie ruhig: »Ja. Wir haben ein bisschen Gras geraucht.«
»Nichts anderes?«
»Nein. Was denn?«
»Pillen. Badesalz. Amphetamine«, sagte Pfeffer. »Sie sagten doch eben, dass Polina aufgekratzt war.«
»Kann sein.« Die junge Frau zuckte mit den Schultern. »Ich hab jedenfalls nichts genommen. Und Lucky sicher auch nicht. Der steht nicht auf Amphetamine oder so.«
»Sie sind also nach Hause, und danach haben Sie geschlafen?«, fragte Bella Hemberger.
Becky nickte und tupfte mit einem zerfusselten Papiertaschentuch Tränen fort.
»Allein?«
»Ja.«
»Und Lucky? Auch allein?«
»Sicher. Er hat keinen abgeschleppt.«
»Und Sie, Frau Förster?«, wandte sich Pfeffer an die Krimiautorin.
»Was soll diese Frage? Glauben Sie, ich renne nachts durch die Gegend und ermorde mein Kindermädchen? Warum sollte ich?« Susa Förster funkelte den Kriminalrat finster an.
»Wir wollen nur wissen, was Sie gestern Abend und in der Nacht gemacht haben«, sagte Pfeffer freundlich.
Die Krimiautorin machte »Pah«, dann: »Ich war am Abend zu Hause, alleine. Nein, nicht alleine, die Kinder waren da. Die haben natürlich geschlafen. Ich habe ferngesehen und bin so gegen zweiundzwanzig Uhr ins Bett gegangen. Ja, bevor Sie fragen, ebenfalls alleine. Mein Mann war gestern lange aushäusig, ein Geschäftstermin. Er ist so gegen dreiundzwanzig Uhr nach Hause gekommen. Ich bin kurz aufgewacht und habe auf die Uhr gesehen, als er ins Bett kam. Daher bin ich sicher.«
»Und heute früh?«, fragte Bella. »Wann sind Sie aufgestanden? Und wann Ihr Mann?«
»Mein Mann steht immer sehr zeitig auf. Oft schon um fünf Uhr früh. Er ist eine Lerche, ich eher die Eule. Er braucht sehr wenig Schlaf. Keine Ahnung, wann er aus dem Bett ist. Ich bin um halb acht aufgewacht und aufgestanden. Da war mein Mann schon längst auf.«
»Frage an Sie beide: Hatte Polina einen Freund? Partner?«
»Nicht, dass ich wüsste!«, sagte die Krimiautorin mit einem gleichgültigen Schulterzucken.
»Nein, hatte sie nicht«, antwortete Becky. »Ich wüsste zumindest von keinem. Wobei sie in irgendeinen Kerl verknallt war, den ich aber nicht kenne. War wohl eher Schwärmerei. Mit dem lief nichts. Keine Ahnung. Ist auch schon ein bisschen her. Ich weiß keinen Namen. Nur, dass sie ihn öfter gesehen und ihn angeschmachtet hat, aber er es nicht gecheckt hat.« Sie schniefte. »Sie hatte mal ’nen Freund, da muss ich aber nachdenken, wie der hieß. Ach, und dann noch den anderen. Das war nur ganz kurz.«
»Machen Sie uns mit Ihrem Mitbewohner bitte eine Liste von all den Menschen, mit denen Polina Kontakt hatte«, sagte Bella Hemberger.
»Hatte Ihre Mitbewohnerin irgendeine Beziehung zur Marienklause?«, fragte Pfeffer. »Ging sie da öfter hin? Hat sie gestern gesagt, dass sie da noch hinmöchte? Vielleicht war sie religiös?«
Becky schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat uns nicht gesagt, mit wem sie an dem Abend noch verabredet war. Sie sagte nur, dass es ziemlich wichtig sei, und dabei hat sie so komisch gegrinst. Aber religiös war sie schon. Sie hatte immer ein kleines Amulett mit der Jungfrau Maria getragen. Die Marienklause mochte sie schon, dahin haben wir ab und an einen Spaziergang gemacht. Sie mochte die Atmosphäre, das Mystische, wie sie fand. Sie hat halt immer so verrückte Sachen mit der Jungfrau Maria gesagt, dass die sie beschützen würde und so Zeug eben.«
»Das Amulett«, griff Bella Hemberger das Thema auf. »War es wertvoll?«
»Nein, denke nicht. So eine dünne Goldkette, ich glaube, nicht mal Echtgold, nur vergoldet und ein Emaillebildchen. Nichts Aufregendes. Es wäre übrigens schön, wenn ich es haben könnte«, sagte Becky. »Als Erinnerung an sie. Also, wenn das geht.«
»Dazu müssten wir es erst einmal finden«, antwortete die Hauptkommissarin lakonisch. »Und selbst wenn, dann müssten Sie das mit der Familie regeln. Apropos, können Sie uns die Kontaktdaten zu Polinas Familie geben?«
»Nein.« Becky schnäuzte sich. »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie aus der Nähe von Ulm kommt und die Familie aus Kasachstan stammt. Die sind wohl sehr konservativ.«
»Sie sagten, dass Polina für jemanden schwärmte, den sie häufiger sah und dass dieser jemand angeblich nicht weiß oder wusste, dass sie für ihn schwärmte. Vielleicht jemand aus dem Umfeld hier?« Pfeffer behielt bei der Frage Susa Förster genau im Auge. Die reagierte sofort.
»Was soll denn das heißen?«, echauffierte sie sich. »Unterstellen Sie etwa, dass mein Mann … also, mein Mann … mit diesem russischen Flittchen …«
»Flittchen?«, hakte Pfeffer nach. »Eben war sie noch das liebe Kindermädchen, das von Ihren Zwillingen vergöttert wurde.«
»Ich weiß, was ich gesagt habe.« Susa Förster hatte sich wieder im Griff. »Entschuldigen Sie meinen Ausbruch. So eine Nachricht muss man erst verdauen. Und ich kann Ihnen versichern, dass mein Mann sicher kein Interesse an diesem Mädchen hatte.«
»Da sind Sie sicher?«
»Ja. Ich kenne meinen Mann.«
»Sicher?«
»Mein Mann steht auf große Brüste«, antwortete Susa Förster mit selbstbewusstem Lächeln.
»Sie hat ja nur geschwärmt«, warf Becky ein. »Und ich glaube übrigens garantiert nicht, dass es Ihr Mann war, für den Polina geschwärmt hat.«
»Warum nicht? Warum sollte sie nicht für meinen Mann schwärmen?« Susa Förster sah Becky beinahe beleidigt an.
»Weil sie … na ja, verstehen Sie das jetzt nicht falsch …«, wand sich Becky, »weil sie nicht so gut über Ihren Mann gesprochen hat. Sie fand ihn nicht so toll.«
»Will heißen?«, fragte Pfeffer.
»Na ja, sie sagte, er sei voll das A…loch.« Becky sah verlegen zu Boden. »Mehrfach. Immer, wenn sie über ihn geredet hat.«
»Das ist ja eine Bodenlosigkeit!«, schnaubte Susa Förster.
»Tut mir leid, war halt so. Und dass er ein Tittengrabscher ist.«
»Ich verbitte mir das!«, rief Susa Förster.
»Ich kann nur sagen, was Polly gesagt hat«, antwortete Becky.
»Vielleicht auch nur Tarnung«, sagte Bella Hemberger. »Sie schimpft über ihren heimlichen Schwarm, damit es niemandem auffällt.«
»Ach.« Die Krimiautorin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mein Mann kann manchmal sehr streng sein. Vermutlich hat sie deswegen solche Gerüchte über ihn in die Welt gesetzt. Und wahrscheinlich schwärmte sie für den Nachbarsjungen. Mortimer Olberding von nebenan. Fescher Bub, groß, athletisch, sehr angenehme Erscheinung. Ein …« Susa Förster brach ab und blinzelte den schwärmerischen Ausdruck aus ihrem Gesicht. »Sie wird wohl kaum heimlich in unseren Gärtner verliebt gewesen sein.« Sie lachte künstlich.
»Ja, der Mörder ist immer der Gärtner«, sagte Bella Hemberger lakonisch.
»Und, was meinst du?«, fragte Bella schmunzelnd, als sie wieder im Wagen saßen und zurück in