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dann ist ja alles klar!“, lacht Josefine.

      Herr Habermann und sein Sohn Jakob schütteln allen die Hände und bedanken sich noch einmal. Die Mädchen tauschen ihre Telefonnummern und verabreden sich für den nächsten Mittwoch.

      Die Busfahrt und den Fußweg nach Hause über schwebt Kira wie auf Wolken. Sie würde endlich wieder einmal reiten dürfen. Sie träumt davon, auf einem schwarzen, wunderschönen Pony über eine grüne Wiese zu galoppieren, und ein kleines bisschen träumt sie auch von dem großen, blonden Jakob mit den zerzausten Haaren. Und vielleicht könnte aus dem Mädchen mit dem adligen Namen ja eine Freundin werden! Was für ein Glück, dass der Familienausflug diesmal auf ein Reitturnier geführt hat.

      Auf diese Weise hatte sie Josefine von Bodenhausen kennengelernt.

       Familie Gösser – Tage des Wartens

      Lukas, Kiras Mutter, Julia Gösser und sie selbst biegen um die letzte Straßenecke vor ihrem Zuhause. Na ja, ein richtiges Zuhause ist es für Kira nicht so wirklich. Nach dem Tod ihres Vaters musste die Familie hier einziehen. Die Wohnung liegt im 4. Stock eines Hauses mit 20 Mietparteien, und das Haus liegt in einem Block mit drei weiteren solchen Häusern. Früher wohnten sie in einer hübschen Wohnung und durften sogar den Garten mitbenutzen.

      Nun, dafür hat das Haus jetzt einen Aufzug, und die Wohnung hat einen kleinen Balkon. Leider ist die Wohnung nicht sehr groß, sodass sich Lukas und Kira ein Zimmer teilen müssen. Aber Mama hat das toll gelöst, indem sie eine dünne Trennwand eingezogen hat. Nun können die Kinder sich zwar immer hören, aber ein bisschen Privatsphäre haben sie jetzt doch.

      „So, ihr Lieben, es ist später Sonntagnachmittag. Jetzt kontrolliert bitte eure Schultaschen. Falls ihr irgendwelche Hausaufgaben vergessen habt, macht sie bitte noch, und packt die Sachen für morgen zusammen“, ermahnt Julia Gösser ihre Kinder.

      Kira seufzt. Sie muss noch zwei Seiten Englischvokabeln lernen. Dazu hat sie jetzt eigentlich gar keine Lust. Sie würde sich viel lieber in ihr Bett verkriechen und weiter von Pferden träumen. Aber sie geht gerne zur Schule. Sie besucht die siebte Klasse der Albert-Einstein Gesamtschule in Borkfeld. Kira will auf jeden Fall Abitur machen, um dann einen guten Beruf erlernen zu können und genug Geld zu verdienen, um ein entspanntes Leben zu haben.

      Na, und natürlich, um ihre Mutter zu unterstützen. Kira scheint dazu auf einem guten Weg zu sein. Ihre Noten sind alle gut, na ja bis auf Kunst. Zeichnen und Malen mit Ölfarben ist einfach nicht ihr Ding. Ihre Werke sehen immer aus wie die von Dreijährigen, die mit verbundenen Augen gemalt haben. Jetzt setzt sich Kira an den Schreibtisch und büffelt die Vokabeln.

      Später essen Lukas, Kira und ihre Mutter gemeinsam Abendbrot und lassen den Tag noch einmal Revue passieren. Lukas und Julia Gösser freuen sich mit Kira über das unerwartete Ereignis und die Möglichkeit, endlich noch einmal auf einem Pferd zu sitzen.

      „Hast du denn eigentlich noch eine Reitausrüstung?“, will Lukas wissen.

      Kira ist sich nicht so sicher, ob die Reithose noch passt. Schließlich hatte sie die ein Jahr nicht mehr an. Sie läuft schnell ins Kinderzimmer und kramt die Hose aus der hintersten Ecke ihres Schrankes. Kira quetscht sich in die Hose, zieht den Bauch ein und schließt den Knopf. Dann läuft sie zurück in die Küche. „Geht schon!“, japst sie.

      Kiras Mutter runzelt die Stirn: „Na ja, passen ist etwas anderes, aber für einmal wird es schon gehen. Du musst lange Socken darüber ziehen, damit man nicht sieht, wie viel die Hose zu kurz ist.“

      Kira denkt, dass ihre Mutter recht hat. Für das eine Mal wird es wohl passen. Es wäre auch kein Geld für eine neue Reithose vorhanden. Und wahrscheinlich hat das Mädchen mit dem adligen Namen die Verabredung schon längst wieder vergessen!

      Am nächsten Tag, das ist der Montag, geht Kira gut gelaunt in die Schule. Sie schreibt den Englisch Vokabeltest und hat das Gefühl, dass es eine gute Note dafür geben wird. Nachmittags hilft sie ihrer Mutter beim Einkaufen, und gemeinsam backen sie Brot und einen Kuchen. Lukas besucht einen Freund und kommt erst am Abend nach Hause.

      Am Dienstag in der Schule ist Kiras Laune schon nicht mehr so toll. Zum einen hat sich Josefine nicht bei ihr gemeldet, und zum anderen hat sie in den letzten beiden Stunden Kunst. Das Thema ist realistische Malerei. Na, das wird ein Riesenspaß.

      Am Nachmittag ist Kira richtig bedrückt. Josefine hat sich nicht gemeldet. Dann war die Dankbarkeit und die Freude wohl nur so daher gesagt. Sie sitzt jetzt bestimmt mit dem blonden Jakob in einem Café und lacht über Kira, die glaubt, nur weil man ein Pony einfängt, dürfe man direkt auf eine Verabredung und einen Ausritt hoffen. Na, dann eben nicht, denkt sich Kira. Nur nicht entmutigen lassen.

      Sie ruft Lukas und bietet ihm an, auf dem Hof eine Runde Fußball mit ihm zu spielen. Das lässt er sich nicht zweimal sagen, schnappt sich seine Turnschuhe und rennt die Treppen zum Hof herunter. Kira kann ihm kaum folgen. Nachdem sie sich richtig ausgetobt haben, schaut Lukas seine Schwester von der Seite an: „Sei nicht traurig, vielleicht meldet sie sich ja noch.“

      Kira nimmt ihren Bruder in den Arm und sagt :„Und wenn nicht, dann hab ich ja immer noch dich!“

      Die Kinder lachen und laufen zurück zum Haus. Auf dem Weg treffen sie Frau Pfeiffer, die sich mit zwei Einkaufstüten abmüht. Schnell nehmen sie ihr die schweren Taschen ab und tragen sie zum Aufzug. Frau Pfeiffer bedankt sich und gibt jedem einen kleinen Schokoriegel.

      „Aber Frau Pfeiffer das ist doch nicht nötig!“

      „Doch, doch das ist schon nötig, und das mache ich sehr gerne. Ihr seid so nette Kinder!“ Gemeinsam fahren sie mit dem Aufzug nach oben. Frau Pfeiffer steigt im dritten Stock aus und wünscht den Kindern noch einen schönen Tag. Lukas und Kira fahren noch ein Stockwerk weiter, bis zur vierten Etage. Dort steigen sie aus und klingeln an der Wohnungstür. Vorhin haben sie im Fußball Fieber ganz vergessen, den Haustürschlüssel mitzunehmen, und Kira hat auch ihr Handy im Zimmer liegen gelassen.

      Julia Gösser begrüßt die Kinder fröhlich und schickt sie erst mal zum Händewaschen und dann in die Küche: „Für jeden von euch habe ich einen kleinen Brownie gemacht; schnappt ihn euch, und ihr dürft ihn sogar mit in euer Zimmer nehmen. Guten Appetit!“ Die beiden nehmen sich die kleinen Kuchen und bedanken sich bei ihrer Mutter. Lukas setzt sich an den Küchentisch und zieht mit dem Fuß seine Schultasche heran. Er muss noch ein paar Matheaufgaben erledigen. Kira geht mit dem Brownie ins Kinderzimmer.

      Für einen Moment hat sie ihre Enttäuschung über den nicht stattgefundenen Anruf vergessen. Jetzt seufzt sie und denkt sich: „Ach, na dann eben nicht!“ Sie wirft sich rückwärts auf ihr Bett. Dann fasst sie neben sich und tastet nach ihrem Handy. Sie öffnet ihre Nachrichten. In ihrer Klassengruppe fragt Tom nach den Englischhausaufgaben. Kira muss laut kichern. Tom fragt jeden Tag nach irgendwelchen Hausaufgaben. Was macht der nur während des Unterrichts? Zuhören wohl kaum. Aber zwei Mitschüler haben schon reagiert und seine Fragen beantwortet. Und dann ist da noch eine Nachricht. Kira wird es plötzlich ganz flau im Magen.

      Es ist eine Nachricht von Josefine von Bodenhausen! Nein. es sind sogar zwei Nachrichten! Die erste ist ein schüchternes Hallo? In der zweiten hört sich Josefine ganz traurig an: „Schade dass du dich nicht gemeldet hast. Ich dachte du würdest gerne einmal mit mir zum Stall fahren!“ Sie schrieb weiter, dass sie sich freuen würde, wenn Kira sich vielleicht doch noch melden würde.

      Kira ist total perplex. Es handelt sich um ein Missverständnis!!! Kira hatte gedacht, Josefine würde sich zuerst melden, und umgekehrt hat Josefine das auch von Kira gedacht. Sie jubelt laut und hüpft im Zimmer herum.

      Ihre Mutter steckt den Kopf zur Tür herein: „Alles gut?“

      „Und ob,“ ruft Kira begeistert.

      Ihre Mutter schüttelt lächelnd den Kopf und schließt die Tür. Kira nimmt ihr Handy und liest die Nachrichten noch einmal durch. Dann antwortet sie: „Hallo Josefine. Natürlich möchte ich mit dir zu den Ponys fahren. Ich hatte mich nur nicht getraut, dir zu schreiben.“

      Auf Antwort muss sie nicht lange warten. Josefine

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